Archiv November 2010
Aktuell:
Einzug der Tonsuranten
Liturgische Aufnahme in den Klerikerstand
29. 11. 2010
Siebzehn Kandidaten der Petrusbruderschaft waren im vergangenen Monat nach Lindau gekommen, um aus der Hand von Erzbischof Haas die Tonsur zu empfangen und damit einen entscheidenden ersten Schritt auf ihrem Weg zum Priestertum zu tun. Bemerkenswert die Einordnung, die das soeben erschienene Dezemberheft der Bruderschaft für diesen Akt vornimmt:
Die äußere Umgestaltung soll besonderes Zeichen der inneren Umgestaltung sein. Denn der Tonsurant wird dadurch – zumindest liturgisch – vom Laien- in den Klerikerstand versetzt. Er kehrt sich ab von der Welt und tritt nun, für alle sichtbar, in den besonderen Dienst Gottes."
Wir wünschen den neuen Seminaristen, die ab jetzt auch das Recht und die Pflicht zum Tragen der Soutane übernommen haben, Gottes Segen für ihren weiteren Weg.
Die „Nachrichtenseite“ von Hymnarium.de
Der Hymnenschatz der lateinischen Kirche - online
28. 11. 2010
Nun - die Überschrift greift weit aus in die Zukunft, und wir können froh sein, wenn wir dort auch nur einen bescheidenen Teil der weit über 4000 erhaltenen Hymnen, Sequenzen und Antiphonen präsentieren können, aber ein Anfang ist gemacht: Zum ersten Advent 2010 ist ein neues Webprojekt von Summorum-pontificum.de und maßgeblich mitgetragen von René Strasser online gegangen: Das Hymnarium - der Hymnenschatz der lateinischen Kirche.
Die Dichtungen aus der Zeit des frühen Christentums bis zum ausgehenden Mittelalter, die dort im lateinischen Original und in deutschen Übersetzungen zugänglich gemacht werden, gehören zum unvergänglichen Schatz abendländischer Kultur und Dichtung. Die Aufgabe der Erben, auf die er gekommen ist, muss es sein, ihn zu pflegen, ihn lebendig zu erhalten, im Bewusstsein zu bewahren, weiter zu überliefern und immer wieder von neuem zu erschließen und zu verbreiten.
Das Projekt ist internettypisch als „work in progress“ angelegt: Der Umfang soll im Lauf und nach thematischer Vorgabe der Kirchenjahre so erweitert werden, daß er nicht nur sämtliche Hymnen des lateinischen Breviers umfasst, sondern auch einen repräsentativen Ausschnitt der Dichtungen „ex thesauro saeculorum“. Dazu kommen biographische Notizen zu den Autoren und informative Beiträge zum Themenbereich - Übernahmen aus der älteren Literatur ebenso wie neu verfasste.
Technisch ist das Hymnarium so eingerichtet, daß die Inhalte zunächst in den traditionellen Kategorien angeordnet und durch verschiedene Indices nach Autoren und Titeln erschlossen werden. Eine mit Res novissimæ überschriebene Seite gibt Auskunft über Neuzugänge in allen Bereichen. Mit zunehmendem Volumen des Inhalts sind auch weitergehende Kategorisierungen - etwa nach dem Festkalender - möglich. Anregungen zum weiteren Ausbau und gegebenenfalls Angebote zur Mitarbeit werden gerne entgegengenommen.
Fr. Sean Finegan
„Nun, der alte Ritus ist doch die Zukunft, oder?“
25. 11. 2010
Fr. Sean Finegan von Valle Adurni hat in einem seiner jüngsten Blogeinträge auf eine Erscheinung hingewiesen, die angesichts der nach wie vor bestehenden vielfältigen liturgischen Mißstände leicht übersehen wird: Seit dem Amtsantritt Papst Benedikts beginnt sich das „Liturgische Klima“ in der Kirche zu wandeln; die 40 Jahre in der Wüste, so scheint es, gehen zu Ende. Hier seine Überlegungen in vollständiger Übersetzung:
Etwas Merkwürdiges geschieht derzeit in der Kirche. Frühere liturgische Feinde scheinen sich zu versöhnen, Löwen liegen bei den Lämmern und derlei mehr.
