Juni

Neue Chefs der Gottesdienstkongregation

Bild: eigene Montage aus Pressematerial

(1. 6. 2021)

Die römische Gottesdienstkongrgation, die in der Vergangenheit von Kardinal Sarah geleitet worden war, hat in der vergangenen Woche eine neue Spitze erhalten. Präfekt wird der frühere zweite Mann, Erzbischof Arthur Roche aus England, seine bisherige Position als Sekretär übernimmt der italienische Diözesanbischof Vittorio Vitola O.F.M. Für die weitere Entwicklung der Angelegenheiten rund um Summorum pontificum ist diese Kongregation von besonderer Bedeutung.

Beide Männer sind bisher als Personen in Erscheinung getreten, auf die der Papst sich verlassen kann. Darüberhinaus gehen die Einschätzungen deutlich auseinander. Nach einer bereits vor der Ernennung auf katholisches.info veröffentlichten Darstellung gehören beide dem liturgisch progressiven Mainstream an; von Viola heißt es dort sogar, er sei Erbe und Träger des Bischofsringes von Bugnini. Anders sieht das Andrea Gagliarducci in seinem MondayVatican vom 31. Mai, hier auf Deutsch. Während er Roche kein deutlich umrissenes eigenes Profil zuspricht, sieht er in Viola einen gewissenhaften Liturgiker, der fälschlicherweise der progressiven Fraktion zugerechnet werde.

Wir werden sehen. Tatsache ist jedenfalls, daß im aktuellen Pontifikat Ansichten und Expertise selbst hochrangiger Kurienmitglieder wenig Bedeutung haben und der Papst seine Ansichten so oder so durchsetzt. Was er hinsichtlich der überlieferten Liturgie vorhat, ist derzeit noch unbekannt. Er verachtet die Tradition, aber er scheut auch Auseinandersetzungen auf Gebieten, die ihm unwichtig erscheinen.

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Mehr zur Neuinterpretation

(2. 6. 2021)

The Remnant hat heute einen Artikel zum Stand der Dinge über die von Franziskus angekündigte einschränkende Neuinterpretation von Summorum pontificum. Das Blatt berichtet aus seinen römischen Quellen einige Details aus dem bisherigen Entwicklungsprozess, von denen zwei besonderes Interesse verdienen: Die ursprünglich geplante Unterstellung der ehemaligen Ecclesia Dei-Gemeinschaften unter die Ordenskongregation sei wegen des Einspruchs von Kardinal Ladaria vom Tisch - das würde zuviel böses Blut schaffen. Nun sollen die Gemeinschaften zur Gottesdienstkongregation kommen.

Zum zweiten wird vermutet, daß Diözesanpriester, die bereits jetzt nach dem überlieferten Ritus zelebrieren, das auch in diesem Rahmen weiter tun könnten. Neupriester dagegen müßten eine besondere bischöflich oder päpstliche Genehmigung einholen. Die Logik hinter einer solchen Bestimmung, sollte sie denn erlassen werden, ist uns unzugänglich - aber das gilt für vieles, was derzeit in Rom geschieht.

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Köpfe der Apostasie I

(2. 6. 2021)

Bild: © Bistum Essen/Nicole Cronauge (Archivbild)

Für die Auflösung einer "priesterlichen Sonderwelt"

Generalvikar Pfeffer beklagt erheblichen Mangel an Dialog in Kirche

Römische Verlautbarungen ohne Vorwarnung, fehlende Frauenweihe, eine "priesterliche Sonderwelt" und aus der Zeit gefallene Bräuche wie Fronleichnamsprozessionen: Für Essens Generalvikar Klaus Pfeffer hat die Kirche noch eine Menge Arbeit vor sich.

Alles, was kursiv zwischen Tagesdatum und dieser Quellenangabe steht - Bild, Überschriften und Vorspann - aus einem heute auf katholisch.de veröffentlichten Beitrag. Wer noch Fragen hat - bitte selbst lesen.

