Die Maulkorbsynode
- Details
- 05. Oktober 2023
Eine wirkliche Überraschung ist es nicht, daß das Zentralkomittee des Politbüros der Synodensynode die etwa 450 Teilnehmer der Veranstaltung dazu verpflichtet hat, strenges Stillschweigen über alles zu bewahren, was dort gesagt wird. Nicht nur bis zum Ende der Versammlung, sondern auch darüberhinaus bis zum Ende ihrer Tage – oder zumindest denen des gegenwärtig unglückselig regierenden Pontifex. Ob es sich bei der Anordnung um eine regelrechtes „Päpstliches Geheimnis“ handelt, dessen Bruch vom Kirchenrecht mit strengen Strafen geahndet wird, werden die Rechtsgelehrten noch herausfinden müssen, aber der Wille der obersten Gesetzgebung ist unverkennbar.
Schon Anfang September hatte der Papst klar gemacht, daß Presse- und Medienberichterstattung bei der Synode streng reguliert, wenn nicht sogar ganz unterbunden sein würde. Nun wird die Schraube also noch eine Drehung strenger angezogen: Nichts von dem, was da vorgetragen wird, soll nach Außen dringen – außer dem, was in täglichen Bulletins offiziell von oben verlautbart wird. Kardinal Zen aus Hongong fühlt sich angesichts der neuesten Anordnungen an die Manipulationspraktiken der Kommunistischen Partei bei Volkskongressen und Parteitagen erinnert – wir können das nachvollziehern.
Warum das Synodenregiment zu so harten Mitteln greift – deren Wirksamkeit im Übrigen höchst begrenzt sein dürfte – ist nicht ganz klar. Bereits im Rahmen der geltenden Rechtslage ist der Papst unbeschränkter Herr der Synode bzw. eines im Anschluß daran veröffentlichten Dokumentes – s. dazu unsere Ausführungen vom 25. September. Allerdings ist bei vergangenen Synoden doch sehr unangenehm aufgefallen, wie sehr Franziskus sich über die Beratungen der Synodalen hinweggesetzt hat, indem vieles, was dort verhandelt wurde, in seinem Schlußdokument gar nicht vorkam, während er anderes dort hineinschreiben ließ, obwohl es gar nicht besprochen worden war. Vielleicht möchte er solche Zeugnisse seines ebenso egozentrischen wie autoritären Amtsverständnisses nicht erneut öffentlich werden lassen – und greift deshalb zu noch autoritäreren Maßnahmen.
Der kommentierende Beobachter kann dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: Unsereins muß sich unter den nun vorgegebenen Bedingungen (hoffentlich) nicht ständig mit zum hundertsten Mal vorgetragenen lehr- und glaubensfeindlichen Positionen auseinandersetzen, sondern kann in Ruhe abwarten, was davon sich der oberste Lehramts-Verweser schließlich zu eigen macht und was nicht. Oder wo er vielleicht noch über das Ganze hinausgeht - anything goes.
Ein ganz anderes Problem haben die Synodenteilnehmer: Wollen sie sich wirklich im angeblichen Zeitalter von Parrhesie und gegenseitigem Zuhören, von Transparenz und Toleranz, ihres eigenen Wortes enteignen und zu Statisten eines Phototermins herabwürdigen lassen? Sollten sie es da nicht eher vorziehen, sich der ganzen Zumutung zu entziehen und zuhause, weit entfernt von Rom, abwarten, was dann in ein, zwei oder drei Jahren als (angebliches) Ergebnis des Wirkens des hl. Geistes verkündet wird. Vielleicht liegt das Abschlußdokument für 2024 ja schon fix und fertig in einer päpstlichen Schublade, warum also der ganze Zirkus?