Wenn man auch nur ein paar Jahre zurückgeht - durchaus noch innerhalb der Lebenszeit dieses Blogs, zumindest seiner frühen Stadien - dann hatte man klar gezogene Frontlinien zwischen den gläubigen Katholiken, die sich den liturgischen Büchern Pauls VI. verpflichtet sahen und denen, „die sich den früheren Büchern verbunden“ fühlten, wie Papst Johannes Paul II. es ausdrückte.
Jetzt geht es nicht mehr um „frühere Bücher“, denn Papst Benedikt hat beide Formen des römischen Ritus vollständig gegenwärtig gemacht und erhofft sich davon, wie es heißt, eine Neugestaltung des römischen Ritus ohne Gesetzgebung und Druck. Das wird seine Zeit dauern, aber die Wirkung hat bereits begonnen.
Als erstes möchte ich den feierlicheren Zelebrationsstil nennen, den er eingeführt hat. Während der Papstreise nach England konnten wir einige hervorragende Beispiele dafür beobachten. Es gab auf Tradiseite zwar etwas Murren über weniger traditionellen Elemente der Messen in Bellahouston und Birmingham, aber man sollte das alles doch einmal mit den Messen während des Besuches von Papst Johannes Paul II. vergleichen. Die Atmosphäre war jetzt völlig verschieden, und der Umschlag lässt sich auf den Moment zurückführen, als Papst Benedikt erst wenige Wochen nach seinem Amtsantritt an der Vigilfeier des Kölner Weltjugendtages teilnahm, an der noch Papst Johannes Paul hatte teilnehmen wollen. Als die Menge anfing, Be-ne-det-to zu rufen, so wie sie bei Johannes Paul II. gerufen hatte, hielt der heilige Vater einfach den Finger an die Lippen und zeigte himmelwärts. Das war ein großartiger Augenblick, es kam zu einer Art spontaner Bekehrung, und in der Folge wurde die Vigil zu einer der intensivsten und andächtigsten Veranstaltungen, die man jemals in so großem Maßstab beobachten konnte.
Auch die folgenden Zelebrationen des Papstes zeigen diese Atmosphäre von Frömmigkeit. Ich hatte schon lange nicht mehr an solchen Veranstaltungen teilgenommen und sie wegen ihrer hektischen Atmosphäre noch nicht einmal mehr im Fernsehen angeschaut, aber jetzt ist alles anders. Dabei denke ich ganz besonders an die große Vigilfeier auf dem Petersplatz zum Abschluß des Priesterjahres, während der aus der riesigen Menge fast kein Laut zu hören war - da wußte ich, es hatte sich etwas geändert. Und so war es auch während des Besuches des Hl. Vaters in England. Sicher, es gab einige liturgische Unerfreulichkeiten, aber der Tenor des Ganzen war andächtig und spirituell aufbauend.
Vor ein paar Tagen traf ich einen priesterlichen Mitbruder aus dem Seminar, den ich lange nicht mehr getroffen hatte - einen in den Medien durchaus nicht unbekannten Mann. Eher nebenbei sagte er mir, er habe damit angefangen, gelegentlich die hl. Messe in der alten Form zu zelebrieren. Ich staunte nur, denn obwohl dieser Priester sicher orthodox ist, hatte ich ihn doch nie in besonder Nähe zur Tradition gesehen. Er bemerkte mein Erstaunen und meinte: Nun ja, das ist doch die Zukunft, oder?
