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Die 10. Woche

Pieter Bruegel d. Ä., Bild WikimediaKommunikation ganz allgemein ist eine schwierige Sache, wie man seit dem Experiment von Babel weiß, und in diesem Sinne sagen wir diese Woche zunächst einmal, wozu wir nichts sagen wollen: Zu der Frühjahrstagung der deutschen Bischofskonferenz, die immer weiter damit vorankommt, die Deutsch-Katholische-Kirche in eine NGO zu verwandeln, und auch nicht zu der am Beginn des 5. Jahres des bergoglianischen Pontifikats giftig aufwallenden römischen Gerüchteküche, in der anscheinend nichts mehr undenkbar ist – bis hin zu Spekulationen, ein Teil der Kräfte, die Franziskus ins Amt gehievt hätten, betreibe nun seine Ablösung, da sein erratisches Vorgehen die Verwirklichung ihrer Ziele nicht länger befördere.

Mit römischen Gerüchten konnten wir soeben wieder einmal die Erfahrung machen, daß sie zwar meist nicht völlig grundlos sind, aber selten verläßliche Informationen über das enthalten, was wirklich geschieht. Wie Bischof Fellay am 3. März während eines Besuches in Polen mitgeteilt hat, trifft es nicht zu, daß die Bruderschaft den Komplex der Immaculata all‘ Esquilino erworben hätte. Der Bischof bestätigte zwar, daß die Bruderschaft auf der Suche nach einer Immobilie in Rom sei, ließ jedoch gleichzeitig erkennen, daß dieses Vorhaben sich recht schwierig gestaltet: Die schrumpfenden Gemeinschaften, die über in Frage kommende Immobilien verfügen und diese zwecks Altersversorgung der verbliebenen Mitglieder auch durchaus verkaufen würden, benötigen für solche Geschäfte die Genehmigung der Ordenskongregation – und die gehört, wie der Bischof andeutete, zu den erbittertsten Gegnern einer Rückkehr der Bruderschaft in die volle Einheit.

Auf der anderen Seite scheint sich auf der Seite der Glaubenskongregation eine erfreuliche Veränderung dahingehend abzuzeichnen, daß sie der Bruderschaft offenbar keine Erklärungen mehr abfordern will, die diese nicht abgeben kann. Tatsächlich habe Kardinal Müller – so Bischof Fellay – die Bruderschaft ausdrücklich aufgefordert, sich seinem Kampf gegen den Modernismus anzuschließen. Woraus er folgert:

Es gibt viele Widersprüche, es gibt Kämpfe zwischen den Bischöfen, zwischen den Kardinälen – das ist eine neue Lage. Rom ist nicht länger eins, Rom ist gespalten. Es ist dahin gekommen, daß einige begreifen, daß die Dinge zu weit gegangen sind. Und nun sagen sie „Man muß etwas tun, man muß Widerstand leisten“.

Im Übrigen bleibt Bischof Fellay bei seiner bisherigen Linie des vorsichtigen Vorangehens.

In dieser Situation können wir keinesfalls vorpreschen, wir müssen sehr vorsichtig agieren und uns für die Zukunft so absichern, daß wir in keiner denkbaren Falle gefangen werden können. Deshalb übereilen wir nichts.

Das Thema samt den darauf bezüglichen Gerüchten wird uns also noch einige Zeit erhalten bleiben.

Dann haben wir noch zwei durchaus erfreuliche Meldungen, die in den letzten Februartagen bekannt geworden sind Es geht um die offizielle Errichtung von zwei neuen benediktinische Gemeinschaften der Tradition nach diözesanem Recht durch den jeweiligen Ortsbischof. Das eine sind die „Benediktiner der ewigen Anbetung des allerheiligsten Sakraments des Altares“ von Silverstream in der irischen Diözese Meath. Prior der derzeit 7 Mönche zählenden Gruppe ist der den Anhängern der überlieferten Liturgie wohlbekannte Dom Mark Kirby. Die Errichtung ihrer Gemeinschaft ist unter dem Datum vom 25. Februar bereits erfolgt. Zweite Gruppe sind die „Benediktiner der Immakulata“ in der norditalienischen Diözese Albenga-Imperia, derzeit ebenfalls 7 Mönche. Die Gründung der Gemeinschaft geht noch auf die Zeit des traditionsfreundlichen Bischofs Olivieri zurück, der kürzlich auf Befehl des Papstes in den Ruhestand geschickt worden war. Sein Nachfolger gilt als wenig traditionsfreundlich, hat sich jedoch bereit erklärt, die Gemeinschaft zuzulassen und in seiner Diözese arbeiten zu lassen. Datum der offiziellen Errichtung soll der kommende 21. März sein. (Quelle)

