„Die Messe der Kirche“ - Teil II
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- 15. Juni 2016
Der zweite Teil des Buches von Barth steht unter der Überschrift: Die Darbringung des hl. Meßopfers: Zentrale Aufgabe des katholischen Priesters und Grund seiner erhabenen Würde.
Für die aktuelle deutsche Universitätstheologie dürfte so jedes Wort dieser Überschrift eine unerträgliche Provokation bedeuten – und genau so hat Barth es natürlich auch gemeint. Das Gute daran ist, daß so jeder Leser – auch der Leser einer solchen Besprechung – daran sofort sehen kann, wo er dran ist worum es geht: Um die katholische Lehre, wie sie immer war und auch sein wird. Das weniger Gute ist, daß diese Formulierung natürlich der postkatholischen Theologie jede Menge Entschuldigungen dafür frei Haus liefert, sich mit dem Buch erst gar nicht zu beschäftigen: Der Mann ist ja sowas von vorgestrig und hat unsere bahnbrechenden Neuentdeckungen der letzten 50 Jahre einfach nicht aufgearbeitet. Indiskutabel.
Den Praktikanten dieser Denkweise – Barth findet in den Fußnoten mehrfach Gelegenheit, diese bornierte Herangehensweise aus eigener Erfahrung zu illustrieren – kann man bei dieser Gelegenheit einmal versichern, daß diese seit Jahrzehnten praktizierte Art der Nicht-Zur-Kenntnisnahme inzwischen bei unsereinem eine entsprechende Gegenreaktion ausgelöst hat: Wenn es sich irgendwie vermeiden läß, lesen wir Euer Zeugs auch nicht mehr. Es hat mit dem katholischen Glauben, den wir in den verschiedenen Katechismen der Kirche und anderen unbezweifelbaren lehramtlichen Äußerungen beschrieben finden, einfach nicht genug zu tun, um Interesse zu finden.
Hier könnte man jetzt die Frage anknüpfen, inwieweit katholische Gottesgelehrtheit, die notwendig das immer und ewig gleicherweise Wahre und Gültige zum Gegenstand hat, überhaupt mit einem Wissenschaftsbetrieb vereinbar ist, der alle Dogmen von sich weist – außer denen des beständigen Paradigmenwechsel und Originalitätszwanges. Geschenkt, und zurück zu Barth.
Der Autor beginnt seine Darlegungen mit der Anerkenntnis des Umstandes, daß das Priestertum aus dem neuen Testament nicht so eindeutig abgeleitet oder belegt werden kann, wie das Bischofsamt. Das gibt ihm Gelegenheit, einen höchst wichtigen Umstand in Erinnerung zu rufen, der im Zuge einer fortschreitenden Protestantisierung der katholischen Theologie in Vergessenheit zu geraten droht: Der katholische Glaube ist nicht Ergebnis einer mehr oder weniger individuellen, gefühlten, wissenschaftlichen oder prophetischen „sola scriptura“-Interpretation, sondern wird aus der Schrift und ebenso aus der bis in die Zeit der Apostel zurückreichenden Tradition geschöpft, und berufener Schöpfer aus dieser Tradition ist das Lehramt, das seinerseits an strenge Regeln der Tradition gebunden ist.
Im Falle des Messopfers bzw. des mit der Darbietung dieses Opfers beauftragten Priesters geht diese Tradition bis nahe an die Zeit der Apostel zurück. Nach Barth beginnen die Belege bereits mit dem sog. Clemensbrief aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts (S. 147 f.) und wird dann fortgesetzt (ab S. 179) mit Zeugnissen so ehrwürdiger Kirchenväter und Lehrer wie Origines von Alexandria, Cyprian von Carthago aus dem 3. Jahrhundert und Ambrosius von Trier/Mailand aus dem 4. Jahrhundert. Noch einmal aufgegriffen wird diese Anführung patristischer Zeugnisse bei Barth dann ab S. 199 im Zusammenhang mit der Begründung der „herausragenden Würde des Priesters“.
