Motu Proprio: Summorum Pontificum


Zusatzinfo

Was der Papst will:

es folgt ein Zitat:Lassen sie mich das ganz klar sagen: Der Heilige Vater will, daß die überlieferte Form der Messe regulärer Bestandteil des liturgischen Lebens der Kirche wird, damit alle Gläubigen – die jungen wie die alten – sich mit den alten Riten vertraut machen und von ihrer spürbaren Schönheit und Transzendenz profitieren können. Der Heilige Vater will das sowohl aus pastoralen als auch aus theologischen Gründen."

Dario Kardinal Castrillón,
14. 6. 2008, in London
Quelle

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Hier bestimmt der alte Ritus
das Leben:


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Mißverständnisse und Fehldarstellungen – diesmal aus den Ordinariaten

Auf unserer Bücherseite: Neuere Literatur zur Liturgiereform

Ist die alte Messe judenfeindlich? Zur Antisemitismus-Diskussion

Archiv: Oktober 2009

Aktuell:

Kardinal Cañizares Llovera

Kardinal Cañizares setzt Maßstäbe

31. 10. 2009

Der spanische Kurienkardinal und Präfekt der Gottesdienstkongregation Cañizares wird am Fest Allerheiligen in der römischen Kirche der "altrituellen Gemeinde" Ss. Trinita ein feierliches Pontifikalamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus feiern - nicht das erste in diesem Jahr. Der Kardinal, der erst vor knapp einem Jahr in sein römisches Amt berufen wurde, erweist sich immer mehr als einer der aktivsten Helfer des Papstes bei der Wiederherstellung des liturgischen Lebens der Kirche.

Cañizares zeichnet verantwortlich für das neue Compendium Eucharisticum der Kongragation, das soeben in lateinischer Sprache erschienen ist und in dem die gleichberechtigte Rolle der alten Liturgie mehrfach betont wird - nicht zuletzt dadurch, daß es den vollen Text des Ordo Missæ sowohl nach dem alten Ritus von 1962 als auch nach dem neuen von 1970 enthält.

In einem Interview mit der spanischen Zeitung Catalunya Christiana hat der Kardinal die Grundlinien seiner Tätigkeit dargelegt. Ein Kernsatz:

Zitat: Wir arbeiten derzeit ohne viel Aufhebens davon zu machen an einer ganzen Reihe von Ausbildungsprojekten. Das steht an erster Stelle: Eine gute und korrekte liturgische Ausbildung. Das ist ein kritisches Thema, denn die gegenwärtige Ausbildung ist einfach unzulänglich. Die Leute denken, Liturgie wäre eine Sache der Form und äußerer Gegebenheiten doch was wir wirklich brauchen ist die Wiederherstellung eines Sensoriums für den Gottesdienst und für Gott als Gott.

Hier haben wir größere Auschnitte des Interviews für Sie übersetzt.

Priesterweihe in der Unterkirche von Clear Creek 2008

Verschiedene Wege des Ordenslebens

29. 10. 2009

Aus dem Benediktinerkloster von Clear Creek kommt über Fr. Zuhlsdorf eine bemerkenswerte Nachricht: Am kommenden Sonntag werden zwei junge Mönche dort ihre feierlichen Gelübde ablegen - und zwar in der alten Form der Zeremonie, wie sie bis zu den Reformen der 70er Jahre üblich war. Die Mönche werden ihre Profess in die Hände des Abtes von Fontgombault, des Mutterklosters von Clear Creek ablegen, der vom hl. Vater kürzlich die Genehmigung erhalten hat, für sämtliche liturgischen Riten - also nicht nur für die Feier der hl. Messe - wieder zur alten Ordnung zurückkehren zu dürfen.

Sr. Donna Quinn (l.) mit Kollegin im Einsatz

Nahezu gleichzeitig erreichte uns über LifeSiteNews eine erschütternde Nachricht aus einem anderen Zweig des amerikanischen - wenn man davon noch sprechen kann - Ordenslebens. Ökumenische Initiativen haben vor vielen amerikanischen Abtreibungskliniken Mahnwachen postiert, die Frauen in Notlagen eine letzte Möglichkeit zu Beratung und Hilfe anbieten. Die Betreiber der Unternehmen haben darauf mit der Einrichtung von „Clinic Escorts“ reagiert, die verhindern sollen, daß die Berater die Frauen ansprechen. Als eine solche „Clinic Escort“ fungiert - mit Rückendeckung ihrer Priorin - in Hinsdale, Illinois, seit Jahren auch die Dominikanerin Sr. Donna Quinn. Anscheinend trägt sie zu dieser Gelegenheit sogar eine Abart des sonst verschmähten Habits.

Update 3. 11.: Die öffentliche Dikussion über das Verhalten von Sr. Donna Quinn hat den Konvent von Sisinawa inzwischen dazu bewogen, das Verhalten der Schwester zu misbilligen und sein Festhalten an der Position der Kirche zur Abtreibung zu bekräftigen. Quelle.

Pfarrer Rodheudt am 24. 10. im Albertinum

Zwischen Geist und Gespenst

27. 10. 2009

Am vergangenen Samstag hat in Bonn der 11. Workshop der „Generation Benedikt“ stattgefunden - wir hatten kurz darauf hingewiesen. Thema war die Unterscheidung der Geister am Beispiel des 2. Vatikanums, dessen sehr divergente Interpretationen nicht nur den damaligen Kardinal Ratzinger zu der Frage führten, ob der vielbeschworene Konzilsgeist nicht eher ein übles Gespenst sei. Um die hunderte Teilnehmer feierten in Bonn die Liturgie im alten Ritus und diskutierten mit prominenten und profilierten Sachverständigen über die Erträge des Konzils im vergangenen Jahrhundert.

Bilder von der Veranstaltung haben wir noch keine gesehen, aber Stanislaus von Politisch Unpolitisches hat einen ausführlichen Bericht insbersondere über die Diskussionsveranstaltungen ins Netz gestellt. Das Gespenst des Konzils, so scheint uns, ist auf dem Rückzug.

Inzwischen gibt es auch erster Bilder auf exsultet.net und bei Flickr.

Erzbischof Patabendige Ranjith

Der Bischof als Hüter der Liturgie der Kirche

26. 10. 2009

Erzbischof Ranjith, bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof von Colombo im vergangenen Juni zweiter Mann in der Gottesdienstkongregation, hat im Oktober ein Rundschreiben zur rechten Ordnung der Liturgie an alle Priester und Gläubigen seiner Diözese gerichtet. Das Rundschreiben zeichnet in den darin aufhgezählten Mißständen ein trauriges Bild von den Zerstörungen der Liturgie und des Glaubens, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten in großen Teilen Asiens unter dem Vorwand der "„Inkulturation“ oder anderer Typen von „Modernisierung“ betrieben worden sind.

