„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Was läuft da bei den Thomas-Christen?
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- 11. September 2023
Seit Jahren gibt es in der mit Rom verbundenen Syro-Malabarischen Kirche Südindiens heftige Auseinandersetzungen um eine – anscheinend – liturgische Frage. Besonders in der Großstadt Ernakulam hat diese Auseinandersetzung bizarre Formen angenommen: Da werden denn auch schon einmal auf öffentlichen Demonstrationen Bilder und Puppen von Vertretern der Gegenseite auf Scheiterhaufen verbrannt, und bei einem kürzlich stattgefundenen Besuch einer römischen Delegation wurde – von beiden Seiten – mehr oder weniger offen mit der Aufkündigung der Kirchengemeinschaft gedroht.
Nach dem wenigen, was darüber normalerweise im Westen verlautet, geht es vor allem um die Frage der Zelebrationsrichtung. Nach einer jahrhundertelangen Geschichte der „Romanisierung“ des möglicherweise bis auf die Thomaschristen zurückreichenden autochthonen Ritus hatten die Syro-Malabaren nach der Liturgiereform auch die „Wendung zum Volk hin“ mitgemacht. Nun hat allerdings in den letzten Jahrzehnten nach der politischen auch die geistige „Entkolonialisierung“ große Fortschritte gemacht, und in deren Zuge kehrten viele Gemeinden wieder zur ursprünglichen Zelebrationsrichtung „ad orientem“ zurück. In unterschiedlichem Maß scheinen aber auch andere frühere Traditionen wieder belebt worden zu sein – etwa hinsichtlich der liturgischen Sprache und auch der in der Liturgie verwendeten Musik. Auf der anderen Seite ging aber auch die „Modernisierung“ weiter – wie es heißt wurde, von den Texten selbst einmal abgesehen, das Erscheinungsbild der Gottesdienste in den „progressiven Gemeinden“ immer mehr dem einer Messfeier nach dem Novus ordo angeglichen.
Zum Fest Mariä Geburt
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- 08. September 2023
Über Leben und Person der Gottesmutter wissen wir mit einiger Sicherheit nur das Wenige, das in den Evangelium gesagt wird. Zu Herkunft und Familie ist darin so gut wie gar nichts zu erfahren. Um diesem Mangel abzuhelfen, verfaßte ein unbekannter Autor, der sich als der „Herrenbruder“ Jakobus ausgab, eine Schrift, die als „Protoevangelium des Jakobus“ oder „Kindheitsevangelium Mariens“ bezeichnet wird. Die Schrift beginnt mit Kapiteln über Herkunft und Geburt Mariens und reicht bis zur Geburt Jesu in Bethlehem und der darauf folgenden Verfolgung des Herodes. Sie ist um das Jahr 160 entstanden und erfreute sich in der Frühzeit des Christentums großer Beliebtheit. Der in mehreren Sprachen und Textvarianten erhaltene Text von (in deutscher Übersetzung) etwa 25 Druckseiten ist wegen seiner stark legendenhaften Züge von der Kirche nie als kanonisch anerkannt worden und wird heute zu den „apokryphen“ Schriften gezählt.
Andererseits macht der Text aber insbesondere in seiner Version der Weihnachtsgeschichte deutlich, daß die jungfräuliche Geburt Jesu bereits in der frühesten Zeit zum Glaubensgut gehörte und hat so zweifellos auch zur Dogmatisierung dieses Glaubenssatzes beigetragen. Hieronymus von Jerusalem hat des Buch gekannt und geschätzt: Er bietet in einer seiner Schriften eine interpretierende Nacherzählung seiner wesentlichen Inhalte, die ihrerseits von Jacopo de Voragine († 1298 ) in seinem Kapitel über das Marienleben nacherzählt wird. Von daher sind einzelne Szenen aus dem Kindheitsevangelium Mariens auch in die bildende Kunst eingewandert und haben – wie im deutschen Sprachraum durch Martin von Cochems „Großes Leben Christi“ – jahrhundertelang den Volksglauben geformt. Jenen Volksglauben, der dem Unglauben moderner Hochschultheologen bei weitem vorzuziehen ist, weil er zu Christus hin und nicht von ihm wegführt.
Nach dem „Protoevangelium“ war Maria die Tochter Joachims und Annas aus dem Stamm Levi.