Er ist nicht der Einzige. In einer südenglischen Diözese zelebrieren inzwischen 20Prozent der Priester zumindest gelegentlich die hl. Messe in der überlieferten Form. Die meisten davon sind in den Vierzigern oder jünger. Sie haben nicht aufgehört, den Novus Ordo als die Regelform zu zelebrieren, aber man könnte sagen, daß die Missa Normative für ihr Leben und das Leben ihrer Pfarreien nicht länger die Missa Formativa darstelt. Hinter ihrer Zelebration der Messe Pauls VI. liegt eine kräftigende Erfahrung durch die Messe Pius V. - zumindest inder Form, die Johannes XXIII. ihr gegeben hat. Die Leute, die jetzt die Messe besuchen, gehören größtenteils zu der Sorte Menschen, die die andachtsvollen Feiern des Papstbesuches erbaulich fanden und die größtenteils froh darum sind, das auch in ihren Pfarreien zu erleben. Einige nennen das die Schwerkraftwirkung des traditionellen Ritus.
Das hat auch viel damit zu tuin, daß die Liturgie in unseren Pfarreien sich vielfach seit etwa 1975 kaum geändert hat. Gut, die Ministrantinnen sind dazugekommen, aber sonst hat sich wenig getan. Was damals aufregend neu war, der Stil als Gemeinschaftsfeier, ist längst die Regel, und wie bei allen Party-Spielen, die allzuoft gespielt worden sind, sind sie nur noch für die attraktiv, die im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Und doch erleben wir immer wieder Priester, die fast jede Messfeier damit beginnen, die Grauköpfe, die da vor ihnen sitzen, daran zu erinnern, wie schrecklich früher alles war und wieviel besser wir es heute hätten - gerade so wie alternde Kreml-Apparatschiks im Russland Breschnews. Wir singen sogar noch die gleichen schrecklichen Lieder wie in den 70er Jahren. Es hat sich sehr wenig geändert.
Außer, daß jetzt alles anderes ist. Wie bei einem langen Musikstück, das sich in einem anscheinend nicht endenden Kanon verfangen hat, und in dem plötzlich ein neues Thema hörbar geworden ist. Es steht in voller Harmonie mit dem, was bisher gespielt wurde, aber plötzlich heben die Zuhörer die Köpfe und hören wieder interessiert zu. Da ist keine Dissonanz, und es zieht auch nicht das Interesse auf sich allein - aber es verleiht zur allgemeinen Überaschung dem, was bisher zu hören war mehr und tieferen Sinn, und das überrascht sogar die, die geglaubt hatten, man würde mit der laufenden Musik am besten ganz aufhören und nur noch das frühere Stück spielen.
Hier möchte ich auf das eingehen, was den Anstoß zu diesem Text gegeben hat: Paix Liturgique hat inseinem letzten Newsletter einen Text von Fr. Claude Barthe verröffentlicht, dem langjährigen Vorkämpfer für den erhalt des überlieferten Ritus. Er hat sich nun auch für die Reform der Reform ausgesprochen, hier eines seiner Argumente:
Die Reform der Reform kann nicht gelingen, wenn sie sich nicht als ihr Rückgrat auf eine möglichst weite Verbreitung der überlieferten Liturgie stützen kann. Aber auch diese kann in gewöhnlichen Pfarreien nicht in größerem Maßstab wieder eingeführt werden, wenn nicht durch die Reform der Reform das dafür benötigte Klima erzeugt wird.
Der Löwe wird bei den Lämmern liegen, in der Tat.
Und bevor Sie mir nun schreiben, daß Sie nicht die geringste Absicht haben, Ihre vorgefassten Ansicht aufzugeben, daß wahlweise die Messe Pauls VI. oder die Pius' V. Teufelswerk sei - nun, ich bin mir schon darüber im klaren, daß es noch viele Leute gibt, die ihre Position um keinen Zentimeter geändert haben. Aber es gib auch viel, die ihre Meinung geändert haben - und genau das beginnt sich auszuwirken."
Soweit Fr. Finegan, dem wir nicht widersprechen wollen, selbst wenn wir seinen Optimismus nicht vollständig teilen.
