„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Ein neuer Katechismus mit altem Credo
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- 27. Oktober 2023
Am 26. Oktober hat Weihbischof Schneider in Rom eine Neuveröffentlichung vorgestellt, die auf der Wunschliste vieler glaubenstreuer Katholiken gestanden haben dürfte. Der Titel sagt schon viel: Credo Compendium of the Catholic Faith – abgekürzt CCC – und der Inhalt verspricht, das einzulösen, wovon viele reden, ohne es wirklich zu können oder zu wollen: Die Lehre und den Glauben der katholischen Kirche, so, wie er vom Evangelium und den Aposteln überliefert und seither vertieft verstanden worden ist, ohne Abstriche, Unklarheiten und Zweideutigkeiten in der Gegenwart zu verkünden und zu erklären. In einer Gegenwart, die, soweit der „Wertewesten“ reicht (und leider anderswo auch), diesem Glauben gegenüber zunehmend feindlich auftritt, weil sie es nicht ertragen kann, irgend etwas anzuerkennen, das der Mensch nicht selbst gemacht oder seiner Willkür unterworfen hat.
Wie weit der Bischof diese Aufgabe gemeistert hat, der sich die Mehrheit seiner Amtsbrüder und die Kirchenführung bis hin zum Papst einschließlich ja offensichtlich nicht gewachsen fühlen, werden wir dann sehen, wenn wir das Buch in der Hand haben. Bis dahin wollen wir kurz über die Frage nachdenken: Ja darf der das denn? Kann ein einfacher Bischof, ein Weihbisch gar nur, eine Art „Konkurrenzprodukt“ oder „Korrekturprojekt“ zum CCC Catechism of the Catholic Church herausbringen?
Um das zu beantworten, muß man klar sehen, was ein Katechismus, was der Katechismus der Kirche, denn eigentlich ist. Der Katechismus ist nach Name und Ursprung das Lehrbuch der Glaubensunterweisung. Er faßt im Prinzip all das zusammen, was den „Katechumenen“ vor der Taufe zu erklären war, damit sie ein christliches Leben führen konnten. Daran hat sich auch nach Einführung der Kindertaufe nichts geändert: Im Katechismusunterricht lernten die Kinder, sobald sie eine Schule besuchen konnten, genau das gleiche.
Von daher ist der Katechismus von Anfang an und war es bis zum aktuellen Pontifikat ein Sammelwerk der seit jeher geltenden und von allen anerkannten Lehre der Kirche.
Eine Kirche für die Prärie
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- 26. Oktober 2023
Im Mai haben wir über die Einweihung der neuen Kirche der Piusbruderschaft in St. Marys in Kansas berichtet und auf das Video von der Konsekrationsliturgie verlinkt – es ist auch heute noch ansehenswert. Eine Frage, die wir uns damals gestellt haben und mit Bordmitteln nicht beantworten konnten: Was um alles in der Welt soll eine 4000 Menschen fassende Kirche in einer Kleinstadt mit 2700 Einwohnern im sehr ländlichen Kansas, wo die Nachbarorte Maple Hill oder The Meadows heißen? Gut, die Staatshauptstadt mit dem Indianischen Namen Topeka ist nur 40 km entfern, für amerikanische Verhältnisse nur einen Katzensprung – aber die 125 000 Einwohner von Topeka (das ist etwa die Größenordnung von Wolfsburg oder Bottrop – machen den Kohl auch nicht fett und den Klingelbeutel nicht voll. Insgesamt hat Kansas gerade einmal 2,3 Millionen Einwohner, von denen weniger als 20% katholisch sind. Was also soll so eine Riesenkirche mitten in der Prärie, wo vor 180 Jahren noch der Stamm der Potowatomi lebte?
Eine erste Antwort auf diese Frage gibt schon der Ortsname St. Marys – das klingt jedenfalls nicht sehr indianisch. Tatsächlich ist der Ort eine Gründung von Jesuiten, die 1848 – das war gerade 20 Jahre nach der Freigabe dieses Teils des „Wilden Westens“ für die Besiedlung – an diesen Ort kamen und einen Missionsstützpunkt gründeten, den sie „St. Marys Mission“ nannten. Die erste Kapelle – ein sehr schlichter Baus in Blockhausbauweise – wurde 1851 eingeweiht. Schule, Krankenstation und was man sonst noch für die Mission braucht, kamen innerhalb weniger Jahre dazu. Säkulare Einrichtungen General Store, Bank, Poststation und sicher auch Saloons folgten, und 20 Jahre später wurde die so entstandene Ansiedlung offiziell als Stadt gegründet – ihren Namen übernahm sie von der Missionsstation.
Tatsächlich blieb diese Station noch auf Jahrzehnte hinaus das Zentrum der Ansiedlung.
