Archiv Juli 2010
Aktuell:
Erzbischof Kurt Koch
„Die Liturgiekonstitution wird immer noch ignoriert“
30. 7. 2010
Der neue Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Erzbischof Kurt Koch (früher Basel), hat der brasilianischen Agentur Gaudium Press ein Interview gegeben,in dessen Verlauf er auch auf das rechte Verständnis der Liturgie im Spannungsfeld zwischen Volk-Gottes-Theologie und Mysterium angesprochen wurde. Hier die Antwort in unserer etwas unsicheren Übersetzung:
All das, was von einigen Leuten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil als Neuerung hingestellt worden ist, war überhaupt nicht Gegenstand der Liturgiekonstitution. Die Feier der Liturgie in Richtung auf die Gläubigen zum Beispiel kam in der Tradition nie vor. Die Tradition bedeutete immer die Zelebration in Richtung Osten, denn das war die Richtung der Auferstehung. In der Peterskirche wurde die Liturgie stets in Richtung der Gläubigen gefeiert, weil das dort eben auch die Richtung nach Osten war. Ein Zweites ist die Frage der Umgangssprache. Das Konzil wollte, daß Latein als Sprache der Liturgie erhalten bliebe.
Die tiefen und grundsätzlichen Aussagen der Liturgiekonstitution werden immer noch von vielen ignoriert. Da ist z.B. das Verhältnis zwischen Liturgie und Pascha-Mysterium. Beim Pascha-Mysterium geht es um das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu Christi. Das kann man nicht ohne den Gedanken des Opfers feiern, und so wird es auch in der Theologie zum Ausdruck gebracht. Aber auch die Konstitution Dei Verbum ist in der Kirche so gut wie unbekannt. Wir haben immer noch sehr viel zu tun, um das Konzil zu verwirklichen."
Das Interview ist wohl auf Englisch oder Deutsch geführt worden, wurde dann ins Portugiesische übersetzt, von Rorate Cæli dann ins Englische, und nun von uns wieder ins Deutsche - das gibt Unschärfen. Sollte demnächst eine autorisierte Version in Deutsch oder Englisch herauskommen, werden wir das gerne nachreichen.
Wappen des lateinischen Patriarchen von Jerusalem
Revolutionäre im Patriarchenkleid
30. 7. 2010
Die Kirchen im Orient, katholische wie orthodoxe gleicherweise, sehen sich in bedrängter Lage. Jährlich treten Zehntausende ihrer Mitglieder zum Islam über, zumeist unter Druck: Künftige Ehepartner oder Arbeitgeber bestehen darauf. Weitere Zehntausende wandern aus. Israel, hier als legitime Regierung, dort als Besatzungsmacht, schikaniert die Christen nach Kräften. Die für Oktober angesetzte Mittel-Ost-Synode der in Gemeinschaft mit dem Papst stehenden Kirchen sieht sich vor großen Herausforderungen.
Ob sie diesen gewachsen ist, ist nach dem, was hier über die Vorbereitungen zu erfahren ist, durchaus ungewiß: Wieder einmal sucht man das Heil nicht zuletzt bei Anpassungen an die Zeitgeister, nicht zuletzt in der Liturgie. In dem Instrumentum Laboris, das der Papst dem Vorbereitungskomitee im Mai bestätigte, ist in Abschnitt 71 zu lesen:
Viele haben den Wunsch nach einer liturgischen Erneuerung geäußert, die zwar die Begründung in der Tradition erhält, aber moderne Sensibiltäten und die geistigen und pastoralen Notwendiglkeiten der Gegenwart berücksichtigt."
Was zumindest das Lateinische Patriarchat von dieser „Erneuerung“ erwartet, hat Weihbischof William Shomali bereits im Mai in einer Rede auf einer Vorbereitungskonferenz zur Synode in Worten ausgedrückt, die größte Bedenken hervorrufen müssen:
Unsere Kirchen müssen einerseits ihre liturgische und sprachliche Eigenart pflegen, andererseits brauchen wir jedoch ein höheres Maß an Gemeinsamkeit - da bleiben gegenwärtig Wünsche offen. Sie brauchen außerdem eine pastorale und liturgische Erneuerung. Die Lateinische Kirche hat das mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorgenommen, das ihre Liturgie und ihre Ekklesiologie revolutionierte und ihr eine neue Offenheit gegenüber der Welt schenkte. Die Kirchen des Ostens brauchen eine gleichartige Revolution, damit sie sich modernisieren und anpassen können, um so den Bedürfnissen ihrer Gemeinden heute besser entsprechen zu können.
Das Instrumentum enthält alles, was zu einer solchen Revolution gebraucht wird: Die weitestgehend Umstellung aller Riten auf modernes Arabisch (72), die Entwicklung neuer liturgischer Texte, die "dem Verständnis und der Vorstellungswelt" von Kindern und Jugendlichen angepasst sind, auch für Erwachsene werden Texte gefordert, die keine Übersetzungen, sondern "Neuformulierung" im Gewand der Gegenwart.(73) Durchgeführt werden soll das ganze von einer "interdisziplinären Gruppe von Liturgiewissenschaftlern Theologen, Soziologen, Pfarrern und liturgisch engagierten Laien".
Das Consilium Bugninis und sein Ungeist lassen grüßen.
Natürlich versäumen die Vorbereitungsdokumente nicht die üblichen Bekenntnisse zur Ökumene, die sich hier hauptsächlich an die Orthodoxen richten. Bleibt abzuwarten, was die Kirchen der Orthodoxie von einer Ökumene mit solcherart revolutionierten Glaubensgeschwistern halten.
