„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Was heißt hier „unumkehrbar“?
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- 05. Juli 2023
Seit seinem Amtsantritt hat Papst Franziskus mehrfach bekräftigt, die von ihm verfügten „Reformen“ unumkehrbar machen zu wollen. Mit der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und der Aussicht auf ein neues Konklave haben sich die dahingehenden Anstrengungen verstärkt. Die Ernennung seines alten Freundes Fernàndez zum Leiter der früheren Glaubenskongregation ist ja nur der bisher letzte und skandalöseste Schritt in dieser Richtung. Zuvor hat er den Synodenexpress auf den Weg gebracht, der Kurie eine neue Geschäftsordnung und dem Vatikanstaat eine neue Grundordnung verpasst. In 10 Regierungsjahren hat er neben Traditionis Custodes mehr als 50 Motu-proprios erlassen, die zumeist ohne die Beteiligung der theoretisch zuständigen Kurialbehörden und fast immer ohne Einbeziehung von Sachverstand zustande gekommen sind. Die meisten davon sind nichts als Ausdruck seines unbedingten Willens, der Kirche Christi seinen, des Jorge Mario Bergoglio S.J., persönlichen Stempel aufzudrücken. Dazu dann die Personalpolitik. Inzwischen ist die Mehrheit der Kardinäle von Franziskus ernannt worden – freilich nach oft unerfindlichen Kriterien und fast alle ohne römische Erfahrung und Hintergrund. Zusätzlich hat er für eine Reihe wichtiger Bischofssitze in Europa und den USA notorisch progressive Mittfünfziger als Bischöfe eingesetzt, die dort auf Jahrzehnte in seinem Geist wirken sollen.
Ist damit alles gelaufen? Wird der Bergoglianismus die Zukunft der Kirche bestimmen?
Die römischen Jesuiten und die St. Gallener Mafia hätten das gerne so, aber ob sie ihren Willen tatsächlich bekommen, ist heute eher ungewisser als noch vor vielleicht zwei, drei Jahren. Die erbarmungslose Brutalität, mit der Franziskus & Co ihren Willen durchzusetzen versuchen, hat ihm ja nicht nur die Mehrzahl der Mitarbeiter in den römischen Behörden entfremdet, die seit Jahren „Dienst nach Vorschrift“ schieben und ansonsten abwarten, daß das Verhängnis sein Ende findet. Vielleicht weniger in Deutschland, aber doch in nicht wenigen Ländern und bestimmt in Nordamerika und Afrika gibt es neben den Laien auch viele Priester, Bischöfe und ja, auch Kardinäle, die das Abbruchunternehmen mit Schrecken verfolgen, sich dem Elend auch auf unterer Ebene, soweit es in ihren Kräften steht, entgegen stellen – aber schlichtweg nicht wissen, wie man sich als Katholik einem Papst widersetzen kann, der immer öfter Anlaß zu der Frage gibt: „Ist das denn überhaupt noch katholisch?“.
Diese Frage treibt nicht nur die Traditionalisten der verschiedenen Härtegrade um, sondern auch viele Kleriker und Laien, die sich durchaus in einer vom II. Vatikanum geprägten Kirche zuhause fühlen – die aber im gegenwärtigen Regiment nicht nur die ältere, sondern auch die jüngere Tradition nicht mehr wiedererkennen können.
Präfekt Fernàndez
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- 03. Juli 2023
Wie sich die Zeiten ändern: Im Jahr 2009 hatte die Glaubenskongregation (damaliger Präfekt Kardinal Levada) die von der argentinischen Bischofskonferenz eingeleitete Ernennung von Victor Manuel Fernàndez zum Rektor der katholischen Universität von Argentinien zunächst abgelehnt. Sehr zum Ärger des damaligen Vorsitzenden der argentinischen Bischöfe, Bergoglio. Die römischen Glaubenswächter waren im Werk des Theologen über mehrere höchst bedenkliche Positionen gestolpert, und erst nachdem diese „irgendwie“ ausgeräumt waren, konnte die Ernennung 2010 erfolgen. Und nun hat also Bergoglio den Fernàndez selbst zum Chef des einst hochgeachteten ehemaligen „Heiligen Offiiziums“ eingesetzt – ein sprechenderes Beispiel für den Niedergang Roms ist kaum vorstellbar.