Insbesondere wendet sich der Erzbischof dagegen, die eucharistische Liturgie als nicht mehr als eine „Feier des Lebens“ darzustellen. Er kritisiert die Einfügung von "Praise- and worship"-Elementen und die Ersetzung der Psalmen in den Zwischengebeten durch Meditationstexte. Ausdrücklich empfiehlt er allen Gläubigen, die hl. Kommunion kniend und auf die Zunge zu empfangen.

Den vollständigen Text des Rundschreibens in Englisch und singhalesisch bietet die Website der Erzdiözese.

Msgr Guido Pozzo

Ein Schatz der Kirche, der für alle zugänglich sein soll

24. 10. 2009

In einem Interview mit dem italienischen Blog messainlatino.it hat der neue Sekretär von Ecclesia Dei, Msgr. Guido Pozzo, die Kontinuität seiner Arbeit mit dem bisherigen Kurs der Kommission unterstrichen. Er bekräftigte, daß das Motu Proprio sich an alle richtet, die die die alte Form der Liturgie schätzen oder sich neu für diesen „liturgischen Schatz der Kirche“ (Pozzo) interessieren - und nicht nur etwa an den kleinen Kreis derer, die schon immer daran festgehalten haben. Er machte außerdem klar, daß die im Begleitbrief zu Summorum Pontificum angesprochene Bestandsaufnahme nach drei Jahren nicht bedeute, daß das Motu Proprio nur ad experimentum gelte. Eine deutsche Übersetzung des Interviews bietet exsultet.net.

Messainlatino hat den Sekretär nicht darauf angesprochen, ob er etwas in der Sache der noch von der alten Kommission vorbereiteten „Ausführungsbestimmungen“ sagen könne, die dem Vernehmen nach schon seit bald einem Jahr veröffentlichungsreif sind. Unser Eindruck: Die Bestimmungen von Summorum Pontificum sind so klar, daß tatsächlich keine weiteren Erläuterungen erforderlich sind. Diözesane Machthaber, die daran mit Wortakrobatik herumdeuteln wollen, werden das mit ihrem Gewissen ausmachen müssen - und mit der Kommission Ecclesia Dei, die jetzt schon mehrfach Ordinariate zurechtgewiesen hat, die sich mit derlei Tricksereien versucht hatten.

Fr. Sean Finegan bei seiner silbernen Primiz

Chancen und Risiken des Angebots an die Anglikaner

23. 10. 2009

Auch vier Tage nach der Ankündigung der apostolischen Konstitution über die Schaffung einer eigenen Struktur für rückkehrwillige Anglikaner ist diese Entwicklung für die offiziellen Stimmen der Kirche in Deutschland kein Thema: Längst ist das Bewußtsein dafür verloren gegangen, einer Weltkirche anzugehören. Aus Rom hört man indessen, daß das Dokument in etwa 14 Tagen veröffentlicht werden soll - dann wissenwir mehr über die Einzelheiten der Regelung.

Unter den zahllosen Berichten und Kommentaren zum Thema auf englischspracheigen Webseiten und Blogs fanden wir am informativsten einen Text, den Fr. Sean Finegan auf seinem Blog Valle Adurni veröffentlicht hat. Finegan, der offenbar hervorragende Kenntnis über das komplizierte Gefüge der Anglikanischen Gemeinschaft besitzt, hat ausführlich dargestellt, welche Überlegungen Gläubige und Ordinierte dieser Gemeinschaft dazu bewegen könnten, das Angebot des Papstes anzunehmen - oder auch nicht. Hier unsere Übersetzung.

Mariä Himmelfahrt in St. Clemens, Philadelphia

Anglikanische Liturgie und die Reform der Reform

21. 10. 2009

Es ist heute aus vielen Gründen noch gänzlich unabsehbar, welche Auswirkungen die bevorstehende Eingliederung von Gemeinden und Bistümern aus der anglikanischen Gemeinschaft auf die Entwicklung des Ritus in der Katholischen Kirche insgesamt haben wird. Der Hauptgrund ist sicher, daß es keinen einheitlichen „Anglikanischen Ritus“ gibt, der einen spürbaren Einfluss ausüben könnte. Es gab schon immer eine Trennung zwischen „High Church“ mit Orientierung an katholischen Vorbildern und der eher protestantische Formen aufgreifenden „Low Church“.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Spektrum weiter aufgefächert. Es reicht von High Church Gemeinden wie St. Clemens in Philadelphia, die rubrikengetreu die Gregorianische Liturgie aus der Zeit vor den Reformen des 20. Jahrhunderts feiern, bis zu „modernen Gemeinden“ die sich an Vorbildern aus protestantischen Denominationen jeder Art orientieren und dabei auch äußerst zweifelhafte Elemente aufgreifen – wie im katholischen Bereich eben auch. Im Prinzip sind die Gemeinden in England eher konservativ – dort reicht das Spektrum von „gemäßigter Novus Ordo“ bis zu „Missale von 1962“. In den USA ist die Spannweite erheblich größer, wie es auf den anderen Kontinenten aussieht, wissen wir nicht.

Die Gestaltung der Liturgie erlaubt nicht in jedem Fall einen Rückschluss auf die theologische Ausrichtung und die Rechtgläubigkeit von Gemeinden. Es gibt auch unter den High Church Gemeinden solche mit extrem „progressiver“ Ausrichtung – da kann man denn auch schon einmal Frauen als vermeintliche Zelebrantinnen in einer Veranstaltung erleben, die wie ein tridentinisches Levitenamt aussieht. Gelegentlich ist Liturgie auf reinen Ästhetizismus reduziert – man pflegt die traditionelle Form, ist aber über mittelalterlichen Aberglauben wie den Glauben an einen persönlichen Gott weit erhaben. Andererseits haben sich viele „gut katholische“ Anglikanische Geistliche und ihre Gemeinden liturgisch an dem orientiert, was in ihrer Stadt von den Katholiken praktiziert wird – von daher sind auch alle Missbräuche der aktuellen katholischen Liturgie in anglikanischen Gemeinden anzutreffen, die von der geglaubten und praktiziertenLehre her am konservativen und rechtgläubigen Ende des Spektrums stehen.

Als Missale werden bei den Anglikaner so ziemlich alle Messbücher benutzt, die in den vergangenen 500 Jahren auf Englisch oder Latein erschienen sind; am häufigsten das Book of Common Prayer Cranmers und ein modifiziertes Missale Romanum in englischer Sprache nach dem Novus Ordo. So zumindest in England und bei den Episcopalians – wie es auf nicht-englischsprachigen Kontinenten aussieht, wissen wir nicht. Allgemein werden bei den englischsprachigen Anglikaner Liturgie und liturgischer Gesang ernster genommen und besser gepflegt als in den meisten katholischen Gemeinden.

