Frage: „Wozu sind wir auf Erden?“
Antwort: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“
Frage Nr. 1 aus dem „Grünen Schulkatechismus“ von 1955
Themen und Meldungen:
Don Giuseppe Vallauri R.I.P.
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- 04. November 2020
Am Vormittag von Allerseelentages starb in Rom in seinem 75. Lebensjahr Don Giuseppe Vallauri – während der der Feier einer heiligen Messe für die Verstorbenen und noch angekleidet mit den Paramenten zur Zelebration. P. Vallauri, der der Missionsgemeinschaft der Söhne der göttlichen Vorsehung angehörte, war einer der kleinen Zahl von Priestern, die sich im nachkonziliaren Tumult für die Erhaltung der überlieferten Liturgie einsetzten. Immer wieder erreichte er es gegen viele Widerstände, Gläubigen seines Umfeldes zumindest eine gelegentliche Teilnahme an der Liturgie des römischen Ritus, wie sie seit weit über tausend Jahren gefeiert worden war, zu ermöglichen.
Dabei war P. Vallauri kein Liturgie-Spezialist, sondern wollte eigentlich als Missionar tätig sein. Er hatte in England studiert und wurde dort nach der Priesterweihe 1972 – als Mission plötzlich nicht mehr hich im Kurs stand - auch fast zwei Jahrzehnte in der Gemeindeseelsorge eingesetzt. Später schaffte er dann doch noch entsprechend der missionarischen und sozialen Orientierung seiner Gemeinschaft für einige Jahre den Sprung nach Afrika. In all diesen Jahren blieb seine Liebe für die überlieferte Liturgie wach und aktiv – ein von ihm mitgestaltetes Video „The Most Beautiful Thing This Side of Heaven The Tridentine Mass - How to Say/Pray It“ (1991) war für viele jüngere anglophone Gläubige und auch Priester der erste Berührungspunkt mit dem römischen Ritus überhaupt. Nach seiner Rückkehr nach Italien 1999 ermöglichte er neben seiner regulären Tätigkeit für die „Söhne der göttlichen Vorsehung“ als eine Art „Wanderpriester kleinen Gemeinden und Familien in ganz Mittelitalien die Feier der hl. Messe und den Empfang der Sakramente nach dem Ritus ihrer Vorfahren.
Einen ausführlicheren Nachruf auf P. Vallauri, dem wir diese Angaben und das Bild entnommen haben, hat J. P. Sonnen auf „Liturgical Art Journal“ veröffentlicht.
Allerseelen - Vergänglichkeit und Vollendung aller Schöpfung
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- 02. November 2020
Tod und Vergehen waltet in allem
steht über Menschen, Pflanzen und Tieren,
Sternbild und Zeit.Du hast ins Leben alles gerufen.
Herr, deine Schöpfung neigt sich zum Tode:
Hole sie heim.Schenke im Ende auch die Vollendung.
Nicht in die Leere falle die Vielfalt
irdischen Seins.Herr, deine Pläne bleiben uns dunkel. –
Doch singen Lob wir dir, dem dreieinen,
ewigen Gott. Amen.“
Dieses Gedicht des Würzburger Benediktinerpater Polykarp Uehlein ist neben mehreren anderen weniger geglückten „deutschen Hymnen“ in die deutsche Version des Brevier-Nachfolgers „Stundenbuch“ aufgenommen worden. Es hat dort seinen Platz unter anderem im Abendgebet am Mittwoch und in der Vesper von Allerseelen.
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Das Neu-Jerusalem-Kloster in Istra westlich von Moskau ist ein grandioser Versuch, ein Himmlisches Jerusalem mit den Heiligtümern des irdischen Jerusalem bereits auf Erden sichtbar zu machen. Begründet im 17. Jahrhundert, wurde es 1944 von der Wehrmacht in großen Teilen gesprengt und wird seit Ende der Sowjetunion schrittweise wiedererrichtet.