Fußballmesse in Obdam
Der Ball ist rund
29. 7. 2010
Bischof Jozef Punt von Haarlem-Amsterdam hat während der Weltmeisterschaft Pfarrer Vlaar von Obdam wegen der von ihm in Oranje-Gewandung und mit Fußballtor auf dem Altar gefeierten Sonntagsmesse beurlaubt. Heute bringt kath.net in Übersetzung den Wortlaut eines Briefes an die Gemeinde von Obdam, in dem der Bischof seine Maßnahme rechtfertigt, wir zitieren Ausschnitte:
Meine disziplinarische Reaktion hat heftige Proteste, aber auch Zustimmung hervorgerufen. Durch alle diese Emotionen begreifen viele nicht mehr, was los ist, darum dieser Brief.(...)Früher schon habe ich den Pastor gewarnt, die Eucharistiefeier nicht mit profanen Dingen zu vermischen, und er hatte versprochen, sich auch daran zu halten...
eine Eucharistiefeier dem Fußball unterzuordnen geht zu weit und ist eine Profanierung dessen, was der Kirche heilig ist. Denn es geht nicht nur um ein oranges Messgewand. In Obdam stand auch ein Tor auf dem Altar. Die Heilige Messe begann mit einem Pfeifsignal und einem Anstoß, das Schuldbekenntnis ging über einen Schiedsrichter und das Evangelium wurde durch eine Ode auf das „Oranjegefühl“ ersetzt. Eine Anzahl zentraler Texte waren in Fußballausdrücke umgeschrieben und bei der Kommunionspendung wurden profane Lieder gesungen. Dann wird Gott anstelle der Hauptsache zur Nebensache, und dies kann nicht die Absicht sein...
Es hört sich vielleicht hart an, aber für mich ist es ein Zeichen, wie sehr das Bewusstsein für Gottes Gegenwart im Gottesdienst, die Ehrfurcht vor dem Heiligen, in unserer niederländischen katholischen Kirche geschwächt ist. Wir scheinen nicht viel weiter zu kommen als zu Gefühlen von ‘angenehm und gesellig‘.
Unsere Kirche ist in einer doppelten Krise. Eine moralische Krise, wovon der Kindesmissbrauch in der Vergangenheit am schlimmsten war und wovon wir uns aufrichtig zu reinigen versuchen. Hier sind mittlerweile schon energische Maßnahmen unternommen worden.
Aber es ist auch von einer Glaubenskrise zu sprechen, die die Sicht auf die wesentlichen Glaubenswahrheiten trübt: Die wirkliche Gegenwart des auferstandenen Herrn in seiner ganzen Göttlichen Majestät, in der Heiligen Eucharistie und Kommunion ist hier eine davon. Jeder Gottesdienst muss auf die Anbetung von Ihm und die Vereinigung mit Ihm und durch Ihn auch untereinander ausgerichtet sein. Daraus schöpfen wir Kraft und Leben."
Fußballmesse im bayerischen LamBild: Mittelbayerische Zeitung
Dieser Erklärung des niederländischen Bischofs ist nichts hinzuzufügen - außer vielleicht der Frage, ob und in welcher Weise der Bischof von Regensburg auf ein offenbar sehr geselliges und unterhaltsames Fan-Hochamt reagiert hat, das Pfarrer Ambros Trummer von Lam zum Beginn der Weltmeisterschaft veranstaltete. Dort hatte - so der Bericht vom 13. 6. in der Mittelbayerischen Zeitung „Pastoralassistent Martin Münch mit den Gläubigen die „La Ola“ (geübt); und die Ministranten durften im Mittelgang Fußball spielen.“
Ausschnitt des Gruppenphoto der ACCC-Synode
Weitere Schritte zur Umsetzung von „Anglicanorum Coetibus“
29. 7. 2010
Im zu Ende gehenden Juli hat die Generalsynode der Church of England einen Kompromissvorschlag abgelehnt, der es traditionellen Gemeinden nach der bevorstehenden Einsetzung von „Bischöfinnen“ ermöglicht hätte, sich für die Seelsorge einem Bischof zu unterstellen. Damit wird es unausweichlich, daß sich weitere Gemeinden und auch mehrere Bischöfe vollständig von den Anglikanern abwenden.
Unmittelbar danach hat eine dieser schon vor längerer Zeit aus dem Verbund der Anglikaner ausgeschiedenen Gruppen, die Anglican Catholic Church of Canada (ACCC), auf ihrer Synode bei nur zwei Gegenstimmen den Brief der Bischöfe an Rom mit der Bitte um Errichtung eines Anglikanischen Ordinariates in Kanada gebilligt. Sie hat außerdem eine Resolution verabschiedet, die Bischof und Provinzialrat dazu ermächtigt, alle Anpassungen des Rechtes der Diözese vorzunehmen, die zur Bildung des Ordinariates erforderlich sind.
Die 41 Gemeinden umfassende ACCC gehört zu den Gruppierungen aus der anglikanischen Gemeinschaft, die sich nicht nur in der Lehre vollständig auf den Boden der katholischen Tradition gestellt haben,sondern auch in der Liturgie Kompromisse mit dem Zeitgeist ablehnen.
Erfahrungsbericht 3:
Bayrisches Zweierlei
28. 7. 2010
Die Lage ist durchwachsen - nicht nur in Bayern. Es gibt Regionen, in denen es den Gläubigen einigermaßen leicht gemacht wird, eine Messe in der überlieferten Liturgie zu besuchen -– auch wenn diese Messe dann vielleicht nicht ganz den Vorgaben des Missale entspricht, aus welchen Gründen auch immer. Und anderswo gibt es kleinliche Schikanen, die zwar niemanden daran hindern, die „alte Messe“ im Nachbarort oder einer anderen Kirche zu Besuche, die aber doch überdeutlich machen: Wir wollen Euch hier nicht haben, ihr gehört nicht zu uns.
Zwei Beispiele aus zwei Diözesen in Bayern zeigen, wie es vor Ort manchmal zugeht. Entwicklungsland im Vergleich zu Sri Lanka ist das stolze Bayern allemal. Und Erzbischof ist wohl auch nicht gleich Erzbischof, wenn es um den Gehorsam gegenüber dem Papst geht.
Erzbischof RanjithBild: Sunil de Silva
Ein „Jahr der Liturgie“
für das Erzbistum Colombo
27. 7. 2010
Schon oft haben wir hier Erzbischof Malcolm Ranjith Patabendige zitiert, der sich als Sekretär der Gottesdienskongregation in Rom unermüdlich für die Beseitigung liturgischer Mißstände und die freie Praktizierung der überlieferten Liturgie eingesetzt hat. Vor einem Jahr hat er dann sein neues Amt als Erzbischof von Colombo übernommen und verschwand damit etwas aus unserem Gesichtskreis. Seine neuesten Aktionen dort haben jetzt wieder ein weltweites Echo gefunden.
