Kein Weihnachtsfrieden in Sicht
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- 22. Dezember 2023
Sollte irgend jemand in Rom darauf gesetzt haben, die skandalöse Erklärung Fiducia Supplicans (FS) werde im heraufziehenden Frieden des Weihnachtswunders keine allzu große Entrüstung hervorrufen und schon bald als „Neues Normal“ hingenommen werden – so hat er sich gewaltig getäuscht. Nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ sind mit zum Teil außergewöhnlich scharfen Stellungnahmen gegen den neuesten Akt des bergoglianischer Anti-Lehramtes und kurialer Hybris aufgetreten. Zum ersten Mal zeichnet sich die Möglichkeit ab, daß die Bischofskonferenzen eines ganzen Kontinents – Afrikas – der römischen Despotie geschlossen die Gefolgschaft verweigern, indem sie ankündigen, die von „Tycho“ Fernandez erstellte und von Franziskus unterzeichnete Erklärung in ihrem Verantwortungsbereich nicht umzusetzen.
Diese Rebellion der Rechtgläubigen erscheint besonders gravierend, weil Fernandez – möglicherweise war er hinsichtlich des sich nun so lautstark äußernden Widerstand vorgewarnt – in FS ausdrücklich starke Hinweise platziert hatte, daß die Autorität der Bischöfe für diesen Fall außer Kraft gesetzt sein sollte. Wir haben die Analyse des Kirchenrechtlers Ed Condon, die diesen Aspekt besonders herausgestellt hat, ausführlich referiert. Viele europäische und amerikanische Bischöfe ließen sich durch diese freischöpferische Umkehrung der bisherigen und zuletzt auch vom 2. vatikanischen Konzil bekräftigten Lehre der Kirche über das Bischofsamt ins Bockshorn jagen – auch solche, die beim synodalen Irrweg durchaus mehr Rückgrat zeigten. Ein besonders schändliches Beispiel lieferte der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz Lackner, der aus dem römischen Ukas ableiten wollte, daß künftig kein Priester mehr das Recht habe, irregulären Paarungen den kirchlichen Segen zu verweigern. Eher komisch ist demgegenüber ein auf katholisch.de publizierter Aufruf des Regierungsfunkers Christoph Strack, die Bischöfe Afrikas sollten FS gefälligst als Auftrag begreifen, ihrem zurückgebliebenen Kontinent die Erkenntnisse moderner Sexualwissenschaft näher zu bringen.
Damit wird er wenig Erfolg haben. Die afrikanischen Bischöfe zeigen sich in ihrer Mehrzahl von die Anmaßung der in Rom verschanzten Apostaten durchaus unbeeindruckt. Bisher haben sieben Bischofskonferenzen angekündigt, FS zurückzuweisen: Malawi, Sambia, Nigeria, Ghana, Benin, Togo, Ruanda; die Entwicklung einer gemeinsamen Plattform aller afrikanischen Bischofskonferenzen ist angekündigt. (Einen Überblick mit Links zu den Stellungnahmen dieser und anderer Opponenten gibt katholisches.info ) Die bisherigen Erklärungen der Afrikaner weisen noch gewisse unterschiedliche Akzentuierungen auf, aber sie zeigen bereits übereinstimmend zwei Haupt-Argumente, die sich dann sicher auch in der zu erwartenden gemeinsamen Erklärung wiederfinden dürften: Theologisch kritisieren sie die von ihnen – im Gegensatz zu vielen westlichen Papstverstehern – durchaus wahrgenommene Verkehrung der Kirchenlehre, und pastoral betonen sie den Aspekt, daß die Vornahme derartiger Segnungen bei den Gläubigen zu Mißverständnissen und in der gesamten Gesellschaft zu großen Ärgernissen führen müsse. Dieses Argument ist ein schwerer Schlag für die von Bergoglio verfolgte Linie, den Abbau der bisherigen Glaubenslehre mit angeblichen pastoralen Notwendigkeiten zu rechtfertigen.
In seiner Weihnachtsansprache an die Kurie am Donnerstag den 21. 12 () ging Franziskus auf diese neue Frontlinie des Widerstandes gegen seinen sich in rasendem Leerlauf hochdrehenden Kurs der Anpassung an die Welt noch nicht explizit ein. Wie in den Vorjahren erschöpfte er sich in bitteren Anklagen gegen die „rückwärtsgewandten Ideologen“, die die Kirche in ihrem voranstürmen auf dem Weg zu neuen Ufern behindern würden. Voranstürmen – das wird immer deutlicher – ist für ihn alles und ein Wert an sich. Daß jedes „Voran“ auch eine inhaltlich bestimmbare Richtung haben muß und zwangsläufig auch hat, spielt für den altersstarrsinnigen Despoten immer weniger eine Rolle.
Von daher ist auch kaum zu erwarten, daß der nun im Fall FS einsetzende heftige Widerspruch aus der „Peripherie“, als deren Anwalt er sich doch seit seiner Amtsübernahme stilisiert hat, Franziskus zum Umdenken bewegen könnte. Eher – so muß man befürchten – entfremdet er einen ganzen Kontinent der Lehre und der Kirche Christi, als seine Unfehlbarkeit und Allwissenheit in Frage zu stellen.