Logo der Website von „Ecclesia Dei“
Kommen die Ausführungsbestimmungen zu „Summorum Pontificum“?
21. 11. 2010
Seit fast drei Jahren warten viele schon auf die Ausführungsbestimmungen zu Summorum Pontificum, die Klarheit über die Rechte von Gläubigen und Priestern hinsichtlich der Feier der Liturgie im überlieferten Ritus bringen sollen. Mehrmal wurde ihre veröffentlichung angekündigt - bisher stets verfrüht. Kathnews meldet nun unter Berufung auf „exklusive Informationen“, die Veröffentlichung eines entsprechenden Dokumentes stehe unmittelbar bevor:
Aus hohen vatikanischen Quellen konnte Kathnews nun erfahren, dass das Dokument bereits fertig erarbeitet war, dann aber in gewissen Punkten korrigiert werden musste. Wie die Kathnews-Redaktion ebenfalls erfahren konnte, dürfte eine korrigierte Version in diesen Tagen dem Heiligen Vater vorgelegt werden. Die jetzige Fassung soll demnach auch diejenige sein, die ergänzend zu dem im Jahre 2007 veröffentlichten Motu Proprio publiziert werden soll. Die Ausführungsbestimmungen könnten also noch vor Weihnachten 2010 durch den Papst unterzeichnet werden und offene Fragen in Bezug auf den Umgang mit der tridentinischen Messe klären.
Fassen wir uns in Geduld. Und erwarten wir nicht zuviel von einem Papier, das - vielleicht - nach dreijährigem Machtkampf ans Licht vatikanischer Amtsstuben kommt.
Erzbischof und seit heute Kardinal Kurt Koch
„Ein seltsamer progressistischer Archäologismus“
19. 11. 2010
Kardinal Kurt Koch, der heute aus der Hand des Papstes das rote Birett empfängt, hat in einem langen und lesenswerten Interview mit Armin Schwibach bemerkenswerte Aussagen zur weitgehend misslungen Rezeption des 2. vatikanischen Konzils in weiten Teilen der Kirche getroffen. Zwei Kernaussagen:
Natürlich muss sich die Theologie mit dem Problem der Kurskorrekturen auseinandersetzen und wirklich zu einer Relecture der Texte anleiten, da ja oft der „Geist des II. Vatikanischen Konzils“ beschworen wird, ohne dass man die Texte wirklich kennt. Dazu kommt, dass die Texte äußerst selektiv ausgelegt werden. Zum Beispiel: Von der Konstitution über die Kirche."
Zur nachgerade feindseligen Abwehr der von Papst Benedikt rehabilitierten überlieferten Liturgie durch viele Theologen und Bischöfe führte der Kardinal aus:
Das ist ein äußerst paradoxes Phänomen: dass diejenigen, die immer Pluralismus und Toleranz einfordern, plötzlich uniform werden und sagen: mit DER Reform, die das II. Vatikanische Konzil angestoßen hat und die nach dem Konzil verwirklich worden ist, haben wir das Ziel erreicht, und jetzt darf es eigentlich keine neue Reform mehr geben. Das ist ein seltsamer progressistischer Archäologismus, der selten durchschaut wird. Und da denkt der Papst eben viel organischer, was heißt: auch diese Liturgiereform, die 1970 realisiert worden ist, ist eine Entwicklung innerhalb einer grundlegenden Kontinuität und bedarf ihrerseits der Erneuerung."
Der ganze Text findet sich auf Kath.net.
„Die Bischofskonferenzen sind ein dienendes Werkzeug“
17. 11. 2010
Anläßlich des Ad-Limina Besuches eines Teils der brasilianischen Bischöfe in Rom hat sich Papst Benedikt in dieser Woche erneut kritisch mit der Rolle von Bischofskonferenzen auseinandergesetzt.