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Nachtrag zu Corpus Christi

(4. 6. 2021)

Bild: Kunkel, Das Heilige Meßopfer

Die Propriumstexte von Fronleichnam – verfaßt von keinem Geringeren als Thomas von Aquin – enthalten in ihren Orationen zwei Hinweise, die auch am Folgetag noch einer besonderen Hervorhebung wert sind. Das Tagesgebet in der Tradition ebenso wie im Novus Ordo richtet sich an die Person des Sohnes und unterstreicht so die Einheit von Opferpriester und Opferlamm:

O Gott, Du hast uns in dem wunderbaren Sakramente des Altares das Andenken an Dein Leiden hinterlassen..."

Das ist genau das Geheimnis der Eucharistie, das vielen modernen Liturgikern unzugänglich bleibt und sie fordern läßt, Orationen der hl. Messe ausschließlich an den Vater zu richten.

Die zweite Hervorhebung betrifft den Text des Offertoriumgebetes, der aus den Vorschriften für den Tempeldienst im Buch Levitikus (21.6) entnommen ist:

"Die Priester des Herrn bringen Gott Weihrauch dar und Brot..."

Eine gute Ergänzung zu unserem Artikel über die Schaubrote. Im NO entfällt mit dem ganzen Offertorium auch dieses Gebet, und in der Einheitsübersetzung, die sich hier einmal ausnahmsweise nicht auf das Hebräische stützt, sondern eine Variante der Septuaginta-Tradition heranzieht, ist statt „Brot“ nur von „Gaben“ die Rede.

Wer sich von der Richtschnur der Tradition befreit hat, muß nur lange genug suchen, um einen Text zu finden, der in sein Weltbild passt. Das ist das Wesen der Häresie (=Auswahl).

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Und wieder Kardinal Gerhard L. Müller

(5. 6. 2021)

Bild: Screenshot von Youtube - https://www.youtube.com/watch?v=c3dqPIFhhT8

In einem halbstündigen Videointerview (in italienischer Sprache) mit Nuova Bussola Quotidiana hat Kardinal Müller Stellung zu aktuellen Fragen der Kirche genommen. Auf unmißverständliche Weise kritisiert er dabei die geplanten Einschränkungen von Summorum Pontificum pontificum. In unserer sehr vorläufigen Übersetzung nach der zusammenfassenden Wiedergabe auf Messainlatino sagte der Kardinal hierzu unter anderem:

„Papst Benedikt hat klug gehandelt, als er die grundsätzliche Übereinstimmung der beiden Formen betonte. Die Kirche hat die Vollmacht, die äußeren Elemente der Liturgie zu regeln, nicht jedoch den Inhalt. Deshalb ist hier größte Vorsicht geboten, man kann nicht mit autoritären Mitteln dagegen vorgehen, daß es so viele Gläubige gibt, die sich zur alten Liturgie hingezogen fühlen. Wir reden immer über Dialog, synodalen Dialog usw. Aber wenn wir hier mit einem in der Geschichte der Kirche einmaligen Autoritarismus vorgehen, handeln wir unklug und respektlos gegenüber diesen Gruppen von Gläubigen, die die heilige Messe in der Form feiern wollen, die bis zu Papst Johannes XXIII. in Gebrauch war und die, ich wiederhole es, in der Substanz die gleiche ist (wie die moderne).“ Und:

„Wir brauchen Besonnenheit. Die Herausforderungen der Gegenwart sind der Säkularismus und der Nihilismus. Wir brauchen keine Initiativen, die nur die Spannungen in der Kirche erhöhen“.

Zum angekündigten (freilich noch keinesfalls angenommenen) Rücktritt von Kardinal Marx merkt Müller an, daß damit das Scheitern des Synodalen Weges dokumentiert sei, der maßgeblich auf die Initiative von Marx zurückgehe und der nun an den Papst appelliere, die verfahrene Situation zu bereinigen. Eine deutsche Übersetzung der darauf bezüglichen Teile bringt das Beiboot Petri.

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Geht es schon los?

(6. 6. 2021)

Bild: Aus dem genannten Artikel auf Riposte Catholique

Ohne jede Erklärung oder Angabe von Gründen hat der Erzbischof von Dijon Roland Minnerath mit Wirkung vom 1. September der Petrusbruderschaft die Erlaubnis zur Tätigkeit in SEINER Diözese entzogen. Eine Bitte des zuständigen Oberen der Bruderschaft um ein Gespräch blieb bislang ohne Antwort. Quelle: Riposte catholique vom 3.6.

