Am Rande - Woche 8

Vorsicht - keine Satire!

(22. 2.)

Bild: von der genannten Website

Unter der Überschrift „Der Dienstleistungsgedanke ist die Zukunft der Kirche“ lesen wir auf katholisch.de in einem Kommentar von Redakteurin Höfling zur Vorstellung eines Freiburger Web-Projektes unter anderem folgendes:

Im Dienstleistungsgedanken, der hinter Einfach-kirchlich-heiraten.de steht, zeigt sich ein Paradigmenwechsel, ein ganz neues Verständnis von Kirche: Sie begibt sich explizit mit anderen, weltlichen Anbietern in einen Wettbewerb um das Interesse der Menschen. Dieser Grundgedanke der Kirche als einer Art "Service-Agentur" ist neu und ungewohnt.

Wie auch die Initiatoren vermuten, wird er wohl nicht jedem gefallen. Schließlich ist die katholische Kirche eine heilige Institution, die sich auf Gott gründet und kein x-beliebiges Unternehmen. Das Projekt des Erzbistums Freiburg steigt jetzt von diesem hohen Ross herunter: Es fragt bescheiden und selbstkritisch, wo die Kirche den Gläubigen wirklich etwas NÜTZEN kann.

Und Gott samt seiner Heiligkeit haben dazu nun wirklich nichts mehr beizutragen.

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Thema: Diakoninnen

(21. 2.)

Bild: Wikimedia Commons

Uwe C. Lay hat sich in einem 4-teiligen Beitrag seiner Nachtgedanken, den er selbst seiner Sprödigkeit entsprechend nicht unzutreffend als „Hausarbeit“ bezeichnet, mit den hauptsächlichen Argumenten für und gegen die Weihe von Frauen zu Diakonen beschäftigt. Er konstatiert eine bereits in der traditionellen Lehre angelegte und durch das II. Vatikanum vertiefte Unschärfe in den Begriffen von der Einheit des Weihesakraments einerseits und der Beschreibung eines spezifischen sakramentalen Charakters für den Diakonat. Erst diese Unschärfe ermöglicht es den Befürwortern des Frauendiakonats, ihre Forderung zumindest oberflächlich als in Einklang mit der Lehre der Kirche stehend darzustellen. Lay plädiert folglich für die Überwindung dieser Denkunschärfen und macht erste dahingehende Vorschläge.

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Unter Beobachtung

(20. 2.)

Bild: Vatican Media

Seit Ausrufung des Synodalen Weges steht die katholische Kirche in Deutschland unter verschärfter internationaler Beobachtung. Man muß nicht so weit gehen wie Fr. Zuhlsdorf, der die deutsche Kirchenorganisation routinemäßig als „caput malorum omnium“ anspricht (z.B. hier). Aber es reicht schon, die Berichte von Maike Hickson auf LifesiteNews zu verfolgen, um zu sehen, wie genau man in USA auf den Rhein schaut - und auf seine unselige Angewohnheit, in alle möglichen anderen Flüsse zu fließen, selbst wenn sie so weit weg sind wie der Amazonas.

Einzelberichte und -beobachtungen sind das eine - umfassende Analyse sind eher selten. Genau eine solche oder zumindest einen wertvollen Ansatz dazu hat jetzt Sandro Magister in seinem Blog Settimo Cielo veröffentlicht: „Francesco e lo scisma di Germania - cronistoria di un incubo“ - die „Geschichte eines Albtraums“ also. Magister veröffentlicht seine Artikel „nur“ in Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch. Eine deutsche Übersetzung hat das Beiboot Petri ins Netz gehoben. Hier werden Ross und Reiter schön im Zusammenhang aufgezählt - sehr zur Lektüre empfohlen.

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Die Dreckschleuder

(19. 2.)

In theologischen Dingen betrachten wir katholisches.de und seine akademischen Stichwortgeber als nicht satisfaktionsfähig. Kein Wort mehr darüber – solange wir uns beherrschen können. Kirchenpolitisch ist dieses offiziöse Sprachrohr der deutschen Bischöfe (oder deren bösen Geistes Langendörfer) freilich immer noch der Rede wert – auch wenn es längst zu einer ordinären Dreckschleuder verkommen ist. Unter der denunziatorischen Überschrift „Neue Fragen zur Rolle Joseph Ratzingers in einem Missbrauchsfall“ werden, gestützt auf ein journalistisches „Rechercheteam“, alte Beschuldigungen über angeblich mangelhafte Aufsicht in einem Fall aus dem Jahre 1980 aufgewärmt. Ergänzt durch einen brisanten Vorwurf: Als der damalige Kardinal Ratzinger 2000 einen Studienfreund an dessen Sterbebett besuchte, soll er dort auch den (10 Jahre später tatsächlich wegen Mißbrauchstaten laisierten ) Geistlichen angetroffen haben. „Ob Ratzinger ihn erkannte, ist nicht bekannt.“ Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Am gleichen Tag reportiert die Dreckschleuder unter der Überschrift „Stopp des Seligsprechungsverfahrens für Pius XII. gefordert“ eine Frankfurter Podiumsdiskussion, wo eben diese Forderung „aus Respekt vor unseren jüdischen Freunden“ erhoben worden war. Gestützt auf die sattsam bekannten „fake-news“ des sowjetischen Geheimdienstes der 50er Jahre und trotz vielfacher Wiederlegung endlos wiedergekäut, wann immer opportun. Für diesen Bericht handelte sich die federführende KNA sogar eine als „Aktualisierung“ getarnte Richtigstellung eines Diskussionsteilnehmers ein, die freilich die verleumderische Gesamttendenz kaum entschärfen konnte.

Enttäuschung und Wut der innerkirchlichen Kirchenfeinde über den ausgebliebenen Rückenwind für ihre Vorhaben in „Querida Amazonia“ sind groß.

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Das Amazonas-Dokument II

(17. 2.)

Bild: Vatican Madiai/CPP/IPA/dpa aus einem der angeführten Artikel von katholisch.de

Die Diskussion über das Dokument zur Synode bringt weiterhin wenig Neues: Die Progressiven sind weltweit bitter enttäuscht und suchen verzweifelt nach Lichtblicken zu ihren Lieblingsthemen, die Traditionsorientierten sind erleichtert, erliegen jedoch teilweise der Versuchung, die pontifikatstypische mangelnde Präzision als Vorbote kommenden Unheils oder gar als Ausdruck gezielter Täuschung zu interpretieren. An alledem ist auch etwas dran - aber es verfehlt doch die Hauptsache: Das Dokument enthält keine Festlegungen, die unerträglich wären, und es biete den Vorkämpfern des Synodalen Weges mehr Hindernisse als Treibsätze für ihre Vorhaben. Ob die Synode damit bereits gescheitert ist, bleibt abzuwarten.

Einen guten Überblick über die Rezeption in Deutschland aus offiziöser Sicht biete katholisch.de; wie man anderswo die deutsche Reaktion beurteilt, ist auf LifesiteNews nachzulesen. Einen Eindruck von der Stimmungslage bei den Vertretern des Gleichstellungsdogmas geben eine wütende Regina Laudage-Kleeberg unter der Überschrift „Papst Franziskus' Aussagen zementieren Geschlechterrollen“ und ein Bericht der Tagespost über die aus dem Kathfeminismus tönenden Stimmen. Nicht Neues dabei, nirgends.