Dabei beschrieb der Papst die Konferenzen als „eine konkrete Anwendung der kollegialen Verbindung der Bischöfe in ihrer hierarchischen Gemeinschaft mit dem Nachfolger des hl. Petrus“. Ihr Auftrag sei „eine liebe- und wirkungsvolle Verbindung ihrer Mitglieder zur nützlichen Zusammenarbeit der Hirten aller Ortskirchen bei der drfeifachen Aufgabe zur Belehrung, Heiligung und Leitung der Schafe ihrer Herde“. Andererseits müsse man „jedoch vermeiden, dieses Werkzeug zur Arbeitserleichterung als eigene Institution oder gar als Ersatz für den Dienst jedes eigenen Bischofs anzusehen“, die sich als Mittler zwischen den Bischof und den Stuhl Petri schiebt. Die Beratungen und Strukturen der Konferenzen hätten „die Aufgabe, den Bischöfen zu dienen, und nicht, ihre Rolle an sich zu ziehen. Als Hirten, deren erste Pflicht die Rettung der Seelen sei, seine die Bischöfe jeder für sich verantwortlich“.
Einen ausführlichen Bericht über die Rede des Papstes bringt Zenit auf Englisch. Auf Deutsch wurden die Ausführungen des Papstes bisher noch nicht verbreitet.
Erzbischof Léonard von Brüssel
Erfreuliches in Brüssel und Verstörung in Mailand, der
„Città di Paolo VI“
15. 11. 2010
Wie die Petrusbruderschaft aus Belgien mitteilt, hat Erzbischof Léonard von Brüssel ihr mit Wirkung vom 1. November dieses Jahres die Seelsorge in der Brüsseler Kirche zu den hl. Johannes und Stephanus übertragen. Es wird dort zunächst an allen Sonn- und Feiertagen ein gesungenes Amt und stille heilige Messen am Freitag und am Samstag geben. Weitere Gegenstände des neuen Apostolats sind Eucharistische Anbetungsstunden sowie Glaubensunterweisung für Erwachsene und Kinder.
Eine eher absurde Nachricht übermittelt indessen Messainlatino aus Mailand, wo Hw. Jean-Pierre Herman, der Sekretär von Erzbischof Léonard, zum Abschluß einer Tagung „Der Sel. John Newman und die Liturgie“ eine hl. Messe in der Liturgie, wie sie Newman stets gefeiert hat, im Mailänder Dom zelebrieren wollte. Das wurde ihm zunächst rundheraus verweigert und nach Intervention der Kommission Ecclesia Dei nur unter der Bedingung gestattet, daß die Messe außerhalb der Öffnungszeiten des Domes bei verschlossenen Türen und in Anwesenheit lediglich eines einzigen Ministranten stattfinde, „um die Gläubigen nicht zu verstören“.
Konzelebrierende Laien in Schwaz Bild: Pfarrei St. Barbara
„Verbum Dei“ und eine Tradition von 40 Jahren
12. 11. 2010
Am 1. November hat Papst Benedikt die Post-Synodale Apostolische Exhortation Verbum Domini veröffentlicht, die die Ergebnisse der Bischofssynode vom Oktober 2008 „Das Wort Gottes in Leben und Mission der Kirche“ zusamenfasst. Bei der ersten Durchsicht fiel uns auf, daß auch in diesem Dokument zumindest punktuell ein äußerst zweifelhafter Traditionsbegriff verwandt wird. In Abschnitt 58 heißt es:
Während das Evangelium bekanntlich von einem Priester oder Diakon verkündet wird, werden die erste und die zweite Lesung in der lateinischen Tradition von einem dazu beauftragten Vorleser, einem Mann oder einer Frau, vorgetragen."