Die Bruderschaft hat 23 Jahre in der Diözese gewirkt, wo sie an drei Orten wöchentlich 12 hl. Messen feierte, an denen insgesamt eine "Gemeinde" von um die dreihundert Gläubigen teilnahm. Neben den hl. Messen spenden die Priester der Gemeinschaft auch weitere Sakramente und führen Katechismus für Kinder und Erwachsene durch. Von Unstimmigkeiten zwischen den Priestern der Gemeinschaft und der Diözese ist in der Vergangenheit zumindest für uns nichts bekannt geworden.

Prof. Minnerath war vor seiner Bischofsweihe 2004 wissenschaftlich tätig, Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Soziallehre und -tätigkeit der Kirche sowie der Komplex Menschenrechte und Religionsfreiheit. Er war/ist Mitglied der internationalen Theologenkomission und der Internationalen Gesellschaft für Religionsfreiheit. An Auszeichnungen vermerkt seine Kurzbiographie die Ernennung zum Ritter der französischen Ehrenlegion und zum Ritter des Nationalen Ordens vom Kreuz von Brasilien, außerdem ist er Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes und des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, beide 1. Klasse.

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Aus teutschen Landen...

(8. 6. 2021)

Bild: Aus dem genannten Artikel auf kath.net

In einem ausführlichen Interview mit kath.net hat sich Martin Lohmann zur Situation und den Perspektiven der Kirche in Deutschland geäußert. Dabei geht er besonders auf den „Rücktritt“ von Kardinal Marx und dessen Rede vom „toten Punkt“ für die Kirche in Deutschland ein:

„Die Kirche Jesu Christi ist niemals tot. Die Kirche als der fortlebende Christus kann letztlich nicht an einem toten Punkt ankommen, jedenfalls wenn sie die Kirche ist. Sie lebt. Aber vielfach anders, als sich das die Funktionäre des Synodalen Weges normiert vorstellen wollen. Was einmal als „toter Punkt“ offenbar werden wird, wird sich zeigen. Was früher oder später tot sein wir oder als tot erkannt werden wird, ist eher dieser sogenannte Reformweg. (...) Wenn der von mir soeben beschriebene eigentliche Kern der Kirche nicht strahlen darf und soll, dann hat auch alles andere keine wirksame Lebenskraft mehr. Nur mit der Kraft dieser Kernwahrheit, also Treue zu Christus und seiner Lehre, können all die notwendigen Auswirkungen der Kirche in Caritas und Lebensstärkung segensreich sein.“

Eine Gruppe von Gläubigen aus dem Bistum Essen, deren Bischof und Generalvikar im öfter mit Äußerungen im Widerspruch zur Lehre und Disziplin der Kirche hervortreten,  hat ein Dubium an Rom gerichtet, in dem sie die Frage stellen, inwieweit bestimmte Forderungen und Programmpunkte des „Synodalen Weges“ sowie Aktionen des Klerus den Tatbestand des Schismas im Sinne von can. 751 erfüllen. Besonders heben sie hervor:

  • Die Forderung nach Frauenordination im Widerspruch zu Ordinatio Sacerdotalis;
  • Segnungen von homosexuellen Paaren gegen das Verbot der Glaubenskongregation;
  • Praktizierung von Interkommunion auf dem Kirchentag in Frankfurt.

Wir sind gespannt auf die Antwort.

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Noch einmal Dijon

(10. 6. 2021)

Bild: Michel Foucher, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Die Diözese Dijon hat unter Datum vom 8. Juni eine Erklärung zum Ende der Tätigkeit der Petrusbruderschaft im Bistum durch Bischof Minnerath veröffentlicht. Die Diözese dankt darin der Bruderschaft für ihre Arbeit in den vergangenen Jahren und kündigt an, die Feier der hl. Messe in der überlieferten Form sowie die Spendung der Sakramente durch Diözesanpriester zu gewährleisten – auch in der bisher von der Petrusbruderschaft betreuten Basilikades von Fontaine-lès-Dijon über dem Geburtshaus des hl. Bernhard. Für die übrigen „pastoralen Dienste“ wie Katechese, Patronat oder Pfadfinderschaft werden die Gläubigen auf die entsprechenden Aktivitäten in den Pfarreien der Diözese verwiesen. 

