Am Rande Woche 36

Hochgebet MMXX

(4. 9.)

Pfingstfeier in Poelstal

Das Hochgebet II, von dessen Entstehung die von Fr. Hunwicke aufgegriffene Anekdote berichtet, ist bei all seinen Mängeln wenigstens kirchlich approbiert. Seit den 50er Jahren werden jedoch immer wieder in Gottesdiensten auch selbstgedichtete „Hochgebete“ verwandt, die nichts anderes ausdrücken als die Privattheologie eines Geistlichen oder eines Liturgieausschusses. Ob sie das Sakrament bewirken, das sie bezeichnen sollen, ist überaus zweifelhaft – bei der hier von kath.net im Video dokumentierten Veranstaltung im österreichischen Poelstal ist das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der Fall. Der dokumentierte Teil des Hochgebetes ist reine Erfindung – sogar die Wandlungsworte werden verändert. Von daher spielt es auch kaum eine Rolle, daß das die Feier gestaltende Musikensemble der Aktion – zum Teil sitzend - den Rücken zukehrt: Es passiert ja nichts.

Natürlich auch nichts von Seiten Bischof Dr. Krautwaschels, um dessen theologische Bildung und kirchliche Rechtstreue es nicht besser bestellt sein dürfte als um die des sich im Video auslebenden Pfarrers Mag. Andreas Fischer: „Heiße Magister, heiße Doktor gar, Und ziehe schon an die zehen Jahr Herauf, herab und quer und krumm Meine Schüler an der Nase herum“. Schon Goethe hat es gewusst..

Und natürlich passiert auch nichts von Seiten der römischen Kongregationen, deren Amt es wäre, dafür zu sorgen, daß die Liturgie so gefeiert wird, wie sie von der Kirche, vorgeschrieben ist. Und der Papst? Der macht Politik und hat für sowas keine Zeit.

Was den jungen Herrschaften, die später als Priester und Bischöfe wirken sollen, mit römischem Placet während des Studiums über die Verbindlichkeit solcher Vorgaben beigebracht wird, hat einer der akademischen Verderber guter liturgischer Sitten, der in den Akten der Universität Münster (na klar doch) als „Liturgiewissenschaftler“ aufgeführte Doktor Martin Stuflesser, im Gespräch mit „katholisch.de“ einmal gut auf den Punkt gebracht: Normen haben immer nur zeitweilige Geltung, und sie verändern sich dadurch, daß man sie bricht.

*

Verdreht korrekt - korrekt verdreht

(2. 9.)

Bild: Von der Website Fr. Hunwickes

Fr. Hunwicke erging sich am Montag wieder einmal in widerborstigen Gedanken:

Als ich heute den Hl. Raimundus Nonnatus (der per Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden war) kommemorierte, wurde ich plötzlich von Verwirrung übermannt. Wie soll man denn seine politisch korrekte Haltung zum Ausdruck bringen, wenn man Signale empfängt, die in einander entgegengesetzte Richtungen weisen?

Der hl. Raimundus arbeitete ZWAR (im Original ebenso wie das „aber“ des nächsten Satzes griechisch) für die Befreiung von Sklaven. Von daher sollte er eigentlich ein Liebling und Held der agalmatophoben (Statuen verabscheuenden) Eiferer sein, die unseren öffentlichen Raum von jeder Erinnerung an die Profiteure des Sklavenhandels reinigen.

ABER der hl. Raimundus befreite Sklaven aus der Gewalt von Moslems, die in der heutigen kollekte als impii (Gottlose) angesprochen werden. Diese Sprache ist nun für aufgeklärte Würdenträger der Kirche überhaupt nicht mehr akzeptabel, seit der hl. Paul VI. die in Lepanto erbeuteten Kriegsbanner an die Türken zurückerstattete und das II. Vatikanum seine fragwürdigen Bemerkungen über die islamische Religion machte. Aber sind Sklavenhalter nicht quasi per Definitionem „gottlos“ ?

Und dann hatten die Sklaven, die der hl. Raymundus befreite, höchstwahrscheinlich im allgemeinen eine verringerte Pigmentierung im Vergleich zu de,m erhöhten Melaningehalt (auch hier riskiere ich wieder eine Verallgemeinerung) ihrer Sklavenhalter. Wie passt das denn zusammen mit dem Dogma der „XXX Lives Matter“-Ideologie?

Können linguistisch fortgeschrittene Leser mir vielleicht einen Hinweis geben, wie man damit besser politisch korrekt umgehen kann? Und wie man es in einer gefallenen Welt vemeidet, gespaltene Infinitvformen und ein Übermaß an Anführungszeichen zu vermeiden?

 

Post Scriptum:

Vor ein oder zwei Wochen sah ich ein Video von einigen unter-pigmentierten Jugendlichen in Nordamerika, die verhaftet worden waren, weil sie auf den Bürgersteig etwas wie „ungeborene schwarze Leben zählen“ gemalt hatten. Hat diese Geschichte inzwischen eine Auflösung gefunden?

*

Gewalt im Gottesdienst - II

(1. 9.)

Bild: Von der Website der Pfarrei http://joseph-aloysius.de/

Am vergangenen Montag hatten wir über einen gewalttätigen Zwischenfall während der Sonntagsmesse in Philadelphia zu berichten. In dieser Woche ist Berlin an der Reihe. Die Meldung des Evangelischen Pressedsienste, die wir hier nach der Welt zitieren, berichtet Folgendes:

In Berlin ist am Sonntag ein katholischer Pfarrer während der Messe von einem unbekannten Mann niedergeschlagen worden. Wie die Polizei unter Berufung auf Zeugenaussagen mitteilte, stand der Mann während des Gottesdienstes von seinem Sitzplatz auf, spuckte in die Kirche und ging zum Altarraum, wo er den 61-jährigen Seelsorger mit der Faust niederschlug. Dabei habe er sich religionsfeindlich geäußert.

Nach dem Faustschlag gegen den Pfarrer hat der Angreifer den Angaben zufolge mehrere Seiten aus der Bibel gerissen, die auf dem Altar lag. Der Bruder des Pfarrers wollte dem Verletzten den Schilderungen nach helfen. Daraufhin schlug der Angreifer ihn mit der Bibel. Danach sei der Täter unerkannt aus der Kirche geflüchtet.

Bei der „Bibel“ handelt es sich wohl um das Messbuch - je nach Ausstattung und Gewicht in der Tat als Schlagwaffe gut geeignet. Näheres über den Täter und die Art der Rufe wurde nicht mitgeteilt - ein „Mann“ eben.

Die St. Josephskirche in der Müllerstraße ist derzeit wegen der Renovierung der Hedwigskathedrale die Bischofskirche von Berlin.