Von der Kirche zur Bewegung
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- 19. September 2023
Die Ernennung seines argentinischen Spießgesellen Fernández zum Leiter des römischen Amtes für den Glauben ist – vielleicht noch mehr als Traditionis Custodes – ein weiterer schwerer Schlag von Franziskus gegen die katholische Kirche in der Form, die sie im Laufe ihres 2 Jahrtausende umspannenden Bestehens angenommen hat. Mit Ausnahme der wenigen hundertfünfzig-prozentig franziskustreuen Medien sind nicht nur konservative, sondern auch der breiten kirchlichen „Mitte“ zuzurechnende Medien voll mit vernichtenden Kritiken an dem neuen Amtsleiter – teils, wegen seiner praktisch nicht vorhandenen Qualifikation als Theologe, Teils wegen seiner unbedingten Bereitschaft, auch die abenteuerlichsten Ideen seines Chefs gutzuheißen.
Das auch hier schon mehrfach zitierte argentinische Blog „Il Carminante Wanderer“ hat am 18. 9 unter der Überschrift „Von der Kirche zur Bewegung“ eine fulminante Abrechnung mit dem neuen Würdenträger veröffentlicht, die leider in den bisher greifbaren maschinellen Übersetzungen aus dem Spanischen nicht gut zu lesen ist. Wir bringen hier daher nur einen redaktionell leicht überarbeiteten Teil aus den zusammenfassenden Überlegungen des Textes und werden uns ggf. dem Thema erneut zuwenden, wenn bessere Übersetzungen vorliegen.
Die Argumentation von Bischof Fernandez enthält als Hauptprämisse: Der Papst muß nicht nur das "statische" Glaubensgut hüten, sondern auch die Lehre der Kirche kraft eines "lebendigen und aktiven" Charismas entwickeln, das eine besondere Gabe des Heiligen Geistes ist.
Untergeordnete Prämisse: Weder die Bischöfe noch die Laien besitzen diese "lebendige und aktive" Gabe, sie ist ausschließlich dem Papst vorbehalten. Schlußfolgerung: Alle Bischöfe und Laien müssen nicht nur das "statische" Glaubensgut annehmen, sondern auch alle Lehren des Papstes über die Kirche. Tun sie dies nicht und äußern sie Kritik, fallen sie in Schisma und Häresie.
Wir können bereits erahnen, wie die Leitung des neuen Präfekten aussehen wird. Täglich wird das Dikasterium urbi et orbi Ketzerurteile aussprechen, und die Kirche, in der doch Platz für alle ist, wird am Ende nur noch eine Kirche für die Unterwürfigen sein. Denn nun hat sich herausgestellt, daß wir Katholiken nicht der Lehre der Kirche, sondern der Lehre des Papstes folgen müssen. Das ist Unsinn, unfaßbarer Unsinn aus dem Mund desjenigen, der das theologische Oberhaupt der Kirche sein sollte. (…)
Der neue Präfekt für die Glaubenslehre hat mit offizieller Stimme zum Ausdruck gebracht, wovor wir in diesem Blog schon seit mehr als zwei Jahren oft genug gewarnt haben. Damals sagten wir, daß die Tradition vom Lehramt verschlungen wurde, und jetzt verspricht Msgr. Fernandez, auch die Heilige Schrift zu verschlingen. Denn ihm zufolge steht das "lebendige und aktive Charisma", mit dem Papst Franziskus ausgestattet ist, über dem "statischen Depositum", also der Schrift und der Tradition. Ketzer wären demnach nicht mehr diejenigen, die die im depositum fidei enthaltenen Lehren leugnen. Zum Beispiel, dass Ehebrecher die Eucharistie nicht empfangen können oder dass sexuelle Beziehungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts eine schwere Sünde sind, sondern diejenigen, die das "lebendige und aktive Charisma" in Frage stellen, mit dem der Papst ausgestattet ist.
Was hätte Pius IX. dafür gegeben, einen Präfekten mit dem theologischen Eifer von Tucho Fernandez zu haben! Es ist merkwürdig, wie die Galerie der Figuren, die in diesem Pontifikat den Vatikan bevölkern und die in ihrem Fortschrittsanspruch alle vergangenen Epochen verunglimpfen, unverblümt die reaktionärsten Haltungen einnehmen, die nicht einmal Joseph de Maistre oder der eingefleischteste Ultramontane zu vertreten gewagt hätten.
Diese Äußerungen zeigen, dass Bischof Fernández Papst Franziskus in eine Art Orakel verwandelt hat, eine besondere Hypostase des Heiligen Geistes, dessen Wort authentisches Lehramt ist und daher keinen Fehler enthält und von allen Katholiken befolgt werden muss. Damit hat Fernández die Kirche in eine Institution verwandelt, die einem Führer folgt, der nicht Christus ist, sondern der Papst des Augenblicks, dem die volle Macht zukommt, sie nach seinem Geschmack und seiner Laune zu formen. (...)
Wie unser Freund Ludovicus schon vor zehn Jahren geschrieben hat: Franziskus hat die Institution bis zum Maximum charismatisiert und kannibalisiert. Wenn Gott ist "sich in der Zeit manifestiert und in den Prozessen der Geschichte vergegenwärtig" wie Franziskus schreibt, dann ist der Glaube "ein Glaube auf dem Weg, ein historischer Glaube". "Gott hat sich als Geschichte geoffenbart, nicht als ein Kompendium abstrakter Wahrheiten" - so die Formulierungen von Franziskus -, dann ist es ein Gott, der einen Führer auswählt und segnet, der ihn in der Dynamik der Geschichte gegenwärtig macht. Dann ist die Kirche keine Institution mehr, sondern eine Bewegung, und ihr Anführer ist ein Caudillo. Es fällt schwer, dabei nicht an die Lehre von Juan Perón zu denken!
Wie ich schon bei anderen Gelegenheiten gesagt habe, ist es das Beste, Bischof Fernández sprechen und handeln zu lassen. In seinem Dikasterium, so heißt es, wartet man mit Messer und Gabel auf ihn. Seine mit Macht ausgestattete Eitelkeit wird ihn zu zahllosen Fehlern verleiten, die sicherlich zu Opfern führen werden. Aber sie werden auch sein Paß für die Frühpensionierung sei, sobald der nächste Pontifex den Stuhl Petri bestiegen hat." Ende unseres Auszuges aus dem Artikel im Carminante Wanderer.