Bei den bisher recht wenigen (es sind wohl knapp ein Dutzend) nach der pastoral Provision in die Katholische Kirche aufgenommenen ehemals episkopalen Gemeinden scheint es eine Präferenz für die Feier der hl. Messe nach der Ordnung von Trient mit einem von Entstellungen gereinigten Book of Common Prayer zu geben. In der liturgisch sehr engagierten Gemeinde „Our Lady of the Atonement“ in San Antonio, Texas gibt es ein Sonntagsamt nach der Ordnung von Trient mit dem Book of Divine Worship und eine Sonntagsabendmesse nach dem Novus Ordo in lateinischer Sprache und ad orientem.

Der Eintritt einer letztlich doch eher überschaubaren Zahl von Gemeinden anglikanischer Tradition(en) in die katholische Kirche wird also von sich aus unter diesen Umständen wenig Einfluss auf die liturgische Entwicklung ausüben – und wenn, dann eher in Richtung einer „Reform der Reform“ des Novus Ordo als bei der Liturgie des hl. Papstes Gregor. Stärker wird sich auswirken, daß jetzt (zunächst in der informellen Note der Glaubenskongregation) erneut – und entgegen den totalitären Vereinheitlichungstendenzen des 19. und 20. Jahrhunderts – der Wert katholischer Vielfarbigkeit bekräftigt worden ist:

Zitat: Der Heilige Vater Benedikt XVI. hofft, daß die anglikanischen Kleriker und Gläubigen, die sich nach der Einheit mit der Katholischen Kirche sehnen, in dieser kirchenrechtlichen Struktur die Möglichkeit finden, jene anglikanischen Traditionen zu bewahren, welche für sie wertvoll sind und mit dem katholischen Glauben übereinstimmen. Insoweit sie eine eigene Form des gemeinsam bekannten Glaubens darstellen, sind diese Überlieferungen ein Geschenk, welches die universale Kirche teilt. Die Einheit mit der Kirche verlangt keine Uniformität, welche die kulturellen Unterschiede ignoriert, wie es die Geschichte des Christentums aufzeigt.

Ein weiterer Impuls wird möglicherweise daher kommen, daß die alte Liturgie in den meisten katholischen Gemeinden aus der anglikanischen Tradition weiterhin in der Volkssprache gefeiert wird – aber nicht in der modernen Zeitungssprache oder gar in einem heranschmeißerischen Schichtenjargon, sondern in einer gut verständlichen, aber doch aus der Sphäre des Alltags herausgehobenen Sprache, die etwa dem Lutherdeutsch entspricht. Das wird zumindest die Übersetzungspraxis beeinflussen.

Völlig unabsehbar sind, um abschließend über die Liturgie hinauszugreifen, die Impulse, die von der Einrichtung einer eigenständigen Struktur durch „Personalordinariate“ ausgehen können. Personalordinariate sind – daran läßt auch der von Kardinal Levada gebrauchte Vergleich mit den Militärdiözesen keinen Zweifel – etwas anderes als die Personalprälatur, die lediglich den in ihr inkardinierten Priestern eine Struktur gibt. Hier entstehen eigene „Ordinariate“, die nicht wie die herkömmlichen Diözesen geografisch abgegrenzt sind, sondern noch zu definierende Personengruppen, Kleriker ebenso wie Laien, umfassen. Wie weit ihre Jurisdiktion gehen und wie unabhängig sie von den lokalen Diözesen sein sollen, wird noch zu klären sein.

Einerseits denkt man in Rom sicher nicht an die Errichtung einer eigenen Rituskirche nach dem Vorbild der in Gemeinschaft mit dem Papst stehenden Ostkirchen, andererseits deutet die ständige Verwendung des Begriffs „Personalordinariate“ im Plural darauf hin, daß hier nicht nur an eine einzige „Apostolische Administratur“ wie im brasilianischen Campos mit Bischof Rifan gedacht wird. Die beitrittswilligen Anglikaner bilden Tausende von Gemeinden in zahlreichen Diözesen auf fast allen Kontinenten – da braucht es schon eine komplexere Struktur. Inwieweit eine solche Struktur auch Vorbild für andere Gruppierungen sein könnte, wird sich herausstellen. Spekulationen über die FSSPX erscheinen mehr als verfrüht – auch wenn die Ankündigungen von Gestern sicher nicht ohne Auswirkungen auf die angekündigten Gespräche zur Rekonziliation haben werden.

Denn: Ebenso bedeutend wie die Errichtung einer neuen kirchenrechtlichen Struktur ist die erneuerte alte Bedeutung des Begriffs „Ökumene“, die Kardinal Levada gestern unter Berufung auf das 2. Vatikanische Konzil auf den Begriff der „vollen und sichtbaren Einheit“ brachte. Es geht also nicht um einen Dialog um des Dialogs willen, es geht auch nicht um eine irgendwie zu behauptende „Versöhnte Verschiedenheit“ im Wolkenkuckucksheim von Sonntagsreden, sondern um die Einheit der Christen auf dem Boden der Rechtgläubigkeit unter dem obersten Hirtenamt des Nachfolgers Petri.

Kein Wunder, daß „katholisch.de“ als Organ der deutschen Bischofskonferenz auch 24 Stunden nach der schließlich nicht aus heiterem Himmel gefallenen römischen Ankündigung die Stimme noch nicht wiedergefunden hat und als Aufmacher eine Meldung präsentiert: „Das schleichende Vergessen – 1,2 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt“.

John Hepworth,
angl. Erzbischof von Adelaide

Erste Antwort aus der
„Traditional Anglican Communion“

20. 10. 2009

Der Primat der „Traditional Anglican Communion“ (TAC), deren Repräsentanten vor zwei Jahren mit Ihrer Unterschrift unter den Katechismus der Katholischen Kirche eine Art „Aufnahmeantrag“ in die Katholische Kirche gestellt hatten, Erzbischof John Hepworth, hat eine erste Antwort auf die römische Erklärung veröffentlicht. Unsere Übersetzung folgt der Wiedergabe auf VirtueOnline:

Zitat: Ich habe den ganzen Abend mit Bischöfen, Priestern und Laien der TAC in England, Afrika, Australien, Indien Kanada, den Vereinigten Staaten und Südamerika konferiert.