Mit einem Rundschreiben vom 16. Juli hat Erzbischof Ranjith die kommenden 12 Monate für seinen Verantwortungsbereich zum „Jahr der Liturgie“ erklärt und diese Deklaration mit einer Reihe von bemerkenswerten Zielsetzungen verknüpft. Gläubige und Priester sollen:
- Die vorgegebenen Regelungen der Liturgie nicht als von außen auferlegten Zwang, sondern als verehrungswürdigen Ausdruck des Eucharistischen Geheimnisses wahrnehmen;
- die neu herausgebenen Richtlinien der Diözese zur Liturgie strikt beachten und nicht wagen, sich durch eigenmächtiges Verhalten an die Stelle des göttlichen Gesetzgebers zu setzen;
- in allen Kirchen und Kapellen, insbesondere aber in den Seminaren und geistlichen Einrichtungen, die Weisungen der Dekane und der Liturgiebeauftragten strikt einhalten;
- in allen Gemeinden die Fähigkeit erwerben, an mindestens einem Sonntag im Monat ein lateinisches Choralhochamt zu feiern, wie das Abschnitt 36 der Liturgiekonstitution vorsieht. „In Sri Lanka haben wir den Fehler begangen, die Sprache unseres Gottesdienstes völlig aufzugeben. Dieses eucharistische Jahr soll uns die Gelegenheit geben, die verlorene Tradition wenigstens zu einem gewissen Maß wiederzubeleben.“
Der Erzbischof bekräftigt in seinem Erlass das Recht aller Priester, von sich aus „wo angemessen“ die Liturgie in der überlieferten Form zu feiern und fordert sie auf, die Gemeinden durch vorausgehende Katechesen darauf vorzubereiten. Weitere Ausführungen betreffen die Bereitstellung von Informationsmaterial zur würdigen Feier der Liturgie in all ihren Aspekten von der ars celebrandi bis zur Ausstattung der Kirchen und Altäre.
In Sri Lanka sind, wie im ganzen indischen Kulturkreis, in der Vergangenheit unter dem Vorwand der „Inkulturation“ üble Entstellungen der Liturgie eingeführt worden. Offenbar geht der Erzbischof jetzt daran, die Erneuerung, die er in Rom propagiert und gefordert hat, in seinem Jurisdiktionsbereich energisch umzusetzen. Beten wir dafür, daß ihm das gelingt und zu einem Vorbild für viele Diözesen in aller Welt wird.
Den vollständigen Text des Rundschreibens in englischer Sprache bietet die Website der Erzdiözese Colombo. Unser Bild stammt aus einer Bilderserie vom 175-jährigen Jubiläum eines Wallfahrtsortes der Diözese auf der gleichen Site.
Msgr. Nicola Bux
„Die alte Messe gehört in jede Kathedrale, jede Pfarrkirche“
26. 7. 2010
Msgr. Nicola Bux gehört zu den Theologen, die Papst Benedikt bei der Umsetzung seiner Reformen zur Wiedergewinnung katholischer Identität nachdrücklich unterstützen. Er ist Professor für Theologie an der Universität von Bari und Berater verschiedener römischer Dikasterien, er gehört auch dem von Msgr. Marini geleiteten „Amt für die lturgischen Feiern des Papstes“ an. Die italienische Website „Disputationes theologicae“ hat bereits im April ein langes Interview mit Prof. Bux über das Verhältnis zwischen neuer und überlieferter Liturgie geführt. Jetzt sind erste Übersetzung daraus ins Englische aufgetaucht. Wir übersetzen daraus einen uns besonders interessant erscheinenden Abschnitt samt der einleitenden Frage.
Frage: Das alte Offertoriumsgebet sprach ausdrucksstark von Gott, von der sakramentalen Kraft der Messe und von ihrem Wesen als einem gott dargebrachten Opfer. Kann man für den neuen Ritus eine Korrektur in diesem Sinne erwarten?
Antwort: Es ist wichtig, daß die alte Messe wieder besser bekannt wird; man nennt sie auch den tridentinischen Ritus oder besser wie Martin Mosebach kürzlich gesagt hat den Ritus von Gregor dem Großen. Diese Messe erhielt ihre Form bereits unter Papst Damasus (Papst von 366 bis 384) und danach weiter unter Gregor dem Großen und nicht erst unter Papst Pius V. Papst Pius nahm lediglich einige Anpassungen vor und ließ das festschreiben, was er vorfand. Dabei wurden die Bereicherungen früherer Jahrhunderte bewahrt und einiges Veraltetes weggelassen. Das alte Offertorium war ein integraler Bestandteil dieser Messe. Es ist schon viel darüber geschrieben worden, ob es angebracht sei, diese alten von Ihnen erwähnten Gebete wieder in den Ritus aufzunehmen. Die Vollmacht dazu, das anzuordnen, liegt jedoch ausschließlich beim Heiligen Stuhl.
Es ist schon wahr, daß die Logik, die die Neuordnung der Liturgie nach dem 2. Vatikanischen Konzil bestimmte, zu einer Vereinfachung der Offertoriumsgebete führte, zumal man davon ausging, daß es ja mehrere Gebete zum Offertorium geben würde. So kam es zur Einführung diese beiden Gebete mit jüdischer Anmutung. Die Secret blieb erhalten bzw. wurde zum Gabengebet, ebenso das „Orate Fratres“, und das schien ausreichend zu sein. Allerdings steht diese Vereinfachung, in der man eine Rückkehr zu den reinen Ursprüngen erblickte, im Widerspruch zur römischen liturgischen Tradition und auch zu den Traditionen von Byzanz und der anderen Liturgien des Ostens wie des Westens.
