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Dreifaltigkeitssonntag

Bild: Slezské Zemské Muzeum - Opava - Tschechien, IMAREAL, CC BY-NC-ND 4.0Seit dem 14. Jahrhundert ist das Fest der Hochheiligen Dreifaltigkeit für den ersten Sonntag nach Pfingsten in der ganzen römischen Kirche vorgeschrieben. An verschiedenen Orten wurde es allerdings schon Jahrhunderte früher begangen. Für Rupert von Deutz, geboren 1075 in Lüttich und gestorben 1129 in Köln-Deutz, gehört es so sehr zum Bestand des Kirchenjahres seit unvordenklichen Zeiten, daß er über einen Zeitpunkt seiner Einführung kein Wort verliert.

Zur Erklärung des im Zentrum dieses Festes stehenden Geheimnisses der Trinität greift Rupert zurück auf Psalm 81, 6, in dem es heißt “Ich habe gesagt: Ihr seid Götter, und ihr alle seid Söhne des Höchsten“, um dann die im Missionsbefehl und der Taufformel des Neuen Testaments offenbarte Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Geist gegen die seinem Verständnis nach im Psalm angesprochene Vielzahl der falschen Götter der Heiden zu setzen. Was Rupert an dieser Stelle unberücksichttigt läßt: Auch der Gott des Alten Testaments ist keine „ein-fache“ Wesenheit, wie wir auch bereits im Zusammenhang mit den Vorgestalten des Heiligen Geistes angedeutet haben. Von dem „Wir“, das als Schöpfer des Menschen auftritt (Gen. 1, 26) über die drei Engel/Männer von Mamre bis zu dem fast immer im Plural auftretenden Begriff für Gott „Elohim“ („Jahweh“ ist der Eigenname des Gottes Israels) ist das Alte Testament durchdrungen von der Ahnung, daß der wahre Gott zwar Einer ist, aber in sich und für uns vielfältig.

Nach schweren Auseinandersetzungen in den ersten Jahrhunderten hat die Kirche schließlich im Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis das Verständnis der Dreifaltigkeit als geoffenbart ausformuliert, das auch heute noch gültig ist und alle Rechtgläubigen verbindet – sieht man einmal von dem weitgehend politisch motivierten Streit um das im Westen im 11. Jahrhundert eingefügte „filioque“ ab.

Offene Angriffe auf das in den Formeln des Credo ausgedrückte Verständnis der Dreifaltigkeit, das die gleichrangige Verschiedenheit, Anfangslosigkeit und Ungeschaffenheit der drei Personen innerhalb der einen göttlichen Wesenheit ausdrückt, sind auch heute noch selten. Allerdings sind in der Universitätstheologie ebenso wie in Predigt und populärer (Un-)Glaubensverkündung gewisse Tendenzen erkennbar, dem Vater eine über das „Vater-Sein“ hinausgehende übergeordnete Stellung zuzuschreiben und die ungeschaffene Gottheit des Sohnes im Sinne alter adoptionistischen Irrtümer zu relativieren.Dabei macht man sich die Schwierigkeit der in Christus verkörperten „hypostatischen Union“ von göttlicher und menschlicher Natur zu Nutze, um das „descendit de caelis“ zu übersehen und Christi Göttlichkeit als Gottessohnschaft erst mit einer „Adoption“ bei der Taufe im Jordan oder sogar erst durch die „Auferweckung“ am Ostermorgen recht eigentlich beginnen zu lassen. In Formeln wie „durch deinen Sohn unseren Bruder und Herrn“ kann dann die geschöpfliche Seite ein Übergewicht gewinnen.

Während der Sohn in dieser Tendenz auf einseitige Weise vermenschlicht wird, ist in der Betrachtung des Heiligen Geistes eine Neigung zu individualisierender Vergeistigung erkennbar. Zwar zeichnet der Pfingstbericht des Evangeliums das Bild des Geistes als Feuersturm, der sich in vielen Flammen über den Köpfen und in den Herzen der Versammelten verteilt – aber auch dieses Bild kann nur so verstanden werden, daß diese „Teile“ des Geistes, der alles lebendig macht und erhält, doch letztlich der eine und ungeteilte Geist sind, der in sich keine Verschiedenheit und erst recht keinen Widerstreit enthält. Den „Geist“ für alle möglichen Gedanken und Regungen zu beanspruchen, die Einzelnen ohne Ableitung aus der Lehre und Tradition der Kirche oder gar im Widerspruch dazu so „zugeflogen“ sind, erscheint nicht nur irrig, sondern geradezu blasphemisch – Symptom einer auch sonst vielfach erkennbaren Neigung zur Selbstvergötterung des Geschöpfs.

Die traditionelle Präfation von der Heiligen Dreifaltigkeit, die von diesem Sonntag an für die restlichen Sonntage des Kirchenjahres vorgesehen ist, gibt hier die verläßliche Leitlinie.

Allmächtiger Vater, ewiger Gott. Mit Deinem eingeborenen sohn und dem Heiligen Geiste bist Du ein Gott, ein Herr: Nicht als wäres Du nur eine Person, Du bist vielmehr in drei Personen ein Einziger. Was wir auf Deine Offenbarung hin von Deiner Herrlichkeit glauben, das glauben wir ohne irgend einen Unterschied auch von Deinem Sohne, dasselbe vom Heiligen Geiste. Und so beten wir beim Lobpreis des wahren und ewigen Gottes in den Personen die Verschiedenheit, im Wesen die Einheit, in der Majestät die Gleichheit an.

Dieses Geheimnis ist für die irdische Vernunft nicht ohne dunkel bleibenden Rest zu verstehen. Versuche, diesen Rest moderner Rationalität zu unterwerfen, führen in die Irre.

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