Als Auslöser der Neuorganisation benennt die Erklärung ohne weiteren Information die von der Petrusbruderschaft angekündigte Versetzung eines ihrer Patres. Einen weiteren Hinweis kann man dem letzten Satz des Textes entnehmen, in dem es heißt: 

„Viele der eingegangenen Zuschriften bezeugen eine beklagenswerte Ablehnung der „Konzilskirche“. Die von der Diözese vorgenommene Veränderung hat kein anderes Ziel als die Stärkung der kirchlichen Einheit unter Wahrung der berechtigten Befindlichkeiten.“ 

Etwa gleichzeitig hat der französische Distrikt ein ausführliches Interview mit dem Distriktsoberen Benoît Paul-Joseph veröffentlicht, in dem dieser sich zu den Gerüchten über die „Neuinterpretation“ von Summorum Pontificum sowie  – allerdings wenig konkret – über das Ende der Tätigkeit in Dijon äußert. Der französische Text ist in der Übersetzung mit Google Translate recht gut lesbar.

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„Besorgniserregend“...

(14. 6. 2021)

Bild: Bohumil Cedrik, aus dem zitierten CNA-Artikel

...findet der Kardinal und emeritierte Hongkonger Erzbischof Zen die Berichte über mögliche Einschränkungen für die Praktizierung der überlieferten Liturgie. Nach einem aktuellen Bericht auf CNA schrieb er auf seinem Blog:

„Ich gelte nicht als extremer Vertreter dieser liturgischen Form und ich habe mich als Priester und Bischof aktiv für die Umsetzung der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil eingesetzt. Dabei habe ich aber versucht, Übertreibungen und Mißbräuche zurückzudrängen. ... Aus meiner Erfahrung in Hongkong kann ich nicht bestreiten, wieviel Gutes das Motu Proprio Summorum Pontificum und die Zelebration der tridentinischen Messe bewirkt hat. Viele chinesische Gläubige - und ich denke nicht, daß die alle Latein konnten - haben mit großer Begeisterung an diesen Zeremonien teilgenommen, und das Gleiche kann ich jetzt auch von der Gemeinde  sagen, die in Hong Kong an der Tridentinischen Messe teilnimmt. ... (Sie) ist nicht spaltend, sondern sie vereint uns mit den Brüdern und Schwestern jeden Alters und den Heiligen und Märtyrern aller Zeiten, die für ihren Glauben gekämpft und darin unerschöpfliche geistige Nahrung gefunden haben.“ 

Inzwischen verstärkt sich unser Eindruck, daß die geplanten Einschränkungen vor allem darauf abzielen, jede Festigung des überlieferten Glaubens im Raum der überlieferten Liturgie und Lehre zu verhindern. Wenn die Priester predigen, daß aus der Deutung DES KONZIL durch Franziskus der Hl. Geist spreche, dürfen sie auch „auf Latein gegen die Wand murmeln“, je unverständlicher, desto besser. 

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Murx 2.0

(16. 6. 2021)

Bild: aus dem zitierten Artikel auf kath.net

Der nicht so ganz gelungene Rücktritt von Kardinal Marx als Münchener Erzbischof beschäftigt weiterhin die Kommentatoren. F.N. Otterbeck zieht auf kath.net die Verbindung zwischen Marx, dem „toten Punkt“ der Deutschkirche und dem Versuch, die überlieferte Liturgie zurückzudrängen:

„Nur zu! Wenn die nachkonziliare Mehrheitspartei unter den Bischöfen es wirklich nötig hat, die altliturgischen Oasen auszurotten, dann gibt sie damit das völlige Scheitern ihrer Weltanschauung zu Protokoll. Ein besonders unglaubwürdiger Weihbischof äußerte neulich, er wolle keine "sektiererische Kirche". Die Kirche sei "für alle" da. Kirche für alle! Nur kommen "alle" die nicht, die man da haben will, sondern: fast niemand. Wird die Praxis der "deutschen Messe" noch weiter verflacht, dann wird erst recht niemand mehr kommen, speziell: "nach Corona".“

Und:

„Reform? Ja! Aber wohin? Auch die Freunde der "alten Messe" wollen nicht, dass die 'deutsche Kirche' so bleibt, wie sie sich in den jüngsten Jahrzehnten etabliert hat. Je mehr die Liturgie des "novus ordo" von 1970 hierzulande rasant zerfällt, desto fröhlicher könnten die Altliturgiker abwarten, bis die "Neuerer" null Priesterweihen haben, null Fakultäten und irgendwann null Diözesen.“

Im Ganzen sehr lesenswert - auch wegen einiger Bemerkungen über Züge des gegenwärtigen Pontifikats, die in der berechtigten Empörung über das dort praktizierte Prinzip Chaos oft übersehen werden.

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Hildesheim goes woke

(17. 6. 2021)

Bild: Montage aus https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Duderstadt/Wanderung-mit-Bischof-mit-Eichsfeld und https://www.horror-shop.com/p/mardi-gras-narrenkappe.html

Nachdem das letzte noch existierende Zentralkomitee auf deutschem Boden das Gendern eingeführt hat, will sich der von Regionalvorstand Wilmer verwaltete Geschäftsbereich der Deutschkirche GmbH & Co. KG nicht lumpen lassen. Das Stabsreferat „Gleichstellung“ des Generalvikariats hat eine 17-seitige Handreichung „Geschlechtersensible Sprache“ erstellt (Quelle kath.net), die den Sprachgebrauch des Regionalbereichs nach den neuesten Erkenntnissen des wokistischen Volksempfindens reguliert. Auch das Gendersternchen beziehungsweise der Gender-Doppelpunkt sollen verwendet werden - nun warten wir gespannt darauf, ob Geschäftsführer Willmer bei seinem nächsten öffentlichen Auftritten auch an den entsprechenden Stellen den bewußten pubertären Kieckser in die Mikrophone knödelt.

Nun mag sich jeder so lächerlich machen, wie er kann - das Lachen vergeht uns freilich, wenn wir lesen, daß auch die Sprache der Liturgie den Hirnblähungen des Genderismus unterworfen werden soll: Kein sprachlicher und begrifflicher Platz soll mehr mehr sein für zu überwindende Stereotype wie das vom Herrn unsern Gott. Ob Hildesheim nun auch auch aus der Verwendung der gerade verbindlich gemachten Einheitsübersetzung aussteigt? 

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Für unsere oben gezeigte Photomontage von zweifellos hohem künstlerischen Wert verwandten wir ein Photo aus dem Göttinger Tageblatt und eine Produktanzeige aus Horror-Shop.com.

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Neues aus Dijon...

(18. 6. 2021)

Das Dunkel um den Hinauswurf der Petrusbruderschaft aus Dijon beginnt sich zu lichten: Nein, es gibt wohl keinen Zusammenhang mit befürchteten Einschränkungen von Summorum Pontificum, und ja: Es gibt ein seit langem schwelendes Zerwürfnis zwischen Erzbischof Minnerath und der Petrus-Bruderschaft. Die Diözese hatte der Bruderschaft von Anfang an die Arbeit nur unter der Bedingung gestattet, daß ihre Priester gelegentlich mit dem Diözesanklerus konzelebrierten. Diese Bedingung ist zwar rechtlich problematisch wenn nicht rundum unzulässig - aber wer kann einen Bischof zur Einhaltung des Rechtes bewegen, wenn „Rom“ in die andere Richtung schaut? Nach einem Führungswechsel in der Bruderschaft haben deren Priester die als Disziplinierungs verstandenen Konzelebrationen vor einiger Zeit eingestellt - und es kam wie es kommen mußte. Ausführliche Berichte gibt es bei CatholicWorldReport und LifeSiteNews.