Als Beschreibung des gegenwärtigen rechtlichen und faktischen Zustandes ist das korrekt, nicht jedoch die Zuschreibung „in der lateinischen Tradition“. Wenn die Tradition der Kirche weiter als drei oder vier Jahrzehnte zurückreichen soll, führt kein Weg an der Einsicht vorbei, daß die Beauftragung von Laien als Lektoren in einer weit über 1000-jährigen Tradition keine Stütze findet und die Übernahme dieses Amtes durch Frauen eine flagrante Abkehr von der Tradition seit apostolischen Zeiten bedeutet.
Dabei bleibt diese Wendung der Exhortation noch hinter dem Ansinnen einiger Bischöfe zurück, die auf der Synode gefordert hatten, den von Papst Paul VI. als Ersatz für die im Traditionsbruch „abgeschafften“ niederen Weihen eingeführten Dienst des instituierten Lektors (in Deutschland praktisch unbekannt) auch für Frauen zu öffnen.
Inzwischen ist die Praxis der Liturgierevolutionäre freilich über solche Forderungen schon weit hinausgegangen und begründet neue „Traditionen“. Am 31. 10 übertrug der Österreichische Rundfunk einen Gottesdienst aus der Pfarrei St. Barbara in Schwaz, bei der der Zelebrant vortäuschte, mit zwei Laien zu konzelebrieren, die mit ihm gemeinsam die Worte des Kanons sprachen.
Dieses Vorgehen steht im eklatantem Widerspruch zur zuletzt in „Redemptionis Sacramentum“ (52) bekräftigten Lehre und Tradition der Kirche. Irreführende Formulierungen wie die oben zitierte Aussage von Verbum Dei zur angeblichen Tradition des Lektorendienstes sind nicht geeignet, dem Treiben der Zerstörer der Liturgie Halt zu gebieten.
Das „Benediktinische Arrangement“
Der Papst an die Bischöfe:
Ihr seid nicht Herren, sondern Hüter der Liturgie
10. 11. 2010
In einer Botschaft an die zur Zeit tagende italienische Bischofskonferenz hat Papst Benedikt erneut den Stellenwert einer würdigen Liturgie unterstrichen. In Anspielung darauf, daß das Treffen der Bischöfe in Assisi stattfindet, verwies der Papst darauf, daß der hl. Franzisklus die Kraft für sein Leben in der Nachfolge Christi aus seiner Hinggabe an die Liturgie erhalten habe, und fuhr fort;
Das heilige Wesen der Eucharistie erfordert es, ihre Feier und ihre Anbetung im Bewußtsein der Größe, Beeutung uind Wirksamkeit für das christliche Leben zu vollziehen."
Im Zusammenhang mit der anstehenden Neuübersetzung des Missale ins Italienische betonte der Papst, daß alle wahren Erneuerer am Gehorsam im Glauben festgehalten haben:
Sie gehen nicht willkürlich vor und sie beanspruchen keine besondere Vollmacht gegenüber den Riten. Sie sind nicht die Herren, sondern die Hüter der Schätze, die der Herr eingesetzt und uns anvertraut hat. In allen liturgischen Vollzügen ist die ganze Kirche anwesend, und die Einhaltung ihrer Formen ist Voraussetzung für die Authentizität der Zelebration."
Zitate nach catholicculture.org; Link zur Originalquelle sobald verfügbar.
Entscheidender Schritt zur Bildung des Ordinariats
8. 11. 2010
Fünf Bischöfe der Church of England haben heute bekanntgegeben, daß sie von Ihren Ämtern zurücktreten und die Aufnahme in die Katholische Kirche beantragt haben. Es sind das
- Andrew Burnham (Ebbsfleet),
- Keith Newton (Richborough),
- John Broadhurst (Fulham),
- Edwin Barnes (Weihbischof, Winchester)
- David Silk (Weihbischof, Exeter)
Mit fünf Bischöfen ist die Zahl der Würdenträger, die das Ordinariat in England aufbauen wollen, größer als zunächst erwartet. Allerdings stand keiner der Zurückgekehrten im Rang eines Diözesanbischofs: Drei waren sog. „Fliegende Bischöfe“, zwei andere sind bereits emeritert. Das ist geeignet, die Bedeutung des Schrittes etwas zu relativieren.
