„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Gute Nachrichten aus Bayonne
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- 15. Dezember 2023
Erfreuliche Nachrichten kommen aus der unmittelbar an der spanischen Grenze an der Atlantikküste gelegenen Diözese Bayonne, wo Bischof Aillet unbeirrt und (bisher zumindest) ungestraft an seiner Linie festhält, den Gläubigen, die das wünschen, den Reichtum der liturgischen Tradition (und eine solide Pastoral) zugänglich zu machen. Die Jesuiten, die ihre Niederlassung in der nahe von Lourdes gelegenen Stadt Pau vor einiger Zeit schließen mußten, hatten die ihnen dort gehörenden und stark renovierungsbedürftigen Baulichkeiten der Diözese übertragen. Und die Diözese wiederum übertrug die Kirche und einen Teil der Immobilie an die altrituelle Gemeinschaft der Chorherren von Lagrasse, die dort ein mit zunächst 4 Kanonikern besetztes Priorat einrichten wird. Aufgabenstellung: Übernahme missionarischer Aufgaben in der Diözese.
Bischof Aillet betont, daß es keinesfalls seine Absicht sei, entgegen der Politik des Papstes die überlieferte Liturgie nach Pau zu bringen – schließlich sei dort auch bereits die Petrusbruderschaft tätig. Nein, es gehe ihm vor allem um die Neuevangelisierung in seiner Diözese, die Vorgaben von Traditionis Custodes würden in keiner Weise angetastet… „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben (Mt 10,16)“ – so muß man das wohl angehen.
Die Regularkanoniker von Lagrasse gehören zu den kleineren Ex-Ecclesia-Dei Gemeinschaften; sie wurden in den 70er Jahren gegründet und 1997 von Papst Johannes Paul II. als Abtei päpstlichen Rechtes errichtet. Seit 2004 residieren sie in der früheren Abtei von Lagrasse oder besser gesagt in dem, was die französische Revolution von dieser einst großartigen Anlage übrig gelassen hat. So blüht neues Leben aus den Ruinen. Ganz so klein ist die Gemeinschaft übrigens nicht: Sie hat 23 priesterliche Mitglieder, 8 Seminaristen und 8 Laienbrüder. Seit einigen Jahren gibt es in dem 40 km entfernt gelegenen Azille auch eine Niederlassung für einen weiblichen Zweig, dem gegenwärtig etwa 10 Schwestern angehören.
Für die der Regel des hl. Augustinus folgenden Chorherren steht, wie der Name schon andeutet, die Liturgie mit dem täglichen feierlichen Chorgebet im Zentrum des Lebens – dazu widmen sie sich dem Studium und der Bildung. Mit ihrem ersten Priorat in Pau übernehmen sie nun zusätzlich auch Aufgaben im Bereich der klassischen Gemeindeseelsorge.
Kirche, Gottesdienst und Altar
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- 13. Dezember 2023
Zum Beginn des Dezember hat der Verlag Schnell+Steiner die englische Ausgabe von Stefan Heids umfassender Darstellung des Themas „Altar und Kirche“ (in frühchristlicher Zeit) herausgebracht. Die deutsche Ausgabe war bereits 2019 erschienen und hat nach allem, was zu hören ist, in den englischsprechenden Ländern fast mehr Interesse gefunden oder zumindest Neugier erweckt als in der selbstreferentiellen Wüste der deutschen Staatstheologie. Wenn da nur die Sprachbarriere nicht wäre, denn die Zeiten, da gute Lesefähigkeit im Deutschen für Theologen mindestens so wichtig war wie Latein und Griechisch, sind längst vorbei. Nun gut; diese Barriere ist jetzt abgebaut, die Übersetzung macht einen sehr guten Eindruck – wir wünschen ihr eine gute Aufnahme im angloamerikanischen Publikum.
Zum Inhalt des Buches selbst greifen wir gerne auf unsere Besprechung von 2019 zurück – nichts ist in den 4 Jahren seit Erscheinen der deutschen Ausgabe veraltet, vieles ist mit der zunehmenden Verschärfung des Kampfes gegen jede Tradition in den letzten Jahren noch aktueller geworden. Die Irrtümer der Verfasser von Sacrosanctum Concilium, die von den nachfolgenden Reformern vielfach n den Rang von Dogmen erhoben worden sind, wurden inzwischen in großem Umfang „entmythologisiert“ – was die Väter und Enkel der missratenen Reform freilich nicht daran hindert, sie umso zäher zu verteidigen.
