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Lateinische Messe in China?

Im neuesten Positionspapier der Foedaratio Internationalis Una Voce befasst sich Joseph Shaw mit dem Stand der Liturgie allgemein und der überlieferten Form insbesondere in China. In einem Land also, in dem das Interesse an Religion in den letzten beiden Jahrzehnten enorm angewachsen ist; auch das Christentum findet immer mehr Anhänger, hauptsächlich freilich in seinen protestantischen und evangelikalen Spielarten. Die katholische Kirche leidet nach wie vor unter der Unklarheit ihres Verhältnisses zur Staatsmacht, die sich in dem prekären Verhältnis zwischen „romtreuer“ Untergrundkirche und „regimehöriger“ Patriotischer Kirche manifestiert.

Beide Begriffe müssen in Anführungszeichen gesetzt werden. Die „Romtreuen“ sind nicht in jedem Fall bereit, den jeweils neuesten aus Rom an sie herangetragenen Anforderungen nachzukommen. Nationalkirchliche und sogar regionalistische Tendenzen sind durchaus spürbar - ihre Bischöfe verfügen jedoch über eine unbestreitbare apostolische Sukzession. Die Bischöfe der „Patriotischen Kirche“ verfügen zumindest teilweise über nur zweifelhafte Sukzession, gelegentlich werden zu ihren Weihen Untergrundbischöfe zwangsweise herbeigeschleppt, um die Sukzession (vermeintlich) zu sichern: Die Geheimpolizei achtet die Tradition hoch.

Rom hat zu beiden Zweigen der chinesischen Kirche ein zwiespältiges Verhältnis. Soweit die kommunistische Partei aber von „Patriotischen Bischöfen“ nicht wesentlich mehr verlangt als z.B. die hessische Landesregierung von den ihren, nämlich ein gewisses staatliches Mitspracherecht bei Ernennungen und die Ablegung eines Eides auf die Verfassung, sieht man Spielräume für Kompromisse.

Extrem schwierig, und das ist eines der Hauptthemen des Positionspapiers, gestaltet sich die Frage der liturgischen Sprache. Seit der Liturgiereform, die in China erst ab den 80er Jahren umgesetzt wurde, ist das moderne Chinesische die offizielle Sprache des Gottesdienstes und also auch des Messbuchs. Diese Sprache wird aber bei weitem nicht von allen Chinesen verstanden, es gibt in der Kirche jedoch keine offiziellen Übersetzungen in ihre Sprachen und Dialekte, die teilweise nicht den Rang von Schriftsprachen und vielerorts von Staats wegen bekämpft und zurückgedrängt werden. Eine Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Version in traditioneller Hochsprache, die für mehr Menschen verständlich wäre, ist kirchlicher- wie staatlicherseits gleicherweise unbeliebt und spielt im Gottesdienst praktisch keine Rolle. Das gleiche gilt für Latein: Obwohl das Interesse am klassischen Latein in gebildeten  Kreisen zunimmt, gibt es in der Kirche praktisch keinerlei Lateinausbildung. Der Partei ist das - für die Kirche - zu auslandsorientiert, den tonangebenden kirchlichen Repräsentanten zu „vorkonziliar“. Dabei findet die überlieferte Liturgie in lateinischer Sprache bei den Chinesen, die zunehmend eigene und fremde Traditionen (wieder)entdecken, dort, wo sie gefeiert wird, beträchtliches Interesse

Den Text des Positionspapier der FIUV veröffentlicht Rorate Cæli.

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