Noch eine Diskussionsrunde zwischen Piusbruderschaft und Vatikan?
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- 14. Juni 2012
Der vatikanische Informationsdienst VIS hat heute das offizielle Kommuniqué des heiligen Stuhls über das Gespräch von Bischof Fellay bei der Glaubenskongregation veröffentlicht. Wir haben es aus dem Englischen übersetzt. Etwa gleichzeitig hat auch die Bruderschaft Pius X. ein Kommuniqué herausgegeben - für Deutschland gleich auch in deutscher Sprache. Wir bringen beide Dokumente im vollen Wortlaut und überlassen es den Lesern, sich eine Meinung zu bilden. Allerdings erscheint uns die in beiden Kommuniqués gegebene Information, daß die Glaubenskongregation am Schluss des Treffens ein Papier überreichte, das für den Fall einer Rekonziliation der Bruderschaft die Organisationsform einer Personalprälatur vorschlägt, darauf hinzudeuten, daß zumindest die Glaubenskongregation von einem positiven Abschluss ausgeht.
Am Nachmittag des Mittwochs, 13. Juni, traf Cardinal William Levada, Präfekt der Glaubenskongregation und Vorsitzender der Päpstlichen Kommission 'Ecclesia Dei' mit Bischof Fellay zusammen, dem Generaloberen der Bruderschaft St. Pius X., der von einem Assisten begleitet wurde. Nach einem heute vom Pressesaal des Heiligen Stuhls veröffentlichten Kommuniqué waren weitere Teilnehmer an dem Treffen Erzbischof Luis Ladaria S.J, Sekretär der Glaubenskongregation und Msgr. Guido Pozzo, Sekretär der Päpstlichen Kommisssion 'Ecclesia Dei'.
Der Zweck des Treffens war die Mitteilung der Bewertung des Heiligen Stuhles bezüglich des Textes, den die Bruderschaft St. Pius X. im April als Antwort auf die Dokrinäre Präambel überreicht hatte, die ihrerseits von der Glaubenskongregation der Bruderschaft im September 2011 vorgelegt worden war. Die anschließende Diskiussion gab die Gelegenheit, die angemessenen Erklärungen und Erläuterungen abzugeben. Bischof Fellay informierte seinerseits über die aktuelle Situation der Bruderschaft St. Pius X. und versprach, seine Antwort innerhalb eines akzeptablen Zeitrahmens vorzulegen.
Weiterhin wurde während des Treffens ein Entwurf vorgelegt, der eine Personalprälatur als die angemessenste Organisations für eine künftige kanonische Anerkennung der Bruderschaft vorschlägt.
Wie bereits in dem Kommunique vom 16. Mai mitgeteilt worden ist, wird die Situation der drei anderen Bischöfe der Bruderschaft St. Pius in getrtennten Einzelgesprächen behandelt weden.
Zum Abschluß des Treffens wurde die Hoffnung geäußert, daß diese zusätzliche Bedenkzeit dazu beitragen werde, die volle Gemeinschaft zwischen der Piusbruderschaft und dem Apostolischen Stuhl zu erreichen."
Der Pressedienst der Piusbruderschaft gab etwa gleichzeitig ein Kommuniqué heraus, das wir hier im Originaltext ebenfalls veröffentlichen:
Am Mittwoch, dem 13. Juni 2012, wurde der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Bischof Bernard Fellay, begleitet vom ersten Assistenten, Pater Niklaus Pfluger, von Kardinal William Levada, dem Präfekten der Glaubenskongregation empfangen, welcher ihm anlässlich dieses Treffens die Einschätzung seines Dikasteriums über die „Déclaration doctrinal" [Glaubenserklärung] übergeben hat.
Diese Glaubenserklärung wurde am 15. April 2012 von der Bruderschaft als Antwort auf die „lehrmäßige Präambel" eingereicht, welche ihrerseits am 14. September 2011 von der Glaubenskongregation der Bruderschaft vorgelegt wurde.
Im Laufe dieses Treffens hat sich Bischof Fellay die Erklärungen und Hinweise von Kardinal Levada angehört, dem er die Situation der Priesterbruderschaft St. Pius X. vorgestellt hat. Er legte die Schwierigkeiten in Glaubensfragen dar, welche das II. Vatikanum und der Novus Ordo Missae [Die Neue Messordnung] verursachen. Der Wille nach weitergehenden Klärungen könnte in eine neue Reihe von Gesprächen münden.
Am Ende des langen, mehr als zwei Stunden dauernden Gespräches hat Bischof Fellay ein schriftliches Konzept erhalten, welches eine Personalprälatur vorschlägt, im Fall einer möglichen kirchenrechtlichen Anerkennung der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Im Lauf des Treffens wurde die Frage nach der Situation der drei weiteren Bischöfe der Bruderschaft nicht erörtert.
Anlässlich dieser Zusammenkunft wurde der Wunsch ausgedrückt, das Gespräch fortzuführen. Dies wird es möglich machen, zu einer Lösung für das Wohl der Kirche und der Seelen zu kommen."
Soweit die offiziellen Erklärungen. Inoffiziell zu hören und hier unter Vorbehalt mitgeteilt ist, daß derzeit noch ein Dissens in einer nicht unwichtigen Formulierungsfrage besteht. Die Glaubenskongregation ist danach damit einverstanden, daß die Piusbruderschaft in der "Doktrinellen Präambel" darauf hinweist, daß sie in einigen Punkten andere Auffassungen vertritt als die Dokumente des 2. Vatikanums und sich auch vorbehält, diese abweichenden Auffassungen weiterhin zu vertreten. Sie soll jedoch nicht damit einverstanden sein, daß in diesem Zusammenhang von "Irrtümern des Konzils" gesprochen wird.