Das „Herumdrehen der Altäre“ war für die meisten katholischen Gläubigen die sichtbarste Folge der Liturgiereform, ja des ganzen 2. vatikanischen Konzils.
Zur Lage der Liturgie in Afrika
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- 11. Dezember 2023
Am 4. Dezember begann in Dakar, der Hauptstadt von Senegal, der inzwischen beendete erste Kongress Afrikanischer Liturgiewissenschaftler. Thema des Kongresses war der 60. Jahrestag von „Sacrosanctum Concilium“ und die Auswirkungen dieses Dokuments auf die katholische Kirche im gegenwärtigen Afrika. Im Eröffnungsgottesdienst hielt der frühere Präfekt der Gottesdienstkongregation (schon vorher kaltgestellt und dann entlassen von Papst Franziskus 2021) eine Predigt, die sich im hohen Maße kritisch mit den von vielen Liturgikern und Bischöfen Afrikas vorangetriebenen „Afrikanisierung“ der Liturgie beschäftigte.
Aus der leider recht unzureichenden Berichterstattung über diesen Kongress in englisch- und französischsprachigen Quellen stellen wir hier einige Kernaussagen des Kardinals zusammen:
„Sechzig Jahre nach der Promulgation der Konstitution über die Heilige Liturgie organisieren afrikanische Liturgiker nun diesen ersten internationalen Kongress afrikanischer Liturgiewissenschaftler um ihre Gedanken über die liturgische Praxis und die liturgische Treue Afrikanischer Gemeinden zur christlichen Tradition und den authentischen Werten afrikanischer Kulturen miteinander auszutauschen.“
Zum 2. Adventssonntag
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- 09. Dezember 2023
Unter den hier vorliegenden Begleitern durch das Kirchenjahr scheint uns der Text von Ildefons Schuster aus seinem „Liber Sacramentorum“ (2. Bd, S. 124 - 126) zum 2. Advent am besten in die Gegenwart des Jahres 2023 zu passen.
Auf Bethlehem mit der Krippe folgt Golgotha mit dem Kreuze. Schon von ferne fallen seine Strahlen auf die friedliche Ebene von Ephrata, wo der Menschensohn sich zum ersten Mal der Welt offenbart. Zur heutigen Stationskirche wurde die Basilika im sessorianischen Kaiserpalast gewählt, weil hier die von der Kaiserin Helena dem Papste geschenkte Kreuzreliquie verehrt wurde. Wir sollte uns keinen müßigen Träumereien hingeben; darum werden wir auf die arme und demütige Ankunft des Messias hingewiesen: Jesus kommt als Sühneopfer für die Sünden der Welt. Fallen wir nicht in den Fehler der Juden, die in ihrer allzu irdischen Auffassung den Herrn nicht als den Messias anerkennen wollten, weil er ihrer einseitigen Messiasidee nicht entsprach. Wie viele Menschen nehmen auch heute noch am Kreuze Anstoß! Wie viele, die angeblich Jesus suchen, gehen am Kreuz vorüber: Der Mann mit der Dornenkrone und dem Kreuze ist ihnen unverständlich.
Der INTROITUS (Is 30, 30 und Ps. 79, 2) bittet den Herrn, er möge sich doch endlich seinem treuen Volke Israel offenbaren. Psalm 97, der Psalm der Offenbarungen, wird im Weihnachtsfestkreis häufig verwendet. Bringt er doch den sehnlichsten Wunsch der Patriarchen und Gerechten des Alten Bundes zum Ausdruck: Die "Macht des Allerhöchsten" möge das Menschengeschlecht erlösen und das Reich Satans vernichten, den "bewaffneten Starken", der eifersüchtig seine Beute bewacht.
Maria - demütig und hoch erhaben
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- 08. Dezember 2023
Nach dem traditionellen wie nach dem reformierten Kalendarium der römischen Kirche ist der 8. Dezember das Fest der Unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria – Dupl. I. Class. Nach modernem Sprachgebrauch leichter verständlich, aber dogmatisch ebenfalls korrekt: das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“.
