Motu Proprio: Summorum Pontificum


Zusatzinfo

Was der Papst will:

es folgt ein Zitat:Lassen sie mich das ganz klar sagen: Der Heilige Vater will, daß die überlieferte Form der Messe regulärer Bestandteil des liturgischen Lebens der Kirche wird, damit alle Gläubigen – die jungen wie die alten – sich mit den alten Riten vertraut machen und von ihrer spürbaren Schönheit und Transzendenz profitieren können. Der Heilige Vater will das sowohl aus pastoralen als auch aus theologischen Gründen."

Dario Kardinal Castrillón,
14. 6. 2008, in London
Quelle

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Archiv Januar 2012

Aktuell:

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Bischof Mario Oliveri

Bischof Oliveri von Albenga-Imperia ermahnt seinen Klerus zur Umsetzung von Summorum Pontificum

31. Januar 2012

Bischof Mario Oliveri von Albenga-Imperia setzt sich sehr dafür ein, die Liturgie nach den geltenden Vorschriften und im Geist der Tradition zu feiern. Er zelebriert auch selbst zu gegebenen Anlässen die Messe in der überlieferten Form und setzt Gemeinschaften, die dieser Tradition verpflichtet sind, für verschiedene Aufgaben in seiner Diözese ein. In einem sehr ernsten Schreiben hat er sich jetzt an die Priester seiner Diözese gewandt, die entgegen dem gelten Gesetz der Kirche und im Widerspruch zum Willen des Papstes und dem Auftrag des Diözesanbischofs die Feier der überlieferten Liturgie ablehnen und behindern:

Zitat: Mit einem Gefühl von Bitterkeit habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, daß viele von Euch die Möglichkeit zur Feier der hl. Messe in der „außerordentlichen Form“ nach den Büchern von 1962, die Papst Benedikt XVI. den Gläubigen in seinem Motu-Proprio Summorum Pontificum gegeben hat, nicht mit der richtigen Einstellung aufgenommen haben.

Auf den „Drei Tagen für Kleriker“ im September 2007 habe ich klar und mit Nachdruck auf die wahre Bedeutung des Motu Proprio hingewiesen und erklärt, wie wir es verstehen und im Geist der Offenheit gegenüber seinem lehrmäßigen Gehalt aufnehmen und in bereitwilligem Gehorsam umsetzen sollten. Als Bischof habe ich dabei von meiner Autorität Gebrauch gemacht, die überdies in voller Übereinstimmung mit einem feierlichen Gesetzesakt des Obersten Pontifex steht. Ich habe mich dabei auf die theologische Begründung der Natur der göttlichen Liturgie und die Unwandelbarkeit ihres übernatürlichen Gehaltes gestützt und hatte darüberhinaus auch ganz praktisch und konkret das Wohl der Kirche im Auge.

Die ablehnenden Reaktionen auf das Motu Proprio und die theologischen wie praktischen Vorgaben des Bischofs beruhen in den meisten Fällen auf emotionalen und theologisch oberflächlichen Argumenten, also einer unzureichenden und kurzsichtigen „theologischen"“ Denkweise, die nicht der wahren Natur des Glaubens und des sakramentalen Lebens der Kirche gerecht wird. Diese kann sich nicht auf die zeitlose Tradition der Kirche stützen und statt dessen richtet sie sich auf Randerscheinungen oder fasst jedenfalls nicht das ganze Bild ins Auge. Nicht ohne Grund hatte ich auf den erwähnten „Drei Tagen“ den praktischen Richtlinien und Anleitungen eine lehrmäßige Darstellung des „Unveränderlichen Wesensgehaltes der Liturgie“ vorangestellt.

Wie ich erfahren mußte, haben an einigen Orten Priester und Pfarrer Gläubige, die darum baten, von der Möglichkeit des Motu-Proprio und ihrem Recht zur Feier der Messe in der außerordentlichen Form Gebrauch zu machen, nachgerade lächerlich gemacht; Mitbrüdern im Priesteramt, die die Anfragen der Gläubigen verständnisvoll und bereitwillig aufgenommen haben, wurde Verachtung und fast schon Feindseligkeit entgegengebracht.

Ich bitte Euch, daß Ihr alle Haltungen ablegt, die nicht der kirchlichen Gemeinschaft, dem Kirchenrecht und dem bereitwilligen Gehorsam entsprechen, der feierlichen Akten des Lehramtes und des Kirchenregiments gebührt. Ich bin überzeugt, daß diese Bitte im Geist des Respekts und des Gehorsams aufgenommen wird. (...)

Den vollständigen Text in Italienisch bietet die Website der Diözese Albenga-Imperia, eine Teilübersetzung ins Englische, die wir bei unserer Version mit ausgewertet haben, bringt The New Liturgical Movement.

Der Befund des vorletzten hier wiedergegebenen Absatzes trifft unseres Wissens auch für die Mehrzahl der deutschen Diözesen zu. Ihre Bischöfe sind aufgefordert, dem geltenden Recht der Kirche und dem Willen des Papstes ebenso klaren Ausdruck zu verleihen wie der Bischof von Albenga-Imperia.

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Kardinal Kurt Koch

S.E. Kurt Kardinal Koch verlangt eine „Reform der Reform“

30. Januar 2012

Erhebliches Aufsehen auch auf internationaler Ebene erregte eine Rede von Kardinal Kurt Koch am vergangenen Wochenende auf einer Tagung der Papst Benedikt XVI.-Stiftung in Freiburg. Die Wiederzulassung der alten lateinischen Messe sei „nur ein erster Schritt“, wird der Kardinal zitiert, für weitere Schritte sei die Zeit jedoch „derzeit wohl nicht reif“. Gerade in Deutschland, so der Kardinal weiter, seien liturgische Fragen ideologisch behaftet. Rom könne erst weiter tätig werden, wenn es unter den Katholiken die Bereitschaft gebe, über neue Liturgieformen „im Dienst der Kirche“ nachzudenken.

Ausdrücklich wandte sich der Kardinal gegen den Vorwurf, wonach Benedikt XVI. in der Liturgiefrage hinter das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) zurückwolle: „Unter diesen Unterstellungen leidet der Papst.“ Es sei im Gegenteil ein Anliegen von Benedikt XVI., bis heute nicht umgesetzte Aussagen des Konzils zur Liturgie aufzugreifen. Nicht alles, was heute liturgische Praxis sei, könne durch Konzilstexte begründet werden. So sei beispielsweise nirgends die Rede davon, dass der Priester sich bei der Eucharistiefeier den Gottesdienstteilnehmern zuwende. Weitere Reformen der Liturgie seien für eine innere Erneuerung der Kirche unerläßlich: „Wenn nämlich die Krise des kirchlichen Lebens heute in erster Linie eine Krise der Liturgie ist, dann muss auch eine Erneuerung der Kirche heute mit der Erneuerung der Liturgie ansetzen.“

KNA und darauf gestützt Radio Vatikan haben bisher nur diese wenigen Bruchstücke und nicht-wörtlichen Wiedergaben aus der Rede des Kardinals veröffentlicht, wir hoffen, in den nächsten Tagen noch zuverlässigere Informationen zu erhalten.

