Am Rande - Woche 47

Wo der Papst irrt

8. 12.

Bild: Spectator November 2015Im Gespräch mit Ordensbrüdern in Thailand, jetzt veröffentlicht im Jesuitenorgan „Cattolica“ hat Papst Franziskus Stellung zur „seelsorglichen Begleitung“ der „wiederverheirateten Geschiedenen“ genommen. Er bezeichnete die bisherige Lehre und Pastoral der Kirche als „kasuistisch und nicht christlich“ und stellte dem „das Lehramt der Kirche, wie es im achten Kapitel von Amoris Laetitia geschrieben ist“ entgegen. (Quelle) Also jene Aussagen, die von vielen Theologen als im Widerspruch zur bisherigen Lehre der Kirche stehend kritisiert worden sind. Alle Bitten um Klärung der damit aufgeworfenen Fragen blieben unbeantwortet.

Ob und inwieweit diese Lehren Franziskus‘ häretisch sind, wird die Kirche zu gegebener Zeit zu entscheiden haben. Schon heute als Irrtum erkennbar ist die in Thailand geäußerte Behauptung des Papstes, seine in der berüchtigten Fußnote präsentierte Meinung sei „Lehramt der Kirche“. Es ist allein seine Lehre, und um diese Lehre zum Ausdruck des „Lehramtes“ zu machen, bedarf es mehr als einer dahingehenden Willensbekundung. Es müßte – zum Beispiel und unter anderem – in feierlicher Form als Glaubenswahrheit verkündet werden, daß fortgesetzter Ehebruch keine schwere Sünde darstellt, die dem Schuldigen den Empfang des Herrenleibes unmöglich macht. Das ist schwer vorstellbar und mit guten Gründen bisher nicht erfolgt.

Eine eklatant im Widerspruch zur bisherigen Lehre der Kirche stehende Äußerung kann nicht Bestandteil des Lehramtes sein, nicht, wenn sie von einer Synode, und auch nicht, wenn sie von einem Papst kommt. Sie ist jedoch Ausdruck eines grotesken Fehlverständnisses des päpstlichen Amtes als Hüter und Lehrer des apostolischen Glaubens und Indiz für grandiosen Hochmut – wenn nicht sogar für wahnhafte Selbstüberschätzung.

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Zum synodalen Weg...

6. 12.

Bild: Montage aus Screenshots

... fällt uns nichts mehr ein. Da ist es gut, daß andere die Fahne hochhalten.

Peter Winnenmöller sieht im offiziellen Beginn der Veranstaltung den Auftakt zu einer epochalen Schlacht um die Zukunft der Kirche in Deutschland. Sein Befund: „Der Kampf der Antikirche gegen die Kirche hat gerade erst begonnen. Das Erschreckende daran ist, dass sich die Antikirche offensichtlich mitten in der Kirche bildet und etabliert.“ Sein Rat: Am Katechismus vom März 2013 festhalten, aus der Kirchensteuer austreten und den geschuldeten Tribut Alternativen zuwenden: „ Die Gemeinschaften der Tradition sehen, wenn ich mich nicht gewaltig irre, in den nächsten Jahren einem ordentlichen Geldsegen entgegen“.

Möge es so geschehen!

Felix Honekamp hat sich auf seinem Papsttreuer Blog (der Name geht zurück auf glücklichere Zeiten) mit dem Fragebogen befasst, den Bischofskonferenz und (nicht mein) ZDK ins Netz gestellt haben, um die Meinung des Kirchenvolkes zu ihrer Veranstaltung zu erfahren. Nun er hat ihnen seine Meinung gesagt, streng sachlich und strikt katholisch - nachzulesen hier.

Ob es irgendwo ankommt? - wer weiß. Aber jedenfalls können sie nicht sagen, es hätte keine Gegenstimmen gegeben.

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Glaube und Liturgie

4. 12.