Wir sind zutiefst bewegt von der Großzügigkeit des hl. Vaters Papst Benedikt XVI. Mit dieser apostolischen Konstitution bietet er „früheren Anglikanern einen Weg zur vollen Einheit“ mit der katholischen Kirche. Er hofft, daß wir „in dieser kanonischen Struktur die Gelegenheit finden, die anglikanischen Traditionen, die uns teuer und mit dem katholischen Glauben vereinbar sind, zu bewahren“. Dem fügt er voll Wärme hinzu: „Wir freuen uns daß diese Männer und Frauen ihren speziellen Beitrag zu unserem gemeinsamen Glaubensleben mitbringen“

Ich möchte zuerst sagen, daß dieses einen Akt größter Güte von Seiten des hl. Vaters darstellt. Er hat sein ganzes Pontifikat der Sache der Einheit verschrieben. Seine Großzügigkeit übertrifft die Träume, die wir vor zwei Jahren in unserer Petition auszudrücken wagten. Sie übertrifft das, worum wir gebetet haben. In diesen zwei Jahren ist uns sehr bewußt geworden, daß unsere Freunde in der katholischen Kirche für uns gebetet haben. Vielleicht haben ihre Gebete noch mehr zu erbitten gewagt als die unseren.

Nun warten wir auf den vollen Text der Apostolischen Konstitution. Wir sind tief gerührt vom pastoralen Ton der Mitteilungen, die heute von der Glaubenskongregation herausgegeben worden sind. Meine Brüder im Bischofsamt und ich haben in der Tat den Katechismus der Katholischen Kirche unterzeichnet und entsprechend den Worten von Papst Johannes Paul II. in „Ut Unum Sint“ eine Erklärung zum Amt des Bischofs von Rom abgegeben.

Andere anglikanische Gruppen haben gegenüber dem hl. Stuhl ähnliche Wünsche und ähnliche Bekenntnisse zum katholischen Glauben abgelegt. Wie Kardinal Levada sagte, hat diese Antwort auf die anglikanischen Petitionen globalen Charakter. Es liegt nun an diesen Gruppen, eine stabile Zusammenarbeit zu schmieden, selbst da, wo das über die bestehenden Grenzen der Anglikanischen Gemeinschaft hinausgeht.

Erfreulicherweise entspricht auch die heutige Erklärung des Erzbischofs von Canterbury unserem in der Vergangenheit gewonnenen Eindruck, daß er sich uns nicht in den Weg stellen möchte und unsere Beweggründe versteht. Seine Reaktion ist ebenso wie unsere Petition die Frucht eines Jahrhunderts von Gebet für die Einheit der Christen – auch wenn diese Sache mehr als einmal hoffnungslos schien. Wir sprechen heute Erzbischof Williams unseren Dank aus und versichern ihn erneut unseres Gebetes. Der Stuhl des hl. Augustinus von Canterbury bleibt wie in den Früheren Zeiten des Glaubens eine wichtige Station unserer Pilgerschaft.

Ich habe der TAC zugesagt, daß wir die Antwort des heiligen Stuhls unseren jeweiligen Nationalsynoden vorlegen werden; sie haben unserem Vorgehen bereits zugestimmt. Nun fordert uns der Hl. Stuhl dazu auf, in den nun angebotenen „besonderen Strukturen“ die „volle und sichtbare Einheit und die insbesondere die eucharistische Gemeinschaft“ zu suchen, um die wir so lange gebetet und von der wir so lange geträumt haben. Dieser Prozesse wird unverzüglich beginnen.

Im Morgenlob des anglikanischen Offiziums wird täglich der große Lobgesang des Te Deum gesungen. Mit großer Dankbarkeit gegenüber dem allmächtigen Gott, Herrn und Quelle allen Friedens und aller Einheit, singen wir heute dieses Lied. Dies ist ein Moment der Gnade, vielleicht sogar ein historischer Augenblick – nicht, weil die Vergangenheit ungeschehen gemacht würde, sondern weil sie umgewandelt wird.

John Hepworth, anglikanischer Erzbischof von Adelaide und gewählter Primas der TAC, ist ehemaliger katholischer Priester, geschieden und wiederverheiratet. Die Einheit mit Rom verlangt von ihm die Aufgabe seiner gegenwärtigen Ämter, und er hat bereits zugesagt, dieses persönliche Konsequenz zu ziehen.

Fr. Zuhlsdorf dokumentiert auf WDTPRS weitere Reaktionen auf die heutigen Entwicklungen.

Liturgie in der Anglican-Use Gemeinde "Our Lady of the Atonement" in San Antonio, Texas

Das Tor zur Rückkehr von Anglikanern steht offen

20.10. 2009

Auf einer hochrangig besetzten Pressekonferenz hat der Vatikan heute mitgeteilt, daß die Ausarbeitung einer apostolischen Konstitution nahezu abgeschlossen ist, die anglikanischen und episkopalen Gemeinden und ihren Seelsorgen die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche unter dem Papst ermöglicht, ohne daß sie dabei die guten Elemente ihrer Tradition und die Reichtümer ihres liturgischen Erbes aufgeben müssen. Damit werden Regelungen, die bisher im Rahmen der sogenannten Pastoral Provision nur für die Episkopalen Nordamerikas galten, inhaltlich aufgegriffen und erweitert sowie weltweit ausgedehnt.

Die neue Regelung sieht vor, daß die Gemeinden aus der anglikanischen Tradition eine eigene Verwaltungsstruktur aus Personalordinariaten erhalten, an deren Spitze ein Ordinarius aus dem vormals anglikanischen Klerus stehen wird. Die neue Struktur wird in der Jurisdiktion unmittelbar an Rom angebunden; die Errichtung lokaler Ordinariate erfolgt „unter vorgeschalteter Konsultation“ der lokalen Bischofskonferenzen, die jedoch offenbar kein Mitentscheidungsrecht haben.

Der Priesternachwuchs für die Angehörigen der neuen Struktur kann sowohl an den allgemeinen als auch an eigenen Seminaren ausgebildet werden. Entsprechend der anglikanischen Tradition können innerhalb der neuen Struktur verheiratete Männer – auch solche, die vorher noch keine anglikanische Ordination erhalten hatten – zu Priestern geweiht werden. Die Weihe von Verheirateten zu Bischöfen bleibt nach allgemeiner Tradition der Kirchen des Ostens und des Westens ausgeschlossen.

