Aktualität der Liturgie
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- 31. März 2015
Fr. John Hunwicke vom Ordinariat unserer Lieben Frau von Walsignham ist ein scharfer Beobachter und scharfzüngiger Kommentator. Was ihm an der alt/neuen Liturgie dfes gestrigen Tages aufgefallen ist, soll hier in ganzer Länge wiedergegeben werden. Er beginnt mit dem Zitat der überaus konzisen Kollekte des Tages:
Da quaesumus, omnipotens Deus: ut, qui in tot adversis ex nostra infirmitate deficimus; intercedente unigeniti Filii tui passione respiremus. Gewähre uns, allmächtiger Gott, daß wir, die gegenüber so vielen Gefahren aus eigener Kraft nichts ausrichten können, durch die Vermittlung deines eingeborenen Sohnes wieder aufatmen mögen.
Wie außerordentlich aktuell sind solche alten Gebete! Die Kirche steht in gerade diesem Augenblick unter schweren Angriffen des Satans: Noch hat sie sich nicht von den Wunden erholt, die ihr das monströse Übel der Pädophilie zufügte, als Männer, deren Privileg es ist, allmorgendlich mit reinem Herzen zur Darbringung des unbefleckten Opfers den Herrn in ihre eigenen Hände zu nehmen ... zu Dreck wurden. Dämonische Listen richten in den höchsten Rängen der Kirche einen Angriff auf die Lehre von der Ehe. Mit Stolz paradiert sexuelle Perversion durch unsere Straßen - und wehe dem, der widerspricht. Und draußen vor den Toren werden Christen von einem verdorbenen und mörderischen Aberglauben gejagt und als Märtyrer abgeschlachtet.
Der neue Ritus hat diese Kollekte beibehalten - aber er lässt die Worte „gegenüber so vielen Gefahren“ aus. In der gutgelaunten und optimistischen Vertrauenseligkeit der nachkonziliaren Jahre, die uns erfüllte, als die Kirche sich auf die Höhe der Zeit brachte, ihre Fenster zur Welt weit aufstieß und die Spinnweben wegpustete, entsprach die Rede von „so vielen Gefahren“ nicht wirklich dem Zeitgeschmack.
Au Backe - jetzt müssen wir die Suppe auslöffeln, die uns die modebewussten Liturgisten mit Fleiß eingebrockt haben. Und man erinnert sich an die Worte des Herrn von der noch größeren dämonischen Heimsuchung, die das gekehrte und geschmückte Haus anfallen kann.
So weit Fr. Hunwicke - hier im Original.
Uns ist in der gestrigen Liturgie noch ein weiterer höchst aktueller Bezug aufgefallen. In der Lesung aus dem Evangelium des hl. Johannes, wo Judas der Verräter sich bitter über die protzende Maria aus Bethanien beklagt - das für die Füße des Herrn verschwendete Nardenöl hätte man auch zugunsten der Armen verkaufen können.
Das Evangelium geht dann gleich mit einer zweifachen Lehranwendung weiter. Zunächst informiert uns Johannes darüber, daß Judas als Kassenwart durchaus auch an sich selbst dachte, wenn er von der Sorge für die Armen sprach: „Er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte“. Und dann gibt er die Worte Jesus selbst wieder: „Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch.“ Womit er nicht nur den Anspruch klarstellt, daß Gott jeder „Verschwendung“ wert ist - die doch nur etwas von dem zurück gibt, was wir ihm verdanken. Die Armut als solche zu überwinden steht nicht in unserer Macht. Der Auftrag des Christen ist, im Armen das Gesicht Christi zu erkennen und sich danach zu verhalten.