Am Rande - Woche 20

Sozial relevant

(15. 5.)

Bild: Christoph Müller, Wikimedia, CC BY-SA

Wolfgang Thierse, früherer Bundestagspräsident und verrenteter SPD-Politiker, hat den Kirchen bescheinigt, sie hätten „auch in Demokratien noch längst nicht ausgedient“. Als Schwerpunkte ihres Dienstes sieht er die „Motivation für soziales Engagement, Sensibilität für Mitleiden und Vergeben, und normative Bindekraft für eine zerklüftete Gesellschaft.“

Die Redakteure von siewissenschonwo sind begeistert und referieren den Flachsinn in byzantinistischer Ausführlichkeit. Uwe C. Lay hat es gelesen, gelacht und etwas dazu aufgeschrieben. Wer mitlachen will - bitte hier.

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Requiescat in Pace

(13. 5.)

Bild: John Sonnen, Orbis Catholicus Secundus

Kardinal Sarah vollendet am kommenden 15. Juni sein 75. Lebensjahr. Seine reguläre Amtszeit als Präfekt der Gottesdienstkongregation wäre bereits im vergangenen November abgelaufen. Allgemein rechnet man in Rom damit, daß Papst Franziskus jetzt im Juni einen Nachfolger für den ungeliebten Afrikaner ernennt.

Der römische Gerüchtemarkt handelt derzeit zwei mögliche Kandidaten. An erster Stelle steht danach der 55-jährige Bischof von Tortona, Vittoria Viola, dem der direkte Bugnini-Schüler und Mitarbeiter Luca Brandolini anläßlich seiner Bischofsweihe den Bischofsring des verehrten Meisters überreichte. Mehr dazu bei katholisches.info

Auf dem zweiten Platz steht – so sehen es die Kollegen von Messainlatino  – der Liturgologe Andrea Grillo, der nicht nur einer der bewährtesten Feinde der überlieferten Liturgie ist, sondern als Laie auch besonders geeignet wäre, die gnadenlose Reformsymbolik dieses Pontifikats zu verkörpern. Für ihn spricht nach einem von Grillo auf seinem Blog nachpublizierten Artikel aus Portugal, daß er, Grillo, „einer der brillantesten und sensibelsten Liturgiker nach dem zweiten Vatikanischen Konzi“ sei und „einer der wenigen, die den Mut haben, die neo-tridentinischen Tendenzen wirksam anzuprangern.“ Das hätten wir aber nicht von ihm gedacht!

Nun ja,  wie das mit Gerüchten so ist. Gut möglich, daß der Papst noch ein anderes Kaninchen aus der Mitra zieht, und fast sicher, daß auch Sarahs Nachfolger nichts tun kann, was Franziskus mißfällt. Und ganz sicher, daß die überlieferte Liturgie auch dann nicht mehr abzuschaffen ist, wenn der Geist Bugninis selbst zurückkehrte. In diesem Sinne: Er ruhe in Frieden.

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Ohne vier, gespielt fünf

(11. 5.)

Bild: aus dem zitierten Artikel von kath.net

Der Theologe Helmut Müller, Autor der gegenwartskritischen Ideensammlung Zeitgerecht statt zeitgemäß, hat bei kath.net einen satirischen Seitenblick auf die Kartentricks des Freiburger „Fundamentaltheologen“ Magnus Striet geworfen:

Magnus Striet liebt in der Theologie offensichtlich die Nullvarianten wie manche Skatspieler im Skat. Das Nullspiel ist bis 23 reizbar, Nullhand bis 35, Null-ouvert bis 46 und wenn das Blatt es hergibt, Revolution bis 96. Für Nichtskatspieler bedeutet das, wie bei Nietzsche die „Umwertung aller Werte“, und zwar Stück für Stück, wie man beim Skatspiel reizt, und wenn man ein günstiges Blatt auf der Hand hat sogar bis 96 reizen kann. Dann spielt man Revolution.

Das Gegenstück zum „Null-Spieler“ Striet sieht Müller im „Farbenspieler“ Ratzinger:

ein Spiel mit vier Buben und nicht mal aus der Hand, kann man bis 120 reizen und damit Revolution überbieten.

Der Vergleich der Theologie mit dem Kartenspiel mag ungewohnt erscheinen – aber so, wie Müller das angeht, hat das was. Am besten in seiner ganzen Hintergründigkeit auf kath.net nachlesen.