Beide Formulierungen besagen das Gleiche und sind auch – anderslautenden Gerüchten oder den betrüblichen Ergebnissen neuzeitlichen Religionsunterrichtes und Theologiestudiums (s. hierzu auch unseren Artikel zum Fest von 2017) zum Trotz – in der Kirche des Westens ebenso wie der des Ostens nie anders verstanden worden: Maria, die spät und wider alle Hoffnung und Erwartung natürlich gezeugte und geborene Tochter Joakims und Annas, war vom ersten Augenblick ihrer Existenz an frei von der Befleckung durch die Erbsünde, mit der die unglückliche Stammutter des Menschengeschlechts ihrer Nachkommenschaft den freien Zugang zum Schöpfergott verschlossen hatte. Und so gefiel es dem Allmächtigen, der Frau, die zur Stammutter des neuen Menschengeschlechts werden sollte, diese unselige Erbschaft zu ersparen. Nicht, um sie zur Gottesgebärerin vorherzubestimmen, sondern um sie wieder in den Stand des Menschen einzusetzen, den er erschaffen hatte, und der erneut in freiem Willen sich entscheiden konnte, für oder gegen den Plan Gottes zu leben.
Diese Aspekte sind in den Messtexten zum Tage sowie in zahllosen Traktaten und Predigten ausgebreitet und bedürfen hier keiner weiteren Erläuterung.
Weitaus seltener kommt die Rede auf einen anderen Gesichtspunkt, den Franz Michel Willam in seinem (leider nur in den ersten vier Auflagen) ganz hervorragenden Werk „Das Leben Marias der Mutter Jesu“ unter der Kapitelüberschrift „Die Einsamkeit der Gnadenvollen“ herausgearbeitet hat. Dort schreibt er:
Maria lebte in einer Einsamkeit, für die die Einsamkeit eines Kindes, das unter lauter Erwachsenen aufwächst, ein zwar schwaches, aber immerhin doch brauchbares Gleichnis darstellt. Maria, die Begnadete, lebte nämlich, um beim Bilde zu bleiben, als höchstes und vollkommenstes Kind Gottes unter lauter Menschen, die der Gotteskindschaft verlustig gegangen und mehr oder weniger der Sünde verfallen und den bösen Neigungen asgeliefert waren.
Als Kulturgut gerettet!
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- 07. Dezember 2023
Die sächsische Kulturministerin Klepsch hat am Mittwoch bekannt gegeben, daß der Freistaat Sachsen für 5,5 Millionen Euro die alte Bibliothek des Zisterzienserinnen-Klosters St. Marienthal an der Neiße übernommen hat. Diese Bibliothek enthält 2700 Werke, darunter zahlreiche Handschriften, aus dem 12. - 19. Jahrhundert, die nun in das Eigentum der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden übergehen. Ein großer Teil der Bücher bleibt bis auf weiteres im als Leigabe im Kloster. Das Prunkstück des Bestandes, der sog. Marienthaler Psalter aus dem 13. Jahrhundert, geht mit anderen kunsthistorisch besonders bedeutsamen Stücken nach Dresden, wo er bis zum 6. Januar öffentlich gezeigt werden wird. (Quelle)
Der Verkauf nach Dresden bildet den – einigermaßen – glücklichen Abschluß eienr über 10-jährigen Hängepartie die im vergangenen Jahr einen ersten Höhepunkt erreichte, als die Äbtissin von Marienthal ankündigte, den Psalter undweitere Spitzenstücke der Bibliothek auf den internationalen Kunstmarkt zu bringen. Das Kloster war, nachdem seine ebenfalls historisch wertvollen Bauten durch das Neiße-Hochwasser von 2010 erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden waren, in eine schwere finanzielle Schieflade geraten. Die Äbtissin hatte 10 Jahre lang vergeblich versucht, inländische Abnehmer für den Bibliothksschatz zu finden, die bereit waren, einen für die Bestandssicherung des Klosters erforderlichen Preis zu zahlen. Erst die – wohl primär als Drohgeste angelegte – Ankündigung, die Handschriften ins Ausland zu verkaufen, führte zu einem erfolgreichen Abschluß.