Die Struktur des Offertoriums wurde von den großen Kommentatoren des Mittelalters als Bild des triumphalen Einzugs Christi in Jerusalem gesehen, bevor er sich selbst als Opfergabe darbringen sollte. Deshalb wurden die Opfergaben bereits hier als „heilig“ bezeichnet und erhielt das ganze Offertorium seine große Bedeutung. Die moderne Vereinfachung hat viele Menschen dazu bewogen, die Wiedereinführung der inhaltsreichen und schönen Gebete wie des „Suscipe, sancte Pater“ und des „Suscipe, sancte Trinitas“ zu verlangen.
Es bedarf jedoch noch einer weitaus größeren Verbreitung der alten Messe, um eine solche „Ansteckung“ der neuen Liturgie durch die überlieferte Form zu ermöglichen. Und daher ist die Wiedereinführung der klassischen Liturgie, wenn ich das so sagen darf, ein Faktor der allergrößten Bereicherung. Es ist notwendig, ein feierliches sonntägliches Amt im traditionellen Ritus zumindest in jeder Kathedrale der Welt anzubieten, nach Möglichkeit auch in jeder Pfarrei. Das würde es den Gläubigen erleichtern, sich wieder an das Latein zu gewöhnen und sich als Teil der Katholischen Kirche zu fühlen. Das hätte auch die ganz praktische Auswirkung, ihnen die Teilnahme an Messfeiern bei internationalen Veranstaltungen zu erleichtern. Gleichzeitig denke ich, daß wir davon absehen sollten, Dinge außerhalb ihres Kontexts wieder einzuführen. Das, was in diesen Gebeten zum Ausdruck kommt, steht in einem umfassenderen rituellen Zusammenhang, und der kann nicht einfach dadurch wiederhergestellt werden, daß man ein Gebet einfügt. Dazu bedarf es komplexerer Anstrengungen.
Den ganzen Text, des Interviews, das noch weitere interessante Fragen behandelt, gibt es auf Rorate Cæli.
Zwei Gedanken aus diesem Abschnitt erscheinen besonders bemerkenswert: Zum einen wiederholt Msgr Bux hier die Forderung, die alte Liturgie in ihrer feierlichen Form solle nach Möglichkeit in jeder Bischofskirche und in jeder Pfarrkirche erlebt werden können. Das hatte bereits Kardinal Castrillón vor zwei Jahren in London ausgeführt – offenbar ist diese Vorstellung in der Umgebung des Papstes recht verbreitet. Zum zweiten erteilt er der Vorstellung eine Absage, Reformen an der neuen Liturgie durch Einzelmaßnahmen und gesetzliche Anordnung durchsetzen zu können: Es bedarf der „Ansteckung“ durch das Vorbild der praktizierten und akzeptierten überlieferten Liturgie, um nicht nur einzelne Elemente, sondern auch ihren Zusammenhang für die lebendige Liturgie wieder zu gewinnen: Wo die Neuerungen der 60er Jahre gewaltsam durchgesetzt wurden, soll die „Reform der Reform“ auf dem Weg der organischen Entwicklung erfolgen.
Bei der Pflege der Weinstöcke
Pfirsische in der Nordsee
23. 7. 2010
Traditionell gehört es zum Leben der Mönche, möglichst viel von dem, was sie zum täglichen Leben brauchen, in der eigenen Landwirtschaft anzubauen - auch unter ungünstigen Bedingungen. An dieser Tradition halten auch die „Söhne des allerheiligstern Erlösers“ fest, die der alten Liturgie verpflichteten „Transalpinen Redemptoristen“, die sich auf der Orkney-Insel Papa Stronsay in der Nordsee über Schottland niedergelassen haben. Sie haben sich auf ihrer Klosterinsel ein enormes Gewächshaus gebaut, und dort gedeiht - auf der Höhe von Oslo - unter anderem der wohl nördlichste Wein Europas.
Einem bemerkenswerten Bildbericht auf ihrer Website entnehmen wir, daß auch die Pfirsische in diesem Jahr gut gediehen sind - aber die Kiwis wollen und wollen nicht. Guter Rat zu einem gedeihlichen Umgang mit diesen potentiellen Vitaminspendern ist erwünscht - und jede andere Art von Unterstützung zweifellos auch.
Weihe in Courtalein am 10. 7.
Priesterweihe beim Institut Bon Pasteur
21. 7. 2010
Bereits am 10. Juli dieses Jahres erteilte der emeritierte Erzbischof von Potenza, Ennio Appignanesi, im Zentrum der Gemeinschaft im französischen Courtalain Drei Angehörigen des Instituts die hl. Weihen. einer wurde zum Priester, einer zum Diakon und einer zum Subdiakon geweiht. Wir hatten das bisher übersehen und werden jetzt erst durch eine Bilderserie auf TNLM auf das Ereignis aufmerksam. Noch mehr Bilder gibt es auf der Website des Instituts.
Erfahrungsbericht 2:
Wie sehr müssen diese Herren die Alte Messe fürchten!?
20. 7. 2010
Am 12. 7. veröffentlichten wir den Erfahrungsbericht eines Kaplans, der in seiner Pfarrei - durchaus zum Mißvergnügen der „progressiven Kräfte“ - zumindest an seinem „liturgiefreien Tag“ die hl. Messe in der überlieferten Form zelebriert. Heute setzen wir die Serie fort mit einem Bericht von Oskar Rauch aus Weiden, der sich als Laie für die Feier der Liturgie in der überlieferten Form in seiner Gemeinde einsetzt. Hier kommen die Schwierigkeiten weniger vom Pfarrer oder Dekan - in Weiden ist es Bischof Gerhard Ludwig Müller selbst, der den Gläubigen, „die sich der alten Form der Liturgie verbunden fühlen“, Hindernisse in den Weg legt.
Er ist nicht bereit, den Gläubigen mehr als eine „alte Messe“ pro Monat zu erlauben - und das, obwohl er im Gespräch mit Msgr. Guido Pozzo von Ecclesia Dei bereits zugestanden hatte, einen zweiten Messtermin zu gestatten. Aber lesen Sie selbst - hier der Bericht von Oskar Rauch.