Allerheiligen 2020
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- 01. November 2020
In der Nachtwache am Vorabend des Allerheiligenfestes haben sich die Angehörigen der Streitenden Kirche in dieser Welt auf die Feier des Festes vorbereitet, das ihnen das Ziel all ihrer Mühen und Kämpfe vor Augen stellt: Die große Gemeinschaft aller, die diesen Kampf erfolgreich geführt haben und von Gott in die Einheit seines ewigen Lebens aufgenommen worden sind. Ihre Zahl wächst gerade in diesen Tagen mit der steigenden Zahl der Christen, die wegen ihres Glaubens - wie in China - im Gefängnis sterben oder - wie im fernen Afrika oder im nahen Frankreich - von den Kriegern Mohameds ermordet werden. Diese Gemeinschaft wird zu Recht als die Thriumphierende Kirche bezeihnet. Sie hat mit Christus und in dessen Auferstehung den Tod und den Teufel überwunden.
Die Feier dieser Einheit muß mehr sein als ein sentimentaler Blick „über die Wolken“. Die Gemeinschaft der Heiligen, die wir im Glaubensbekenntnis verkünden, ist nicht nur ein Familienfest aler Menschen guten Willens. Sie beruht auf der Einheit all derer, die mit Christus den Guten Kampf gekämpft haben – bis hin zum Martyrium, das in der Zeit einer zusammenbrechenden Zivilisation zum „neuen Normal“, wie das Unwort suggeriert, zu werden droht. Diese Einheit ist undenkbar ohne die Übereinstimmung im Glauben, so wie ihn Christus seiner Kirche anvertraut und diese ihn in ihrer Lehre bis auf den heutigen Tag überliefert und unter allen Völkern der Erde verbreitet hat.
Das heißt aber auch, daß jeder Versuch, aus dieser Lehre Elemente herauszulösen, die vielleicht heute zum Martyrium in blutiger oder – wir sind ja zivilisiert – unblutiger Form führen könnten, bedeutet, diese Einheit aufzukündigen. Wo in der Kirche – genauer gesagt, an ihren ausfasernden Rändern – die Lehre im Widerspruch zu den Aposteln, im Streit gegen die Kirchenlehrer, in der Ablehnung des heiligen Thomas oder in der „Überwindung“ der Pastoral des Pfarrers von Ars interpretiert, gelehrt und praktiziert wird, wird die Gemeinschaft der Heiligen aufgekündigt.
Das gilt auch da, wo in diesen Tagen mit großen Gesten ökumenische Einheit aller Christen oder gar der drei „abrahamitischen Religionen“ insgesamt proklamiert wird. Es stimmt schon: Die Gemeinschaft der Heiligen ist ein Angebot für Alle. Zu ihr gehören seit alters her die Sünderin Maria Magdalena, der Räuber und Wegelagerer Dismas, der römische Soldat Longinus aus dem Exekutionskommando Jesu und der rasende Christenverfolger Saulus – nachdem sie sich dem Anruf der Gnade geöffnet, Abbitte geleistet und sich in Wort und Tat bekehrt hatten. Ohne diese Umkehr bleibt der Zugang zur Gemeinschaft der Heiligen verschlossen.
Ordo Missæ VI: Die Fürbitten
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- 30. Oktober 2020
Zur Ordnung der Liturgie und ihrer „organischen“ Entwicklung gehört es auch, daß einzelne Elemente, die nicht zu ihrem wesentlichen Kern gehören, sondern die ihre Existenz überwiegend „praktischen“ Gründen verdanken, verändert oder ganz aufgegeben werden können, wenn die Praxis sich ändert. Generell sind solche Elemente – soweit man ihrer heute überhaupt noch habhaft werden kann – für das Verständnis der eigentlichen Liturgie von geringerer Bedeutung, auch wenn sie durchaus aufschlußreiches Licht auf einzelne Züge des Gemeindelebens früherer Zeiten werfen können. Am Übergang vom Wort- und Predigtgottesdienst der Vormesse zur eigentlichen Opfermesse verlangt nun ein solches „ausgestorbenes“ Element Aufmerksamkeit, weil es durch die Liturgiereform neu belebt und wieder in den Ritus eingeführt worden ist: Die Fürbitten oder das „allgemeine Gebet“ der Gläubigen.