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... und aus Rom

In der Repubblica, der Leib- und Magen-Postille des Papstes, ist dieser Tage ein Artikel des bisherigen Franziskus-Freundes Alberto Melloni erschienen, der nach Ansicht von Antonio Socci nicht weniger bedeutet als den Abgesang der alten Freunde des Argentiniers auf ein inzwischen als gescheitert erkanntes Pontifikat. Zuerst habe Franziskus die traditionsorientierte Gemeinde Benedikts abgestoßen, dann die im Grund konservativen Anhänger von Johannes Paul II. Danach seien all seine groß angekündigten und mit Vorschußlorberen bedachten kurialen Reformprojekte im Gezerre der Seilschaften und wegen ihrer inneren Widersprüche steckengeblieben, und nun wendeten sich auch die Progressiven von ihm ab, weil er in der Auseinandersetzung mit den Deutschen Luther-Nachfolgern diesen weitaus weniger entgegen komme, als erhofft und erwartet.

Socci stimmt der Diagnose zu, gewinnt ihr aber auch einen positiven Aspekt ab: Die aktute Krise könnte Franziskus dazu bringen, entweder zurückzutreten (eher unwahrscheinlich) oder stur auf dem eingeschlagenen Kurs weiterzumachen - was auch geschehe. Doch es gebe noch eine dritte Möglichkeit: Papst Franziskus könnte erkennen, dass der Versuch, der Kirche durch Anpassung an die weltliche Mentalität eine Zukunft zu geben, gescheitert ist und der richtige Weg der von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ist. Es scheint unmöglich, wie ein Wunder - aber Wunder können geschehen.

Der aktuellen Ausgabe von MessaInLatino ist zu entnehmen, daß die Kritik Mellonis inzwischen in Italien eine breitere Debatte ausgelöst hat. Es ist, als ob sich ein Erdbeben ankündigt.

Seit dem späten Nachmittag ist Soccis Artikel zur spaktakulären Kehrtwende Mellonis auch auf Deutsch zu lesen bei katholisches.info.

Als „Schreibtischtäter“...

(21. 6. 2021)

Bild: Presematerial Bistum Essen

...tituliert heute kath.net den Essener Deutschbischof Overbeck - und wir können uns dem nur anschließen. Wo das Europa-Parlament gerade dabei ist, das Lebensrecht ungeborener Kinder zur Disposition zu stellen, fällt dem Essener nicht mehr ein, als in seinem Statement das Vorhaben für „problematisch“ zu bezeichnen und anschließend, über seine Insubordination erschrocken, in perfekter Sklavensprache zu wimmern, die Bischöfe verwahrten sich „jedoch gegen jeden Versuch, von Populisten und Extremisten vereinnahmt zu werden, die mit ihren Parolen zum Lebensschutz eigennützig nur vermeintlich christliche Positionen vertreten, die sie in anderen Kontexten nur zu gerne ignorieren.“

Was für ein jämmerliches Schauspiel, das diese Mietlinge da aufführen. Der Herr möge ihren Seelen gnädig sein - wenn sie die nicht schon längst und unwiderruflich an den Fürsten dieser Welt verkauft haben

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Kardinal Silberzunge

(22. 6. 2021)

Bild: Paul Wuthe / Kathpress

Ein für gestern in Wien geplantes feierliches Amt im überlieferten Ritus mit Weihbischof Athanasius Schneider konnte nicht wie vorgesehen stattfinden, da Bistums-Geschäftsführer Christoph Schönborn dem diözesanfremden Schneider die Zelebrationserlaubnis verweigerte. Die Messe selbst wurde selbstverständlich dennoch gefeiert - von einem Priester der Petrusbruderschaft, die (noch) mit einem offiziellen Apostolat in Wien tätig ist. Die Predigt, die Bischof Schneider dennoch halten konnte, ist hier im Video zu sehen und zu hören.

Bereits im vergangenen Jahr wurde Bischof Schneider in einer deutschen Wallfahrtsstädte die vom Ortsrektor erbetene Zelebrationserlaubnis vom Ordinariat mit der Begründung verweigert, die Diözese könne eine Erlabnis nicht geben, da dir Anwesenheit des Bischofs zu Spaltungen und Spannungen führe. Zum Hohn fügte der Generalvikar dann noch hinzu: „Lieber Pater Rektor, laden Sie in Zukunft nur noch Bischöfe ein, die stark im Glauben sind.“

Und nun aus dem Stehsatz: Was für ein jämmerliches Schauspiel, das diese Mietlinge da aufführen. Der Herr möge ihren Seelen gnädig sein - wenn sie die nicht schon längst und unwiderruflich an den Fürsten dieser Welt verkauft haben