Mehr als tausend Jahre Lehrtradition zum Priestertum hat das Konzil von Trient in seinen Dekreten und Canones zusammenegefasst (zum Priestertum insbesondere Session 22), und dessen Lehre findet sich im Katechismus von 1993 erneut klar und präzise ausgesagt: “Das Erlösungsopfer Christi ist einmalig und wurde ein für allemal vollzogen. Und doch wird es im eucharistischen Opfer der Kirche gegenwärtig. Das gleiche gilt vom einzigen Priestertum Christi: es wird durch das Amtspriestertum gegenwärtig gemacht, ohne daß dadurch der Einzigkeit des Priestertums Christi Abbruch getan würde.“ (KKK 1545) Von daher läßt sich die ganze katholische Lehre zum Priestertum entwickeln und verstehen – und umgekehrt: Was dem widerspricht, kann nicht katholisch sein.
Auf eine Konsequenz daraus, die oft und gerne übersehen wird, weist Barth mit Nachdruck hin:
Nicht der irdische Priester hat hier seinen eigenen Interessen, Neigungen und Begabungen nachzugehen, sondern allein das zu tun, was die Kirche im Namen ihres göttlichen Herrn und Meisters tut. Wenn der Amtsträger nur als Diener, Werkzeug und Instrument fungiert, dann ist jeder Willkür von vornherein ein Riegel vorgeschoben. (141)
Eingeschoben in die knappe Darstellung der historischen Zeugnisse sind verschiedene Exkurse, in denen der Autor sich mit modernen Missverständnissen und Fehldeutungen der überlieferten Lehre auseinandersetzt.
Dabei liegt es ihm besonders am Herzen, Papst Pius XII. gegen den Vorwurf zu verteidigen, selbst einer der geistigen Väter der Liturgiereform und dadurch mitverantwortlich für die Zerstörung der römischen Liturgie im Gefolge des 2. vatikanischen Konzils zu sein. Dem muß man sicher insoweit folgen, als die große Enzyklika „Mediator Dei“ eine ganz klar in der Tradition der Kirche stehende Lehre verkündet, in der sich nichts findet, was die spätere Entwicklung der Reformen rechtfertigen könnte – und vieles, was gedacht war, ihr Grenzen zu setzen. Andererseits bleibt es freilich auch eine Tatsache, daß Annibale Bugnini, der seinem Vornamen alle Ehre antut, bereits unter Pius XII. auf entscheidende Einflusspositionen gelangte und mit der Reform der Osterwoche von 1955 noch unter diesem großen Papst die ersten Steine aus dem Jahrtausende alten Bau der römischen Liturgie herausbrechen konnte.
Zu Recht weist Barth dabei daraufhin, daß Pius XII. in Mediator Dei und anderen Dokumenten der damals bereits aufkeimenden Irrlehre, der Priester feiere die Liturgie in Auftrag und Vertretung der ganzen Gemeinde als deren „Vorsteher“, entschieden widersprach: „Was die Tatsache betrifft, daß die Christgläubigen am Eucharistischen Opfer teilnehmen, so haben sie deshalb nicht auch die priesterliche Vollmacht. Das müßt ihr unbedingt eurer Herde klar vor Augen stellen.“ (S. 157) Diese klare Lehre wurde dann bereits in Dokumenten des 2. vatikanischen Konzils zwar nicht aufgehoben (was auch nicht möglich gewesen wäre), aber aufgeweicht (S. 162).
In diesem Zusammenhang tritt Barth zunächst in eine massive Auseinandersetzung mit deutschen Theologen im Gefolge Reiner Kaczynskis ein (S. 161 ff.) Des weiteren geht er darauf ein, daß das in der deutschen Kirche fast ausschließlich gebrauchte 2. Hochgebet nicht nur in der zielgerichtet verwässerten deutschen Version, sondern auch schon im lateinischen Original die priesterliche Funktion bei der Opferfeier abschwächt. (S. 170 ff)
Den Abschluß des zweiten Teils bilden dann Ausführungen zum Stellenwert der niederen Weihen und des Subdiakonats in Zuordnung zum selbst wieder dreifach gegliederten Priesteramt sowie über die besondere Würde des Priesters. Diese besondere Würde, die sich natürlich zu klerikalistischer Missdeutung und Ausbeutung eignet und in Vergangenheit wie Gegenwart oft genug auch in dieser Hinsicht genutzt worden ist, begründet sich selbstverständlich nicht in besonderen Verdiensten der Person des einzelnen Priesters. Sie ist alleine in den von Christus begründeten und in der Weihe übertragenen Vollmachten begründet und bedeutet keine Lizenz zur Überhebung, sondern eine Verpflichtung, der schwer gerecht zu werden ist.