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Vorbildliches aus den Vereinigten Staaten

28. Januar 2012

In ungewöhnlich deutlichen Worten haben viele amerikanischen Bischöfe in Übereinstimmung mit ihrer Bischofskonferenz in den vergangenen Woche geplante Vorhaben der US-Regierung verurteilt. Von einem „beispiellosen Eingriff in die Glaubensfreiheit“ spricht der New Yorker Kardinal Dolan, Bischof Sample von Marquette kündigt an: „Wir können und wir werden uns diesem ungerechten Gesetz nicht unterwerfen“. Bischof Vasa von Santa Rosa in Kalifornien spricht angeblichen Katholiken, die die Gesetzgebungspläne des Präsidenten unterstützen, das Recht ab, öffentliche Ämter zu bekleiden. Selbst der ehemalige Erzbischof von San Francisco, der in vielem überaus liberale und zeitgeist-geneigte Cardinal Roger Mahoney, wendet sich gegen den Versuch der Regierung, das Gewissen der Bürger dem Gesetz zu unterwerfen: „Wir richten uns nach unseren moralischen Prinzipien und des Erbes der Jahrhunderte und nicht nach dem, was eine Regierungsbehörde verfügt“. Die Liste ließe sich verdoppeln und verdreifachen.

Streitgegenstand ist die von der Obama-Regierung angekündigte „Reform“ des Gesundheitssystems, die alle Einrichtungen des Gesundheitswesens, aber auch Arbeitgeber beim Abschluss von Krankenversicherungen für ihre Angestellten (das ist in den USA bisher nach Umfang und Aufwand frei verhandelbar) dazu verpflichtet, Medikamente zur Empfängnisverhütung und Eingriffe zu Abtreibungen zu versichern, zu vertreiben oder durchzuführen.

Bisherige „Gewissensklauseln“, die konfessionelle Krankenhäuser davon befreiten, Abtreibungen durchzuführen, katholischen Apothekern ermöglichten, „die Pille“ nicht im Sortiment zu haben, oder Betrieben gläubiger Eigentümer erlaubten, in ihren „health planes“ keine derartigen Leistungen zu versichern, werden aufgehoben. Nur noch eine Ausnahme soll es geben: Einrichtungen, die ausschließlich katholisches Personal beschäftigen und ihre Leistungen ausschließlich Katholiken anbieten, dürfen sich weiterhin auf eine „Gewissensklausel“ berufen. Überall sonst sollen die neuen Vorgaben in spätestens umgesetzt werden, andernfalls drohen härteste Sanktionen – im Normalfall der Verlust der „Betriebserlaubnis“.

Bischof Zubik von Pitsburgh hat den Inhalt der Gesetzgebung in einem starken Wort zutreffend zusammengefasst: Sie sagen uns Katholiken: Geht zur Hölle. Zur Hölle mit eurem religiösen Glauben, zur Hölle mit der religiösen Freiheit, zur Hölle mit der Freiheit des Gewissens.

Die Situation in den USA und in Deutschland ist in vielem nicht vergleichbar – nicht zuletzt deshalb, weil das, was in Amerika erst durchgesetzt werden soll, in Deutschland gesetzlich oder praktisch längst Realität ist.

Realität werden konnte, ohne daß von der deutschen Bischofskonferenz und ihrem doch um keine politisch korrekte Stellungnahme verlegenen Sekretariat auch nur eine schwache Erinnerung zu hören gewesen wäre an das, was in den USA auch da, wo es eine Zeit lang vergessen gewesen sein mag, gerade wieder entdeckt wird: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.

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Photomontage

Vorbildliches aus den Niederlanden

26. Januar 2012

Der im niederländischen Bistum Roermond tätige Kirchenrechtler Gero P. Weishaupt hat dieser Tage auf kathnews.de eine bemerkenswerte Information veröffentlicht. Danach hat der Erzbischof von Utrecht, Msgr. Wim Eijck, einem Pastoralreferenten des Erzbistums Utrecht die Missio Canonica entzogen. Grund: Der Pastoralreferent hatte nach Medienangaben im November 2011 eine Homilie in einer Messfeier gehalten. Das ist nach dem Kirchenrecht (can 767 § 2) unzulässig – ein Verbot, das im Jahr 2004 in der Instruktion „Redemptionis Sacramentum“ noch einmal ausdrücklich eingeschärft wurde.

Der gemeldete Entzug der Missio ist nach Weishaupt nicht der einzige Fall, in dem niederländische Bischöfe in den letzten Monaten das geltende Recht in ungewohnter Weise angewandt haben. Im Bistum ’s Hertogenbosch wurde ein Priester wegen Konkubinates suspendiert, ein anderer wegen Mitgliedschaft in einer schismatischen Gemeinschaft, die die Unfehlbarkeit des Papstes leugnet und das Priestertum der Frau fördert, exkommuniziert. Die Laisierung wurde eingeleitet.

Ihre besondere Brisanz gewinnen solche Nachrichten vor dem Hintergrund der Entwicklung in Österreich, wo die Bischöfe gegenüber den Forderungen der „Pfarrerinitiative“ nach Laienpredigt, Zölibatsaufhebung und Frauenordination in tatenloses Schamschweigen verfallen sind. Nicht ohne Grund, fordern die Ungehorsamspfarrer doch nicht mehr als die öffentliche Anerkennung dessen, was ihnen die Mehrzahl der österreichischen Bischöfe seit Jahrzehnten stillschweigend zugestanden, oft sogar nahegelegt hat.

In den Niederlanden hat man dieses Stadium schon hinter sich. Unter Kardinal Alfrink, von 1955 bis 1975 Erzbischof von Utrecht, wurden bereits in der Vorkonzilszeit Glaube und Disziplin der Kirche in einer Weise abgerissen, wie wohl nirgendwo sonst. Nach dem Konzil sahen sich die Holländer an der Spitze der Bewegung zur Umsetzung des „Konzilsgeistes“. Die Bewegung war so erfolgreich, daß in den 80er Jahren von der katholischen Kirche der Niederlande nur noch kümmerliche Ruinen übrig waren.

Mit tätiger Unterstützung von Papst Johannes Paul II., der sich in vilen Fällen erfolgreich weigerte, Testamentsvollstrecker aus der Alfrink-Truppe zu Bischöfen zu erheben, wurden die Grundlagen für den Wiederaufbau gelegt. Pünktlich zum 50. Jahrestag des Konzilsbeginns fangen die Bischöfe nun an, die faulen Früchte der Nachkonzilszeit wieder einzusammeln. Sie beschränken sich nicht nur, wie man das in Deutschland gerne hätte, auf die Aufklärung der seinerzeit überbordenden Missbrauchsfälle, sondern gehen auch an die tieferen Ursachen des Zerfalls: Die Zerstörung der Grundlagen von Glauben und Recht der Kirche.