Pfarrer Kotzur, P. Gesch, P. Bücker und P. Conrad
Ein Zeichen von Einheit
18. 7. 2010
Ein bewegendes Zeichen von Einheit war die Primizfeier von P. Jérôme Bücker (Zelebrant) und P. Gerald Gesch (Diakon) am heutigen Sonntag in der Berliner Pfarrkirche St. Matthias. Als Subdiakon amtierte P. Sven Conrad, ebenfalls Petrusbruderschaft. Presbyter assistens war Gemeindepfarrer Edgar Kotzur, Ehrendomherr an St. Hedwig, zwar selbst noch im alten Ritus geweiht, aber doch mit ganzem Herzen in der Liturgie Papst Pauls VI. zu hause.
St. Matthias ist eine Gemeinde, in der Liturgie und kirchliches Leben in der Hermeneutik der Kontinuität stehen. Der Altarraum ist ein wirkliches Allerheiligstes, das sonntägliche Hochamt wird jede zweite Woche nach dem Novus Ordo in lateinischer Sprache gefeiert, Schola und Gemeinde pflegen auch den gregorianischen Choral - von daher war es sicher keine Überforderung der Gläubigen, daß heute das Hochamt aus Anlaß der Doppelprimiz zur üblichen Zeit ausnahmsweise im überlieferten Ritus gefeiert wurde. Die Gemeinde stimmte wie gewohnt zum Wechselgesang in das Gloria der 8. Messe ein - und übernahm wie selbstverständlich auch den Gesang des lateinischen Pater Noster, das in der traditionellen Form freilich bis auf das "Libera nos" dem Priester vorbehalten ist. Glücklich die Gemeinde, in der es keine größeren Abweichungen von den Rubriken gibt.
Freudig wie ein geistlicher Vater und doch auch mit etwas Wehmut sprach Pfarrer Kotzur in seiner Predigt von der Arbeit des Säens in der Gemeinde - und davon, daß dann andere dort weitergebaut hätten, doch der Segen auf dem Werk beider komme vom Herrn. Und reicher Segen liegt offensichtlich auf seiner Arbeit, denn auch im letzten Jahr konnte er in seiner Kirche die Primiz eines Pfarrkindes feiern, und die nächste Diakonatsweihe steht für kommendes Jahr auf dem Kalender. Wo das hl. Messopfer, wie Pfarrer Kotzur sagte, „immer so gefeiert wird, wie es im Buche steht, und nicht, wie es einem gerade einfällt“ stellen sich offenbar reichlich die guten Früchte ein, von denen anderswo allzu oft nur geredet wird. Ein fruchtbares Nebeneinander von alter und neuer Liturgie gehört mit dazu.
Hier nun die Bilderseite von der heutigen Primizfeier.
Der Hl. Josemaría bei der Zelebration
Wie weit wird Opus Dei die alte Liturgie unterstützen?
16. 7. 2010
Der hl. Josemaría Escrivá (gest. 1975) war nicht begeistert von den Ergebnissen der Liturgiereform Papst Pauls VI. Trotzdem schrieb er der von ihm gegründeten Priestergesellschaft die Verwendung der reformierten Liturgie vor - teils, um die Treue zum Papst zu betonen, teils, um gegen die überhand nehmenden Missbräuche ein Beispiel für die würdige Zelebration der Messe auch im Novus Ordo zu geben. In den meisten Kirchen des Opus Dei gibt es keine "Volksaltäre", zelebriert wird "ad Dominum", und oft auch auf Latein. Die Pflege der lateinischen Sprache und der in ihr überlieferten traditionellen Theologie haben im Opus einen bedeutenden Stellenwert.
Zum 60. Jahrestag der Errichtung der Gesellschaft durch Papst Pius XII. hat Rorate Caeli Fakten und Meinungen zur liturgischen Entwicklung beim Opus Dei zusammengetragen. Danach steht nicht zu erwarten, daß die Gemeinschaft sich - gegen den Willen ihres Gründers - von der Liturgie in der reformierten Form abwenden wird. Gleichzeitg deuten jedoch viele Anzeichen darauf hin, daß Summorum Pontificum dort zunehmend Resonanz findet und das Opus in Zukunft verstärkt darauf hinwirken wird, den Gläubigen, die das wünschen, auch die überlieferte Liturgie zugänglich zu machen.
Erfahrungsbericht 1: Ein Priester
12. 7. 2010
Als ersten Erfahrungsbericht veröffentlichen wir heute die Zuschrift eines Priesters. Er hat uns - und das sagt schon fast genug über die gegenwärtige Situation - gebeten, seinen Bericht zu anonymisieren, und dem kommen wir selbstverständlich nach. Besonders beeindruckt hat uns dieser Absatz:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Ritus extraord. meine persönliche, sowie meine objektiv priesterliche Spiritualität mehr als positiv befruchtet. Durch die Zelebration dieser Form wird mir immer mehr bewusst, was der Priester ist und was meine Aufgaben sind. Der NOM muss, um dies ebenso zu bewirken sehr eng am VOM angelegt gefeiert werden. Ich kann mir seit ich mich mit der Materie beschäftigt habe, nur sehr schwer vorstellen, jemals z. B. die "Hochgebete für besondere Anliegen" auszuwählen, obgleich aprobiert, meine ich, eine andere Ekklesiologie dort zu spüren. Auch die Verwendung des II. Hochgebetes kommt sehr sehr selten vor; in der Regel ist es mir ein Bedürfnis den Canon Romanus auch als selbstverständlich im NOM zu wählen. Eigentlich ist es der Normalfall geworden.
Ich führe dies auf die Alte Messe zurück und auf den Wunsch des Hl. Vaters, dass die Riten sich gegenseitig befruchten sollen.
Und hier geht es zum ganzen Bericht.
S.E. Cardinal Cañizares bei der Zelebration des alten Ritus im Lateran.
Hoffnung auf eine Wiederbelebung des
Geistes der Liturgie
11. 7. 2010
Im Gespräch mit der Würzburger Tagespost hat der Präfekt der Gottedienstkongregation, S.E. Antonio Cardinal Cañizares Llovera, eine alles in allempositive Bilanz zu „3 Jahre Summorum Pontificum“ gezogen: Das Verständnis für die Liturgie in der Tradition der Kirche sei gewachsen, der Geist der Liturgie werde neu belebt.
