Das Gesicht der Wahrheit ist Christus
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- 12. September 2023
Die journalistischen Beobachter der kirchlichen Szene gehen seit dem gestrigen Montag fest davon aus, daß der Vatikan in den kommenden Tagen Bischof Joseph Strickland von Tyler in Texas zum Rücktritt auffordern wird. Bischof Strickland gehört zu der nicht kleinen Zahl amerikanischer Bischöfe, die den katholischen Glauben in seinem ganzen Umfang verkünden und verteidigen – „sei es gelegen oder ungelegen“ (2 Tim 4,2), wie es der hl. Paulus verlangt. Mit dieser Aufrichtigkeit hat sich Bischof Strickland schon seit Jahren den Zorn der „linksliberalen“ in der amerikanischen Kirche zugezogen, und auch in Rom glaubt man in ihm eine der Wurzeln des „amerikanischen Übels“ zu erkennen, über das sich Franziskus gerade kürzlich wieder so heftig beschwert hat.
Über den Skandal, daß Franziskus unter Mißbrauch seiner Stellung mißliebige Bischöfe schlechtmacht und feuert, als ob sie nicht gleich ihm Nachfolger der Apostel, sondern abhängige Dienstboten wären, wird gesondert zu berichten sein, wenn es soweit ist. Zur Vorstellung von Bischof Strickland, von dem hier in Deutschland nur die Wenigsten schon etwas gehört haben dürften, übersetzen wir heute einen Hirtenbrief, den er – wohl auch in Erwartung seiner baldigen Entlassung – am 23. August an die Gläubigen seiner Diözese gerichtet hat. Ein zweiter Hirtenbrief vom Anfang dieses Monats soll folgen.
Meine lieben Söhne und Töchter in Christus –
die Liebe und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei allezeit mit Euch.
In dieser Zeit großen Aufruhrs in der Kirche und der Welt wende ich mich mit dem Herzen eines Vaters an euch, um vor den Übeln zu warnen, die uns bedrohen, und euch der Freude und der Hoffnung zu versichern, die wir allezeit in unserem Herrn Jesus Christus finden werden.
Die üble und falsche Botschaft, die in die Kirche eingedrungen ist, die doch die Braut Christi ist, behauptet, daß Christus nur einer unter Vielen sei, und daß es nicht erforderlich wäre, seine Botschaft der ganzen Menschheit zu verkünden. Dieser Gedanke muß in all seinen Erscheinungsformen zurückgewiesen und abgestoßen werden. Wir müssen die freudige gute Nachricht mitteilen, daß Jesus unser einziger Herr ist und daß er nichts mehr will, als daß alle Menschen aller Zeiten einst in ihm das ewige Leben haben.
Wenn wir erst einmal verstanden haben, daß Jesus Christus, der göttliche Sohn des Vaters, die Fülle der Offenbarung und die Erfüllung des väterlichen Planes zur Erlösung aller Menschen aller Zeiten ist, und wenn wir uns diese Wahrheit mit ganzem Herzen zu eigen gemacht haben, dann können wir auch gegen die anderen Irrtümer angehen, die unsere Kirche und unsere Welt heimsuchen und die daraus hervorgegangen sind, daß wir uns von der Wahrheit abgewandt haben.
Im Brief des heiligen Paulus an die Galater ( Gal. 1, 6 - 9) schreibt er: „Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet. Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen. Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel. Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht.
Als euer geistlicher Vater halte ich es für wichtig, noch einmal die folgenden Grundwahrheiten zu wiederholen, die von der Kirche seit unvordenklicher Zeit geglaubt worden sind, und zu betonen, daß die Kirche nicht dazu da ist, die Wahrheiten des Glaubens neu zu definieren, sondern den Schatz des Glaubens sicher zu bewahren, wie er uns vom Herrn selbst über die Apostel und die Heiligen und Märtyrer überliefert worden ist. Und noch einmal im Anklang der Warnung des hl. Paulus an die Galater: Jeder Versuch, die wahre Nachricht des Evangeliums zu entstellen, muß kategorisch als schädlich für die Braut Christi und alle, die ihr angehören, zurückgewiesen werden.
1. Christus hat Eine Kirche gegründet, die katholische Kirche, und daher vermittelt nur die katholische Kirche die ganze Fülle der Wahrheit Christi und den wahren Weg zu Seinem Heil für uns Alle.
2. Die Eucharistie und alle Sakramente sind von Gott eingesetzt und nicht von Menschen entwickelt worden. Die Eucharistie ist wahrhaft Christi Leib und Blut, Seele und Gottheit, und ihn unwürdig in der hl. Kommunion zu empfangen (also im Zustand schwerer unbereuter Sünde) ist ein verheerendes Sakrileg für den Einzelnen und für die Kirche (I Kor. 11, 27 – 29)
3. Das Sakrament der Ehe ist von Gott eingesetzt. Durch das Gesetz der Natur hat Gott die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gestiftet, damit sie einander für das ganze Leben treu und offen für Kinder sind. Die Menschen haben weder das Recht noch die tatsächliche Fähigkeit, die Ehe neu zu definieren.