Zum Abschluß noch zwei Fundstücke aus dem Umfeld der Komunikationsspezialisten von Radio Vatikan, die einen Einblick in die Zukunft des römischen Kommunikationswesens im postkatholischen Zeitalter gewähren. Babel ist nicht fern.

Auf einer Zusammenkunft der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa am Weltfrauentag hat der ständige Repräsentant des Heiligen Stuhles bei der OSZE, ein gewisser Msgr Urabanczyk, eine Stellungnahme zur Gender-Gerechtigkeit beim Militär abgegeben. Wie Radio Vatican meldete, sagte der Monsignore unter anderem:

Der Heilige Stuhl unterstützt uneingeschränkt die gleichberechtigte Teilnahme der Frauen an allen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten. Das schließt selbstverständlich auch die gerechte Beteiligung von Frauen in den Streitkräften ein, um so den unverzichtbaren Beitrag der Frauen zur Gesellschaft und der internationalen Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.

Das zweites Fundstück verdanken wir Bernd Hagenkord S.J., Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatican. Unter der Überschrift „Papst ZweiPunktNull“ sieht er mit Franziskus geradezu den Anbruch einer neuen Epoche der Kirchen-, ja der Weltgeschichte gekommen, und bestimmt deren wesentliches Kennzeichen nach einem freilich schon wieder leicht angejahrten Paradigma der Kommunikationstheorie. Danach bedeute Kommunikation nicht mehr, eine Botschaft von A nach B zu bringen (also z.B. von Paulus nach Korinth), sondern (ganz im Sinne postmoderner Kommunikationstheoretiker), die Etablierung eines kommunikativen Prozesses zunächst unbestimmten oder unbestimmbaren Inhalts.

Was (Franziskus) macht und sagt und wie er mit Gesten umgeht, transportiert nicht eine wahre Botschaft, die es außerhalb dieser Kommunikation gibt, sondern die Bedeutung liegt in dieser Kommunikation selber, sie entsteht erst in der Kommunikation.

Das sei schwer zu verstehen, räumt Hagenkord ein, wenn man noch altmodisch „analog“ denke:

Wenn man eine vom Menschen und seiner Kommunikation – Zeugnis und Verkündigung – unabhängige Botschaft festlegen möchte. Eine Denkweise, die uns das analoge Denken vorschlägt, das Gedanken druckt und ins Regal stellt, die dann auch noch in hundert Jahren dieselben sind, sprich Gültigkeit für sich beanspruchen, unabhängig von der Kommunikationssituation.

Was den Papst auch zu einem „ZweiPunktNuller“ macht ist die Frage nach der Wirklichkeit. Die digitalen Medien sind nicht virtuell in dem Sinn, dass sie nicht real seien. Sie sind real, weil sie Wirkung haben, weil sie unsere Welt verändern. Das tun sie aber nicht über das Argument, sondern über den kommunikativen Prozess. Auch der Papst wirbt, predigt, begegnet in Prozessen, dort findet Veränderung statt, wenn man die denn zulässt.

Vom Inhalt und dem Ziel der Veränderung, so müssen wir Hagenkord wohl verstehen, braucht man dabei gar nicht viel zu reden – das ändert sich je nach den Umständen, nach der Zeit, nach der Kommunikationssituation. Hauptsache, Bewegung.

Und am Ende bleibt dann NullPunktNull – Point Zero Babylon.

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