Die volle Bedeutung der neuen Regelung ist noch gar nicht abzusehen. Sie stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der ökumenischen Praxis dar und zeigt, daß eine Rückkehr in die Einheit der Kirche möglich ist, ohne wertvolle eigene Traditionen aufzugeben – wenn, wie das von vielen anglikanischen Gläubigen und Klerikern geschehen ist, die Verbindlichkeit der Lehre des Katechismus der katholischen Kirche anerkannt wird. Die Regelung gibt den bisher schon unter der „Pastoral Provision“ zurückgekehrten Gemeinden eine „Bestandsgarantie“, nicht nur verwaltungsmäßig, sondern auch dadurch, daß künftig neue Priester für den „Anglican Use“ ausgebildet und geweiht werden können. Hier entsteht eine auf Dauer angelegte neue Strukur.

Damit verbunden sind tiefgreifende Auswirkungen auf die Ritenstruktur der Römischen Kirche. Zwar sind nicht alle Gemeinden, die in den vergangenen Jahren ihren Wunsch nach Rückkehr in die Einheit der Kirche unter dem Papst geäußert haben, dem alten anglikanischen Gebrauch verpflichtet, der eine Variante des nach dem Konzil von Trient neu geordneten Ritus darstellt. Zahlreiche Anglikaner haben eigene Varianten des Novus Ordo eingeführt. Niemand wird gezwungen sein, solche Entscheidungen zu revidieren. Aber für alle englischsprachigen Katholiken wird es zukünftig die Möglichkeit geben, an einer in Gemeinschaft mit dem Papst und der Weltkirche im altehrwürdigen Ritus der Jahrtausende gefeierten hl. Messe in ihrer Muttersprache teilzunehmen. Als Missale werden gegenwärtig sowohl das English Missal aus dem 16. Jh. als auch das an das Book of Common Prayer angelehnte Book of Divine Worship genutzt, das hier im Netz zugänglich ist.

Die neue Konstitution markiert das Ende einer Epoche der Ökumene der Unverbindlichkeiten, in der es vor allem darum ging, „Besitzstände“ zu wahren. Noch unter Papst Johannes Paul II. hatten die katholischen Bischöfe von England und Wales eine Ausdehnung der Pastoral Provision auf England blockiert, um das gute Verhältnis zu ihren anglikanischen Kollegen nicht zu gefährden. Die Neuregelung läßt darüberhinaus keinen Zweifel daran, daß die von Papst Benedikt durch Summorum Pontificum praktisch durchgesetzte Vielformigkeit des Ritus auf Dauer Bestand haben wird: Der Novus Ordo wird nicht abgeschafft, aber die ihm vorhergehenden Formen der Liturgie genießen da, wo die Gläubigen das wollen, bleibendes Recht in der ganzen Kirche. Von ihnen kann und Muß der Impuls zur „Reform der Reform“ ausgehen.

Über die Auswirkungen auf die Anglikanische Gemeinschaft, die seit Jahren von erbitterten Auseinandersetzungen über theologische und disziplinäre Fragen zerrissen wird, (Stichworte Frauenordination, Ehesakrament, Homosexuelle Partnerschaft“) kann derzeit noch gar nichts gesagt werden. Nicht alle Gemeinden und Theologen, die der traditionellen Theologie nahestehen, können sich eine Rückkehr in die Gemeinschaft mit dem „Pope of Rome“ vorstellen.

Eine Übersetzung der Mitteilung der Glaubenskongregation von heute bringt Kath.net. Einen vielleicht etwas zu enthusiastischen Kommentar gibt Fr. Longenecker, selbst aus der anglikanischen Gemeinschaft konvertierter kath. Priester, auf seinem Blog. Eine Sammlung und Kommentierung anglikanischer Reaktionen ist von Transfigurations zu erwarten.

Pontifikalamt in der Sakra- mentskapelle von St. Peter

Die Rückkehr der alten Liturgie

19. 10. 2009

Höhepunkt der 2. Konferenz zu Summorum Pontificum, die am vergangenen Wochenende in Rom stattfand, war das Pontifikalamt in der Vollform des römischen Ritus, das Erzbischof Burke, Präsident der Signatura und neuernanntes Mitglied der Bischofskongregation, gestern in der überfüllten Sakramentskapelle der Peterskirche in Rom zelebrierte.

Dieses Pontifikalamt war nicht die erste alte Messe in der Peterskirche. Seit Summorum Pontificum kannn man an den zahlreichen Altären der Kirche immer wieder Priester bei der Zelebration im alten Ritus antreffen, und auch in den "dunklen Jahren" vorher bot die ungarische Kapelle in der Krypta der alten Liturgie eine verborgene Heimstatt. Mit dem gestrigen Pontifikalamt hat jedoch erstmals ein hochrangiges Mitglied der Kurie und ein Vertreter der jüngeren Generation, die die Zukunft der Kirche in den nächsten Jahren bestimmen wird, die Rückkehr der alten Liturgie an einem der prominentesten Plätze der Basilika unterstrichen.

Erste Bilder zeigt John Sonnen auf Orbis Catholicus secundus, von ihm stammen auch zwei kurze Videos auf Youtube. Eins; Zwei.

Kardinal Cañizares und Erzbischof Burke

Ein Paukenschlag in Rom

17. 9. 2009

Die Bischofskongregation ist eine der wichtigsten päpstlichen Behörden; bei über die zweihundert neu zu ernennenden Bischöfen pro Jahr muß der Papst sich voll auf ihre Arbeit verlassen können. Leider haben die Entscheidungen dieser Kongregation in den vergangenen Jahrzehnten oft Anlass zur Kritik gegeben. Bei vielen Ernennungen war zweifelhaft, ob sie den Vorstellungen des Papstes für die weitere Entwicklung der Kirche gerecht wurden.

Vor diesem Hintergund hat die heute in Rom bekanntgegebene Ernennung von zwei neuen Mitgliedern für die Kongregation Signalwirkung: Kardinal Cañizares Llovera, der Präsident der Gottesdienstkongregation, und Erzbischof Raymond Burke, Präsident der Signatura, sind zwei Prälaten, die sich uneingeschränkt für die Unterstützung des Reformkurses von Papst Benedikt eingesetzt haben. Dazu gehört auch, daß sie sich voll zur Umsetzung von Summorum Pontificum bekannt und auch selbst mehrfach Pontifikalämter im alten Ritus zelebriert haben.