Zweifellos haben die Beobachter Recht, die diese ebenso absurde wie angesichts von Charakter und Werk der handelnden Personen nachvollziehbare Ernennung als Versuch des zunehmend gebrechlicher werdenden Franziskus betrachten, für eine befürchtete Zeit längeren Siechtums einen zuverlässigen Sachwalter zu installieren, so wie das John Allen auf Crux unter der Überschrift „Pope Francis has just given the Vatican his Ratzinger“ vermutet. Und wahrscheinlich gehen auch die Kommentatoren nicht fehl, die vermuten, Franziskus ziele mit dieser Entscheidung darauf ab, Fernàndez als seinen Nachfolger aufzubauen. Franziskus und die anderen Jesuiten an den Schalthebeln der Macht haben oft genug ihren festen Willen erklärt, die in ihrem Pontifikat vorgenommenen angeblichen Reformen „unumkehrbar“ zu machen. Anmaßung und Hybris hinter diesem Anspruch haben, soweit wir das sehen, in der Geschichte der Kirche bisher kein Vorbild.
Zur Sache selbst hat Franziskus selbst in seinem Brief, den er dem neuen Präfekten gleichsam als Auftrag mit auf den Weg gegeben hat, alles gesagt, was für uns zu wissen nötig ist: „Das Amt, dem du künftig vorstehen sollst, hat sich in früheren Zeiten unmoralischer Methoden bedient. Das war zu den Zeiten, als man weniger theologisches Wissen gefördert, als mögliche Irrtümer in der Lehre verfolgt hat. Was ich von Dir erwarte ist auf jeden Fall etwas ganz anderes.“ Eine noch härtere Absage an die Verbindlichkeit der Lehre der Kirche und bindende Kraft ihres Lehramtes, als sie ein solches noch beanspruchte, ist schwer vorstellbar. In Zukunft soll alles möglich sein. Und das entspricht genau dem schon seit den ersten Amtstagen von Franziskus verfolgten Kurs.
Die Deutschkirche im Absturz
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- 30. Juni 2023
Diese Zahl übertrifft unsere schlimmsten Erwartungen: Über eine halbe Million Katholiken (522 821) sind im vergangenen Jahr aus der staatskirchlich organisierten Gemeinschaft mit derzeit um die 20 Millionen eingetragenen Mitgliedern ausgetreten – hier die offiziellen Zahlen. Eine weitere Viertelmillion (245 000) ist durch Tod aus der irdischen Zählung herausgefallen. Beides zusammen stellt die bei weitem größte jemals erfaßte Verlustrate dar.
Die Zahl der Zugänge steht dazu in einem erschreckenden Mißverhältnis: 150 000 Personen, größtenteils Kleinkinder, wurden durch die Taufe neu in die Kirche aufgenommen, und mit 3749 „Wiedereintritten“ erreicht deren Zahl noch nicht einmal die Größenordnung von 1 Prozent der in jedem einzelnen Vorjahr Ausgetretenen.
Prognosen für die kommenden Jahre sind schwierig. Bei den Todesfällen ist entsprechend der Altersstruktur – die über 60-jährigen sind nach wie vor die größte Altersgruppe – mit einer Zunahme zu rechnen, hinsichtlich der Austritte hat man kaum Anhaltspunkte, weil es wenig Informationen über die Gründe gibt, die im Einzelfall zum Weggang führen. Da die allgemeine Situation der Kirche in Deutschland sich in diesem und dem kommenden Jahr kaum verändern wird, dürften auch die Austrittsgründe erhalten bleiben. Außerdem neigen insbesondere die mittleren Jahrgänge dazu, bei einer sich verschlechternden Wirtschaftssituation die Kirchensteuer als Streichposten zu betrachten und früher oder später einzusparen. Der jährliche Verlust von über 700 000 Mitgliedern dürfte also für die absehbare Zeit bestehen bleiben.