Das fest gebundene Buch hat 330 Seiten Inhalt zuzüglich 40 Seiten Literaturverzeichnis. Es ist zu beziehen zum Preis von 18,90€ + Versand über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und im Buchhandel.
„Die Messe der Kirche“ - Teil I
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- 11. Juni 2016
Bereits am 10. Mai hatten wir erstmals auf das soeben erschienene Buch von Heinz-Lothar Barth hingewiesen. Es ist also an der Zeit, etwas näher auf diese Neuerscheinung zum Kernthema von Summorum Pontificum“ einzugehen.
Dabei soll zuerst auf die Unterschiede von Barths Buch zu dem vor bereits 5 Jahren erschienen Standardwerk von Michael Fiedrowicz „Die überlieferte Messe“ hingewiesen werden. Inhaltlich gibt es da überhaupt keine Differenz – Barth bringt auch an mehreren Stellen seine Anerkennung für die Leistung von Fiedrowicz zum Ausdruck, den er mit dem Buch über die Messe und anderen Veröffentlichungen immer wieder zitiert. Vom Herangehen an das Thema her könnte dagegen der Unterschied kaum größer sein. Barth geht das Thema aus der Perspektive der aktuellen Auseinandersetzungen um Wesen und Inhalt der Liturgie an und such unmittelbar und gelegentlich mit erfrischender Polemik die Auseinandersetzung mit den Strömungen und Personen, die die Kirche hier in den vergangenen Jahren auf modernistische und protestantisierende Irrwege gedrängt haben. Dabei läßt er jedoch auf keiner Seite den geringsten Zweifel daran, auf welcher systematischen und historischen Grundlage sein Eingreifen beruht.
Geradezu demonstrativ bringt er das damit zum Ausdruck, daß die drei Teile seines Buches jeweils den Opferbegriff, wie er in der Tradition entwickelt und in Trient als Dogma formuliert worden ist, in den Mittelpunkt stellen:
- Der überlieferte lateinische Meßritus: Klarer Ausdruck des Opfers Christi und seiner Kirche;
- Die Darbringung des hl. Meßopfers: Zentrale Aufgabe des katholischen Priesters und Grund seiner erhabenen Würde;
- Die Frucht des Meßopfers: Leib Christi, nicht Brot – Die katholische Transsubstantionslehre.
Man sieht schon, wie sich bei den postkonziliaren Protestanten auf katholischen Lehrstühlen die Nackenhaare aufrichten. Und so was zum 500. Jubeljahr der Reformation, zu dem sie die stets irrende römische Kirche endlich wieder mit der wahren Lehre Luthers, Calvins, Zwinglis und Cranmers versöhnen wollen.
Heute zunächst einige Ausführungen zum Inhalt des ersten Teils. Dieser Teil ist nicht zuletzt der Auseinandersetzung mit den Ideen des emeritierten Münsteraner Kirchenhistorikers Angenendt gewidmet. Ideen ist dabei eigentlich schon zu viel gesagt: Angenendt drückt sich weitgehend vor grundsätzlichen Aussagen, indem er zur Rechtfertigung der Liturgiereform eine Fülle von kaum oder gar nicht belegten Behauptungen aufstellt, die darauf hinauslaufen, die überlieferte Form und Inhalt der Messe als Irrtum erscheinen zu lassen. Als deren inhaltlichen Kern schält Barth dann (auf S. 27/28) zwei Vorwürfe heraus:
1. Die Messe sei ursprünglich nicht als Opfer gefeiert – das gebe eine in die Irre gegangene mittelalterliche Etnwicklungsstufe wieder. Und
2. Priester und Laien seien in weitgehend gleicher Weise an der Messfeier beteiligt. Ihre wesensmäßige Unterscheidung sei Ergebnis einer im Mittelalter erfolgren Klerikalisierung.
