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Maria, Mutter der Kirche

Bild: Wikimedia commons, JezofskaMit Dekret vom 11. 2. hat die Kongregation für den Gottesdienst bestimmt, daß der Montag nach Pfingsten künftig als Gedenktag der Gottesmutter Maria in ihrer Eigenschaft als Mutter der Kirche in den römischen Kalender aufgenommen wird. Da die überlieferte Liturgie nach dem Festkalender gefeiert wird, der im Jahr 1962 in Gebrauch war, betrifft diese Bestimmung allein den Novus Ordo. Sie hat allerdings Auswirkungen auf eine damit immer weiter in die Ferne rückende mögliche Angleichung beider Festkalender. Im folgenden übersetzen wir den ersten Teil eines dreiteiligen Beitrags zum Thema auf Fr. Hunwickes Mutual Enrichment, den wir uns inhaltlich voll zu eigen machen können.

Es beginnt ein langes ZitatDieser neue gebotene Gedenktag ist für den Montag nach Pfingsten vorgesehen. Die Tatsache, daß das entsprechende Dekret von der Gottesdienstkongregation und nicht von Ecclesia Dei herausgegeben wurde stellt klar, daß es sich auf die reguläre und keinesfalls auf die außerordentliche Form bezieht. Das wird auch durch die Sprachform des Dekrets und die darin vorgeschriebenen Texte des Propriums ohne jeden Zweifel verdeutlicht. Allerdings sei in diesem Zusammenhang angemerkt, daß das Dekret auch eine Bestimmung für den Fall hätte treffen sollen, wie zu verfahren ist, wenn dieser bewegliche Gedenktag mit einem unbeweglichen gebotenen Gedenktag zusammenfällt, so wie das beim ebenfalls beweglichen Gedenktag des unbefleckten Herzens Mariens vorgesehen ist.

Ein kluger Zug dieser Neueruing ist darin zu sehen, daß sie das Gedenken der Eigenschaft Mariens als Mutter der Kirche mit dem Pfingsttag verbindet, als sie beim Empfang des Heiligen Geistes in der Mitte der Apostel saß. Allerfdings hoffe ich, daß das nicht dazu mißbraucht wird, unsere Liebe Frau zur Förderung der bergoglianischen ecclesiologischen Irrtümer heranzuziehen, nach denen dem Heiligen Geist die Rolle zugeschrieben wird, den römischen Papst täglich zur Annahme und Verbreitung neuer Lehren zu inspirieren.

Allgemeiner gesagt:

Der Pfingstmontag, der Montag in der Pfingstoktav, an dem wir mit österlicher Freude die Gabe des Geistes feiern, ist einer der großen Feiertage des traditionellen Kirchenjahres. Tatsächlich ist er in meinem Land erst seit kurzem kein staatlicher Feiertag mehr. In diesem Jahr ist er das nach meinem Kalender immer noch in Österreich, Belgien, Canada (Victoria Day), Dänemark, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Luxemburg und in Holland; In Ländern des byzantinischen Ritus in Zypern, Griechenland und Rumänien.

Ganz allmählich sind die Gläubigen des römischen Ritus dabei, sich der korrekten Beachtung der Pfingstoktav wieder anzunähern. Ich bedaure jede Initiative, die dieser Tendenz entgegenläuft. Ich habe vor einigen Jahren bedauert, daß für den Donnerstag der Pfingstwoche das Fest Christi des hohen Priesters geschaffen wurde, das glücklicherweise nicht allgemeinverbindlich ist. Ich bedaure alle Schritte, die sich gegen die Hoffnung von Papst Benedikt XVI. richten, daß sich die beiden Formen des römischen Ritus einander wieder (zwanglos und organisch) annähern.

In den Ordinariaten haben die Tage der wiederhergestellten Pfingstoktav höheren Rang als gebotene Gedenktage des Jahreskalenders, so daß der neue Gedenktag glücklicherweise auf Dauer ausgeschlossen ist. Ich hoffe sehr, daß es keine Manipulationen an dieser lobenswerten Vorgabe geben wird.

Der Pfingsmontag wird auch im byzantinischen Ritus in Ehren gehalten. Und in der außerordentlichen Form haben wir bereits zwei Feste der Mutterschaft unserer lieben Frau. Ich würde kein unüberwindliches Hindernis dafür erkennen, den Festgedanken des 11. Oktober um den Titel „...und Mutter der Kirche“ zu erweitern.“

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Soweit Fr. Hunwicke. Die beiden anderen Beiträge zum Thema, die weniger grundsätzliche Aspekte behandeln, sind am 8. März und am 10. März erschienen.