Walter Kardinal Kasper

Zwei bemerkenswerte Entwicklungen

16. 10. 2009

... aus den letzten Tagen sind hier zu vermelden:

Die Schweizer Nachrichtenagentur kipa informiert heute darüber, daß Kardinal Walter Kasper sich am 16. Oktober in Rom vor Journalisten über die Wiederzulassung der alten Liturgie folgendermaßen geäußert habe: Die Wiederzulassung der alten Messe hat nach Worten von Kurienkardinal Walter Kasper keine negativen Auswirkungen auf die Ökumene gehabt. Die katholische Kirche befürworte ökumenisch eine Vielfalt in der Einheit. Es sei daher nur Ausdruck der "Vielfalt in unserer eigenen Kirche", wenn Gläubige auch in der Form des römischen Ritus von 1962 Gottesdienst feierten“

Daß die „Generation Benedikt“ am 24. 10. einen Workshop zum Thema „Das Zweite Vatikanische Konzil: Zwischen Geist und Gespenst“ veranstaltet und in diesem Rahmen auch die Messe in der alten Form des römischen Ritus feiert, kommt uns nicht überraschend. Überrascht hat uns der Ort der hl. Messe: Das Priesterseminar Albertinum der Erzdiözese Köln. Da scheint etwas in Bewegung zu kommen. Hier gibt es den Tagesplan, der unter anderem ein Interview mit P. Matthias Gaudron von der Piusbruderschaft vorsieht.

P. Louis Bouyer

Aus dem Innenleben einer Reformkommission

15. 10. 2009

In „Le Forum Catholique“ wurde Anfang Oktober dieser Bericht über ein Gespräch veröffentlicht, das der verstorbene Liturgiewissenschaftler P. Louis Bouyer 1974 mit Papst Paul VI. geführt haben soll, nachdem er seinen Rücktritt als Mitglied des „Consiliums“ zur Liturgiereform eingereicht hatte. Da der Bericht seit Tagen seine Runde durch die Blogs macht, wollen wir ihn hier übersetzt mitteilen – auch wenn nicht ganz klar ist, auf welche Quelle sich P. Masson als Übermittler stützen kann:

Zitat: Paul VI.: Abbée, Sie sind durch ihre profunde Kenntnis der Liturgie und der Tradition der Kirche eine anerkannte und unangreifbare Autorität und ein Spezialist auf diesem Gebiet. Ich verstehe nicht, warum Sie Ihren Rücktritt eingereicht haben – Ihre Mitarbeit ist nicht nur wertvoll, sondern unentbehrlich.

P. Bouyer: Heiliger Vater, als Spezialist auf diesem Gebiet muß ich Ihnen sagen, daß ich zurücktrete, weil ich mit den Reformen, die Sie anordnen, nicht einverstanden bin. Warum beachten Sie die Anmerkungen nicht, die wir Ihnen senden, und warum tun Sie gerade das Gegenteil davon?

Paul VI. Ich verstehe das nicht. Ich ordne überhaupt nichts an, ich habe auf diesem Gebiet noch nie etwas angeordnet. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Kompetenz und in Ihre Vorschläge. Die Vorschläge kommen von Ihnen. Wenn Hw. Bugnini zu mir kommt, sagt er: Das sind die Vorschläge der Experten – und da Sie die Experten in dieser Angelegenheit sind, richte ich mich nach Ihren Entscheidungen.

P. Bouyer: Aber nachdem wir eine Frage untersucht und nach bestem Gewissen erarbeitet haben, was wir Ihnen vorschlagen sollen, sagt Hw. Bugnini, nachdem er mit Ihnen gesprochen hat: „Der hl. Vater möchte, daß diese und jene Veränderungen an der Liturgie vorgenommen werden“. Und da ich mit diesen Wünschen, die von der Tradition der Kirche abweichen, nicht konform gehe, reiche ich meinen Rücktritt ein.

Paul VI.: Aber nein, Abbée, Glauben Sie mir, Hw. Bugnini berichtet mir gerade das Gegenteil. Ich habe nie einen einzigen Ihrer Vorschläge abgelehnt. Hw. Bugnini sucht mich auf und sagt: Die Experten der Kommission für die Liturgiereform machen Ihnen diese und jene Vorschläge“ Und da ich kein Spezialist in Sachen Liturgie bin, ich sage es noch mal, habe ich ihren Empfehlungen stets entsprochen. Ich habe Hw. Bugnini niemals Weisungen gegeben. Ich bin getäuscht worden. Hw. Bugnini hat mich ebenso getäuscht wie Sie.

Die privaten Aufzeichnungen von Louis Bouyer befinden sich in der Obhut eines französischen Liturgiehistorikers und konnten bisher wegen Einsprüchen aus der Familie nicht veröffentlicht werden. Es ist zu hoffen, daß hier möglichst bald mehr Klarheit geschaffen werden kann.

Bischof Huonder bei der Predigt

Pontifikalamt mit Bischof Huonder in Einsiedeln

14. 9. 2009

Am vergangenen Sonntag hat der Diözesanbischof von Chur, Dr. Vitus Huonder, für die Pilger der Petrusbruderschaft in der Klosterkirche von Einsiedeln ein levitertes Pontifikalamt im alten Ritus zelebriert.

Die Schweizer Gläubigen, die sich der Tradition verbunden fühlen, pilgern bereits seit zehn Jahren von Sankt Pelagiberg nach Einsiedeln. Die Strecke mit drei Etappen und zwei Nächtigungen umfasst etwa 100 Kilometer. Vorbild dafür ist die grosse französische Pfingstwallfahrt von Paris nach Chartres. In seiner Predigt legte der Bischof den Gläubigen das als "schwierig" geltende Evangelium des 19. Sonntags nach Pfingsten aus: "Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit hielt."

Zitat: Die Geladenen müssen sich Rechenschaft geben, wozu sie eingeladen sind, nämlich zur Hochzeit des Sohnes des Königs, nicht zu einem Trinkgelage von Kumpeln. Das ist ein Unterschied, ein gewaltiger Unterschied. Wer gleichgültig, oder ohne sich bewußt zu sein, welche Ehre ihm zuteil wird, in den Hochzeitssaal eintritt, das muß damit rechnen, daß er vor die Türe gestellt wird. Zur Hochzeit des Königssohnes gehört das Hochzeitskleid. Es geht also nicht nur um die Teilnahme, sondern um die standesgemäße, die würdige Teilnahme. Im Klartext heißt das, wer mit Christus am ewigen Leben teilnehmen will, sagt sich los von allem, was Christus widerspricht, und reinigt sich von allen Sünden.

Den ganze Text der Predigt gibt es als Video auf Gloria-TV.

Bischof Tebartz-Van Elst

Limburg:
Aufräumarbeiten gehen weiter

12. 10. 2009

Mit Liturgie hat das nichts zu tun, aber es passt dennoch ins Bild: Wie die Website des Bistums Limburg dieser Tage mitteilt, wurden bei der Finanzprüfung eines Rentamtes Unregelmäßigkeiten entdeckt, die schließlich zu der Erkenntnis führten, daß der Amtsleiter im Lauf der vergangenen Jahre einen Betrag von inzwischen Millionenhöhe zur persönlichen Bereicherung veruntreut hatte. Der Mann wurde entlassen, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft ist bereits gestellt. Eine „namhafte Finanzprüfungsgesellschaft“ wurde mit der weiteren Aufklärung der finanziellen Angelegenheiten beauftragt.