Besondere Aufmerksamkeit wirdmete der Kardinal der Tatsache, daß inzwischen zwei französische Diözesen in ihren Seminaren die Priesteramtskandidaten in beiden Formen des römischen Ritus ausbilden. Die Priester, die regulär im Novus Ordo zelebrieren, forderte der Präfekt auf, sich wieder so auf die heilige Messe vorbereiten, wie es in der außerordentlichen Form vorgesehen ist.
Das ganze Interview können Sie hier lesen.
Kirche der Hl. Familie in Dayton
Aufbau in Übersee,
Abriss in Europa
9. 7. 2010
Zwei Ereignisse dieser Woche zeigen, wie unterschiedlich verschiedene Bereiche der Kirche auf die Wiederzulassung der überlieferten Liturgie durch Papst Benedikt reagieren. In Dayton, Ohio erhob Erzbischof Dennis Schnurr von Cincinnati die Kirche der Hl. Familie offiziell zur Pfarrkirche für die Gläubigen des alten Ritus. Geleitet wird die neue Personalpfarrei von Priestern der Petrusbruderschaft, die bereits bisher dort regelmäßig den gottesdienst feierten.
Die Schweizer Augustiner-Abtei von Saint-Maurice d'Agaune mußte demgegenüber bekannt geben, daß eines ihrer fähigsten und aktivsten Mitglieder, Kanoniker Yannick Escher (36) „überraschend“, wie es hieß, die Abtei verlassen habe. In einem Schreiben an Rorate Cæli begründete Eschen seinen Schritt damit, daß in der Abtei auch im dritten Jahr nach Erlass von Summorum Pontificum an eine Umsetzung dieser päpstlichen Gesetzgebung nicht zu denken sei.
Gleichzeitg teilte Eschen mit, daß er sich gegenwärtig in dem nur wenige Kilometer seines ehemaligen Konvents entfernt gelegenen Priesterseminar der Piusbruderschaft in Écône aufhält.
Aus der ersten Juli-Woche
summorum pontificum.de
8. 7. 2010
Zur 3-Jahres-Bilanz Bilanz gehört für uns natürlich auch ein Blick in die Statistiken unserer Website - hier hat sich in den lezten 12 Monaten einiges getan. Schon seit einem Vierteljahr sind wir „Millionär“ und für den heutigen Tag kommen wir auf eine Gesamtzahl von 1 386 805 Besuchen seit dem Start im Juni 2007. Besonders in den letzten Monaten haben wir schön zugelegt. Im ersten Halbjahr 2009 hatten wir täglich etwas mehr als 1000 Besuche - im Monat gut 35 000. Seit einigen Monaten sind es jetzt regelmäßig über 3000 am Tag und mehr als 110 000 im Monat. Dabei wissen wir natürlich nicht genau, wieviele Besucher diesen Besuchen entsprechen - wer mehrmals am Tag vorbeischaut, wird auch mehrmals gezählt, wenn mehr als 30 Minuten zwischen den einzelnen Visiten liegen.
Die Zusammensetzung unserer Besucher hat sich etwas verändert. Nach wie vor haben wir natürlich hauptsächlich Gäste aus den Deutsch sprechenden Ländern. Die Polen sind weniger geworden - die haben jetzt wohl genug eigene Seiten zum Thema. Die Nordamerikaner sind mit fast einem Drittel wesentlich stärker als früher vertreten; Spitzenreiter unter den nicht deutsch sprechenden Europäern sind Ungarn und Niederländer. Vatikan und Italien sind mit jeweils um 120 monatlichen Besuchern etwa gleich geblieben, die Chinesen (Festland, Taiwan und Hongkong zusammen) haben mit 550 im Monat enorm zugelegt. Insgesamt hatten wir in den ersten 6 Monaten Gäste aus 90 Ländern.
Die meisten Besucher (80%) schauen nur auf die erste Seite - dort läuft ja auch alles durch, was später hinten abgelegt wird. Von diesen hinteren Seiten waren in den vergangenen 6 Monaten die Nonnen im alten Ritus mit 1800 Abrufen Spitzenreiter noch vor dem Text des Motu Proprio mit 1700 Aufrufen.
Auf der Loggia von Castel Gandolfo
Drei Jahre Summorum Pontificum
7. 7. 2010
Als Präfekt der Glaubenskongregation beklagte Joseph Kardinal Ratzinger im Gespräch mit Peter Seewald 2000 das praktische Verbot der Form der Liturgie, die weit über ein Jahrtausend lang das Wesen der römischen Kirche ausgedrückt hatte: „Wer sich heute für den Fortbestand dieser Liturgie einsetzt oder an ihr teilnimmt, wird wie ein Aussätziger behandelt; hier endet jede Toleranz. Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man ächtet damit ja auch die ganze Vergangenheit der Kirche.“ Am 7. Juli 2007 erließ Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. das Motu Proprio Summorum Pontificum. Damit wurde die Feier der hl. Messe nach dem überlieferten Ritus für alle Priester rechtlich und mit höchster Autorität freigegeben
Seitdem hat sich die Situation der Katholiken, „die sich der außerordentlichen Form der Liturgie verbunden fühlen“ - so die einigermaßen gewundene Sprachregelung – in vielen Teilen der Welt spürbar verbessert. Dafür danken wir dem Heiligen Vater von ganzem Herzen. Der Herr schenke ihm Gesundheit und noch viele Jahre für seine Arbeit des Wiederaufbaus im „verwüsteten Weinberg“ (Dietrich v. Hildebrandt).
In Deutschland läßt sich die Verbesserung der Lage an folgenden Zahlen ablesen: Im Jahr 2005 gab es in 10 (von 28) deutschen Bistümern all-sonntägliche Messen im alten Ritus, die in voller Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom gefeiert wurden. Bis zum Jahr 2010 ist diese Zahl auf 54 Sonntagsmessen 23 Diözesen gestiegen. Damit kann – von einigen Ausnahmen in weitgespannten Diasporaregionen abgesehen – fast jeder, der das möchte, seine Sonntagspflicht regelmäßig durch die Teilnahme an der hl. Messe nach der überlieferten Ordnung erfüllen. Das ist eine große Erleichterung für alle, in deren Wohngemeinden oder im näheren Umfeld nur Gottesdienste mit haarsträubenden liturgischen Missbräuchen oder häretisierenden Predigten erreichbar sind. Allerdings finden viele dieser 54 Sonntagsmessen an schwer erreichbaren Orten oder zu ungünstigen Zeiten statt, die besonders Familien mit Kindern die Teilnahme schwer machen; hier sind weiterhin dringend Verbesserungen notwendig.