Auf der anderen Seite gehören drei der Genanten zu den insgesamt vier Bischöfen, die Canterbury als Leiter für die Society of Saint Wilfried and Saint Hilda vorgesehen hatte - das sollte eine einer Art anglokatholischer Konkurrenzorganisation zum Ordinariat innerhalb der Church of England werden. Diese Pläne haben damit wohl einen schweren Rückschlag erlitten.
Kommentar und Dokumentation zu den heutigen Vorgängen bringt Anna Arco vom CatholicHerald.
Am 6. 11. in Santiago
Der Papst und der Weihrauch
6. 11. 2010
So etwas gibt in Rom nicht: Bei seinem Spanienbesuch kam Papst Benedikt auch in die Kathedrale von Compostella und ließe es sich nicht nehmen, selbst den Weihrauch in das weltgrößte Räucherfass einzulegen. Anschließend wurde der Botafumeiro von der Bedienungstruppe mit Routine zu unglaublichen Höhenflügen gebracht - Monsignore Gänswein war kaum in der Lage, die Augen von dem Flugkörper abzuwenden. Gloria TV hat den Film zum Ereignis.
Zur katholischen Tradition gehört in der Tat mehr, als in den Büchern verstaubter Liturgiewissenschaftler Platz findet.
Abt Michael Zielinsky OSB
Neue Berater für die Gottesdienstkongregation
5. 11. 2010
Am Mittwoch hat der Hl. Vater insgesamt 14 neue Berater für die Gottesdienstkongregation ernannt. Auf der Liste stehen fast ausschließlich Namen von Prälaten, die uns bereits bisher durch ihren Einsatz für die Hebung liturgischer Standards aufgefallen sind. Mehrere von ihnen haben sich nachdrücklich zu Summorum Pontificum bekannt oder zelebrieren auch selbst in der überlieferten Form:
- Mons. José Aparecido Gonçalves de ALMEIDA, Untersekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte;
- P. Dieter BÖHLER, S.J. Sankt-Georgen, Frankfurt;
- Hw. Nicola BUX, Theologisches Institut Ecumenico-Patristica Greco-Bizantina San Nicola, Bari);
- Hw. Joseph CAROLA, S.J., Gregoriana Rom;
- Hw. José Manuel Garcia CORDEIRO, Record, Päpstlisches Liturgisches Institut und Atheneum von Sant’ Anselmo, Rom;
- Hw. Renato DE ZAN, Päpstlisches Liturgisches Institut und Atheneum von Sant’ Anselmo, Rom;
- P. Cassian FOLSOM, O.S.B., Prior of Norcia (Italy),Päpstlisches Liturgisches Institut und Atheneum von Sant’ Anselmo, Rom;
- Hw. Mauro GAGLIARDI, Päpstliches Atheneum “Regina Apostolorum,” Rom;
- Hw. Aurelio GARCÍA MACÍAS, Vorsitzender des Verbandes der spanischen Liturgiewissenschaftler;
- Mons. Angelo LAMERI, Lateran-Universität, Verfasser mehrere Werke zur Geschichte der Liturgie nach Trient;
- Hw. Dennis McMANUS, Catholic University of America, beteiligt an der neuen Übersetzung des englischen Missales;
- Hw. Juan José SILVESTRE, Priester des “Opus Dei”; Päpstliche Universität vom Hl. Kreuz, Rom;
- Abt Michael John ZIELINSKI, O.S.B. Oliv., Vizepräsident der Päpstl. Kommission für die Kulturschätze
- Mons. Markus WALSER, Generalvikar von Erzbischof Haas in Liechtenstein.
Eine höchst erfreuliche Liste, mit der Weichenstellungen für viele Jahre verbunden sind.
Die Kirche ist 40 Jahre alt, und die Welt ist eine Scheibe.
