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Die Häreseie der Formlosigkeit

Bild: http://www.hatjecantz.de/formlose-moebel-2165-0.htmlDer Kanonist Ed Peters hat die von Papst Franziskus spontan veranstalte Trauungs-Show an Bord seines Fliegers einer Kritik aus kirchenrechtlicher Perspektive unterzogen. Hier wesentliche Teile seines Artikels, der auf dem Blog In the Light of the Law erschienen ist:

Es beginnt ein langes ZitatBevor ich mich den Einzelheiten zuwende, möchte ich sagen, daß mir die beiden sympathischen Flugbegleiter Paula Podest und Carlos Ciuffardi leid tun, die ihrem prominenten Gast eine höfliche Begrüßung erwiesen und deren Namen und Photos dann bevor sie sich recht versahen plötzlich in der ganzen Welt herumgereicht wurden. Sie hatten nicht um eine Trauung gebeten und reagierten mit Erstaunen auf den Vorschlag von Papst Franziskus – das war nicht ihre Idee.
Doch zur Sache selbst.

Ein Papst hat die Vollmacht zu Amtshandlungen auf der ganzen Welt (cc 134, 331, 1108), so daß Franziskus jederzeit und überall eine Eheschließung vornehmen kann.

Aber die Vornahme einer Eheschließung hat eine besondere Form: Sie besteht darin, das Einverständnis der beiden heiratswilligen Partner zum Eingehen einer Ehe jetzt und an diesem Ort abzufragen (c 1108). Nach dem Ritus der Eheschließung muß dazu die Zustimmung jedes der beiden Partner für sich eingeholt werden, ob er in diesem Moment gewillt ist, die Ehe mit dem anderen Partner einzugehen. Die Frage richtet sich nicht gemeinsam an das Paar etwa in der Form: Wollt Ihr Euch heiraten, sondern sie folgt dem Muster „Möchtest Du diesen/diese hier und Jetzt heiraten? Wenn dieses Zustimmung, die nach c1057 das zentrale Element der Eheschließung darstellt, nicht korrekt abgefragt und erhalten wird, erfolgt kein gegenseitiger Austausch des Gelöbnisses, und das Paar wäre nicht verheiratet. (Und nein, der Grundsatz ‚ecclesia supplet‘ kann einen Mangel in der tatsächlich sakramentalen Form nicht heilen – das gilt nur für die kanonische Form.)

Die zitierten Berichte erwähnen, soweit ich das sehen kann, lediglich die allgemeine Frage des Papstes an die beiden, ob sie heiraten wollen, dann habe er ihre Hände ineinander gelegt, einige aufmunternde Worte über die Ehe gesagt und sie zu Mann und Frau erklärt. Aber dieser Ablauf würde keinesfalls den erforderlichen Austausch der Willenserklärung durch die beiden Seiten beschreiben. Daher können wir nur hoffen, daß beim tatsächlichen Geschehen entschieden mehr gesagt worden ist, als die Berichte enthalten.

Zweitens verlangt die kanonische Form die Anwesenheit von zwei unabhängigen Zeugen für den Austausch der Willenserklärung – d. h. es müssen mindestens 5 Personen tatsächlich anwesend sein – es reicht also nicht, daß sie ein paar Minuten später davon gehört haben oder etwas geschehen sahen und sich fragten: Was machen denn die da hinten? Die 5 Personen müssen gemeinsam und zur gleichen Zeit agieren: Braut, Bräutigam, der Offiziant und zwei tatsächliche Trauzeugen. (…)

Mehrere canones bezüglich der rechtlichen Erfordernisse für eine Eheschließung wurden hier offensichtlich nicht beachtet, darunter das Erfordernis einer ernsthaften pastoralen Vorbereitung vor einer Eheschließung (c. 1063), Spendung der Firmung vor der Ehe (c. 1065), Aufforderung, vor der Eheschließung zur Beichte zu gehen und die hl. Kommunion zu empfangen (c. 1065), Vergewisserung, daß der Eheschließung keine Hindernisse hinsichtlich der Gültigkeit und Zulässigkeit im Wege stehen (c. 1066), die unbedingt erforderliche Klärung der freiwilligen Zustimmung beider Seiten (1068), sowie die Vorgabe, daß die Trauung in einer Pfarrkirche stattfinden soll (c. 1115, 1118) und die Verwendung des Schatzes der liturgischen Bücher der Kirche für Feiern der Sakramentenspendung (1119).

Nun, da diese Geschichte weltweit Widerhall findet, wird man in Zukunft Diakonen, Priestern, und Bischöfen, die an den kirchlichen Vorgaben für die Form der Eheschließung festhalten wollen, entgegenhalten, daß doch Papst Franziskus nicht auf solchen albernen Paragraphen bestehe und es nur darauf ankommt, daß man sich liebt. Die Aufgabe für verantwortungsbewußte Seelsorger ist schwieriger geworden. (...)

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