Zusätzlich bietet die Piusbruderschaft in 19 deutschen Bistümern 64 regelmäßige Sonntagsmessen an, einige davon auch in Gebieten, in denen kein in voller Gemeinschaft mit dem Papst stehender Priester erreichbar ist. Nach Schreiben der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei vom 27. September 2002 und 18. Januar 2003 können Katholiken ihre Sonntagspflicht auch durch Teilnahme an diesen Messen erfüllen, soweit sie sich damit nicht ausdrücklich gegen die Gemeinschaft mit dem Papst wenden wollen.
Der Hinweis auf die Messen bei der SSPX erscheint notwendig: Die Bereitschaft vieler Bischöfe, Summorum Pontificum zu befolgen und Messen nach dem alten Ritus zu ermöglichen, steigt erfahrungsgemäß, wenn ein Messzentrum der Bruderschaft in der Region aktiv ist. Denn über eines kann die den Zahlen nach recht erfreuliche Entwicklung nicht hinwegtäuschen: Vielerorts bleiben Bischöfe und die Ordinariatsmächtigen dabei, die Anhänglichkeit an den alten Ritus als eine Art Aussatz, eine ansteckende Krankheit zu betrachten, deren Ausbreitung auf jeden Fall eingedämmt werden muß. Mit zahllosen kleinen Bosheiten und großen Schikanen wird auf allen Ebenen von der Pfarrei bis zum Bistum versucht, die Gesetzgebung des Papstes zu unterlaufen.
Von daher können wir die oben mitgeteilten Zahlen – sie wurden von Peter Karl T. Perkins anhand Wikimissa ermittelt und auf Rorate.caeli veröffentlicht – auch nur unter Vorbehalt betrachten: Uns sind mehrfach Fälle bekannt geworden, wonach Ordinariate – im klaren Widerspruch zu den Vorgaben von Summorum Pontificum - „alte Messen“ nur unter der Bedingung gestatteten, daß keinerlei Werbung erfolgte. Tatsächlich sind wir in einem Fall sogar gebeten worden, einen Hinweis auf eine uns bekannt gewordene Messe wieder zu streichen, weil der Veranstalter von jeder Veröffentlichung einen Widerruf der widerstrebend erteilten Genehmigung befürchtete.
Die Gründe für die unvermindert starke Ablehnung der überlieferten Liturgie hat Papst Benedikt in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie 2005 auf den Begriff gebracht: Das 2. Vatikanische Konzil wird nicht nur in Deutschland überwiegend in einer „Hermeneutik des Bruches“ gelesen und faktisch zur Geburtsstunde einer neuen Kirche erklärt, die sich endlich von den Irrtümern und Verfehlungen ihrer 2000-jährigen Geschichte zu emanzipieren beginne. Wenn man diesen Weg entschlossen fortsetzen will – wie mehrere deutsche Bischöfe mit ihren Forderungen nach „unbelasteter Diskussion“ über den Zölibat, ein „Frauendiakonat“, ein „neues Priesterbild“ usw. gerade in den letzten Wochen bekundet haben – ist die vom Papst gewünschte und in Summorum Pontificum als Gesetz verkündete stärkere Rückbindung an die Tradition natürlich nicht akzeptabel. So ist es auch immer wieder aus den theologischen Fakultäten zu hören – wäjhrend andererseits unter jüngeren Priestern und Priesteramtskandidaten die Offenheit gegenüber der traditionellen Lehre und Liturgie zunimmt.
Summorum Pontificum ist dadurch – zumindest in Deutschland – ein Zeichen geworden, an dem sich die Geister scheiden. Die weitgehende Freigabe der alten Liturgie hat dennoch keine Spaltung herbeigeführt oder vertieft – eher im Gegenteil: Viele Katholiken, die in der von einer modernistischen Mehrheit dominierten „Deutschen Nationalkirche“ kaum noch eine Perspektive für sich sehen konnten, wurden durch das Motu Proprio in ihrem Willen bestärkt, an der Einheit mit dem Papst festzuhalten. Auf gesamtkirchlicher Ebene kommt diese Wirkung von Summorum Pontificum in der Aufnahme der Gespräche zwischen der Piusbruderschaft und der Glaubenskongregation zum Ausdruck. Das Verlangen nach Einheit wird gestärkt.
Auf der anderen Seite sind durch die verstärkte Präsenz der überlieferten Liturgie und das wiederhergestellte Selbstbewußtsein der Gläubigen, die an der Tradition festhalten wollen, die tiefgehenden Spaltungen der vergangenen Jahrzehnte deutlicher sichtbar geworden. Dabei wurde erkennbar, daß viele Priester, Theologen und Laien, die ständig von der Notwendigkeit zur „Anerkennung des Konzils“ sprechen, von dem, was dieses Konzil bedeutet, offenbar eine ganz andere Vorstellung haben als der Papst - und daß sie seine Autorität immer weniger anerkennen. Hier zeichnen sich für die Zukunft schwere Auseinandersetzungen ab, bei denen die unterschiedlichen Auffassungen über die Formen der Liturgie nur der Ausdruck tiefer gehender Unterschiede in den Inhalten des Glaubens sind.