Neues aus und über Turin?
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- 06. September 2023
Bei der Behandlung übernatürlicher Phänomene wie Heilungen in Lourdes, blutenden Hostien oder weinender Marienstatuen hält sich Summorum Pontificum aufs Äußerste zurück. Nicht, weil wir die Möglichkeit solcher übernatürlicher Erscheinungen prinzipiell bestreiten wollten. Das Glaubensbekenntnis ist von der göttlichen Erschaffung der Welt bis zur Auferstehung der Toten voll davon, und wir stimmen jedem Einzelnen davon aus ganzem Herzen zu. Wenn Gott die Welt und ihre Naturgesetze erschaffen hat, dann liegt es auch in seiner Macht, in diese Gesetze nach seinem Plan und Willen einzugreifen. Grund für unsere Zurückhaltung ist vielmehr, daß unsereins von diesen Gesetzen der Natur selbst viel zu wenig versteht, um im konkreten Fall mit einiger Sicherheit sagen zu können, wo die Natur aufhört und die Übernatur beginnt. Ein Verständnismangel, den wir mit vielen Leuten gemeinsam haben – auch solchen, die die Phänomene der Natur wissenschaftlich erforschen. Zwar verschieben die Wissenschaftler die Grenze zwischen Erklärbarem und Unerklärbarem ständig – aber es hat nicht den Anschein, daß der Anteil des mit ihren Methoden Unerklärbaren wirklich kleiner würde.
Mit dieser umständlichen Einleitung wollen wir uns Raum schaffen für die Weitergabe einer höchst wundersamen Nachricht, die Fr. John Zuhlsdorf unter Datum vom 6. September auf seinem Blog weitergegeben hat – ebenfalls ohne sich hinsichtlich der Glaubwürdigkeit dieser Mitteilung festzulegen. Es geht – wieder einmal, möchte man sagen – um das sog. „Leichentuch von Turin“, und dabei konkret um bei der Untersuchung von Aufnahmen dieses Tuches entstandene Visualisierungen, die das „Internationale Institute for Advanced Studies of Space Representation Sciences“ in Palermo bereits vor drei Jahren veröffentlicht hat.
Kommunion für alle, außer...
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- 04. September 2023
Bei der Trauermesse für den verstorbenen Erzbischof von São Salvador da Bahia am 28. August war auch ein Vertreter der örtlichen moslemischen Hochschule, Sheikh Ahmad Saleh Mahaira, anwesend. Wogegen nichts einzuwenden ist. Allerdings trat der Sheikh (Ehwürdiger Ältester), der durch seine Kleidung und Kopfbedeckung klar als Moslem erkennbar war, bei der Kommunionspendung mit nach vorne und bekam vom Zelebranten Erzbischof Geremias Steinmetz von Londrina auch anstandslos den Leib des Herrn ausgehändigt. Bei einem traditions- und kirchnrechtstreuen Katholiken, der kniend die Mundkommunion erbeten hätte, wäre das vielleicht anders gelaufen…
Erzbischof Steinmetz erklärte sein sakrilegisches Verhalten zunächst mit der (angeblichen oder tatsächlichen) langjährigen Freundschaft zwischen dem verstorbenen Kardinal und dem Sheikh. Dann schob er noch den Versuch einer theologischen Erklärung oder Rechtfertigung nach. Dazu zitierte er zunächst den freilich vor Mißverständnissen und unzulässigen Vereinfachungen strotzenden 3. Abschnitt der Konzilserklärung Nostra Aetate:
3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. (Zitiert nach der offiziellen Version der Konzilstexte)
Anschließend greift er nach dem Dokument Desiderio Desideravi des gegenwärtig glücklos herrschenden heiligen Stiefvaters Franziskus, dessen Inhalt er in folgender Weise wiedergibt:
Von Gideon und Joshua zu Anna und Simeon
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- 01. September 2023
Der Eintrag im Martyrologium Romanum zum 1. September ist einer der längsten, denen wir bisher begegnet sind. Er enthält eine große Zahl von Märtyrern und Märtyrerinnen der Verfolgungszeit aus vielen Provinzen des römischen Reiches von Kleinasien bis Spanien. Aus „Aquas Duras in Constantiensi Germaniae territorio“ (Heute Bad Zurzach, etwa mittig zwischen Konstanz und Basel auf der schweizer Seite der Grenze), ist die heilige Einsiedlerin Verena (Feiertag in den Bistümern Basel und Freiburg) genannt. Sie soll, so will es die Überlieferung, im Tross der weitgehend aus Christen bestehenden Thebäischen Legion aus ihrer ägyptischen Heimat nach Gallien gekommen und nach deren Abschlachtung in der Christenverfolgung Diokletians mit den Resten der Legion in Alemannien „untergetaucht“ sein. Sie widmete sich dort der Pflege von Verwundeten und Kranken und gewann durch ihren frommen Lebenswandel und Wunderheilungen das Vertrauen der noch heidnischen Alemannen, an deren schließlicher Bekehrung ihr maßgeblicher Anteil zugeschrieben wird.