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Kardinal klare Rede

(24. 6. 2021)

Bild: Archiv kath.net - aus dem zitierten Artikel

Lothar C. Rillinger hat für kath.net mit Kardinal Müller über das Verhältnis von Rechten und Pflichten zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum gesprochen gesprochen - und der Kardinal hat kein Blatt vor den Mund genommen. Hier zwei Zitate aus dem im ganzen höchst lesenswerten Beitrag auf kath.net:

Auf die Frage zum Recht auf Meinungsäußerung im Rahmen aktueller geistiger Auseinandersetzungen:

Geist und Freiheit lassen sich nicht trennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Polizei und die Staatsanwalt- schaft die Hauptträger der akademischen Diskussion sind. Das ist nur Dekadenz, wenn Professoren eingeladen und nach dem geistigen Maß von Genderaktivisten, Black-Lives-Matter-Eiferern und LGBT-Fanatikern rausgeworfen werden. Immerhin wurde Sokrates von mediokren Machtpolitikern zum Tode verurteilt, und Aristoteles hat die zur Pöbelherrschaft degenerierte Demokratie gemieden, „um den Athenern nicht ein zweites Mal Gelegenheit zu geben, sich an der Philosophie zu versündigen."

Zu Versuchen der linken Machteliten, Werke der Weltliteratur nach ihren woken Maßstäben zu bereinigen:

Das ist einfach nur Barbarei, geistiger Vandalismus, die Nachahmung der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts im Stil von Orwells Alpträumen. Man sollte eher von „cancel vulture“, der Aasgeier-Kultur, oder von „political respectless“ sprechen. Cancel culture ist nur ein anderes Wort für das brainwashing, das die Kommunisten in China und der Sowjetunion zur höchsten Perfektion entwickelt haben. Wie sind denn diejeni- gen geendet, die Bücher renommierter Schriftsteller wegen „undeutscher" Stellen ins Feuer geworfen haben? Statt Gedankenreinigung sollten diese Gewaltmenschen einmal selbst anfangen, zu denken und die Kritikfähigkeit anderer nicht zu unterschätzen.

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Unterm Regenbogen I

(26. 6. 2021)

Bild: aus dem zitierten Artikel auf FirtThing

Wer wissen möchte, was am Regenbogen denn so besonderes dran ist, daß sein Zeigen und noch mehr sein Nicht-zeigen zur Staatsaffäre werden kann, wird hier auf FirstThings bestens informiert. Eine Leseprobe in unserer Übersetzung:

In unserer Herrschaftsordnung hat die Regenbogenfahne eine besondere Bedeutung angenommen. Sie ist die Fahne unserer globalistischen Eliten, sie steht für „Vielfalt und Einschluß“ - jene Prinzipien also, in denen sie die Quelle ihres Rechts auf Herrschaftsaussübung sehen.

Und warum ausgerechnet der Regenbogen der Schwulenbewegung?

Die Schwulenrechte passen perfekt zu der Idealvorstellung unserer Elite von einer „offenen Gesellschaft“. Männer, die Männer küssen, reißen Barrieren nieder – ein wunderbares Bild für die Eliten, die Hindernisse für Wirtschaft und Handel niederreißen wollen. Drag queens verwischen Grenzen – eine perfekte Beschwörung des globalistischen Traums einer Welt ohne Grenzen.

Homosexuellen, insbesondere schwulen Männern, sagt man ein hohes Maß von Körperbewußtsein und Konsum von Modeartikeln nach. Sie waren die Pioniere des neuen Mittelklassen-Ideals der ewigen Jugend, des jahrzehntelangen sorgenfreien Single-Daseins. Das entspricht auch den Träumen vieler feminist*innen – Erfolg im Beruf und Selbstverwirklichung ohne die Last der Fortpflanzung.

Da ist es kein Wunder, daß unsere Eliten die Regenbogenfahne zu der ihren gemacht haben. Sie weht über unseren Universitäten und schmückt die Fenster von Weltkonzernen. Hollywood, Silicon Valley und die Wall Street – Triebkräfte der Globalisierung und der Überwindung von Grenzen – sie alle sind Dabei. (…)

Die Regenbogenfahne repräsentiert die Herrschaft, die unsere globalen Eliten errichten und behalten wollen. In dieser Ordnung ist Dissenz unzulässig. Wer sich gegen diese Fahne und das, wofür sie steht, wendet, ist kein Mitbürger, der besorgt ist, daß eine Gesellschaft ohne klare Markierungen für die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht funktionieren kann. Er ist ein Hasser und Heuchler. (...)