Die bisherige Wirkungsgeschichte von Summorum Pontificum zeigt überdies, daß die Verwurzelung der Gläubigen in der Tradition, die fast zweitausend Jahre lang die Kirche Christi geprägt und durch die Zeit geleitet hat, sehr schwach geworden ist. Vielfach ist jede tiefere Kenntnis dieser Tradition ausgelöscht oder durch Zerrbilder ersetzt. Auch wenn wir uns das vor drei Jahren vielleicht anders gewünscht und vorgestellt haben, müssen wir doch heute einsehen: Die meisten, die überhaupt noch Gottesdienste besuchen, haben nicht darauf gewartet, daß ihnen Summorum Pontificum wieder einen freien Zugang zu den Schätzen der liturgischen Tradition erschließt – sie wurden in einem Geist erzogen, der jede Tradition geringschätzt. In vielen Gemeinden drängt sich der Eindruck auf, daß besonders schlimme liturgische Mißstände gar nicht auf den jeweiligen „Vorsteher“ zurückgehen, sondern auf das Verlangen von Gemeindegruppen oder einzelnen Mitgliedern, deren Verständnis von Liturgie weitgehend von säkularen Ideen geprägt ist. Der Gottesdienst wird zur Selbstverwirklichungsfeier der Gemeinde.
Das heißt: Es wird in absehbarer Zeit keine breite Rückkehr zur traditionellen Liturgie und noch nicht einmal eine tiefer gehende „Reform der Reform“ geben. Es wird schon sehr schwer fallen und viel Zeit und Kraft brauchen, die schlimmen Mißstände abzumildern, die sich in den letzten Jahrzehnten trotz aller päpstlichen Ermahnungen durch Dokumente wie Ecclesia de Eucharistia oder Redemptionis Sacramentum eingefressen haben. Selbst das wird nicht überall gelingen, wenn man betrachtet, wie weit sich viele Gemeinden samt ihrer Hirten schon von „denen in Rom“ entfernt haben.
Für alle, denen die überlieferte Liturgie ebenso am Herzen liegt wie die Einheit mit Petrus und die wissen, daß die Einheit im Glauben auch die Einheit im Glauben mit denen bedeutet, die uns in den vergangenen Jahrhunderten vorangegangen sind, bietet Summorum Pontificum starken Grund zur Zuversicht: Die Römische Kirche insgesamt wird sich nicht von ihrer in Christus begründeten Lehre und Tradition losreißen lassen. Aber diese Tradition ist in unserer Zeit kein Geschenk, das uns gnädig in den Schoß gelegt wird, sondern ein Schatz, der erkämpft und verteidigt werden will.
Erste Voraussetzung dafür ist die Wiederaneignung und die Verbreitung der Kenntnis von dieser Tradition – wir wollen versuchen, im Rahmen unserer Kräfte dazu künftig verstärkt beizutragen. Im Übrigen wollen wir die drei Monate bis zum Jahrestag des tatsächlichen Inkrafttretens von Summorum Pontificum im September dazu nutzen, unsere eigene Bilanz der vergangenen drei Jahre zu ziehen.
Kardinal Cañizares bei der Weihe in Wigratzbad
Priesterweihe bei der FSSP
in Wigratzbad
5. 7. 2010
Am Samstag, den 3. Juni, konnte die Petrusbruderschaft in ihrem Seminar in Wigratzbad fünf Priester zur Weihe führen. Zwei davon kommen aus Deutschland: P. Gerald Gesch und P. Jérôme Bücker, drei aus Frankreich. Zur Weihe war in diesem jahr der Präfekt der Gottesdienstkongregation, S. E. Antonio Cardinal Cañizares Llovera, aus Rom angereist.
Auf Gloria TV ist bereits ein Video (68 min) zur Weihe erschienen, dem wir auch unser Bild entnommen haben. Sehr schöne Photos gibt es auf Nowy Ruch Liturgiczny.
Erzbischof Burke bei der Priesterweihe in Florenz
Weihetag beim Institut Christus König und Hoher Priester
4. 7. 2010
Eine bemerkenswerte Reihe von Weihen feierte das Institut Christus König und hoher Priester in den letzten Junitagen: In der Kirche des Instituts in Gricigliano wurden am 28. Juni 12 junge Männer für das Institut eingekleidet bzw. empfingen die ersten niederen Weihen. Offiziant war an diesem Tag Weihbischof Athanasius Schneider von Karaganda.
Am 30 Juni spendete dann Bischof Cordileone von Oakland fünf Alumnen in der Kirche San Michele e Gaetano in Florenz die Weihe zum Subdiakonat bzw. zum Diakonat. Am gleichen Tag erteilte Erzbischof Burke, Präfekt der Signatura in Rom, drei Männern die Priesterweihe. Bei dieser Zeremonie waren alle drei Bischöfe anwesend.
Auf der Webseite des Instituts gibt es drei umfangreiche Bilderserien.
Joseph Ludwig ColmarBild: Wikipedia
Vortrag von Prof. May
2. 7. 2010
Am kommenden Sonntag spricht Prof. Dr. Georg May in Mainz auf Einladung des Thomas-Morus Kreises über Joseph Ludwig Colmar, den ersten Bischof von Mainz nach Aufhebung des Kurfürstentums. Colmar hat sich in seiner Amtszeit nicht nur erfolgreich für die Rettung der Dome von Mainz und Speyer eingesetzt, die von der siegreichen Revolution bereits zum Abriss bestimmt worden waren. Er leistete auch großes für die Priesterausbildung und führte selbst ein heiligmäßiges Leben - gut geeignet als Vorbild in einer Zeit, in der die Kirche durch die Skandale um pflicht- und Gottfvergessene Priester und Bischöfe erschüttert wird.
Ort: Pfarrheim der Pfarrei St. Joseph in Mainz, Josefsstr.74.
Eingang Raimundistraße hinter der Kirche!
Weitere Informationen unter 06134-230285
Zeit: Sonntag, 04. Juli 2010 15.00 Uhr
Prälat Winter bei der Zelebration
Bitte um Ihr Gebet
1. 7. 2010
In diesen Tagen meldete die Fuldaer Zeitung, daß Einbrecher bei der Durchsuchung seines Hauses einen 78-jährigen katholischen Priester angegriffen und so schwer am Kopf verletzt haben, daß er immer noch in Lebensgefahr schwebt. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Rektor der kirchlichen Hochschule Fulda, Prof. Dr. Aloysius Winter, einen der wenigen Priester im Bistum, die es auf sich nehmen, getreu dem Motu Proprio des Papstes und trotz des Mobbings durch viele "Mitbrüder" die hl. Messe im überlieferten Ritus zu zelebrieren.
Wir bitten um Ihr Gebet.
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