Ein Kardinal, wie aus Bergoglios Buch
- Details
- 11. Oktober 2023
Während der Vatikan den gewöhnlichen Synodenmitgliedern strenges Stillschweigen verordnet hat, nutzt er selbst natürlich alle Mittel einer zeitgemäßen Pressearbeit, um die obrigkeitlich wohlgefällige Sicht der Dinge zu verbreiten. Am Dienstag hatte der amerikanische Kardinal Tobin das Privileg, auf der täglichen Pressekonferenz aufzutreten. Tobin gehört zu den von Franziskus neu ernannten oder beförderten amerikanischen Prälaten, mit deren Hilfe der Papst die alles in allem glaubenstreue Mehrheit des US-Episkopats zur Minderheit machen will. Von daher fiel es ihm leicht, die Frage eines italienischen Journalisten nach seiner Haltung zu „LGBT+ People“ zu beantworten, die ja anscheinend nicht nur in den USA in hellen scharen in die Kirchen strömen und ein Ende der Diskriminierung verlangen, der sie auch und gerade in der Kirche ausgesetzt seien.
Vor ein paar Jahren, so Tobin in seiner Antwort (Alles folgende nach dem Bericht auf Catholic World Report), habe er in seiner Kathedrale eine Pilgergruppe von Leuten empfangen, die sich auf Grund ihrer sexuellen Orientierung marginalisiert sähen. Aufgrund anderer Verpflichtungen habe er nicht während des ganzen Gottesdienstes dabei sein können, aber er habe sie doch zumindest persönlich begrüßt. Dazu führt er aus:
Nach meiner Begrüßung hielt einer meiner Weihbischöfe, ein Kubanischer Amerikaner, eine wundervolle Ansprache, in der er unter anderem sagte: „Wir haben hier eine wunderschöne Kathedrale, vielleicht die schönste in ganz Nordamerika, aber dieser wunderschöne Ort ist noch viel schöner, wenn die Türen offen sind.“ Ja,“ so Tobin weiter, „die wahre Schönheit der Katholischen Kirche wird sichtbar, wenn die Türen weit offen sind, wenn sie (alle) willkommen heißt. Und ich hoffe darauf, daß die Synode uns dabei helfen wird, diese Offenheit noch stärker zu verdeutlichen.
Anschließend antwortete der Kardinal auf die Frage eines amerikanischen Journalisten, was er den amerikanischen Katholiken zu sagen habe, die die überlieferte Liturgie schätzten und sich von der Kirche ausgeschlossen fühlten.
Ich denke, daß die Erfahrung des Ausgeschlossen-Seins leider eines der Zeichen der Zeit ist, nicht nur für Menschen, die die überlieferte Messe schätzen. Er erinnerte daran, daß es in seiner Zeit als Erzbischof von Indianapolis zu seinen schmerzlichsten Erfahrungen gehörte, einige Pfarreien schließen zu müssen – doch nur wenige Jahre später erkannten wir, daß das gut für uns war . Wir brauchten nur einige Zeit dafür. Die Menschen, die die überlieferte Liturgie schätzen, stehen nach wie vor unter der Obhut von zwei Motu Proprios und ebenso unter (der Fürsorge) des Dikasteriums (Neusprech für Kongregation) für den Gottesdienst. Es gibt immer noch Möglichkeiten, vielleicht nicht so, wie sie das gewohnt waren. Ich weiß, daß das den Menschen, die die alte Liturgie schätzen, viel Schmerz verursacht hat – aber ich denke nicht, daß man sie außerhalb der katholischen Kirche gestellt hat.
Was er nicht sagte, aber nach seiner Bemerkung über die Kirchenschließungen in Indianapolis sicher mit gemeint hat, war: „Und in ein paar Jahren werden sie einsehen, wie gut das für sie war.“ Neben der hier durchscheinenden klerikalistischen Arroganz sind zwei weiter Dinge bemerkenswert: Zum einen, wie mühelos der Kardinal diejenigen, die eine tiefgreifende Änderung der seit zwei Jahrtausenden geltenden Lehre und Tradition der Kirche fordern, mit denen gleich setzt (wenn nicht sogar jenen vorzieht), die dieser Lehre und Tradition treu bleiben wollen. Und zum zweiten, wie er mit einem pseudo-legalistischen Taschenspielertrick die Tatsache weglügt, daß Tausende glaubenstreue Katholiken ganz buchstäblich und seit vielen Monaten vor verschlossenen Kirchentüren stehen, wenn sie zum Gottesdienst kommen, so wie sie ihn seit vielen Jahren und die Kirche ihn seit anderthalb Jahrtausenden gefeiert hat.
Das ist ein ziemlich klägliches Bild, das dieser Bergoglio-Kardinal und Synodenrepräsentant da abgibt. Und von seiner Sorte gibt es viele – wie der Herr, so’s G'scherr. Wenn wir mal wieder einen katholischen Papst haben, wird der wahrhaftig neben dem Beistand des Geistes auch menschlich die Kräfte des Herkules brauchen, um diesen Stall auszumisten.