Vielstimmigkeit gegen Normierung

Fr. Hunwicke geht heute auf seinem Blog auf die Orationen/Kollekten ein, die im Missale des Novus Ordo gegenüber der Tradition nur noch in stark verarmter Form enthalten sind. Das Thema ist in den vergangenen Jahren in der Wissenschaft relativ breit behandelt (Lauren Pristas, Anthony Cekada), wegen einer gewissen Sprödigkeit im weiteren Kreis der Liturgie-Interessierten jedoch kaum beachtet worden. Fr. Hunwicke ist es nun gelungen, einige der Aspekte, um die es hierbei geht, in leicht verständlicher Form hervorzuheben.

Zunächst geht er auf den in der Tat erstaunlichen Sachverhalt ein, daß die Orationen der Sonntage im Advent, der Fasten- und der Osterzeit von den Reformern fast ausnahmslos ersetzt worden sind, von den Sonntagen „in Grün“ genau die Hälfte. Offenbar – so vermutet er – war die Kirche über anderthalb Jahrtausende lang nicht in der Lage, diesen Gebeten eine sinnvolle Form zu geben, bis endlich die erleuchteten Geister der Reform zum Zuge kamen.

Weiterhin lenkt er die Aufmerksamkeit darauf, daß die Orationen der Tradition für die Heiligenfeste eine historisch gewachsene Kollektion darstellten, die verschiedenen Bildungsmustern entsprachen und damit über das Kirchenjahr hinweg die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf unterschiedliche Sichtweisen des Tagesgeheimnisses hinlenkten. Die der älteren Schichten, die bis auf die frühen Sakramentare zurückgehen,

...waren im allgemeinen knappe Formeln, die hauptsächlich darauf gerichtet waren, ein Verlangen danach zu erzeugen, Anteil an der Fürsprache und der Gemeinschaft der verherrlichten Diener Gottes, insbesondere der Märtyrer, zu gewinnen. Im Mittelalter überwog dann ein anderes Muster, das im groben darauf hinaus lief,  daß dem Herrn zunächst eine Kurzbiografie des betreffenden Heiligen vorgetragen wurde, der sich dann die Bitte anschloss, den Gottesdienstteilnehmern die jeweils entsprechenden Gnadengaben zukommen zu lassen. Die nachkonziliaren Reformer machten daraus ein Prokrustesbett, in das sie alles einpassten. Es geht mir nicht darum, diesen Typus auszuschließen – es geht mir darum, daß wir uns nicht auf ihn beschränken sollten.

Mein Eindruck ist der, daß die Kraft und das Anregende des Corpus der Kollekten vor dem Zweiten Vatikanum in seiner Vielfältigkeit lagen. Man am im Lauf des Kirchenjahres von einer leoninischen oder gregorianischen Form zur einer karolingischen und dann vielleicht zu einer franziskanischen, und dann vielleicht noch zu einer der barocken Gegenreformation. Ich betrachte diese Vielfalt als etwas gesundes, sie bewahrt die Kirche davor sich im Gefängnis einer einzigen Tonart des Betens einzuschließen – und genau die haben wir durch die nachkonziliaren Bücher bekommen...

Diese Verarmung in der Form ist übrigens, wie die ins Detail gehenden Untersuchungen von Pristas und Cekada nahelegen, auch Ausdruck einer Umorientierung in den Inhalten: Während die alten Orationen generell von der Bitte um die Gnaden Gottes, also dem Wissen um die Menschliche Unzulänglichkeit, weisen viele der modernen einen eher pelagianischen Unterton auf: Wenn wir uns nur richtig anstrengen, schaffen wir das schon. Hier noch einmal der Link zum vollständigen Text.

Noch einmal: Oratio super Populum

Der Beitrag vom 19. über die Oratio Super Populum hat ungewöhnlich viele Zuschriften ausgelöst. Sie machen es erforderlich, noch einmal auf das Thema einzugehen. Zunächst zur Frage: Ist die OSP im Novus ordo abgeschafft? Für eine Antwort auf diese Frage muß man genau hinschauen. Wir wollen das hier ausführlicher angehen, als das beim ersten Aufschlag erfolgt ist, aber keinesfalls so ausführlich, wie es für eine volle wissenschaftliche Darstellung des Gegenstandes erforderlich wäre – wenn eine solche Darstellung denn überhaupt einen Sinn hätte.