Bishop Geoffrey Jarrett von Lismore

Drei Bischöfe bei der
„alten Messe“

10. 9. 2009

Auf drei Kontinenten zeigten in den vergangenen Wochen amtierende Diözesanbischöfe, daß sie es ernst meinen mit der Unterstützung für den Papst bei der Widerherstellung des legitimen Platzes der Liturgie des hl. Gregor in der lateinischen Kirche.

In der Christophorus-Kathedrale von Canberra zelebrierte Bischof Geoffrey Jarett von Lismore in New South Wales am 7. September ein Pontifikal-Requiem für ein verstorbenes Mitglied der Latin Mass Society von Canberra. Ein für den Anlass zusammengestellter Chor sang die gregorianischen Proprien und das Ordinarium nach dem Requiem von Victoria. Einen Bericht hat Rorate Cæli, zahlreiche Bilder gibt es auf flickr.

Einzug von Erzbischof Marian Gołębiewski in Breslau Photo: piasek.katolicy.net

In Seattle (am 25. September) und in Breslau (am 8. Oktober) nahmen die Ortsbischöfe vom Thron aus an der als Hochamt mit Leviten gefeierten hl. Messe teil. Bei dieser schon vor den Reformen nur selten gefeierten Form des Pontifikalamtes ist der Bischof nicht Zelebrant, sondern Anwesender. Anders als bei der Mitfeier "in Choro", bei der der Bischof in Chorkleidung von Sitz und Betstuhl aus der heiligen Handlung beiwohnt, nimmt der Bischof hier in Mitra und Pluviale auf seinem Thron Platz und unterstreicht so die Position des Bischofs als Sitz aller priesterlichen Gewalt in seiner Diözese. Bei den Segnungen des Weihrauchs und des Diakons vor dem Vortrag des Evangeliums nimmt er auch selbst an der Zeremonie teil.

Erzbischof Alex Brunett während des Kanons in Seattle

Träger der Messe in Breslau war das Institut des Guten Hirten, das eine Niederlassung in Polen unterhält; Zelebrant und Assistenz in Seattle kamen von der in der Diözese aktiven Petrusbruderschaft. In beiden Fällen trugen die Erzbischöfe über dem Pluviale ihr Pallium, was zu heftigen Diskussionen unter Kennern der Rubriken führte - ebenso wie die zweifarbige pelzbesetzte Cappa Magna des Erzbischofs von Breslau.

Einen kurzen Film aus Seattle hat Gloria.tv, Bericht und Bilder aus Breslau gibt es bei TNLM; dort wird auch auf weitere Bilderquellen verwiesen.

Das „benediktinische Arrangement“

Liturgie: eine Schicksalsfrage der Kirche

9. 10. 2009

Mit Bedacht hat Papst Benedikt die Herausgabe seiner theologischen Schriften mit Band 11 "Theologische Liturgie" beginnen lassen: Die Liturgie ist Herzstück der Glaubenspraxis der Kirche, und wenn der Glaube heute vielfach verdünnt und entstellt erscheint, dann führt ds nicht nur zur Verflachung der Liturgie: Aus menschlichem Kalkül „gemachte“ Liturgie ist auch eine, vielleicht die stärkste, Ursache für Glaubensschwäche.

Der Schweizer Literaturhistoriker René Strasser hat in einem umfangreichen Aufsatz die Leitlinien der Theologischen Liturgie des Papstes nachgezeichnet und mit den Fehlentwicklungen und dem Unfug kontrastiert, der vielerorts als "Liturgie nach dem Willen des II. Vatikanischen Konzils" ausgegeben wird. Zitat:

Zitat:Rückblickend muss diese Reform, die im Zeichen eines falsch verstandenen „aggiornamento“ diktiert wurde, was aber letztlich nur eine Anpassung an den Zeitgeist war, als Fehlschlag bezeichnet werden; sie hat zudem die in sie gesetzten Hoffnungen in keiner Weise erfüllt. (...) Die tieferen Gründe dafür benennt Joseph Ratzinger mit wünschenswerter Deutlichkeit. „Liturgie entsteht nicht durch Verordnungen, und einer der Mängel der nachkonziliaren Liturgiereform ist zweifellos in dem professoralen Eifer zu suchen, mit dem man vom Schreibtisch her konstruiert hat, was lebendiges Wachstum voraussetzen würde.“

Bisher sind drei Teile der umfangreichen Arbeit von Strasser auf kath.info erschienen - Besuch und Lektüre werden herzlichst empfohlen.

Neuer Messort in Hamburg

8. 10. 2009

Seit Neuestem gibt es jetzt jeden Sonntag um 10:30 Uhr eine Sonntagsmesse im alten Ritus in Hamburg - damit erhalten erstmals die Katholiken dieser Region die Möglichkeit zur regelmäßigen Teilnahme.

Ort der Messe ist die Kapelle der Clausewitz-Kaserne in der Manteuffelstraße, und die Teilnahmebedingungen sind gerade so, als ob ein ansonsten natürlich höchst liberaler fortschrittlicher Professor der Liturgiewissenschaften sie sich ausgedacht hätte:

Für den Zutritt zur Kaserne ist der Personalausweis erforderlich und die Voranmeldung unter Angabe von Vor- und Nachname bis donnerstags bei H.H. Militärdekan Dreesbach, Tel. 0151.16137036 oder per eMail: walterdreesbach@bundeswehr.org. Bei Begleitung durch einen Bundeswehrangehörigen ist der Zutritt auch ohne Voranmeldung möglich.

Wie es heißt, bemüht sich das Erzbistum Hamburg darum, einen zugänglicheren Ort zu finden. Wir sind gespannt, was dabei heraus kommt. Und wir danken dem H.H. Militärdekan für seine bemerkenswerte Initiative.

Sie tanzen aus Verzweiflung

7. 10. 2009

Warum unsere Meldungen spärlicher geworden sind in den lezten Wochen und Monaten, werden wir gefragt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Starke Arbeitsbelastung ist einer davon, aber wichtiger erscheint ein anderer: Zumindest hier in Deutschland gibt es nicht wirklich viel zu berichten. Natürlich sind wir dankbar für jeden Ort, an dem heute die Liturgie der Kirche so gefeiert werden kann, wie sie über zwei Jahrtausende im Geiste Gottes gewachsen ist, und es ist eine höchst erfreuliche Tatsache, daß die Zahl dieser Orte sich seit Summorum Pontificum mehr als verdoppelt hat.