Versucht man, trotz der wenigen vorliegenden Informationen über die Gründe für die Austrittswelle nachzudenken, fallen mehrere Problemfelder ins Auge.
Eine Wende im Genderwahn?
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- 29. Juni 2023
Der Genderwahn in all seinen Erscheinungen ist für Summorum Pontificum normalerweise kein Thema – erstens, weil die Seuche in Europa (noch) nicht gar so heftig wütet wie in Nordamerika, und zweitens, weil Katholiken, selbst wenn sie nur Teilbestände des Glaubens bewahrt haben, dieser Epidemie gegenüber doch relativ immun sind. Was nicht verhindert, daß die Seuche insbesondere in synodalistischen Kreisen – deutschen ebenso wie vatikanischen – auch schon zahlreiche Opfer gefordert hat – bis hin zu den Verfassern des neuesten Instrumentum Laboris. Doch am nordamerikanischen Ursprungsort beginnen sich jetzt Gegenkräfte zu formieren, und deshalb halten wir den im Folgenden übersetzten Artikel von Jayd Henricks aus TheCatholicThing vom 29. 6. auch für deutsche glaubenstreue Katholiken für lesenswert.
Der Artikel enthält zahlreiche Links zum Beleg einzelner Aussagen oder zu vertiefenden Hinweisen. Wer gut und gerne Englisch liest, ist gut beraten, die Originalfassung zu lesen.
Wir alle sind darauf angelegt, nach Sinn zu suchen – und diese Suche war in der bisherigen Geschichte vom Glauben angeleitet. Allerdings ist die Religion in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Geschwindigkeit aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Indem der Glaube aus der Kultur, der Politik und der Bildung herausgedrängt wurde, hat er in zahllosen Herzen und Geistern Leere hinterlassen. Die Natur läßt es nicht zu, daß irgendwo ein Vakuum besteht, und das Bedürfnis nach Sinngebung äußert sich derzeit oft im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Die Gegenstände dieses Kampfes wechseln naturgemäß, aber die letzten zehn Jahre waren vor allem von dem Kampf darum geprägt, der jeweils selbst bestimmten sexuellen Identität Anerkennung zu verschaffen oder diese nach Kräften zu fördern.
Jede gegen den gesellschaftlichen Konsens angehende Bewegung, besonders, wenn sie etwas so tief Verwurzeltes wie die Religion verdrängen will, beginnt damit, Toleranz für sich einzufordern, erweitert diese Forderung dann allmählich in Richtung Anerkennung und Gutheißung und verlangt schließlich ausdrückliche Akklamation. LGBT+ ist inzwischen zu einer Art Staatsreligion geworden, die die Anerkennung jeder sexuellen Identität verlangt, welcher Art auch immer, und sei sie noch so sehr gegen die individuellen Überzeugungen anderer gerichtet.
Keine „Alte Messe“ im Petersdom
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- 27. Juni 2023
Auch in diesem Jahr wird es Ende Oktober wieder eine „Wallfahrt der Tradition“ nach Rom geben, veranstaltet wie stets durch die Trägerrunde des Coetus Internationalis Summorum Pontificum, in dem unter anderem die internationale Föderation Una Voce, die Latin Mass Society und Pro Missa Tridentina Deutchland zusammenarbeiten. Aber anders als bei den vorhergehenden 10 Wallfahrten wird es in diesem Jahr kein feierliches Hochamt am Samstag im Petersdom geben: Der zuständige Verwaltungschef Mauro Gambetti hat die dazu erforderliche Genehmigung verweigert. Den aktuellen Stand des Programmes können Interessenten der Website der Veranstalter entnehmen.
