Zur Lage der Liturgie in Afrika
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- 11. Dezember 2023
Am 4. Dezember begann in Dakar, der Hauptstadt von Senegal, der inzwischen beendete erste Kongress Afrikanischer Liturgiewissenschaftler. Thema des Kongresses war der 60. Jahrestag von „Sacrosanctum Concilium“ und die Auswirkungen dieses Dokuments auf die katholische Kirche im gegenwärtigen Afrika. Im Eröffnungsgottesdienst hielt der frühere Präfekt der Gottesdienstkongregation (schon vorher kaltgestellt und dann entlassen von Papst Franziskus 2021) eine Predigt, die sich im hohen Maße kritisch mit den von vielen Liturgikern und Bischöfen Afrikas vorangetriebenen „Afrikanisierung“ der Liturgie beschäftigte.
Aus der leider recht unzureichenden Berichterstattung über diesen Kongress in englisch- und französischsprachigen Quellen stellen wir hier einige Kernaussagen des Kardinals zusammen:
„Sechzig Jahre nach der Promulgation der Konstitution über die Heilige Liturgie organisieren afrikanische Liturgiker nun diesen ersten internationalen Kongress afrikanischer Liturgiewissenschaftler um ihre Gedanken über die liturgische Praxis und die liturgische Treue Afrikanischer Gemeinden zur christlichen Tradition und den authentischen Werten afrikanischer Kulturen miteinander auszutauschen.“
Nach einer Grundsatzkritik an der in den westlichen Ländern betriebenen Säkularisierung der Liturgie wandte der Kardinal sich den in Afrika und Asien virulenten Tendenzen zu, unter dem Begriff einer „Inkulturation“ ebenfalls das Wesen der Liturgie grundlegend zu verändern: „Wir sind bemüht, überall in der Liturgie afrikanische und asiatische Elemente unterzubringen, die das Paschamysterium, das wir doch feiern wollen, entstellen. Wir messen diesen Kulturelementen eine so hohe Bedeutung zu, daß unsere Messfeiern sich manchmal auf vier oder sechs Stunden ausdehnen. Dabei sind unsere Liturgien oft zu banal und zu lärmend und zu wenig christlich.“
„Wenn wir die Liturgie nur als praktisches Herausforderung für eine wirksame Pastoral betrachten, laufen wir Gefahr, die Liturgie zu einem Menschenwerk, einer bloßen Reihe mehr oder weniger erfolgreicher Zeremonien, zu machen. … Seit 60 Jahren beobachten wir Jahr für Jahr, daß die von vielen Priestern und Laien mit großem Idealismus und großen Hoffnungen begleitete Reform der Liturgie eine Lawine von Neuerungen und Kreativität ausgelöst hat, die letztlich zu einer Verwüstung der Liturgie statt zur Erneuerung der Kirche und des kirchlichen Lebens geführt hat.“
Eine Besserung der Situation – und das gilt nicht nur für Afrika, sondern auch für Europa – erfordert es die drei grundlegenden Elemente der auf das Heil der Menschen orientierten Religion wieder voll zur Geltung zu bringen: „Die Dogmen müssen ihren Rang als feste Aussagen über den Glauben zurück erhalten. Die Regeln für die Lebensführung erweisen sich in ihrer Präzision und Gerechtigkeit als göttliches Recht; und die liturgischen Riten müssen fest und eindeutig bestimmt sein und dürfen nicht der Improvisation, Kreativität und den Vorstellungen der Priester unterworfen sein.
(Hauptquelle: La Croix international)