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„Spätrömische Dekadenz“

Bild: Bistum RegensburgNein, eine Überraschung ist es nicht, daß Kardinal Müllers Berufung als Präfekt der Glaubenskongregation nach fünfjähriger Amtszeit nicht verlängert wird. Und ja, es ist das Recht des am Hl. Stuhl mit großen Vollmachten regierenden Papstes, sich seine Mitarbeiter da zu suchen, wo er sie findet und wo er sich die größte Unterstützung erwartet. Damit handelt der Bischof von Rom ganz im Stile der örtlichen Tradition – plante doch Kaiser Caligula einstmals sogar, sein Lieblingspferd Incitatus zum Konsul zu machen.

Und wo wir gerade von römischen Kaisern sprechen und der deutsche Bundestag gestern beschlossen hat, daß alle Fische fliegen können: Der wegen seiner einfallsreichen Volksbelustigungen eine zeitlang überaus beliebte Kaiser Nero, der übrigens wie alle seine Kollegen den Titel „pontifex maximus“ trug, darf hier als Vorreiter der Modernität gelten: Er heiratete im Jahre des Herrn 67 ganz feierlich und offiziell, quasi vor dem römischen Standesamt, den attraktiven Freigelassenen Sporus – freilich nicht ohne diesen vorher kastrieren zu lassen, denn Ordnung muß sein.

Doch zurück ins Rom des zweiten Jahrtausends. Die Gerüchte, die schon seit Wochen die Nichtverlängerung des Arbeitsvertrages von Bereichsmanager Müller durch die Konzernspitze kolportierten, wissen auch schon einige Nachfolger zu benennen, darunter: Erzbischof Luis Ladaria Ferrer von den Jesuiten, Kardinal Christoph „Silberzunge“ Schönborn aus der Kaiserstadt Wien und Erzbischof Bruno Forte, den nicht ganz erfolgreichen Chefmanipulator der Familiensynode. Auch ein neuer Posten für Müller ist schon im Angebot: Der des Kardinalprotektors der Ritter vom Heiligen Grabe.

Eine andere Version geht davon aus, daß seine Heiligkeit überhaupt keinen Nachfolger für die Leitung der Glaubenskongregation ernennen und Müller als „kommissarischen Leiter“ ohne jeden Rest von Autorität weiter amtieren lassen wird. Was keine große Veränderung gegenüber seinem bisherigen Status wäre.

Auch hier drängt sich eine Parallele zum heiligen Berlin auf, wo eine Kanzlerin soeben eine grundstürzende Gesetzesänderung angestoßen und mit den Stimmen der Opposition auch durchgesetzt hat – selbst aber in einem kabarettreifen Vortrag bei der Abstimmung verfassungsrechtliche Bedenken geltend machte und dann dagegen stimmte. So formvollendet hat man das seit Pilatus nur selten gesehen.

Wie dem auch sei. Der eigentliche Grund für die „Nichtverlängerung“ Müllers liegt auf der Hand. Nicht nur in der Auseinandersetzung um „Amoris Laetitia“ hat der Präfekt der Glaubenskongregation trotz aller schuldigen Ehrerbietung gegenüber dem Petrusamt in der Sache klare Position bezogen. Um aus unserem Beitrag von vor vier Wochen zu zitieren:

Die Ehe zwischen getauften Personen ist ein Sakrament. Es ist absolut unmöglich, daß der Papst als Nachfolger des Petrus und Stellvertreter Christi für die Weltkirche eine Lehre vertritt, die eindeutig gegen die Wort Jesu Christi ist. (...) Es ist nicht gut, wenn die Bischofskonferenzen offizielle Interpretation des Papstes vornehmen, das ist nicht katholisch. Wir haben dieses Dokument des Papstes und es ist im Kontext der vollständigen katholischen Tradition zu lesen.“

Und direkt gegen den päpstlichen Vordenker und Erfinder der Pastoralmathematik Antonio Spadaro S.J. gewandt:

2 + 2 kann nie 5 ergeben“

So einfach ist das: 2 + 2 ≠ 5, und Fische sind Fische.

Das wissen schon die kleinen Kinder, und worauf es ankommt, ist, sich das von niemandem ausreden zu lassen. Dafür reicht der einfache Menschenverstand, erforderlichenfalls gestützt durch den Ende des 20. Jahrhunderts erarbeiteten Katechismus der Katholischen Kirche. Der ist nicht „von gestern“. Dieser Katechismus hatte das ausdrückliche Ziel, die zweitausendjährige Lehre der Kirche so zusammen zu fassen, daß sie auch im dritten Jahrtausend Geltung behält. Um Menschenverstand und Katechismus sinnvoll anzuwenden, braucht es nicht unbedingt einen Präfekten für die Glaubenskongregation. Und sollte eines Tages ein Pferd in den Palast des heiligen Offiziums einziehen, würde das auch nichts daran ändern.

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