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Statuette Karls auf dem Szepter des französischen Königs Charles V. Bild: Wikimedia

28. Januar:
Karlsmesse in Aachen

24. Januar 2012

Jedes Jahr feiern die Stadt und das Bistum Aachen am 28. Januar das Fest Karls des Großen, für den es sogar ein eigenes Messformular gibt. Am kommenden Samstag wird daher aus diesem Anlass in der Pfarrkirche St. Gertrud die übliche Samstags- Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus um 9.00 Uhr als Karlsmesse „In virtute tua” gefeiert.

Zuvor um 8.15 Uhr wird die Laudes aus dem Karlsoffizium „Regali natus” singend gebetet. Ausführende sind die Aachener „Schola Carolina” unter Leitung von Dr. Michael Tunger.

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P. Franz Prosinger, FSSP

Verfälscht der Römische Kanon das Testament des Herrn?

23. Januar 2012

Die Auseinandersetzung um den römischen Kanon ist Herzstück des seit Jahrzehnten währenden Streites um die Liturgie. Es ist in Wirklichkeit ein Streit darum, ob wir katholisch bleiben wollen, so wie die Kirche seit ihrer Gründung im Abendmahlsaal und auf Golgotha Christi Kirche war – oder ob wir uns einer selbstgemachten Theologenreligion anschließen wollen, die nur noch das für wahr hält, was ihr bescheidenes Begriffsvermögen zu rationalisieren vermag. P. Franz Prosinger von der Petrusbruderschaft hat sich dazu mit der Absage an die Opfertheologie auseinandergesetzt, wie sie – in der Nachfolge des „gemeinsamen Lehrers Martin Luther“ (Kardinal Lehmann) – seit Jahrzehnten von der deutschen Universitätstheologie propagierten wird. Konkreter Anlass ist ein Artikel des Kirchenhistorikers Arnold Angenendt, der im vergangenen Oktober im Hausblatt der deutschen Abbruch-Theologie, den „Stimmen der Zeit“ , veröffentlicht wurde. Wir zitieren aus dem Aufsatz Prosingers einige Ausschnitte, die keinesfalls die Lektüre des ganzen Textes auf kath.info vom 22. Januar ersetzen können.

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Prof. Arnold Angenendt Foto: rpo

Zitat: Arnold Angenedt ist es zu verdanken, den entscheidenden Punkt im Streit um die Liturgiereform bzw. die ordentliche und die außerordentliche Form der Römischen Liturgie angesprochen zu haben: (...) Vollziehen wir das, was uns der Herr aufgetragen hat? Erfüllen wir sein Testament? Kann sich die Kirche in ihrem zentralen Tun, in der Quelle und dem Höhepunkt ihres Lebens, im Herzstück ihrer Existenz sicher sein?

Nach Angenendt wurde „Jesu Erinnerungsauftrag... nicht als Opfern verstanden, sondern als Aufforderung, so wie einstmals Jesus im Abendmahlssaal nun ebenso Brot und Wein zu nehmen und um den Segen zu bitten“. Dagegen habe das römische Hochgebet eine völlig neue Ausrichtung. Mit der Wandlungsbitte beginne die Idee, es werde Gott-Vater der Leib und das Blut seines Sohnes geopfert. Es habe eine „Umdeutung zum Opfer“ stattgefunden: die Gaben werden nun von Menschen in einem Opferakt Gott dargebracht. (…)

Wie der Bonner Liturgiewissenschaftler A. Gerhards sieht auch Angenendt das „Klerikale `opfern für´“ als Fehlentwicklung einer neuen sazerdotalen Spiritualität der frühkarolingischen Zeit: als ob nun nur noch der zelebrierende Priester anstelle der versammelten Gläubigen das Opfer darbringen würde. Kritisiert wird das pro quibus tibi offerrimus (für die wir opfern) im zweiten Gebet des Römischen Kanons – unterschlagen wird, daß es gleich anschließend heißt: vel qui tibi offerunt (oder die Dir opfern): man wußte also doch schon immer, daß jeder Getaufte mit-opfern kann, auch für andere (pro se suisque omnibus). Angeblich war in „Mediator Dei“ die Wiederentdeckung des allgemeinen Priestertums der Gläubigen „eine kleine Revolution“. Dagegen bedeutete schon immer „mein und euer Opfer“ im Römischen Meßbuch ein- und dasselbe durch die Kirche dargebrachte Opfer Christi, dargebracht durch alle Getauften in ihrem allgemeinen Priestertum, durch den geweihten Priester aber auch speziell in der Repräsentation des Hauptes, nämlich Christus. Dieses „sowohl - als auch“ ist kein „entweder - oder“. Nach Angenendt aber gilt: „Wer also den römischen Kanon betet, verstößt schon gegen "Mediator Dei", erst recht gegen die Gottesvolk-Theologie des Zweiten Vatikanums“.

Statt Prosingers Argumentation zur Bekräftigung des in Trient festgeschriebenen Verständnisses vom Messopfer zu wiederholen, die viele unserer Leser vermutlich auch selbst entwickeln könnten, wollen wir hier einen weiterführenden Aspekt aus seinem Artikel hervorheben:

Zitat: Man kann zwar durch eingehende Untersuchungen der Konzilstexte und der Einleitung zum Novus Ordo Missae von 1969 nachweisen, daß auch dort die Aussagen des Konzils von Trient zum Meßopfer vorausgesetzt sind und gelten [6], aber das ersetzt nicht eine autoritative Klärung durch die Kirche. Zudem sind in halb-offiziellen Texten immer wieder Verunsicherungen festzustellen. So lautet die korrekte Frage im Katechismus der katholischen Kirche in Nr. 1328 „Wie wird dieses Sakrament genannt?“ im Youcat Nr. 212: „Welche Namen gibt es für das Mahl Jesu mit uns, und was bedeuten sie?“ – so als ob es sich im wesentlichen um ein Mahl handelte und die verschiedenen Namen zusätzliche Aspekte bezeichnen würden (…)

Im Prinzip ist in dieser entscheidenden Frage alles geklärt – in der Praxis nähren selbst höchste Vertreter des Lehramtes immer wieder Zweifel und haben es so dahin kommen lassen, daß die Stimme des Lehramtes nur noch eine und dazu ziemlich dünne Stimme im missklingenden Chor der Beliebigkeiten darstellt. Es geht nicht darum, Bücher zu verbieten oder Professoren abzusetzen. Es geht um Klarheit. Ein Lehramt, das vor autoritativen Erklärungen zurückschreckt, schafft sich selbst ab.