Zum Vergleich empfiehlt sich der Blick auf einen Artikel vom Sonntag auf katholisch.de, wo die Regenbogefahne in lyrischen Tönen als der Ausdruck des Schönsten und Guten in allen Religionen buchstäblich in den Himmel gehoben wird.

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Unterm Regenbogen II

(28. 6. 2021)

Bild: aus dem zitierten Artikel auf katholisch.de

Ein nettes Beispiel dafür, wie man aus Bibeltexten herauslesen kann, was immer man will - wenn man nur die Tradition verwirft und der Mode des Tages hinterherläuft - bietet Redakteur C. P. Hartmann auf katholisch.de - klar, wer sonst würde solchen Blödsinn veröffentlichen.

In Finnland hat er die weltberühmte Exegetin Joanna Töyräänvuori (in Wirklichkeit ist es wohl eher eine Dozentin für altorientalische Sprachen) ausfindig gemacht, die herausgefunden hat, was in Levitikus 18.22 wirklich steht. Nicht wie bisher gelesen „Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel.“ Auch nicht wie gerne genommen: „Ein Mann darf mit einem anderen Mann keinen Sex in dessen Ehebett haben.“ Den aktuellen Stand der Wissenschaft arbeiten die Forscherin und der Interviewer dann zu dessen großer Begeisterung so heraus: Es sollen nicht zwei Männer mit einer Frau schlafen.

Die pseudo-wissenschaftlichen Bauchaufschwünge und Purzelbäume, die sie und ihr begeisterter Interviewer in einem langen Text unternehmen müssen, um zu diesem Ergebnis zu kommen, sind schon einen herzhaften Lacher wert.

Oder verursachen kaltes Grausen, je nach Temperament.

Weils so schön passt zur Erinnerung der Blick auf einen anderen Artikel vom Sonntag auf katholisch.de, wo die Regenbogefahne in lyrischen Tönen als der Ausdruck des Schönsten und Guten in allen Religionen buchstäblich in den Himmel gehoben wird.

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„Ich bin die Einheit“

(30. 6. 2021)

Bild: aus dem zitierten Artikel auf lifesite.news

Mit diesem bemerkenswerten Satz – unter anderen – verteidigte der Dijoner Erzbischof Minnerath vor 300 Demonstranten seine Entscheidung, die beiden Priester der Petrusbruderschaft wegen „Konzelebrationsverweigerung“ nicht länger in seinem Machtbereich wirken zu lassen. Die Wiedergabe des „Dialogs“ zwischen Bischof und Demonstranten auf LifesiteNews ist lesenswerrt – vielleicht schaffen wir noch eine Übersetzung.

Es wäre billig, dem Bischof seinen autoritären Auftritt vorzuwerfen – immerhin hat er sich einer Diskussion gestellt, die andere um jeden Preis vermeiden. Und er hat durchaus seine Punkte: Der nun voll aufgebrochene Konflikt verweist unübersehbar auf den Geburtsfehler von Summorum Pontificum: die Rechtsfiktion, daß neuer und alter Ritus zwei Formen des einen römischen Ritus darstellen. Juristisch mag das eine Zeit funktionieren - im realen Leben gerät die Fiktion angesichts der radikalen Wegentwicklung der Kirche von ihren Traditionen in Konflikte, die sie nicht mehr überbrücken kann.

Die Zahl der aktiven Mitglieder des Bistums Dijon ist im dramatischen Sinkflug, bald wird das Erzbistum – Frankreich hat keine Kirchensteuer – die letzten Erbschaften aufgezehrt haben. Und dann? Ein wirklicher „liturgischer Friede“ wird wohl erst eintreten, wenn die Modernisten ihre Hoffnung aufgeben, die Tradition „abschaffen“ zu können. Das wird noch dauern.

Hier ein Video von der Veranstaltung.