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Zur Predigt von Bischof Meier

Bild: von der im Text genannten Website der FSSPWann haben wir das zum letzten Mal in Deutschland gesehen: Zehn Kandidaten zur Priesterweihe, als Weihespender den Ortsbischof, kaum zählbare Kleriker im Chorgestühl und die große Kirche gefüllt bis auf die letzte Bankreihe. Dabei sind es nicht nur diese Zahlen und Mengen, die der Weihe in Ottobeuren am vergangenen Samstag ihre besondere Bedeutung verleihen. Noch bedeutender ist das Thema, das Bischof Meier von Augsburg in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte und über das wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten in deutschen Kirchen nur wenig gehört haben: Die Heiligkeit als primäres Ziel jedes Christenlebens und besondere Verpflichtung für die Priester.

„Vielleicht haben wir es zu lange verschwiegen – oder haben uns sogar dafür geschämt: Was zählt ist Heiligkeit.“ Mit dieser durchaus selbstkritischen Bemerkung gleich zu Beginn seiner Predigt stellte der Bischof einen unübersehbaren Bezug zur aktuellen Krisensituation der Kirche her. Er verwies die neu zu weihenden Priester auf ihre Verpflichtung zum ständigen Gebet und auf das große Geschenk der Eucharistie: „Täglich dürfen und sollen Sie nun das hl. Messopfer feiern.“ Im Anschluß an einen entsprechenden Hinweis von Papst Johannes-Paul II. betonte er dann die Aufgabe der Priester als Mittler zu Christus, die sie im Leben der Kirche spielen sollen: „Wenn Sie sich mit Christus am Altar verbinden und in seiner Person (in persona Christi) handeln, dann sollen Sie stets Geschichten und Gesichter im Herzen tragen, die für all jene stehen, die Sie durch Christus im Heiligen Geist zum Vater bringen: Per Ipsum et cum Ipso et in Ipso …“ Und er fuhr fort: „Ja, am Altar zelebrieren wir unter freiem, offenem Himmel. Über dem Altar tut sich der Himmel auf – nicht nur für Sie selbst, liebe Weihekandidaten, sondern für alle, die Ihrer Seelsorge anvertraut werden. Sie sollen ihnen heilsame Dienste erweisen. Das ist für viele heute schwer verständlich. Denn  immer weniger Menschen wollen etwas von Gott wissen.“

Hoffen wir nur, daß sich möglichst viele Bischöfe bereit finden, diesem Verständnis zu folgen und den neugeweihten Priestern die ihnen entsprechenden Aufgaben in der Seelsorge auch tatsächlich übertragen.

Warum das für ihn trotz Traditionis Custodes möglich ist, erklärte Bischof Meier in Gesprächen am Rande der Weihe gegenüber den Priestern der FSSP so: „(Es ist) – analog zu Ordensgemeinschaften – meine Pflicht, mit ihnen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, Besuche zu machen und von Fall zu Fall auch Weihen zu spenden. Wenngleich die theologische und liturgische Ausrichtung der Petrusbruderschaft durchaus eine etwas andere Schwerpunktsetzung hat als ich es als ‚Kind des II. Vatikanischen Konzils‘ gewohnt bin, ist es mir ein Anliegen, Brücken zu bauen und die Petrusbrüder ins Leben der Ortskirche von Augsburg einzubinden. Meine diesbezüglich bisher gemachten Erfahrungen stimmen mich hoffnungsfroh. Auch die Beziehung, die sich zwischen der Gebetsstätte Wigratzbad mit dem Seminar der Petrusbrüder inzwischen entwickelt hat, bestätigt diese Einschätzung. Ich hege die Hoffnung, dass dieser Weg des Vertrauens weitergeht.“ (Quelle)

Für das Protokoll: Wo Roms Behördenchef Roche meint, die überlieferte Liturgie im Ergebnis des II. Vatikanums nicht mehr als Ausdruck der lex orandi der römischen Kirche anerkennen zu können, spricht Bischof Meier von „einer etwas anderen Schwerpunktsetzung“.

Wenn es dabei bleibt: Damit können wir leben.

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Eine umfangreiche Bildersammlung gibt es auf der Blog-Seite des Wigratzbader Seminars. Der vollständige Text der Predigt von Bischof Meier findet sich zum Download hier.

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