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Messfeier des Neokatechumenats im Abendmahlssaal von Jerusalem

Zur Approbation der liturgischen und außerliturgischen Feiern des Neokatechumenats

21. Januar 2012

Die gestern erfolgte Approbation der „liturgischen Feiern“ des Neokatechumenates durch den Vatikan erbrachte keine Überraschungen gegenüber dem bereits vorher bekannten und hier am 13. und 15. Januar besprochenen Stand. Die Approbation bezieht sich auf den in den Genehmigungsverfahren der letzten Jahre erreichten Status und verpflichtet die Gruppen des „Weges“ auf die Einhaltung der (allzu weit gefassten) liturgischen Vorgaben des Novus Ordo. Gleichzeitig warnte der Papst die Gruppen noch einmal ausdrücklich davor, sich vom allgemeinen Gemeindeleben abzuschließen.

Trotz dieses wenig sensationellen Charakters führte die Approbation in einigen Bereichen des Internets zu kontroversen und überaus aufgeregten Debatten. Auf dem von uns sonst durchaus geschätzten Blog „Rorate Cæli“ gab es innerhalb weniger Stunden mehr als 120 Wortmeldungen, in denen in zum Teil hysterischen Tönen eine angebliche Kapitulation des Papstes vor den finstersten Kräften der liturgischen Zerstörung beklagt und der Beweis dafür gesucht wurde, daß die Piusbruderschaft sich nie und nimmer dem vom wahren Glauben abgefallenen Rom wieder anschließen dürfe.

Eine besonnenere Position vertrat Fr. Zuhlsdorf, der darauf aufmerksam machte, daß die Approbation einen deutlichen Unterschied mache zwischen „liturgischen Feiern“, bei denen die Gruppen des „Weges“ sich bis auf wenige genau umschriebene Ausnahmen an die üblichen (und in weiten Teilen der Kirche üblicherweise nicht eingehaltenen) Regeln zu halten haben und „nicht im engeren Sinne liturgischen Feiern“ – also Andachten und Wortgottesdiensten – die die Neokatechumenen wie alle anderen Gruppen und Pfarreien in dem wesentlich weiter gezogenen Rahmen des Kirchenrechtes frei gestalten können. Auch die dabei geübte Praxis wurde jetzt approbiert.

Eine wie allzuoft höchst zweifelhafte Rolle übernahm die deutsche Redaktion von Radio Vatikan, die in einem „Hintergrundbericht“ behauptete:

Zitat: Der Neokatechumenale Weg vermeidet den Begriff der Heiligen Messe und des Opfergedankens, die eucharistische Liturgie soll dem urchristlichen Feiern wieder näher kommen.

Die Liturgien richten sich am Wegcharakter der Bewegung aus, nicht alle Liturgien sind für alle Stufen des Prozesses gedacht. Sie sollen die Gemeinde durch ihre Riten in ihrem Prozess begleiten.

Der Neokatechumenale Weg will durch diese Weg-Methode den Nöten des modernen Menschen entsprechen. Es entstehen strukturierte und von Laien geleitete Gruppen, in denen Kirche und Geschwisterlichkeit erfahren werden. Glaube und soziale Beziehungen fallen so zusammen und stützen einander.

Der erste Absatz enthält eine mit Blick auf die Gesamttheologie des „Weges“ nicht haltbare Unterstellung und suggeriert, daß eine Theologie, die den Opfercharakter der Messe verwirft, die päpstliche Approbation erhalten habe. Der letzte Absatz macht deutlich, daß die Redaktion damit Wasser auf die Mühlen der deutschen Nationalkirchler leiten will. Auch hier also nichts Neues.

Nach wie vor bleiben viele Zweifel an der Angemessenheit der nun approbierten liturgischen Gewohnheiten und allgemeinen Vorgehensweisen des Neokatechumenats bestehen. Es gibt aber keinen Grund, sich den von überaus durchsichtigen Interessen geleiteten Übertreibungen bei der Darstellung dieser Praktiken anzuschließen.

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Roberto de Mattei

„Der überlieferte Ritus ist die Zukunft“

20. Januar 2012

Roberto de Mattei, Autor der aufsehenerregenden „Ungeschriebenen Geschichte des II. Vatikanischen Konzils“, hat Armin Schwibach ein ausführliches Interview gegeben, in dem er seine Einsichten zur aktuellen Situation der Kirche und ihrer weiteren Entwicklung darlegt. Wir zitieren daraus den Abschnitt zur Liturgie:

Zitat: Frage:Worin sehen Sie die Bedeutung der seit dem Motu proprio „Summorum Pontificum“ wieder mit vollem Heimatrecht in der Kirche ausgestatteten Liturgie der außerordentlichen Form des Römischen Ritus? Handelt es sich wirklich „um einen zweifachen Usus ein und desselben Ritus“ (vgl. Benedikt XVI., Schreiben anlässlich der Publikation des Motu proprio „Summorum Pontificum“, 7. Juli 2007) oder muss die heute „ordentliche Form“ als „Übergang“ zu jenen Ursprüngen gesehen werden, in denen die Zukunft liegt?

de Mattei:Das Heilige Opfer ist gewiss ein einziges, doch der „Novus Ordo“ Pauls VI. ist, wie mir scheint, sowohl im Geist als auch in der Form zutiefst verschieden vom alten Römischen Ritus. In letzterem sehe ich nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft der Kirche. Die traditionelle Liturgie bildet in der Tat die wirksamste Antwort auf die Herausforderung des laizistischen Säkularismus, der uns angreift.

Benedikt XVI. hat dem alten Römischen Ritus volles Bürgerrecht zurückerstattet. Ich bin sicher, dass dieser in der Kirche und in der Gesellschaft zu neuer Entwicklung und neuem Glanz gelangen wird. Die „Reform der Reform“, von der die Rede ist, hat Sinn und Wert nur als „Übergang“ des „Novus Ordo“ hin zum traditionellen Ritus und nicht als Vorwand zur Aufgabe des letzteren, der in seiner Unversehrtheit und Reinheit bewahrt werden muss.

Das Grundproblem scheint mir darin zu bestehen, eine theologische und ekklesiologische Sicht zurückzugewinnen, die in der Dimension des Transzendenten und des „Sacrum“ gründet. Das bedeutet, dass es notwendig ist, die Grundprinzipien der katholischen Theologie zurückzuerobern, angefangen bei einer exakten Konzeption des Heiligen Messopfers.

Darüber hinaus ist es notwendig, dass die Idee des Opfers die Gesellschaft in der heute weitgehend aufgegebenen Form des Geistes für das Opfer und die Buße durchdringt. Das und nichts anderes ist die „Erfahrung des Sacrum“, deren unsere Gesellschaft dringlich bedarf. Ohne sie ist es schwer, sich eine Rückkehr zur authentischen Liturgie vorzustellen, in deren Mittelpunkt die dem einzig wahren Gott gebührende Anbetung steht.

Den vollständigen Text des Interviews können sie hier auf kath.net nachlesen.