Festtag des Erzengels Raphael
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- 24. Oktober 2023
Unser bewährtes Martyrologium von 1927 verzeichnet für heute an erster Stelle das Gedenken des hl. Erzengels Raphael. Nach der neuen Ordnung hat Raphael keinen eigenen Feiertag mehr, sondern zusammen mit Michael und Gabriel gedenkt man seiner – wenn man es denn tut – am 29. September. Die moderne Kirche tut sich schwer mit den Engeln, dabei übt die Vorstellung der englischen Himmelsbewohner auch heute noch große Anziehungskraft auf viele Menschen aus. Doch statt daraus einen Ansatzpunkt für eine den Menschen ansprechende Pastoral zu enwickeln, überläßt man die Engel lieber den Produzenten kitschicher Nippesfiguren oder – noch verhängnisvoller – esoterischen Sekten, die aus dem wenigen, was die heilige Schrift über die Engel sagt, die abenteuerlichsten Theorien ableiten.
Die Lehre der katholischen Kirche ist hier insoweit ganz eindeutig, daß sie als namentlich bekannte Erzengel genau die drei Himmelswesen anerkennt, die in der hl. Schrift als solche benannt sind. Die mögliche Existenz weiterer Erzengel wie der in apokryphen Schriften vorkommenden und z.B. von einigen orthodoxen Richtungen akzeptierten) Uriel, Barachiel, Jehudiel und Selaphiel) wird nicht kategorisch bestritten, aber, da eben in der kanonischen Schrift nicht erwähnt, auch in keiner Weise „wahrgenommen“. Eine gottesdienstliche Verehrung, wie sie zumindest für „Uriel“ aus mittelalterlichen Schriften und Illustrationen (Kirchenfenster!) belegt werden kann, ist nicht zulässig.
Da die hl. Schrift hinsichtlich der Engel nicht sehr auskunftsfreudig ist, wissen wir auch nicht genau, was wir uns unter einem „Erzengel“ vorzustellen haben. Wir kennen die Vorstellung von den „Neun Himmelsrängen“ der angeli, archangeli, virtutes, potestates, principatus, dominationes, throni, cherubim und seraphim. Darauf gestützt sehen einige frühe Erklärer auch die drei namentlich bekannten Erzengel auf einer eher niedrigen Stufe der himmlischen und quasi nach militärischem Vorbild gedachten Rangordnung. Die Mehrheitsmeinung ist aber wohl die, daß die bekannten Erzengel eine ganz besonders hervorgehobene Stellung innehaben und weit über den „unteren“ Erzengeln stehen. Oft werden sie mit den mehrfach in der hl. Schrift erwähnten, aber immer namenlos bleibenden „Sieben Leuchter-Engeln“ vor dem Thron Gottes identifiziert. Die meisten Namenslisten von Erzengeln enthalten denn auch genau sieben Namen.
Die Erwähnung der Sieben Engel vor dem Thron Gottes geht übrigens nach der hl. Schrift genau auf Raphael zurück: Nachdem er Tobias auf seiner Reise von Israel nach Mesopotamien (und zurück) begleitet und in Gestalt eines schlichten Dieners auf vielfache Weise unterstützt hat, gibt er sich schließlich zu erkennen: Er sei einer von diesen Sieben und vom Herrn ausdrücklich zur Unterstützung des Tobias bei seiner Reise gesandt worden. Seine Menschengestalt sei nicht sein wirkliches Aussehen, und zum Beleg dafür verweist er darauf, während der ganzen Zeit nichts gegessen und nichts getrunken zu haben: Er ist ein Geisteswesen, das seine Gestalt frei wählen kann und auf irdische Nahrung nicht angewiesen ist. Die von uns sehr geschätzte Alttestamentforscherin Magaret Barker macht in ihrem empfehlenswerten Buch über die Engel darauf aufmerksam, daß man diese Auskunft als Hintergrund zu der Feststellung in Lukas 24 sehen muß, wonach der auferstandene Jesus vor den Augen seiner Jünger ein Stück Fisch ißt, um sie davon zu überzeugen, daß er kein – womöglich auch noch böser – Geist ist.
Neben dieser sehr ausführlichen Erwähnung im Buch Tobit ist von Raphael im Alten Testament wenig zu erfahren. Aus einer apokryphen Quelle hat der englische Epiker Milton im fünften Buch von „Paradise Lost“ die Episode übernommen, wonach der Herr den Raphael zu Adam und Eva, als sie noch im Paradies wohnten, geschickt habe, um sie zur warnen: Nur solange sie im Gehorsam verharren, können sie am Glück der Engel teilhaben. Wir wissen: Es hat nichts geholfen. Der Mensch hat einen freien Willen – und macht daraus Eigensinn.
Wegen seiner Begleitung des Tobias wird Raphael vielfach als Schutzpatron der Reisenden angerufen.
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Aufgrund einer Namensverwechslung stand hier zunächst ein Beitrag über den hl. Erzengel Gabriel. Den haben wir auf einen entsprechenden HInweis hin zurückgezogen und werden ihn zum richtigen Termin (24. März) erneut einstellen.
