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Acht Jahre Summorum Pontificum

Am 8. Jahrestag von Summorum Pontificum sind im Bereich der Tradition Elemente von Stagnation unübersehbar. Da tröstet es überhaupt nicht, wenn es anderswo immer deutlicher rückwärts geht – außer beim modernistischen Umbau der Kirche, der gerade in Deutschland von Jahr zu Jahr schneller vorangetrieben zu werden scheint. „Motus in fine velocior" zitierte Roberto de Mattei vor zwei Jahren ein altes Sprichwort, und man sieht im näheren Umkreis wenig, das man dem entgegensetzen könnte.

Allerdings muß man sich auch davor hüten, die mitteleuropäischen Verhältnisse und die in Deutschland ganz besonders zum Maßstab zu machen. Deutlich positiver verläuft die Entwicklung in den Vereinigten Staaten, wo eine ganze Reihe von Bischöfen um die Umsetzung von Summorum Pontificum bemüht sind und immer mehr Gläubige an Sonntagsmessen im überlieferten Ritus teilnehmen können – wenn sie das wollen. Auch aus England ist Erfreuliches zu berichten, gerade in den letzten Tagen wurde eine Kirche ganz offiziell der Petrusbruderschaft für die Zelebration und Sakramentenspendung im alten Ritus übertragen, und aus Italien vertriebene Franziskaner der Immakulata übernehmen im Bistum Portsmouth zum Herbst eine reguläre Pfarrei. In Italien hat demgegenüber der von der Ordenskongragation betriebene Feldzug gegen die FFI viele in den vergangenen Jahren angebotene „Alte Messen" wieder verschwinden lassen. In Frankreich herrschen wegen der starken Präsenz der Piusbruderschaft besondere Bedingungen, die es vielen Gläubigen deutlich erleichtern, an der alten Liturgie teilzunehmen – und es deren Gegnern erschweren, etwas dagegen zu unternehmen.

Für die Länder des deutschsprachigen Raumes verdienen drei Einzelereignisse der letzten Woche besondere Hervorhebung:

In der Schweiz hat Bischof Huonder, der in seinem relativ kleinen Bistum auf der Grundlage von Summorum Pontificum" bereits zwei Personalpfarreien eingerichtet hat, auch noch einen Bischofsvikar für die Angelegenheiten des Alten Ritus eingesetzt. In Österreich hat Bischof Schwarz von Linz die Initiative ergriffen, um einen Diakon der Petrusbruderschaft in seiner Kathedrale die Priesterweihe nach dem überlieferten Ritus zu erteilen. Und in Deutschland hat Aachens Bischof Mussinghoff wieder einmal die Karfreitagsfürbitte bemüht, um seine jüdischen Dialogpartner gegen die überlieferte Liturgie und Lehre der Kirche in Stellung zu bringen. Bischöfe, die sich dafür einsetzen, die mit Summorum Pontificum vorgegebene Gesetzeslage auch umzusetzen, wirken in Deutschland eher im Hintergrund, die realen Machtverhältnisse mahnen zur Vorsicht.

Wenn es hierzulande überhaupt eine Kraft geben sollte, die das auf Protestantisierung der Liturgie und Verweltlichung der Lehre orientierte Machtkartell der Bischofskonferenz aufbrechen könnte, dann nicht so sehr durch die Verteidigung der überlieferten Liturgie, sondern durch den Einsatz für die überlieferte Lehre, die von den „Kasperiten" derzeit auf beispiellose Weise attackiert wird. Hier werden – kirchenpolitisch gesehen – interessante Bündnislinien sichtbar, die unfruchtbare Frontstellungen der Vergangenheit überwinden könnten.

In jedem Fall ist Deutschland auch und gerade kirchlich gesehen nicht der Nabel der Welt. Die bevorstehende Bischofssynode hält in dieser Hinsicht für die bequem auf Kirchensteuer-gefüllten Geldsäcken ruhenden Prälaten und Gefolge noch einige Überraschungen bereit. Auch weltkirchlich gesehen gehen Verteidigung der überlieferten Lehre und Anerkennung des Wertes der überlieferten Liturgie vielfach gut zusammen – besonders deutlich bei Kardinälen wie Ignatius Napier oder Robert Sarah, der als Präfekte der Gottesdienstkongregation für die Gestalt der Liturgie weltweit zuständig ist. Wenn er sich dafür ausspricht, die Kontinuität mit der liturgischen Tradition zu wahren und Mißständen der aktuellen liturgischen Praxis durch Rückgriff auf die Tradition zu wehren, hat das besonderes Gewicht.

Besonderes Gewicht einmal deshalb, weil Sarah wie Kardinal Ranjith, der in der Kongregation die gleichen Positionen vertrat, aus der dritten Welt kommt und der Behauptung den Boden entzieht, die liturgische Tradition sei eurozentrisch entstellt und müsse durch Inkulturation für die Globalisierung aufgebrochen werden. Dann aber auch, weil S.E. Sarah erst letzten November von Papst Franziskus in dieses Amt berufen wurde und nicht als irrelevanter Vertreter eines ancien Regime abgetan werden kann. Erwartungen, Franziskus werde sich aktiv bemühen, die von seinem Vorgänger erreichte Verbesserung der Rechtsstellung der Tradition rückgängig zu machen, haben sich bisher nicht erfüllt – derlei steht wohl nicht auf der Prioritätenliste des Mannes aus Argentinien.

Eine positive Entwicklung der letzten Jahre, die uns bisher weniger ins Auge gefallen ist, soll hier wenigsten kurz angesprochen werden. Neben der nach wie vor für alle traditionsorientierten Gläubigen im Zentrum stehenden eigentlichen Feier der überlieferten Liturgie, Sakramentenspendung und Katechese entwickelt sich ein offenbar immer breiter werdender Unterbau von Fachtagungen, Sommerschulen, Gregorianik-Workshops und anderen Zusammenkünften, auf denen Priester und Laien, Fachleute und Amateure ihr Wissen um die liturgische Tradition vertiefen, Anregungen empfangen und weitergeben, und so die Voraussetzungen dafür schaffen, die liturgische Tradition als einen der unaufgebbaren Ankerpunkte im Bewußtsein der Gläubigen zu erhalten. Berichte von solchen Veranstaltungen oder über die daraus oft hervorgehenden Veröffentlichungen sollten hier in Zukunft eine größere Rolle spielen. Voraussetzung dazu wäre allerdings eine etwas freigebigere Versorgung mit entsprechenden Informationen.

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