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Zwischen Kaiser Konstantin
und Pater Brown

19. Januar 2012

Für viele selbsternannte Reformer und Reformatoren hat alles Elend in Kirche und Liturgie mit Kaiser Konstantin angefangen, der das Christentum aus der, wie sie wohl annehmen, wohligen Wärme der Katakomben herausführte und mitten in die Welt holte. Eine merkwürdige Kritik aus dem Munde von Leuten, die als missratene Erben jener großen Öffnung zur Welt ihr Gehalt aus der staatlich eingezogenen Kirchensteuer beziehen oder von Lehrstühlen an Staatsuniversitäten aus Verweltlichung und Glaubenszerstörung vorantreiben.

Das Vatican-Magazin widmet „Konstantin dem Großen“ in der ersten Nummer dieses vom 50. Jahrestag der Konzilseröffnung überschatteten Jahres eine Titelgeschichte. Besonders lesenswert fanden wir außerdem den „Kriminaltango“ von Pfarrer Dr. Guido Rodheudt, der unter Assistenz von Krimipater Brown und Fernsehpfarrer Braun der Frage nachgeht: Ist die deutsche Nationalkirche noch katholisch?

„Eher nicht“ ist das Ergebnis seiner Ermittlungen, das man auch im Internet nachlesen kann.

Was dem einen oder anderen unserer Leser ja vielleicht den Anstoß vermittelt, das Magazin zu abbonieren; es lohnt sich.

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Priesterweihe in Campos am 18. 12. 2011Mehr Bilder

10 Jahre
Apostolische Administratur
für den alten Ritus in Campos

18. Januar 2012

Am 18 Januar 2002 veröffentlichte der Vatikan das Handschreiben Papst Paul II. vom 25 Dezember des Vorjahres, in dem er der „Priesterlichen Gemeinschaft des hl. Johannes Maria Vianney“ die Errichtung einer Apostolischen Administratur für die Gläubigen ankündigte, die sich der überlieferten Liturgie und Lehre der Kirche verbunden sehen. Am gleichen Tage erließ die Bischofskongregation das Dekret Animarum Bonum, das die Apostolische Administratur vom hl. Johannes Maria Vianney kirchenrechtlich errichtete.

Seitdem besteht am Bischofssitz der Diözese Campos, aber in ihrer Tätigkeit nicht auf diese beschränkt, neben der Diözesanverwaltung eine dieser nicht untergeordnete Administratur (Website) für den alten Ritus mit eigenem Klerus und eigener (angesichts begrenzter Mittel: bescheidener) Verwaltung. Diese Konstruktion erscheint in vielem als Vorbild für die Ordinariate für Gläubige aus den anglikanischen Gemeinschaften, wie sie vor einem Jahr in England und Anfang dieses Jahres in den Vereinigten Staaten errichtet wurden.

Rorate Cæli veröffentlicht heute den Text des Handschreibens von Papst Johannes Paul vom 18. 1. 2002. Die Leserzuschriften dort enthalten weitere wertvolle Sachinformationen zur Rechtslage und Praxis in Campos.

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Bischof Konrad Zdarsa

Bischof Zdarsa von Augsburg
bei der „Alten Messe“

17. Januar 2012

Am 17. Januar, dem 2. Sonntag nach Erscheinung, hat der Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa an der Sonntagsmesse in der überlieferten Liturgie in der St. Margarethen-Kirche teilgenommen. In dieser Kirche zelebriert allsonntäglich ein Priester der Petrusbruderschaft für die Gläubigen, die sich der überlieferten Liturgie verbunden fühlen.

In seiner Predigt betonte der Bischof - unter anderem - die Bedeutung des Weihepriestertums und unterstrich den Gedanken der Epistel, daß jeder nach seiner ihm eigenen Berufung handeln solle. „Niemand soll sich anmaßen, was eigentlich die Berufung eines anderen Menschen ist – aus Gnade wohlgemerkt und nicht aus eigenem Verdienst.“.

Einen ausführlicheren kommentierenden Bericht lesen Sie im Tagebuch von Alexander Kissler.

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Msgr. Agostini in Ausübung seines Amtes

Die römische Kunst
der kleinen Schritte?

16. Januar 2012

Auf dem Informationsportal Riposte catholique fanden wir heute eine Meldung, die wir hier ohne weiteren Kommentar übersetzen:

Zitat: Msgr. Marco Agostini, Mitarbeiter des Staatssekretariats und seit Juni 2009 einer der Zeremoniare des Papstes, hat am Sonntag den 15. Januar in der römischen Kirche Santissima Trinità dei Pellegrini die Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus zelebriert. Das ist unseres Wissens das erste Mal, daß einer der Zeremoniare des Papstes öffentlich die überlieferte Liturgie der Kirche zelebriert.

Erinnern wir uns, daß Santissima Trinità dei Pellegrini die vom Heiligen Vater selbst eingerichtete Personalpfarrei für die Feier der außerordentlichen Form ist. Sie ist der Pertrusbruderschaft zugewiesen, deren Angehöriger Don Almiro de Andrade seinerseits Mitarbeiter der Komission Ecclesia Dei ist.

Das Auftreten von Msgr. Agostini in Santissima Trinità dei Pellegrini könnte als Generalprobe vor einer öffentlichen Zelebration der außerordentlichen Form durch den päpstlichen Zeremonienmeister Msgr Guido Marini dienen. Und vno da aus könnte man auf die Möglichkeit einer Feier der überlieferten Liturgie durch den Pontifex Maximus selbst schließen.

Es versteht sich von selbst, daß das nicht mehr als Spekulationen einiger römischer Beobachter sind...

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Umschlag des aktuell vergriffenen Buches

Liturgische Ansichten aus dem Neokatechumenat

15. Januar 2012

Der Vaticanista Sandro Magister hat in seinem bereits genannten Artikel zur anstehenden Approbation einer liturgischen Ordnung für den Neokatechumenalen Weg Abschnitte aus einer Veröffentlichung des italienischen Geistlichen Piergiovanni Devoto aus dem Jahr 2004 zitiert, die wir hier übersetzen. Es wäre sicher verfehlt, diese Ausführungen als verbindliche Darlegung der liturgischen Ansichten „des“ Neokatechumenats zu verstehen. Aber Devotos Ausführungen haben dort auch keinen offensichtlichen Widerspruch hervorgerufen. In jedem Fall sind sie bezeichnender Ausdruck dafür, was herauskommt, wenn man die Ideen Bugninis konsequent anwendet, ohne Zuflucht zu den Zweideutigkeiten und Verschleierungen zu nehmen, die vielfach in der offiziellen „Liturgiewissenschaft“ üblich sind.

Magister gibt als Quelle für die Passagen die Seiten 71 - 77 des Buches an.

Zitat: Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Eucharistie zergliedert und überwuchert und in einem Maß umgebaut, daß wir die Auferstehung Christi nirgendwo mehr in unserer Messe wahrnehmen konnten. (...)