Unübersehbar ist es aber auch, daß große Teile der Katholiken und ihrer Bischöfe sich durch nichts dazu bewegen lassen wollen, ihre Abneigung, die teilweise bis zum Hass reicht, gegen die Tradition der Kirche aufzugeben. Unbeirrt setzen sie ihren Kurs fort, der sie nicht nur in den Formen, sondern auch in den Inhalten immer weiter weg führt von dem, was die Kirche immer geglaubt und gelehrt hat und auch immer lehren muß, wenn sie Braut Christi und Gemeinschaft der Heiligen bleiben soll. Es hat wenig Sinn, sich mit schönen Bildern von Priesterweihen in Gricigliano, gregorianischen Pontifikalämtern in den USA oder dem bewundernswerten Aufbauwerk der Mönche von Mariawald darüber hinwegzutäuschen, daß Abriß nach wie vor der bestimmende Zug dessen ist, was man früher einmal kirchliches Leben genannt hat.

Natürlich hätten wir viel mehr zu berichten, wenn wir uns verstärkt mit Bildern wie von dieser „Messe“ in Brasilien auseinandersetzen wollten:

Eine ziemlich unappetitliche Mischung von Christentum und afrikanischem Geisterkult, wenn man den Mitteilungen auf Rorate Cæli vertrauen kann. Und wir brauchen uns nicht in Sicherheit zu wiegen, weil Brasilien ja doch sehr weit weg ist. Unmittelbar am Rhein im elsässischen Plobsheim entstanden diese bemerkenswerten Aufnahmen, die davon zeugen, wie hier eine Gruppe von Verzweifelten ihre letzten Energien aufbietet, um eine Frohbotschaft plausibel erscheinen zu lassen, an die sie selbst nicht mehr glauben kann:

Film: Vimeo.

Wir wollen der Versuchung widerstehen, den bescheidenen Umfang der guten Nachrichten durch forcierte Ausstellung solcher Verirrungen zu kompensieren: Da läßt sich nichts gegeneinander aufrechnen.

Worum es jetzt geht, gehen müßte, ist, sich die Schätze der Tradition in ihrem ganzen Umfang wieder anzueignen, zu verstehen, warum sie für viele ihren Glanz verloren haben, sichtbar zu machen, wie Formen und Inhalte aufeinander bezogen sind und wie wenig Grund und Recht wir „Modernen“ haben, uns arrogant über Glauben und Lebenspraxis der Vorfahren zu erheben. Wir haben es nicht nötig, beim Tanz der Verzweiflung mitzutun - noch nicht einmal als Kritiker. Die Tradition hat besseres zu bieten.

Diese Schätze wieder ins Bewußtsein zu heben ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Um mehr dazu beizutragen, braucht „Summorum Pontificum“ nicht nur Leser, sondern Mitarbeiter, die ihre Fragestellungen Erfahrungen und Kenntnisse und vor allem auch ihre Zeit in weitaus stärkerem Maße einbringen, als das bisher der Fall war.

Aschaffenburg: Liturgie im unordentlichen Ritus

2. 10. 2009

Bild: Pfarrei Maria Geburt

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der aktuellen liturgischen Situation, daß diejenigen, die die neue Liturgie vorgeblich am höchsten schätzen, gleichzeitig zutiefst davon überzeugt sind, daß diese Liturgie unerträgliche Mängel aufweise - warum sonst würden sie so unermüdlich versuchen, sie durch eigene gestaltende Zutaten zu „verbessern“?.

Eine in dieser Hinsicht besonders aktiven Gemeinde scheint ausweislich ihrer Website die Kirchengemeinde Maria Geburt in Aschaffenburg Schweinheim zu sein, von der wir nur dadurch erfahren, daß sie katholisch ist, weil sie unter dem Internet-Dach der Diözese Würzburg erscheint. Seit vielen Jahren widmet man sich offenbar dort dem Versiuch, die Communio-Theologie in eine zeitgemäße Raumsprache zu übersetzen und daraus Glauben und Leben der Menschen zu formen. Was dabei herauskommt, liest sich in den begeisterten Worten von Pfarrer Markus Krauth über einen Modearchitekten so:

Zitat: Dabei ist Zogmayer jegliche Versuchung fern, der heute in der Kirche immer mehr erliegen, nämlich pseudosakrale, ästhetische Muster und Konventionen zu kopieren: Da ein bisschen Gold, da ein bisschen Dekor und da ein hübsches Bibelmotiv oder Symbol.

Nichts von alle dem: Zogmayer traut voll und ganz der Kraft des Wahren, indem er Materialen, Licht und Formen so offen einsetzt, dass sie nichts vormachen oder vorspiegeln, sondern zeigen, was ist. Und das in einer Präzision und Stimmigkeit, dass die Dinge auf das verweisen, wofür sie stehen: Unaussprechlich - Wahr.

Monotheisten nennen ES GOTT.

Wir wollen allerdings weder über „die Monotheisten“ noch über gute oder schlechte Kunst streiten - obwohl wir schon nachvollziehen können, daß die Mitwirkenden in der oben gezeigten Liturgie des Aschaffenburger Ritus ihre Häupter traurig verhüllen. Uns geht es um das, was dabei herauskommt, wenn man sein Verständnis von dem, was Liturgie ist und bewirkt, nicht mehr von der Lehre der Kirche, sondern von zeitgeistigen Plattituden leiten läßt:

Zitat:„Das ist mein Leib!“ meint nicht (nur) ein Stück Brot. Es geht um den Leib der Gemeinde, der sich in der Begegnung ihrer Mitglieder erfährt. Dafür bedarf es räumlich-liturgischer Entsprechung. Communio-Liturgie gewinnt in Versammlungsfiguren Gestalt, in denen Begegnung nicht bloß sprachlich vermittelt wird, wo Communio real statt (eine Stätte) finden kann: Der Mensch betritt den liturgischen Handlungsraum, dem er bisher als Besucher gegenüberstand oder -saß, und nimmt Platz im Kreis der Versammelten. Räumliche und zeitliche Barrieren fehlen. Keine Stufen oder Schranken, keine Inszenierung von Ferne." (Quelle)

Es spricht für die neue Liturgie, daß sie solchem Unfug offenbar erst dann Ausdruck verleihen kann, wenn man sie aus intellektueller Ferne inszeniert und gestaltet. Aber es spricht gegen sie, daß sie offenbar nicht genug Widerstandskraft zeigt, dem Eindringen solchen Neuheidentums in den Kernbereich des Glaubens zu wehren.

Das Betrachten der ganzen Bilderschau, der das gezeigte Photo entnommen ist, wird nur bei starken Nerven empfohlen.