Daß es ein solches Fürbittgebet an dieser Stelle gegeben hat, ist aus den ältesten Quellen belegt. Gebetstexte sind keine erhalten, aber aus verschiedenen Bemerkungen geht hervor, daß hier für die Kirche insgesamt, für die geistliche und weltliche Obrigkeit, für Wohlfahrt und Frieden der Gemeinde und wohl auch für die Verstorbenen gebetet wurde. Den stärksten Grund für ein solches Gebet gerade an dieser Stelle sehen Jungmann uns andere in der mit diesem Einschnitt erfolgenden Entlassung der Katechumenen und der öffentlichen Büßer. Tatsächlich wurde diese Entlassung vielfach feierlich und ausführlich mit Segnungen und Anrufungen verbunden – man kann sich das gut als den Abschluß des öffentlichen ersten Teils der Messfeier vorstellen. Am längsten erhalten haben sich solche feierlichen Segnungen und Anrufungen im Rahmen der österlichen Liturgien, in denen Katechumenen, also erwachsene Taufbewerber, auch dann noch eine sichtbare Rolle spielten, als die Kirche generell schon längst zur Kindertaufe übergegangen war. Von daher ist es einleuchtend, in den großen Fürbitten der Karfreitagsliturgie – in denen übrigens besondere Fürbitten auch ausdrücklich den Katechumenen und den Sündern/Büßern gewidmet sind – nach Baumstarks Gesetz von der „Erhaltung des Alten in liturgisch hochwertiger Zeit“ einen erhalten gebliebenen Rest der alten „allgemeinen Fürbitten“ zu sehen.
Gleichzeitig wird es von daher verständlich, daß diese „Unterbrechung“ des Gottesdiensts ihre Plausibilität verlor, als es in den Gottesdiensten keine Katechumenen oder öffentlichen Büßer mehr gab, die man hätte feierlich entlassen müssen. Spätestens seit der Festigung der Form des Canon Romanus, der im Te igitur und dem Memento Domine einen eigenen Satz von Fürbitten für die Kirche, den Klerus und die Gläubigen sowie in älteren Varianten auch für den weltlichen Herrscher enthält, konnten die Fürbitten des „allgemeinen Gebets“ als entbehrlich erscheinen. Sie wurden nie amtlich „abgeschafft“, sondern kamen einfach außer Gebrauch. Sie sind auf wirklich „organische“ Weise abgestorben – an dem einen Ort schneller und vollständig, an anderen langsamer und in Etappen. In den alten Kulturräumen von Aquitanien und Hochburgund, den Zentren der gallikanischen Liturgieentwicklung, blieben ihnen verwandte Formen am längsten erhalten; in einigen französischsprachigen Gebieten bis ins 19. Jahrhundert. Dort allerdings dann als eine Art Anhängsel zur Predigt und damit außerhalb der eigentlichen Liturgie und des Missales.
Dem Chaos widerstehen
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- 28. Oktober 2020
Wie sehr der Teufel die Liturgie haßt, glaube ich unter anderem daran zu erkennen, wie viel (durchaus nicht erfolglose) Mühe er sich gibt, das Interesse an Form und Inhalt der Liturgie in der Kirche auszulöschen. Ebenso groß, und oft nicht weniger erfolgreich, ist sein Bemühen, selbst kleine Lichter wie unsereinen, die an diesem Interesse festhalten wollen, mit allen Mitteln daran zu hindern, die Geheimnisse der Liturgie zu erkennen und ihr Lob zu verbreiten.