Im eigentlichen Reformmissale von 1970 ist die OSP im Proprium der Fastentage gestrichen. Allerdings tauchen hinter dem Ordo Missae im Messbuch zwei neue Segenskategorien auf, und die zweite davon enthält unter der Überschrift „Orationes super Populum“ 26 solcher Orationen. Diese entsprechen in den hier angeschauten Fällen zwar den klassischen Bildungsgesetzen römischer Orationen, stimmen jedoch nicht mit denen der überlieferten Liturgie in der Fastenzeit überein, sondern stammen aus gallikanischer Tradition. Diese OSP sind nicht auch gar nicht an die Fastenzeit gebunden, sondern können nach dem Belieben der Offizianten zum Abschluß liturgischer Feiern (also nicht nur der Messe) angefügt werden. Sie werden ausdrücklich mit einem „Inclinate vos ad benedictionem“ (oder einer ähnlichen Aufforderung) eingeleitet, die gegebenenfalls auch von einem Diakon laut gesprochen wird. Diese Oration wird immer von einem priesterlichen Segen gefolgt.

Inwieweit diese neu eingeführten Kategorien in die Deutsche Version des ersten Messbuchs nach der Reform übernommen worden ist, wurde nicht überprüft.

Im Jahr 2002 wurde in Rom die Editio Typica Tertia des Reformmissales veröffentlicht, die in mehreren Punkten erkennbar um Betonung von Elementen der Kontinuität bemüht ist. Diese Ausgabe behält die Kategorie der Benedictiones Sollemnes bei und verändert und erweitert den Bestand der dort gebotenen OSP; der Anwendungsmodus bleibt unverändert. Gleichzeitig wird das Proprium der Tage der Fastenzeit um eine dezidierte OSP erweitert. Eine solche OSP wird auch für die Sonntage in der Fastenzeit vorgeschrieben, die keine eigentlichen Fastentage sind und an denen traditionell diese Oratio nicht gebetet wurde. Nach der Editio Typica Tertia ist sie dagegen nur an den Sonntagen obligatorisch, an den Werktagen ad libitum.

Die Editio Typica Tertia von 2002 ist von der Deutschen Bischofskonferenz bis 2018 nicht zur Grundlage einer deutschsprachigen Fassung gemacht worden – die darin enthaltenen Verweise auf Kontinuität sind anscheinen nicht erwünscht.

Für die offizielle Form des „Römischen Messbuchs“ in deutscher Sprache gilt daher weiterhin die Feststellung, daß die Oratio Super Populum der Fastenzeit nicht vorgesehen ist. Allerdings kann ein Priester, so er das wünscht, an diesen wie auch an beliebigen anderen Tagen die Messe mit Oration und Segen entsprechend der Kategorie der Orationes Sollemnes abschließen. Nur wenn er lateinisch nach der Editio Tertia zelebriert, kann er die dort für die Fastentage angebotenen Formen verwenden. Ob in deutschen Messen die Verwendung der dankenswerterweise hier gebotenen Übersetzung der OSP der Editio Typica Tertia zulässig ist, erscheint zweifelhaft.

Das Thema ist damit beileibe nicht ausgeschöpft. Auch die Frage, inwieweit in der überlieferten Form das „eadem voce“ des Ritus servandus eine Hervorhebung des Übergangs von der Postcommunio untersagt – und wie diese Sinnwidrigkeit überhaupt schon in die Trienter Fassung des Missale hinein gelangen konnte – soll hier nicht berührt werden.

Das Detail der „Oratio super populum“ in der Fastenzeit steht vielmehr als ein Beispiel für die Berechtigung der von Joseph Ratzinger schon 1997 bezüglich der Fabrikation des Novus Ordo getroffenen Aussage:

Man brach das alte Gebäude ab und baute ein anderes, freilich weitgehend aus dem Material des Bisherigen und auch unter Verwendung der alten Baupläne.