Doch nicht diese bemerkenswerte Frauengestalt – über die selbst man wenig mehr als das oben Angeführte mit einiger Sicherheit aussagen kann – findet unsere besondere Aufmerksamkeit, sondern der knappe Zweizeiler:
In Palaestina sanctorum Josue et Gedeonis; Hierosolymis beatae Annae Prophetissa, cujus sanctitatem sermo Evangelicus prodit.
Die Prophetin Anna von Jerusalem ist natürlich keine andere als die fromme „Witwe von 84 Jahren“, von der das Lukasevangelium (2, 36 – 38) berichtet, die seit langem im Tempel lebte und bei der Darbringung des Jesuskindes hinzukam und „Gott lobte und von ihm zu allen redete, die auf die Erlösung Israels warteten“. Der bei der gleichen Gelegenheit auftretende „Greis Simeon“ (Lukas i2, 25 – 34), dem die Kirche das „Nunc dimmitis“ verdankt, wird in unserem Martyrologium am 8. Oktober genannt. Bei beiden gelten die angeführten Tage in der Überlieferung als „dies natalis“ – als Tag des Weggangs von der Erde und Hinübergeburt in die ewige Herrlichkeit.
Hl. Paulinus, bitte für uns!
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- 31. August 2023
Der routinemäßige Blick in unser Martyrologium vom Jahrgang 1922 hat uns dazu bewogen, den für das Ende der Sommerpause geplanten Rückblick auf die römischen Katastrophen und Kataströphchen der vergangenen Wochen noch etwas aufzuschieben: Die Festtage und Heiligengedächtnisse von heute und morgen haben größeres Gewicht. In Trier und Umland feiert man heute (oder feiert man auch nicht) den Tag des heiligen Paulinus, Bischof der damaligen Kaiserstadt Augusta Treverorum in den Jahren 347 – 353 und eine wichtige Gestalt in den diese Zeit prägenden Auseinandersetzungen zur theologischen Klärung der gott-menschlichen Natur Jesu Christi: War Christus als das inkarnierte Wort Gottes gleichrangige und ungeschaffene Person im Geheimnis der dreifaltigen Gottheit – oder war er letztlich nur eine freilich mit höchstem Rang ausgestattete Schöpfung des einen und einzigen Gottes?
Prominentester Vertreter der mehrfach als Häresie erkannten und verurteilten zweiten Position in dieser Auseinandersetzung war der Nordafrikaner Arius (~260 – ~330), nach dem diese Denkrichtung denn auch benannt wurde: Der Arianismus. Eine einheitliche Denkschule war das freilich nicht. Jeder ihrer (damals) prominenten Vertreter hatte seine eigenen Vorstellungen und Akzentuierungen. Waren diese Fragen zunächst (etwa ab 315) nur Diskussionspunkte von Theologen in der noch um ihre Identität zwischen absolut montheistischem Judentum und chaotisch-polytheistischem Heidentum ringenden jungen Kirche, so geriet sie schnell in den Sog politischer Auseinandersetzungen zwischen den Machthabern und Usurpatoren des in Spaltung und Auflösung begriffenen römischen Reiches. Deshalb dauerten die daraus entstehenden Auseinandersetzung auch noch nach der theologischen Klärung auf dem ersten Konzil von Nikäa (325) an und wurden – zumindest für den Machtbereich des Kaisers – erst mit der endgültigen und offiziellen Anerkennung des Christentums als Staatsreligion (379) und dem Konzil von Konstantinopel (381) beendet.