Vor allem mit dem ersten Punkt befasst sich Barth in diesem ersten Teil seines Buches. Dabei geht er auch ausführlich nicht nur auf Angenendt, sondern auch auf dessen universitäre und teilweise auch bischöfliche Gesinnungsfreunde ein, die die letztlich auf die Reformatoren des 16. Jahrhunderts zurückgehende Grundthese samt deren längst widerlegten „Beweisen“ in immer neuen Variationen unter die Leute bringen. Unter Anführung zahlreicher Dokumente, beginnend mit der Didache aus der Zeit um 100 und dann fortgesetzt mit Kirchenvätern wie Justin dem Märtyrer und Irenäus von Lyon belegt er, daß von einem ursprünglichen Mahlcharakter der Messe nicht die Rede sein kann – und wie sehr diese Rede sich in den seit der Reformation zunehmenden Trend zur Säkularisierung einordnet. Er kritisert, daß das gerade in Deutschland fast ausschließlich gebrauchte 2. Hochgebet den Opferbegriff nicht mehr klar anspricht, und begründet seine Kritik unter ausführlichem Bezug auf seine schon vor Jahren erschienene Arbeit zum sog. Kanon des Hippolytos.
Die zweifellos zu Recht konstatierten „protetantisierenden Tendenzen“ des zweiten Hochgebetes (S. 71 ff.) sieht Barth vor allem in der „Rücksichtnahme auf protestantische Irrtümer“ (79) und ökumenische Blauäugigkeiten begründet, die die Autoren der neuen Liturgie bei ihrem Unternehmen geleitet habe. Diese Rücksichtnahme ist zweifellos feststellbar – es stellt sich aber darüberhinausgehend auch die Frage, inwieweit die Protestantisierung der Liturgie auch Folge einer vielfach stark verinnerlichten eigenen protestantischen Denkhaltung ist. Die Ökumene ist eben nicht nur der Altar, auf dem man in gottergebener Demut opfert, was einem bis gestern noch heilig war. Sie bietet auch einen Rauchvorhang, hinter dem man den Verlust eigener Glaubensgewißheit als Gewinn verstecken kann.
Für die Auseinandersetzung mit den auf welche Weise auch immer in Lehre und Liturgie der Kirche eingedrungene modernistische Irrtümer und Irrlehren besonders ertragreich erscheint eine kurze Zusammenstellung dogmatischer, d.h. mit dem Anspruch auf Irrtumslosigkeit getroffener Aussagen zur Messdoktrin (S.89 ff). Sie läßt erkennen, daß viele auch von renommierter Seite immer wieder vorgetragene Behauptungen schlichtweg den Rahmen dessen, was katholisch ist, verlassen haben. Ebenso interessant für die Auseinandersetzung mit innerlich längst zum Protestantismus konvertierten Theologen sind die Ausführungen zur progressistischen Kritik am neuen IV. Hochgebet. (S. 97 ff) Dort – also in einer Formulierung, die so auf das Jahr 1970 zurückgeht, und die in dieser wörtlichen Klarheit in der überlieferten Liturgie nicht vorkommt - heißt es nämlich: „So bringen wir dir seinen Leib und sein Blut dar“ - eine eindrucksvolle Bestätigung der Tatsache, daß zumindest die Autoren dieses Kanons nicht der Ansicht waren, daß die Opfertheologie eine mittelalterliche Fehlkonzeption sei, die aus der Liturgie ausgeschieden werden müsse.
Beides zusammengenommen – die Verwerfung der Messtheologie allgemein und die grundsätzliche Ablehnung von zwei (neben dem IV. Hochgebet steht ja auch der überliefert, wenn auch 1970 leicht überarbeitet römische Kanon in der Kritik) zeigt, wie weit sich diese Sorte Theologie von der Kirche auch in ihrer modernisierten Form entfernt hat.
Der erste Teil des Buches wird abgerundet wird abgerundet durch eine Abhandlung zur Bedeutung der Wandlungsworte, die eben über einen „Konsekrationsbericht“ hinausgehen, und zur Bestimmung des Konsekrationsmomentes in der Liturgie.
Das fest gebundene Buch hat 330 Seiten Inhalt zuzüglich 40 Seiten Literaturverzeichnis. Es ist zu beziehen zum Preis von 18,90€ + Versand über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und im Buchhandel.
Soeben eingetroffen...
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- 10. Mai 2016
...ist ein neuer Band aus der UNA VOCE Edition. Heinz-Lothar Barth: Die Messe der Kirche – Opfer - Priestertum - Realpräsenz. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, worum es dem Autor nicht ausschließlich, aber auch ganz wesentlich geht: Klarstellung in Zeiten der Unklarheit. Da finden sich Kapitelüberschriften wie:
Angenendts merkwürdige Vorstellungen von der hl. Messe
Kardinal Lehmann verteidigt Angenendts Angriffe gegen den Papst
Die Messe - Opfer von Anfang an
Protestantisierende Tendenzen im II. Hochgebet
Moderner Mißbrauch der Liturgie
Der modernistische Widerstand gegen die Transsubstantionslehre
Karl Rahners Progressismus in Wort und Inhalt
(...)
