Papst Franziskus zu Liturgie und Reform
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- 10. März 2015
Zur Jubiläumsmesse „50 Jahre Neue Liturgie“ in der römischen Pfarrei Ognissanti hat Papst Franziskus am vergangenen Samstag auch eine Predigt gehalten. Wie in diesem Pontifikat üblich, gibt es keinen offiziellen Wortlaut dessen, was der Papst gesagt hat - wir übersetzen daher die größtenteils in indirekter Rede gehaltene Wiedergabe der Predigt, so wie sie in englischer Sprache auf der Nachrichtenseite des Vatikans veröffentlicht ist. Das schließt bekanntlich das Risiko ein, daß P. Lombardi S.J. später erklärt, es sei etwas anderes gesagt oder zumindest gemeint gewesen.
In seiner Predigt am Samstag erinnerte Papst Franziskus an den Bericht des Evangeliums von der Tempelreinigung und Jesus' berühmte Aussage: Macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Marktplatz". Dieser Ausdruck, so der Papst, bezog sich nicht nur auf diejenigen, die im Tempel ihren Geschäften nachgingen, sie beziehen sich auf einen bestimmten Typ von Frömmigkeit. Die Geste Jesu ist „eine der Säuberung, eine der Reinigung“. Materielle Gaben, die aus persönlichem Interesse gegeben werden, sind Gott nicht wohlgefällig. Stattdessen ruft uns Jesus auf „zu einem wahrhafttigen Gottesdienst, dazu, in Übereinstimmung zwischen Liturgie und Leben zu handeln. Dieser Aufruf trifft auf jede Epoche zu, auch für uns heute.“
Mit Bezug auf die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium des zweiten Vatikanischen Konzils sagte Papst Franziskus: „die Kirche ruft uns dazu auf, ein wahrhaft liturgisches Leben zu führen und zu verbreiten, so daß eine Harmonie besteht zwischen dem, was die Liturgie feiert und dem, was wir in unserem Alltag leben.“ Die Liturgie, führte er weiter aus, „ist der primäre Ort, die Stimme des Herrn zu hören, der uns auf dem Weg der Rechtschaffenheit und der Christlichen Vollkommenheit anleitet.“
Die Liturgie, fuhr er fort, lädt uns ein auf eine Pilgerschaft der Umkehr und der Buße, vor allem in der Fastenzeit, „der Zeit der inneren Erneuerung, der Abkehr von Sünden, der Zeit, in der wir aufgerufen sind, das Sakrament der Buße und der Versöhnung wieder zu entdecken, das uns von der Finsternis der Sünde ins Licht der Gnade und Freundschaft mit Jesus gelangen läßt“. Der Papst sagte, wir dürften niemals vergessen, „welche große Kraft dieses Sakrament für das christliche Leben hat. Es läßt uns in der Einheit mit Gott wachsen, bringt uns verlorene Freude zurück und läßt uns die Tröstung des Wissens darum erfahren, daß wir persönlich von der barmherzigen Umarmung des Vaters willkommen geheißen sind.“
Papst Franziskus beendete seine Predigt mit dem Hinweis, daß die Kirche von Ognissanti „dank des pastoralen Eifers des hl. Luigi Orione erbaut wurde“. Und er erinnerte daran, daß an diesem Ort „auf gewisse Weise“ der sel. Paul VI. „die liturgische Reform einleitete“, seit der die Feier der Messe „in der Sprache des Volkes“ erfolgt. Papst Franziskus gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß dieser Anlass in allen eine „große Liebe für das Haus Gottes“ wiederbeleben werde.
Update:
Wie aus einem anderen Teil des vatikanischen Internetangebots inzwischen bekannt geworden ist, hat Franziskus nach dem Gottesdienst eine kurze Ansprache gehalten, in der er sagte:
Danke sehr, ganz herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft, für eure Gebete mit mir in der Messe, und wir danken dem Herrn für das, was er in der Kirche in diesen 50 Jahren der Liturgiereform gewirkt hat. Es war eine mutige Geste der Kirche, sich dem Volk Gottes so anzunähern, daß es wirklich verstehen konnte, was sie tut, und es ist ganz wichtig für uns, daß wir der Messe eben so folgen. Und wir können nicht zurückgehen, wir müssen immer voranschreiten, immer voran, und wer sich zurückwendet, irrt sich. Wir schreiten auf diesem Weg voran.“
Wir ahnten es als Unterton in der auszugsweise veröffentlichten Predigt, nun haben wir es wohl schwarz auf weiß: Für die, die einfach nur katholisch sein und bleiben wollen, wie das Jahrhunderte und über ein Jahrtausend lang selbstverständlich war, gibt es im Pontifikat der lächelnden Barmherzigkeit nur harsche Worte und nicht die Spur von pastoraler Großzügigkeit.
Als Erich Honecker zum 40 Jahrestag des von seiner Partei geschaffenen Kunstgebildes DDR großspurig verkündete „Vorwärts immer, Rückwärts nimmer“, hatte dieses Gebilde gerade noch ein Jahr vor sich. Was keine Wurzeln hat oder sich gar selbst von ihnen abschneidet, stirbt ab.