Das gilt schon dann, wenn man die jeweils aktuelle Editio Typica zu Grunde legt. Durch die in vielen Einzelzügen oft bemerkenswert von einander abweichenden nationalsprachlichen Fassungen, die wie im konkreten Fall sogar eine Aktualisierung der Editio Typica schlichtweg ignorieren, kommt eine weitere Ebene von Abbruch und „Neugestaltung“ hinzu. Eine dritte Ebene besteht darin, daß die gottesdienstliche Praxis durch viele Willkürlichkeiten die ursprüngliche Vorgabe nahezu unkenntlich werden läßt. Es handelt sich dabei vielfach nicht um individuelle Mißbräuche, sondern um bischöflich geduldete oder sogar geförderte Entstellungen der Liturgie. Das kommt vielleicht am dramatischsten darin zum Ausdruck, daß das neue Gotteslob die Feier der heiligen Messe nicht nur schwer auffindbar in die „Feier der Sakramente“ einordnet, sondern in ihrem Text den Römischen Kanon, der anderthalb Jahrtausende lang das Herzstück der Messfeier gebildet hat, schlichtweg unterschlägt und – entgegen den Vorgaben der Institutio Generalis, die diese Variante nur für Werktage vorsieht – ausschließlich das protestantisierende „Zweite Hochgebet“ anbietet.

Es führt heute kein Weg mehr daran, anzuerkennen, daß der Liturgiezertrümmerer Joseph Gelineau SJ in vielem richtig lag, als er 1978 triumphierend feststellte:

Wir müssen es klar sagen: Der Römische Ritus, wie wir ihn gekannt haben, existiert nicht mehr. Er ist weg. Einige Mauern des Gebäudes sind eingestürzt, andere wurden versetzt. Wir können darin eine Ruine sehen, oder auch Teile von Fundamenten für ein neues Bauwerk. (Joseph Gelineau, The Liturgy today and tomorrow, London 1978, S. 11)

Im Prinzip trifft das zu, allerdings haben sich Gelineau und die anderen Modernisierer in zweierlei Hinsicht geirrt: Der Römische Ritus hat zwar seine Verbindlichkeit verloren und wurde in eine Randexistenz abgedrängt – verschwunden ist er nicht und wird er auch nicht. Und an seine Stelle ist keine neue Ordnung getreten oder ein „Bauwerk“ , sondern ein amorphes Gebilde, zu dem man selbst auf so einfache Fragen wie die nach der Fortexistenz der OSP nur antworten kann: Das kommt darauf an.

Der leider inzwischen fast völlig aus dem Netz verschwundene englische Priester-Blogger ‚His Hermeneuticalness‘ Tim Finigan hat vor Jahren einmal die im englischen Messbuch enthaltenen Optionen und Auswahlmöglichkeiten durchgerechnet und kam zu dem Ergebnis, daß er auf viele Jahre hinaus und sicher für den Rest seines Lebens jeden Tag die Messe in einer anderen Variante lesen könne.

Das ist kein „Ritus“, mit dessen Formalien sich zu befassen eine sinnvolle Aufgabe darstellt. Daß die Neue Ordnung das angeblich mit ihrer Einführung verbundene Ziel, die Menschen des 20. Jahrhunderts wieder zur Liturgie zurückzuführen, spektakulär verfehlt hat, ist nach fünf Jahrzehnten unübersehbar. Daß die hl. Messe auch nach den Büchern des NO würdig und gültig gefeiert werden kann, ist nicht zu bestreiten. Ob und wieweit das praktisch der Fall ist, unterliegt nicht unserer Beurteilung.

Narrenmesse in Heinsberg

Screenshot aus dem erwähnten FilmberichtNein, die Luftballons am Altar sind nicht das Problem bei der „Narrenmesse“ in Heinsberg, von der ein Videobericht des WDR derzeit die Runde im Netz macht. Auch die Merkwürdigkeit, daß im Zentrum der Aufmerksamkeit nicht der Zelebrant stand, sondern das „närrische Dreigestirn“, bestehend aus zwei katholischen und einem evangelischen Pastor, soll hier nur am Rande berührt werden: Wenn die aktuelle Form des Geistes der Ökumene und die ganze moderne Liturgie sich selbst als Karnevalsjux deklariert, ist dem ein starkes Element von Wahrhaftigkeit nicht abzusprechen.

Unser Einspruch gilt einmal dem Prediger Willibert Pauel, einem überaus „volkstümlich“ daherkommenden ständigen Diakon, der nicht nur in seiner Predigt unter Verweis auf die Schwiegermutter des Apostels Petrus – was für ne olle Kamelle – den Zölibat lächerlich machte, sondern nachher – noch im Rochett – dem WDR beflissen erzählte, was der gerne hören mochte: Daß Religion gerne als „Anleitung zur Moral mißbraucht“ oder als „sich selbst abstaubendes Museum“ verstanden werde – nein, Religion müsse den Menschen zu sich selber bringen, so daß er sich über die Dinge stellen könne.