Ein Beitrag auf Rorate Caeli macht heute auf einen bemerkenswerten Aspekt der liturgischen Entwicklung seit der Einführung des Novus Ordo aufmerksam: Mehrere (angeblich) vom Volk erbetene Konzessionen – Handkommunion, Messdienerinnen, Laienhelfer bei der Kommunion – wurden von Rom mit der Maßgabe zugelassen, daß eine gründliche Katechese den Gläubigen erkläre, was diese Veränderungen bedeuten oder nicht bedeuten sollen.

Wie allgemein bekannt, hat es eine solche Unterweisung nicht gegeben, oder wo sie versucht wurde, blieb sie weitgehend erfolglos. Jedenfalls hat das, was iin der Liturgie geschieht, vor Augen steht und mit Händen zu greifen ist, des Verständnis von Glauben und Kirche tiefgreifend verändert. Das Wissen um das höchste Gut der Eucharistie ist geschwunden, Frauen „fordern ihr Recht am Altar“ ein, Gottesdienst und Pfarreien werden „demokratisiert“. Längst haben sich Vorstellungen durchgesetzt, die selbst die weitgespanntesten Erwartungen der Liturgiereformer übertreffen.

Die überlieferte Liturgie – obwohl sie im katechetischen Anspruch eher zurückhaltend ist – vermittelt schon alleine durch das, was in ihr zu sehen und zu erleben ist, in diesen (und anderen) Punkten eine wirkungsvollere Katechese, als das jemals mit Worten möglich wäre. Was nicht ausschließt, diese Katechese auch mit Worten zu ergänzen und zu unterstützen, um zeitgeistigen Verirrungen auch auf der rationalen und bewußten ebene entgegen zu steuern.

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Die Zerstörung von Orden...

3. 12.

Bild: www.fokolar-bewegung.de

... die an Lehre und Lebensweise ihrer Gründer festhalten wollen, ist das Herzensanliegen des Brasilianischen Kardinals Braz de Aviz. Seine neueste Untat ist die faktische Zerstörung der Clarissengemeinschaft von Porto Viro – die Äbtissin und vier Schwestern wurden unter entwürdigenden Umständen aus dem Kloster vertrieben,die vier übriggebliebenen werden den Betrieb als Asylantenunterkunft weiterführen. Auch hier wurde von Braz de Aviz wieder eine Kommissarin eingesetzt, die den Laden unter Anwendung von brutalen Methoden („geistlicher Mißbrauch“ wäre zu vornehm ausgedrückt für Stubenarreste, Briefzensur, Kontaktverbote und Schweigegebote) auf Linie trimmen wollte. Oh ja – auch Frauen können „Klerikalismus“.

Wie sich die Neue Kirche die Zukunft des Ordenslebens vorstellt, kann man derzeit am Umbau der Gemeinschaft der Würzburger Erlöserschwestern (Durchschnittsalter: 82) studieren. Hier sollen insbesondere unter Einbeziehung der angestellten Mitarbeiterinnen, deren Zahl mit etwa 1000 die Zahl der Schwestern um ein Vielfaches übersteigt, „neue Formen des Zusammenseins, mit unterschiedlicher Intensität und Verbindlichkeit“ erprobt werden, um die Gemeinschaft zumindest dem Namen nach aufrecht zu erhalten, wenn schon die Bereitschaft, das Leben für Christus einzusetzen, nicht mehr mobilisiert werden kann.

Nicht, daß etwas dagegen einzuwenden wäre, daß eine Gemeinschaft daran geht, „Neuevangelisierung“ zumindest im Kreis ihrer Angestellten zu betreiben. Mit Durchschnittsalter 82 kommt die Erkenntnis freilich etwas spät. Und mit Ordensleben, wie es die Kirche 1000 Jahre lang getragen hat, hat das, was da angestrebt wird, nichts zu tun. Also gerade das richtige für Braz de Aviz und seine Mitstreiter/innen: Hier werden sie sich bei einer Visitation garantiert nicht über zu viel Gebet und zu viele Heilgenstatuen beschweren müssen..