Hier geht einer - wie wir es von Barth auch nicht anders erwartet haben - mitten ins Kampfgetümmel und stellt den Gegner, wo auch immer er sich verschanzt. Dabei, das zeigt schon ein erster flüchtiger Eindruck, stellt er nicht Behauptung gegen Behauptung, sondern greift zurück auf den ganzen Fundus der überlieferten Lehre und belegt immer wieder mit philologischer Akribie, wer wann was gesagt oder geschrieben hat - und welche Worte die Modernisten auslassen oder welche Grammatik sie entstellen mußten, um ihren Erfindungen den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben.
Mehr dazu demnächst. Das fest gebundene Buch hat 330 Seiten Inhalt zuzüglich 40 Seiten Literaturverzeichnis. Zu beziehen zum Preis von 18,90€ + Versand über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und im Buchhandel.
‚De Sacerdotio‛ - eine sichere Grundlage für die Lehre vom Priestertum
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- 14. September 2013
Den Knaller, wenn man das so sagen darf, hat sich Michael Fiedrowicz ganz für den Schluss seiner hundertseitigen Einführung in das große Werk des Johannes Chrysostomus über das Priestertum aufgehoben: Als 1978 eine Neuedition von ‚De Sacerdotio‛ für die ‚Sources Chrétiennes‛ vorbereitet wurde, hatten die Herausgeber Henri de Lubac gebeten, die Einleitung zu verfassen. Doch da de Lubac in dieser Einführung nachwies, daß bereits im 4. Jahrhundert die vom Modernismus als mittelalterliche (Fehl-)Entwicklung dargestellte sakramentale Natur des Priesteramtes fester und zentraler Bestandteil der kirchlichen Lehre war, verhinderte die Mafia der Konzilsgeister die Aufnahme seiner Einführung in die renommierte Edition. „De sacerdotio“ erschien ohne Einführung, und de Lubac musste für seinen Text auf die Veröffentlichung in einer Zeitschrift ausweichen.
Man sieht: Bloß weil ein Buch über eineinhalb tausend Jahre alt ist, fehlt es ihm noch lange nicht an Aussagekraft und Brisanz hinsichtlich aktueller Fragen der Gegenwart im allgemeinen und nachkonziliarer Zeiten insbesondere. Was natürlich ein ganz wesentlicher Grund dafür ist, daß der Trierer Theologieprofessor Fiedrowicz dieses Buch von Ingo Schaaf und Claudia Barthold neu übersetzen ließ und samt griechischem Original und der von ihm verfassten Einleitung neu herausgebracht hat. Gerade in Zeiten, in denen viele der Versuchung erliegen, sich ihren Glauben ständig neu zu erfinden, oder in denen – wie übrigens zu Chrysostomus Zeiten auch – Beliebigkeiten und sogar Irrlehren weit in die Kirche eingedrungen sind, bietet der Rückgriff auf die Väter ein sicheres Fundament.
Die Stimme der Kirche
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- 19. April 2013
Die Wendung der Altäre zum Volk und die „Abschaffung des Latein“ sind die beiden Elemente, die das Gesicht der reformierten Liturgie der Kirche bestimmen wie nichts anderes. Beide wurden nahezu „flächendeckend“ durchgesetzt, obwohl sie nirgendwo vorgeschrieben sind, sondern nur als - in Grenzen - zulässig erklärt wurden. Wer beim eigentlich Vorgegebenen bleiben will, steht unter enormem Rechtfertigungsdruck. Und beide Elemente haben wie wenig anderes dazu beigetragen, denn Sinn für die Liturgie in Klerus und Volk gleichermaßen zu beschädigen, vielfach geradewegs zu zerstören.
Der Londoner Oratorianer Uwe Michael Lang, der 2005 endgültig den Mythos um die „celebratio ad populum“ zerstörte, hat sich nun den ebenso unbegründeten wie interessegeleiteten Thesen der Reformer zugewandt, die im Gottesdienst nur noch die Volkssprache, am besten in ihren populärsten Idiomen, hören wollen - obwohl die Konstitution über die Liturgie doch unmissverständlich aussagt: „Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben“.