Das einzige halbwegs Überraschende an dieser Verweigerung ist, mit welcher unverholen Brutalität und Stumpfheit das derzeitige Kirchenregiment seinen Plan verfolgt, die überlieferte Liturgie, wie sie gerade an diesem Ort ohne große Veränderungen anderthalb Jahrtausende lang gefeiert wurde, für unzulässig zu erklären und aus dem öffentlichen Leben der Kirche zu vertreiben. Glauben sie wirklich, das könnte gelingen, während doch die Mehrheit der Ortskirchen und Gemeinden, die teils aus eigenem Willen, teils unter Zwang, die der Kirche aufgezwungene Reformliturgie feiern, nach Glaubenstreue, Gottesdienstbesuch und Mitgliederzahlen im freien Fall sind?
Aber vielleicht sind die aktuellen Machthaber einfach nur wütend, weil die Gemeinschaften der Tradition von diesem globalen Niedergang der Kirche des Konzilsgeistes nicht betroffen sind, sondern ganz im Gegenteil erfreulichen Aufschwung nehmen. Besonders erbost ist man an zuständiger Stelle über die zahlreichen Priesterweihen (bei der FSSP, beim ICK, bei IBP) in diesem Jahr – wie es heißt, werden wieder einmal zusätzliche Disziplinierungsmaßnahmen erwogen.
Die Wallfahrt – die übrigens mit um die 1000 erwarteten Teilnehmern bei weitem nicht die Größenordnung der Wallfahrten Paris-Chartres erreicht – wird in jedem Fall stattfinden, und die Organisatoren sind bemüht, den teilnehmenden Priestern Möglichkeiten zur Feier der Messe im Ritus authenticus in den wenigen römischen Kirchen zu schaffen, die das noch zulassen. Zum üblichen Termin in der Peterskirche selbst – wenn nicht auch da noch Widerspruch eingelegt werden sollte – ist eine Prozession zum Grab der Apostelfürsten und eine gesungene Sext vor dem Altar der Kathedra vorgesehen.
Priesterweihe des IBP in Bordeaux
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- 26. Juni 2023
Kath.net dokumentiert heute mit freundlicher Genehmigung des Kardinals und in voller Länge die Predigt, die Kardinal Gerhard Ludwig Müller am vergangenen Samstag anläßlich der Erteilung der Priesterweihe in Bordeaux gehalten hat. Dafür sind wir kath.net dankbar – die Predigt enthält viel Wertvolles und ist zur Lektüre in ganzer Länge sehr empfehlenswert. Kath.net „vergißt“ es allerdings, zu erwähnen, wer da in Bordeaux geweiht worden ist, nennt aber immerhin den Namen der Kirche: Saint-Eloi – die uns und vielen anderen als Sitz einer Personalpfarrei des Institut Bon Pasteur wohl bekannt ist.
Die französische Website Riposte-catholique spricht denn auch ganz eindeutig von der Weihe von sechs Priestern für das Institut, während die Website des IBP selbst zumindest am Montag-Vormittag mit der Nachricht noch hinter dem Berg hält.Inzwischen sind allerdings Photos auf der Website des Seminars aufgetaucht. In der Tat: allzu laute Beifallsbekundungen sind in den Zeiten von Traditionis Custodes und anhaltenden römischen Auseinandersetzungen über die Zukunft der Gemeinschaften des überlieferten Ritus nicht angebracht. Aber ein wenig Freude sei uns doch gegönnt - zumal am Samstag auch noch ein Diakon geweiht wurde und bereits im Frühjahr eine weitere Priesterweihe stattgefunden hatte. Sieben Neupriester - das stellt soweit wir wissen den bisher stärksten Weihejahrgang des IBP überhaupt dar. Dazu kommt, daß Kardinal Müller hier ein weiteres Mal seinen Willen bekräftigt hat, alles in seiner Kraft Stehende zu tun, um das Überleben der Institute der Tradition in der Zeit der Verfolgung zu sichern. Priesterweihen sind ein ganz wesentliches Element dieser Bestandssicherung.