Geplant war – und ist weiterhin – an erster Stelle der Ordnung und ihren mal offensichtlichen und manchmal schwer erschließbaren Strukturen nachzugehen, die die überlieferte heilige Messe in ihrer heutigen Form prägen. Deshalb sollen auf Summorum-Pontificum auch all die anderen wichtigen Themen, die die Kirche derzeit beschäftigen, in die „Randspalte“ verwiesen werden, um besser zu unterscheiden, was aus unserer Perspektive Haupt- und was Nebensache ist. Das Chaos soll die Ordnung nicht überwuchern. Die letzten Monate waren diesem Vorhaben günstig: die sommerliche Schwüle, die es den Päpsten seit Jahrhunderten nahelegt, aus dem stickigen Rom in die ein wenig frischere Umgebung – z.B. nach Castel Gandolfo – zu fliehen, forderte von dem demonstrativ in Rom verweilenden Franziskus ihren Tribut. Vielleicht hat auch der Corona-Schock ein wenig mitgewirkt – jedenfalls wurde es deutlich ruhiger um den Pontifex, und mancher glaubte, beim „dictator pope“ bereits Anzeichen der Mäßigung, von Altersweisheit gar, zu erkennen.
Doch kaum ist es wieder etwas kühler, melden der unheimliche Virus und der noch unheimlichere Franziskus sich wieder zurück. Spätestens seit dem Start des vor keinem Klischee des Personenkultes zurückschreckenden Jubel-Videos (hier der Trailer) mit wie gewohnt (und gewollt) mißdeutbaren Aussagen zur staatlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften ist Feuer am Dach. Zu offenkundig ist der schreiende Widerspruch zur feststehenden Lehre der Kirche. Auch die päpstliche Weisswäscher-Garde ist deswegen in Verlegenheit, zumal der Papst wie schon früher in keiner Weise Bereitschaft erkennen läßt, das, was ihm von wohlwollender Seite als „mißverständlich“ oder „klärungsbedürftig“ vorgetragen wird, durch ein klärendes Wort aus der Welt zu schaffen.
Die Verzweiflung des glaubenstreuen Restes über dieses eines heiligen Vaters unwürdige frivole Spiel wird täglich spürbarer, und immer öfter führt sie zu Rufen, man müsse „doch irgend etwas machen“ können.
Das suspendierte Lehramt
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- 26. Oktober 2020
Mit einem Update zur Pressepolitik des Vatikans (27. 10)
Fr. Hunwicke nimmt heute den Skandal um die in dem Propagandafilm über Franziskus präsentierten Aussagen des Papstes zu „eingetragenen Partnerschaften“ zum Anlaß, seine These von der gegenwärtigen „Suspendierung“ des päpstlichen Lehramtes zu begründen und in der Tradition zu verankern. Wir haben seinen Beitrag von Liturgicalnotes übersetzt:
Kardinal Müller hat in den letzten Tagen gute Anleitung dazu gegeben, wie glaubenstreue Katholiken mit den jüngsten dem Bischof von Rom zugeschriebenen Bemerkungen umgehen sollten. In seinen Worten: „jeder Katholik kann und sollte dem widersprechen“.
Ich hoffe, die Leser haben nicht das Manifest eben dieses Kardinals Müller von 2019 vergessen, das in der Tat ein höchst interessantes Dokument war und ist. In diesem Dokument erwähnt er erstaunlicherweise das Petrusamt des Bischofs von Rom überhaupt nicht. Das ist für den modernen katholischen Diskurs ungewöhnlich, nachgerade wie Sherlock Holmes „Hund, der in dieser Nacht nicht gebellt hat“. Der leicht krankhafte und emotionale Kult um den Bischof von Rom hat schon seit langem das Zeugnis des fleischgewordenen Wortes, die Bücher der Heiligen Schrift und die Lehre der Väter in den Hintergrund gedrängt. Wie oft haben wir schon in einer halb-analphabetischen Predigt „Papst Franziskus hat gesagt...“ gehört, aber nie „Jesus hat gesagt“? Oder „In den Worten des hl. Paulus“? In seinen jüngsten Äußerungen hat Kardinal Müller sehr klug die „götzendienerische Papstverehrung“ kritisiert und davor gewarnt, „Sentimentalität“ in Widerspruch zur „Rationalität des Glaubens“ treten zu lassen.
Selbst wenn das Manifest des Kardinals von 2019 keinen anderen Wert gehabt hätte: Sein Schweigen in diesem ganz speziellen Punkt war alleine schon so erfrischend wie ein Glas kaltes Wasser an einem schwülen Tag.