Der zweite Widerspruch gilt dem „ökumenischen Moment“ der Kommunionausteilung an den im Kostüm des Bauern daherkommenden evangelischen Pfarrer Martin Jordan – eine übliche Praxis in Heinsberg, wie der anschließend in die Kamera erzählte. Soll heißen: Was scheren uns Theologengezänk und Kirchenrecht, nein unsere Religion hat uns zu uns selbst gebracht, wir stehen über den Dingen.

Das Bistum, um eine Erklärung zu den Vorfällen gebeten, ließ seinen Sprecher erklären: „Karneval und Kirche gehören mit Blick auf die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit eng zusammen. Insbesondere im Rheinland beeinflusst der Karneval das gesamte Leben, gleichwohl wird das Bistum Aachen Gespräche mit dem Geistlichen führen.“ Was soll es auch sonst dazu sagen. Letztlich passt doch alles in die von der Deutschen Bischofskonferenz gewiesene Richtung, und warum sollte man es sich bloß, weil da ein wenig übertrieben wird, mit einer Gemeinde verderben, die so ganz bei sich selbst und bei der Sache ist?

Als Ergebnis von 50 Jahren praktizierter Liturgiereform ist festzuhalten: In großen Bereichen der Kirche gibt es gar kein Verständnis mehr davon, was Liturgie ist. Und was Religion ist, auch nicht.

Kardinal Sarah läßt nicht locker

Bild: M.Migliorato/CPP/CIRICIn ungewöhnlich scharfen Worten hat Kardinal Sarah, nominell immer noch Präfekt der Gottesdienstkongregation, erneut gegen die verbreitete Praxis der Handkommunion Stellung genommen. In einem Vorwort zu einem neuen Buch zum Thema, das soeben in Italien erschienen ist, macht der Kardinal deutlich, daß er in dieser – weder vom Konzil beauftragten noch von der Liturgiereform vorgesehenen – Form einen Hauptgrund für den Glaubenszerfall der letzten Jahrzehnte sieht. Er schreibt (in unserer Übersetzung aus dem Englischen):

Die bösartigste Attacke des Teufels besteht darin, den Glauben au die Eucharistie auszulöschen, Irrtümer zu verbreiten und eine unpassende Art ihres Empfangs zu begünstigen.. Der Krieg zwischen dem Erzengel Michael und seinen Engeln auf der einen Seite und Luzifer auf der anderen wird weiterhin in den Herzen der Gläubigen ausgetragen: Das Ziel Satans ist das hl. Messopfer und die Realpräsenz Jesus in der konsekrierten Hostie.

Warum bestehen wir auf dem stehenden Empfang der Kommunion in die Hand? Warum vermeiden wir diese Geste der Unterwerfung unter die göttlichen Zeichen? (Der Empfang kniend und auf die Zunge) entspricht dem Charakter des Sakraments viel eher. Ich hoffe, es kommt zu einer Wiederentdeckung und Förderung der Schönheit und des pastoralen Wertes dieser Haltung. In meiner Meinung und nach meinem Urteil ist das eine sehr wichtige Frage, mit der sich die Kirche heute auseinandersetzen muß. Das ist ein weiterer Akt der Anbetung und der Liebe, die ein jeder von uns Jesus Christus entgegen bringen kann.“

Die Aussagen des Kardinals, die man hier vollständig in italienischer Sprache finden kann, haben weltweit Aufmerksamkeit gefunden. Sogar „katholisch.de“ sah sich veranlaßt, darüber zu berichten. Der Beitrag vom 23. Februar gibt einen guten Überblick über wesentlichen Inhalt und Argumentationslinie des Textes des Kardinals – verschweigt freilich die oben aufgegriffenen Einordnung der Auseinandersetzung in den weiteren Kontext mit dem Kampf Satans gegen den Glauben der Kirche. Dabei tritt gerade dieser Aspekt immer deutlicher hervor, wenn man an sakrilegische Veranstaltungen wie die Konzelebration von Mampituba, die Verwirrung um den Kommunionempfang für „wiederverheiratete Geschiedene“ oder den neuesten Vorstoß der Deutschen Bischöfe zur Freigabe der Kommunion für nichtkatholische Ehepartner denkt.

Soweit ist die faktische Spaltung der Kirche bereits vorangeschritten: Was für Kardinal Sarah in Zusammenhang mit dem Kampf Satans gegen die Kirche steht, ist für den deutschen Bischof Feige „ein glücklicher Moment“.

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Nachtrag vom 2. 3.: Kath.net hat inzwischen eine deutsche Übersetzung des Vorworts angefertigt, die hier veröffentlicht ist.

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