Als Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert zum Christentum übertrat, nahmen auch der Kaiser und sein Hof an der Eucharistiefeier teil. So entstanden die Einzugszeremonien, die mit Liedern und Psalmen feierlich gestaltet wurden, die freilich im Lauf der Zeit wieder ausgeschieden wurden, so daß nur noch die Antiphonen übrig blieben - was nun wirklich eine Absurdität erster Güte darstellt. (...)

Auf ähnliche Weise entstanden die Offertoriumsprozessionen, in denen sich das Konzept der Naturreligionen durchsetzt, die Gottheit durch Gaben und Opfer zu versöhnen. (...)

Die Kirche hat über Jahrhunderte Formen geduldet, die nicht wirklich zur Eucharistie gehören. Das „Gloria“ war ursprünglich Element des Stundengebets der Mönche. Es kam in die Messe, als aus den beiden Gottesdienstformen eine einzige Feier gemacht wurde. Das „Credo“ kam mit dem Auftreten von Irrlehren und Glaubensabfall herein. Das „Orate Frates“ ist ein besonders gutes Beispiel für die Art von Gebeten, mit denen die Messfeier angefüllt wurde. (...)

Im Lauf der Jahrhunderte wurden in beträchtlichem Umfang auch Privatgebete des Priesters in die Messe eingefügt. Die Versammlung spielte keine Rolle mehr, und die Messe nahm den Charakter einer Sühneveranstaltung an, die nichts mehr mit dem Osterjubel, aus dem sie entstanden war, zu tun hatte. (...)

Daher ist das Auftreten Luthers verständlich, der einen klaren Bruch mit allem vollzog, das er für eine rein menschliche Traditon oder Hinzufügung hielt. Luther, der die tatsächliche Gegenwart Christi in der Eucharistie niemals anzweifelte, verwarf die Lehre von der „Transsubstantion“, weil diese auf dem Aristotelisch-Thomistischen Konzept von „Substanz“ beruht, das der Kirche der Apostel und der Väter fremd ist. (...)

Die Strenge und Starrheit des Konzils von Trient führte eine Mentalität des Beharrens in die Liturgie ein, die bis auf den heutigen Tag anhält und sich schnell gegen jede Veränderung empört. Das ist verfehlt, denn Liturgie ist Leben, eine Wirklichkeit des Geistes, der unter den Menschen lebt. Deshalb kann sie nie in starre Formen gezwängt werden. (...)

Nach der Befreiung aus dem Geist des Legalismus und der Starrheit erlebten wir mit dem 2. Vatikanischen Konzil eine tiefgehende Erneuerung der Liturgie. Die Hüllen, die die Eucharistie überdeckt hatten, wurde abgeworfen. Und es ist interessant zu sehen, daß die Anaphora, das Hochgebet, ursprünglich vom Vorsteher extemporiert wurde. (...)

Die Feier der Eucharistie am Samstag Abend dient nicht dazu, die Erholung am Sonntag zu erleichtern. Sie will zurück zu den Wurzeln: Der Ruhetag der Juden beginnt, wenn am Freitag Abend die ersten drei Sterne zu erkennen sind, und die erste Vesper des Sonntags wurde in der ganzen Kirche stets am Samstag Abend gefeiert. (...) Am Samstag nehmen wir mit unserem ganzen Sein am Fest teil, um an der Tafel des Großen Königs zu sitzen und bereits jetzt vom Bankett des Ewigen Lebens zu kosten. Nach dem Mahl klingt der Tag mit einer herzlichen Zusammenkunft unter Freunden aus. (...)

Es ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll, hier die zahlreichen sachlichen Fehler aufzugreifen, die dem Autor unterlaufen sind. Nur eine Grundfigur seines Denkens, die er aus der modernen „Liturgiewissenschaft“ im Geiste Bugninis übernommen hat, sei besonders hervorgehoben: Mit Konstantin nahm das Übel seinen Ausgang - die Liturgie, die bis dahin dem hohen Standard der Väter unwandelbar treu geblieben war, begann sich unter neuen Rahmenbedingungen in verhängnisvoller Weise zu entwickeln und zu formen. Und: Mit Trient nahm das Übel eine neue Qualität an, denn „Legalismus und Starrheit“ dieses Konzils nahmen der Liturgie die Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln und zu formen.

Natürlich ist beides falsch. Bezeichnend aber ist der Widerspruch, der darin besteht, mehr als 1500 Jahre liturgische Entwicklung als illegitim zu verwerfen - um dann für sich in Anspruch zu nehmen, den wahren Geist der liturgischen Entwicklung zu besitzen und befugt zu sein, sie von Grund auf zu verändern. Die Moderne beansprucht das Recht zur „zeitgemäßen Weiterentwicklung“ das sie der Spätantike entrüstet abspricht. „Trient“ wirft sie eine Starrheit vor, deren Fehlen sie bei Konstantin bitter beklagt.

Das allerdings ist keine Eigentümlichkeit des Neokatechumenats, sondern Ausdruck der Anmaßung und der Unfähigkeit zum „sentire cum ecclesia“ jener Pseudo-Liturgiewissenschaft, die sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte und die nach dem Konzil für einige Jahrzehnte ihre Hegemonie durchsetzen konnte.

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Bild von einem früheren Treffen

Ein eigener Ritus für das Neokatechumenat?

13. Januar 2012

Für den 20. Januar ist in Rom ein Treffen zwischen Papst Benedikt XVI. und den Gründern des Neokatechumenalen Weges, Kiko Argüello und Carmen Hernández, angesetzt. Bei einem ähnlichen Treffen im letzten Jahr konnten Argüello und Hernandez die päpstliche Approbation für eine eigene Katechismus-Version ihrer Bewegung mit nach Hause nehmen - allerdings nicht ohne daß zuvor 2000 Verweise auf Parallelstellen im Katechismus der Katholischen Kirche eingefügt worden waren. Für dieses Jahr erwarten die Neokatechumenen die Approbation ihrer Gebräuche für die Feier der Eucharistie – Gebräuche, die sich in einigem so stark von den Vorgaben des Missale Romanum von 1970 unterscheiden, daß 2006 der damalige Sekretär der Gottesdienstkongregation Arinze im Auftrag des Papstes den „Weg“ brieflich aufforderte, bestimmte schwerwiegende Misstände abzustellen.

Insbesondere kritisierte die Gottesdienstkongregation die Gewohnheit, die Sonntagsmesse fast ausschließlich als sabbatliche Vorabendmesse zu feiern, den Wortgottesdienst durch zahlreiche und teilweise längere predigtähnliche „Zeugnisse“ der Teilnehmer anzureichern und die Kommunion den um den Mahltisch sitzenden Teilnehmern zu reichen. Die Kongregation verpflichtete den „Weg“ ausdrücklich, bei seinen Messen auch andere Hochgebete als das zweite zu verwenden und nicht von den approbierten liturgischen Büchern abzuweichen. Als einzige Ausnahme wurde gestattet, den Friedensgruß weiterhin vor der Gabenbereitung statt vor der Kommunion auszutauschen. Weitere Vorgaben für die Gestaltung der Liturgie enthielt das endgültige Statut für den „Weg“, das 2008 erlassen wurde. Dabei ging es insbesondere um eine stärkere Einbeziehung der Gruppen in die Gemeinden, aus denen sie hervorgehen.