4. Jede menschliche Person ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes als Mann oder als Frau geschaffen. Man muß allen Menschen dabei helfen, ihre wahre Identität als Kinder Gottes zu erkennen, und darf sie nicht in dem gegen alle Ordnung gerichteten Versuch unterstützen, ihre unverkennbare biologische und gottgegebene Identität zu verleugnen.
5. Sexuelle Aktivität außerhalb der Ehe ist immer schwer sündig und kann von keiner kirchlichen Autorität hingenommen, gesegnet oder als erlaubt betrachtet werden.
6. Der Glaube, daß alle Männer und Frauen unabhängig davon, wie sie ihr Leben führen, gerettet werden, ist falsch und gefährlich, weil er dem widerspricht, was Jesus uns immer wieder im Evangelium gelehrt hat. Jesus sagt uns, wir müssen „uns selbst verleugnen, unser Kreuz auf uns nehmen und Ihm folgen (Matth. 16, 24). Er hat uns durch seine Gnade den Weg zum Sieg über Sünde und Tod geöffnet, der über Reue und sakramentales Kenntnis führt. Es kommt darauf an, daß wir uns die Freude und die Hoffnung und ebenso auch die Freiheit zu Eigen machen, die aus der Reue und dem demütigen Bekenntnis unserer Sünden hervorgehen. Durch die Reue und das Sakrament der Beichte kann jeder Kampf mit Versuchung und Sünde zu einem kleinen Sieg werden, der uns hineinnimmt in den großen Sieg, den Christus für uns erstritten hat.
7. Um Jesus Christus zu folgen, müssen wir bereitwillig unser Kreuz auf uns nehmen, und nicht versuchen, dem Leiden und Kreuz, das der Herr jedem von uns im täglichen Leben anbietet, aus dem Wege zu gehen. Das Geheimnis des erlösenden Leides – also jenes Leides, das der Herr uns in dieser Welt erfahren und auf uns nehmen läßt und das wir ihm dann in der Einigung mit seinem Leiden aufopfern – dieses Geheimnis macht uns demütig, reinigt uns und zieht uns immer tiefer in die Freude eine in Christus gelebten Lebens. Das soll nicht heißen, daß wir uns am Leiden freuen oder es suchen sollen, aber wenn wir gemeinsam mit Christus die täglich auf uns zu kommenden Leiden ertrage, können wir darin die Hoffnung und die Freude finden, die auch innerhalb des Leides enthalten sind und können so in allem Leid bis zum Ende treu bleiben. (s. auch 2. Timotheus 4, 6 – 8)
In den Wochen und Monaten, die vor uns liegen, werden viele dieser Wahrheiten im Zuge der Synode über Synodalität auf den Prüfstand gestellt werden. Wir müssen an diesen Wahrheiten festhalten und wachsam sein gegenüber allen Versuchen, eine Alternative zum Evangelium Christi vorzulegen oder auf einen Glauben hinzuarbeiten, der von Dialog und Brüderlichkeit spricht und dabei versucht, das Vaterwesen Gottes beiseite zu schieben. Wenn wir versuchen, das, was Gott uns in seiner großen Güte gegeben hat, zu erneuern und zu verbessern, betreten wir trügerischen Boden. Die sicherste Grundlage, die wir finden können, ist, fest auf den zeitlosen Lehren der Kirche zu beharren.
Bedauerlicherweise kann es dazu kommen, daß einige diejenigen, die die vorgeschlagenen Änderungen ablehnen, als Schismatiker beschimpfen werden. Doch ich versichere Euch, daß keiner, der fest bei der Richtschnur unseres katholischen Glaubens bleibt, ein Schismatiker ist. Wir müssen unbeirrbar und wahrhaft katholisch bleiben, was man auch immer gegen uns vorbringen mag. Wir müssen uns darüber klar sein, daß der Widerstand gegen diese beabsichtigten Änderungen nicht bedeutet, die Kirche zu verlassen. Wie schon der hl. Petrus sagte: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh. 6, 68) Deshalb heißt standhaft zu bleiben nicht, daß wir die Kirche verlassen wollten. Im Gegenteil versuchen diejenigen, die ändern wollen was nicht geändert werden kann, eine „feindliche Übernahme“ der Kirche Christi, und sie sind tatsächlich die wahren Schismatiker.
Ich beschwöre Euch, meine Söhne und Töchter in Christus, das jetzt die Zeit ist, in der Ihr sicherstellen müßt, daß Ihr fest im katholischen Glauben aller Zeiten bleibt. Wir alle wurden geschaffen, den Weg, die Wahrheit und das Leben zu suchen, und in diesem modernen Zeitalter der Verwirrung ist der wahre Weg der, der vom Licht Jesu Christi erleuchtet ist, die Wahrheit hat ein Gesicht – und dieses Gesicht ist tatsächlich Sein Gesicht. Ich versichere Euch: Er wird seine Braut nicht in Stich lassen.
Ich verbleibe Euer demütiger Vater und Diener
+ Joseph Strickland, Bischof von Tyler