3. 11. 2010
Zum Streit um das „für Alle“ wollten wir uns eigentlich nicht mehr äußern – wenn die Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz meint, sich hier über den Willen des Papstes hinwegsetzen zu sollen, rückt sie nur ein paar weitere Schritte auf ihrem „Los von Rom“-Kurs voran, insoweit also nichts Neues. Doch dann machte uns ein Leser auf einen Artikel von Bischof Gerhard Ludwig Müller in der Tagespost vom 24. Oktober aufmerksam, den man bei kath.net nachlesen kann – und darin fand sich dann doch Neues.
Neu ist nicht unbedingt der listige Vorschlag des Bischofs, in Zukunft „für die Vielen“ zu sagen, obwohl er doch selbst begründet, daß als Übersetzung „für viele“ das Richtige wäre. Klarheit ist seit den 60er Jahren nicht mehr das Ziel der Theologensprache, und nirgendwo wird so erbittert um Formelkompromisse gestritten wie da, wo es um ewige Wahrheiten gehen sollte. Nein, neu ist die bemerkenswerte Aussage des Liturgiefachmannes Müller, in dieser Angelegenheit sei eine „über vierzigjährige Tradition einer deutschen Liturgiesprache“ zu berücksichtigen, und an anderer Stelle datiert er „die Anfänge der Entwicklung einer deutschen Liturgiesprache“ auf die Zeit vor vierzig Jahren.
Vor dem Novus Ordo, dessen sinnerweichende Übersetzungen von den Liturgierevolutionären ganz gezielt als Mittel zur Veränderung und Verminderung des Glaubens eingesetzt wurden, hätte es demnach keine Tradition einer deutschen Liturgiesprache gegeben, alles begann im Jahre NULL, das wir uns etwa um 1965 herum vorzustellen haben.
Das Phänomen kennen wir zwar schon von den Bücherlisten liturgie“wissenschaftlicher“ Seminare, nach denen zu urteilen vor diesem Datum nichts Erinnernswertes zum Thema geschrieben worden wäre. Daß aber ein Bischof vom Jahrgang 1947 den „Schott“ vergessen hätte, in dem seit 1884 mit großem Erfolg eine deutsche Liturgiesprache geprägt wurde – von seinen Vorläufern Sinkel (1850) oder Nickel (1845) gar nicht zu reden – das erscheint doch überaus bemerkenswert.
Diese Generation scheint tatsächlich in dem Wahn zu leben, daß mit ihrer alles in allem überaus unfruchtbaren Tätigkeit die Kirche und die Theologie erst so recht begonnen hätten. Wir werden ihren endgültigen Abgang abwarten müssen, bis wir beginnen können, die Trümmer beiseite zu räumen und an der Tradition anzuknüpfen. An der des Schott von 1884 – 1964 und nicht an dem Schutt der mißratenen vermeintlichen Anfänge von vor 40 Jahren.
Fr. Sean Finnegan
Die „alte Messe“ im Petersdom
1. 11. 2010
Fr. Finnegan von „The Hermeneutic of Continuity“ war in Rom dieser Tage, und was er von dort aus der Peterskirche zu berichten hat, kann einem etwas Hoffnung geben in diesen Zeiten kirchenamtlicher protestantisierender Relativiererei:
Gestern wies man mir für die Messe in St. Peter den Altar des Hl. Erzengels Michael zu, und heute früh konnte ich sogar am Altar von Papst Pius X. zelebrieren. Seit dem Erlass von Summorum Pontificum hat sich hier viel geändert. Jetzt gibt es jeden Morgen in der Basilika viele Priester, die dort ihre Hl. Messe nach dem usus antiquor feiern. Bevor ich selbst zelebriere, mache ich gerne eine kleine Runde und verweile bei der Konsekration mehrerer anderer Messfeiern."
Weitere Notizen vom erfreulichen Klimawandel in Rom auf The Hermeneutic of Continuity unter den Daten vom 27. - 30. Oktober.