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Typische Altargestaltung beim Neokatechumenat

Wie es heißt, sind die Gruppen des Neokatechumenalen Weges diesen Auflagen nur teilweise und nicht überall nachgekommen. In den vergangenen Jahren haben verschiedene Gespräche stattgefunden, und da in Rom seit Jahrzehnten vieles Verhandlungssache ist, wartet man nun gespannt auf das Ergebnis. Zu einem „neuen Ritus“, von dem schon in einigen Ecken des Internets gemunkelt wird, wird es nicht kommen, aber ansonsten ist im Rahmen des Novus Ordo ja manches denkbar.

Der Vaticanista Sandro Magister hat dieser Tage einige Auszüge aus dem Buch Il neocatecumenato. Un’iniziazione cristiana per adulti des dem „Weg“ nahestehenden Priesters Piergiovanni Devoto von 2004 veröffentlich, die zeigen, daß die insbesondere von Carmen Hernándes geprägte liturgische Praxis der neokatechumenalen Gruppen eine konsequente Weiterentwicklung der Ideen des obersten Liturgiereformers Bugnini darstellt. Bugnini selbst hat dies übrigens in einem Artikel in seinem Hausblatt „Notitiae“ 1974 anerkennend bestätigt. (Eine Übersetzung der Passagen aus dem Buch Devotos, die übrigens in vielen Punkten keinen besonders erleuchteten Eindruck hinterlassen, haben wir in Vorbereitung.)

Für diejenigen, die Bugnini als überführten Oberfreimaurer und zielbewußten Verderber der Liturgie betrachten, dürfte damit auch über das Neokatechumenat das Verdikt gesprochen sein. Allerdings gibt es da ein Problem: Die Ablehnung der Praxis des Novus Ordo beruht ja nicht allein auf theologischen Argumenten, sondern auch auf der unbestreitbaren Tatsache, daß die reformierte Liturgie den Glaubensverlust und die Selbstsäkularisierung in der Kirche nicht nur nicht aufhalten konnte, vielmehr oft noch beschleunigt hat. Das nicht zur Kenntnis zu nehmen ist ja einer der gewichtigsten Vorwürfe, die gegenüber denen zu erheben sind, die immer noch vom „Neuen Frühling“ im Gefolge von Konzil und Liturgiereform reden.

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Nach Abschluss der Liturgie umschreiten die Teilnehmer in einer Art Reigen den Altar.

Genau diesen Vorwurf kann man dem Neokatechumenat jedoch nicht machen: Der „Weg“ erzielt trotz einiger Absonderlichkeiten und weiter bestehendem Korrekturbedarf mit seiner Katechese unbestreitbare Erfolge, und seine Redemptoris Mater-Priesterseminare, von denen es alleine in Deutschland zwei, weltweit an die 80, gibt, bilden große Zahlen von glaubenstreuen Priestern aus, die in der Regel in die Diözesanseelsorge gehen und dort eine durchaus positive Rolle spielen. Einen besonderen „neokatechumenalen Klerus“ gibt es nicht.

Damit erscheint die konsequent an den Ideen Bugninis ausgerichtete Liturgie in einem besonderen Licht: Für den Sonderfall kleiner Gemeinschaften (eine Katechumenengruppe hat nicht mehr als 10-15 Mitglieder), die hochmotiviert sind und sich wöchentlich viele Stunden gemeinsam und im Einzelstudium um die Aneignung der Lehre und des Glaubens bemühen und ihre ganze Lebenspraxis daran ausrichten, mag die auf das Gemeinde-Mahl orientierte Form der Feier positive Auswirkungen haben, zumindest keine Schäden verursachen: Aspekte, die in der Eucharistiefeier nicht vorkommen, werden offenbar an anderer Stelle ausreichend berücksichtigt.

In der „Normalseelsorge“, in der ein defizienter Religionsunterricht und der (unregelmäßige) Besuch des Sonntagsgottesdienstes vielfach die einzige Form der Teilnahme am geistlichen Leben darstellt, fehlt diese Grundlage und jedes Korrektiv. Allzuleicht führen dort Geist und Form des Novus Ordo in eine Gemeindezentriertheit und in jenen modernen Pelagianismus, in dem das, was der Mensch selbst tut und will, das Erlösungswerk Christi und dessen heilsgeschichtliche Notwendigkeit in den Hintergrund treten lässt. Zunehmende Schübe von Protestantisierung und Säkularisierung sind die unvermeidbare Konsequenz.

Diese Zusammenhänge nicht erkannt und berücksichtigt zu haben, ist eine Hauptursache für das Scheitern der Bugnini-Reform auf breiter Linie. Wo die klassische „liturgische Bewegung“ das Hauptgewicht auf die Vertiefung von Katechese, Gebetsleben und liturgische Bildung legte und von Veränderungen in der Form der Liturgie nur eine unterstützende Funktion erwartete, hat die technokratisch-autoritäre Liturgiereform der 60er und 70er Jahre in vermeintlichem „Aggiornamento“ die Formen vereinfacht und die Inhalte verflacht und das eine gegenüber dem anderen verselbständigt.

Die daraus entstehende Formlosigkeit hat überall da, wo die unveränderlichen Inhalte nicht auf andere Weise abgestützt waren, keinen „Neuen Frühling“ sondern einen grauen Herbst herbeigeführt.

Fest der Taufe des Herrn 2012

11. Januar 2012

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Seit einigen Jahren zelebriert Papst Benedikt die hl. Messe am Fest der Taufe des Herrn wieder am alten Hochalter der Sixtinischen Kapelle. Das Vatikanische Fernsehen hat einen insgesamt halbstündigen Mitschnitt von der Feier der Messe und der anschließenden Taufzeremonie auf Youtube veröffentlicht. Die ersten drei Minuten des Filmes sind technisch ziemlich schlecht - danach wird es besser.

Nicht besser wird während der ganzen Aufnahme die Kameraführung, der die Zelebration in Richtung des liturgischen Ostens offenbar Schwierigkeiten bereitet und die sich bemüht, entweder „Augenkontakt“ zum Zelebranten herzustellen oder aber das Bild des vor dem Altar stehenden Papstes aus möglichst großer Entfernung aufzunehmen.

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Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in MoskauBild:Wikimedia

Vorwärts in kleinen Schritten

10. Januar 2012

Für zwei bedeutende Großstädte Russlands und der USA bringt das Jahr 2012 eine leichtere Erreichbarkeit der Sonntagsmesse in der überlieferten Liturgie.