In der Grauzone zwischen Stuhlkreisen
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- 21. Oktober 2023
Während in Rom die diesjährige Staffel von „Stuhlkreis über Stuhlkreise“ ihrem Ende zueilt, spitzen sich „vor Ort“ die Auseinandersetzungen über die von Franziskus beabsichtigte Neuerfindung der Kirche zu. Das gilt für die USA, wo die große Gruppe der glaubenstreuen Bischöfe sich von den „Mein Papst ist mein Erlöser“-Jublern nicht das Wort verbieten lassen. Das gilt aber auch für Deutschland, wo insbesondere Kardinal Müller, dessen Stimme als ehemaliger Präfekt der inzwischen umbenannten und „umgedrehten“ Glaubenskongregation besonderes Gewicht hat, nicht müde wird, in deutlichen Worten über die Neuerfindungen zu urteilen.
Glücklicherweise ist er nicht der einzige im deutschen Sprachraum. In einem über mehrere Internet-Medien verbreiteten Artikel hat der frühere Churer Weihbischof Marian Eleganti Schwachstellen im Denken der Neuerfinder deutlich herausgearbeitet.
Sein Ausgangspunkt sind die Schon-Nicht-Mehr-Zweideutigkeiten der Antwort, die Victor Fernández im Namen des Papstes auf die Dubia von Kardinal Duka bezüglich der Kommunionspendung an „wiederverheiratete Geschiedene“ gegeben hat. Danach gibt es keinen verbindlichen Begriff von Sünde mehr, sondern nur noch seitens des Einzelnen selbst als „nicht in Ordnung“ empfundene Handlungen und Verhaltensweisen – der in der Offenbarung geäußerte Wille des Herrn wird ersetzt durch subjektive Befindlichkeiten. Mit scharfen Worten kritisiert Eleganti den Widerspruch, daß der Papst jede Hierarchie und Vollmacht durch (angebliche) Demokratisierung „pulverisieren“ will, während er gleichzeitig für sich alle denkbaren und auch bisher undenkbaren Vollmachten beansprucht:
Wolfgang Waldstein RIP
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- 19. Oktober 2023
Am Dienstag, den 17. Oktober, ist im gesegneten Alter von 96 Jahren der österreichische Rechtswissenschaftler und Philosoph Wolfgang Waldstein verstorben. Viele jüngern Besucher und Anhänger der überlieferten Liturgie werden seinen Namen kaum noch kennen, aber Wolfgang Waldstein ist einer jener „Widerstandskämpfer der ersten Stunde“, deren Einsatz wir es zu verdanken haben, daß diese Liturgie heute immer noch innerhalb der Kirche Bestand hat und auch nach diesem Pontifikat weiterhin haben wird. Mit seinem 1977 zunächst an den Salzburger Erzbischof gerichteten Rechtsgutachten „Hirtensorge und Liturgiereform“, das noch im gleichen Jahr als 200-seitiges Buch veröffentlicht wurde, hat er ganz wesentlich dazu beigetragen, die Versuche zur Abschaffung der überlieferten Liturgie scheitern zu lassen. Auch auf anderen Kampffeldern – insbesondere zum Lebensschutz und zur Verteidigung der Familie als lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau – hat er in den folgenden Jahrzehnten wesentliche Beiträge geleistet. Ein ausführlicher Nachruf von Clemens Victor Oldendorf auf kathnews gibt Auskunft über dieses ein Jahrhundert umspannende Lebenswerk.
Der Herr gebe seiner Seele Frieden und lasse ihn in Ewigkeit seine Herrlichkeit schauen.
Weihe eines Altars in Chéméré-le-Roi
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- 18. Oktober 2023
Die Dominikaner der Gemeinschaft von Saint Vincent Ferrier haben im vergangenen September den neuen Altar für ihre Konventskirche in Chéméré-le-Roi (Languedoc) eingeweiht. Die Weihehandlung nahm Bischof Emeritus Alain Castet von Luçon vor, der auch das anschließende Pontifikalamt zelebrierte. Mit dabei waren die Äbte, Priore und Obere zahlreicher traditioneller Klöster und Gemeinschaften in Frankreich, aber auch einiger „reformierter“ Häuser wie z.B. der Abt von Solesmes. Die Begrüßung der anwesenden Gäste dauerte fast 5 Minuten und war schon für sich alleine ein bemerkenswertes Ereignis.
Nun sind schon Altarweihen im überlieferten Ritus eher selten. Die Konsekration in Chéméré-le-Roi war dann aber noch einmal etwas ganz besonderes dadurch, daß es sich bei dem einzuweihenden Altar um eine künstlerisch hochwertige Neuanfertigung nach dem Vorbild gotischer Flügelaltäre handelt, zwei großformatige Tafelbilder auf den Außenflügeln, vier teilweise im Halbrelief ausgeführte Tafeln mit Szenen aus dem Leben Christi und Marias, sechs Statuen und reiches vergoldetes Schnitzwerk inklusive. Ein Bild, das wir vorher noch nie gesehen haben, war die feierliche Öffnung der Flügel des bis dahin geschlossenen Altares nach Ende der Altarweihe und vor Beginn des Pontifikalamtes – im ausführlichen Youtube-Film bei 1h 41min. Die ganze Veranstaltung dauerte nach dem offenbar ungeschnittenen Video auf YouTube dreieinhalb Stunden.