In Moskau wird die bisher nur am ersten Sonntag im Monat gefeierte hl. Messe in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis nun an jedem Sonntag stattfinden. Neben hl. Messen in Englisch, Spanisch und Koreanisch kommt nun dort also auch die offizielle Sprache der lateinischern Kirche wieder zu ihrem Recht. Ort der Zelebration ist ein Altar in der Krypta.

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Kapelle der Unbefleckten Empfängnis in San FranciscoBild:Google

In San Francisco gab es zwar bisher schon an allen Sonntagen eine hl. Messe im außerordentlichen Ritus - die Messe „rotierte“ jedoch unter vier teilweise recht ungünstig gelegenen Gotteshäusern der Großstadt. Ab diesem Januar findet eine Messe jeden Sonntag in der Kapelle der Unbefleckten Empfängnis am Rande der Innenstadt statt, einige der bisherigen Messen im Vier-Wochen-Rhythmus bleiben zusätzlich erhalten.

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Konsistorium 2010

Endlich:
Zeremonien weiter vereinfacht!

8. Januar 2012

Am Sonntag stand es im Osservatore Romano: Die 22 neu ernannten Kardinäle werden im Februar nach einem überarbeiteten und vereinfachten Ritus in das Kardinalskollegium aufgenommen.

Die Kardinäle erhalten demnach ihre Insignien, das rote Birett, den Kardinalsring sowie ihre Titelkirche erstmals in einem gemeinsamen Akt. Zuvor war die Kardinalserhebung auf zwei Zeremonien, das sog. „öffentliche Konsistorium“ mit der Verleihung des Hutes und das „geheime Konsistorium“ mit der Verleihung von Ring und Titelkirche aufgeteilt. Zudem habe das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes zwei päpstliche Gebete verändert und die Schriftlesung verkürzt.

Zur Begründung verweist der Osservatore nicht etwa auf das vorgerückte Alter des Papstes und vieler neuer Kardinäle, sondern auf die Notwendigkeit, „jeden Anschein zu vermeiden, die Kardinalserhebung sei ein eigenes Sakrament“.

Darauf muss man erst einmal kommen - aber nach 40 Jahren Katechese des Neuen Frühlings ist wohl kein Ding unmöglich.

Fest der Erscheinung des Herrn 2012

7. Januar 2012

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Offensichtlich mit dem Hubschrauber haben diese „Heiligen Drei Könige“ in Fuengirola, Spanien, den Weg zu ihrem Einsatzort zurückgelegt. Wenn das Herodes geahnt hätte.

Wir fanden dieses Bild in einer außerordentlich informativen Bilderserie von telegraph.co.uk zum Tag der Erscheinung des Herrn, wobei allerdings eine Frage offen blieb: Was um Himmels Willen hat dazu geführt, daß es insbesondere in der Christenheit des Ostens eine geradezu lustvolle Verbindung zwischen dem Geheimnis dieses Festtages und eiskaltem Wasser zu geben scheint?

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Aus dem Webangebot von Slabbinck

Lob der Marktwirtschaft

4. Januar 2012

Der belgische Hersteller und Verkäufer von Paramenten, liturgischen Geräten, Fahnen und Rotarier-Insignien Slabbinck, der auch auf den internationalen Märkten stark vertreten ist, ist ein typischer Vertreter der Branche in Zeiten liturgischen Zerfalls. Sein Angebot zeigt neben viel Modischem auch das eine oder andere Akzeptable; ein guter Teil des Sortiments verstößt mehr oder weniger eklatant gegen bindende kirchliche Richtlinien: Wer Kaseln mit angebauter Überstola oder eine schwarze Albe sucht, wird dort jederzeit fündig.

Und nun hat Fr. Blake aus Brighton im Online-Katalog von Slabbinck also römische Kaseln angetroffen. Auch die deutsche Ausgabe zeigt sie – komplett mit Manipel und Kelchvelum und in allen liturgischen Farben. Nach den Regeln der Marktwirtschaft kann das nur eines bedeuten: Die Nachfrage nach diesen lange Zeit verpönten Paramenten hat sich so positiv entwickelt, daß der Anbieter es für sinnvoll hält, sein Sortiment in dieser Richtung zu erweitern.

Das nehmen wir erst mal als ein erfreuliches Zeichen - auch wenn wir die oft anzutreffende Parallelisierung: „Römische“ Kasel = „traditionstreu“ – „gotische“ Kasel = „modern bis modernistisch“ so nicht zu teilen vermögen. Die gerade geschnittene Kasel, wie sie jetzt bei Slabbinck zu haben ist, oder erst recht die geschwungene „Bassgeige“ sind schließlich recht junge Erscheinungen aus nachtridentinischer Zeit. Entstanden sind sie im Zuge eines Prozesses, den die einen als „organische Entwicklung“, andere eher als „Missbrauch“ ansehen: Man beschnitt die ursprünglich mehr oder weniger kreisrunde Kasel in der Armregion immer weiter, um die Bewegungsfreiheit des Priesters – und man darf getrost auch sagen: seine Bequemlichkeit – möglichst wenig zu beeinträchtigen.

Die Wiederbelebung der „gotischen“ Kasel im Gefolge der liturgischen Bewegung und der Liturgiereform war demgegenüber nicht frei von archäologistischen Motiven. Zu einer Zeit, als man nachdrücklich forderte, die Habite der Klosterfrauen unter praktischen Gesichtspunkten radikal zu beschneiden, war das schon eine etwas paradoxe Erscheinung.

Und so kommen wir zu einem weiteren Paradox: Auch wenn liturgiehistorisch „römisch“ und „gotisch“ nicht mit „traditionell“ und „modern“ gleichgesetzt werden können, hat die faktische Ächtung der neuzeitlichen römischen Form nach der Liturgiereform dazu geführt, die römische Kasel zu einem starken Zeichen der Anhänglichkeit an die Tradition und der Ablehnung des populären „Ab jetzt wird alles anders“ zu machen. Diese Überdeterminierung hat sich – hoffentlich – in den letzten Jahren etwas abgeschwächt. Ein erfreuliches Zeichen bleibt die wachsende Nachfrage nach der „vorkonziliaren“ Form dennoch.

Alles Gute und Gottes Segen für 2012

2. Januar 2012

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Messe in der Peterskirche am 1. Januar

Von der Fernsehübertragung der Papstmesse am 1. Januar – im NO „Hochfest der Gottesmutter Maria“, nach der überlieferten Liturgie „Fest der Beschneidung des Herrn“ bzw. in diesem Jahr „Sonntag in der Oktav von Weihnachten“ – hat Fr. Zuhlsdorf einige sehrt schöne Screenshots gemacht und ins Netz gestellt. Das Bestreben, zumindest visuell an die Tradition anzuknüpfen, ist unübersehbar.

Allen Besuchern von Summorum Pontificum (und der restlichen Welt natürlich auch) die besten Wünsche und Gottes Segen für das neue Jahr.