„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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60 Jahre „Sacrosanctum Concilium“
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- 05. Dezember 2023
Vor 60 Jahren – das genaue Datum ist der 4. Dezember 1963 – verabschiedete das ein Jahr vorher zusammengetretene II. Vatikanische Konzil als erstes Dokument die Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ für eine geplante Reform der Liturgie. Seitdem steht diese Konstitution im Zentrum der Diskussionen über das II. Vatikanum – weniger wegen ihres in vielem noch der Tradition nahestehenden Inhaltes, sondern deshalb, weil die Auswirkungen der unter Berufung auf SC sechs Jahre später verkündeten Liturgiereform stärker als jede andere Konzilsfolge im Leben der Kirche unmittelbar sichtbar und erlebbar geworden sind.
Diese Auswirkungen waren durch die Bank verheerend. Zwar werden die Anhänger der Liturgiereform nicht müde zu behaupten, ohne diese zur Revolution ausgewucherte Reform sei die Lage der Kirche heute noch viel schlechter, als sie ohnehin schon ist – aber dafür gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt. Mit harten statistischen Zahlen ist dagegen belegbar, daß in den Jahren nach der Reform der sonntägliche Gottesdienstbesuch in Deutschland von etwa 12 Millionen – das waren damals etwa 50% der Katholiken – in den Jahren um 1960 auf etwa 1 Million in den letzten Jahren gefallen ist – das sind gerade noch 5%. Aus anderen europäischen Ländern kommen vergleichbare Zahlen.
Rupert von Deutz zum Advent
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- 04. Dezember 2023
Die Zeit, die der Gedächtnisfeier der Geburt des Herrn vorangeht, wird deshalb Advent genannt, weil ihre kirchliche Ordnung ganz auf die Betrachtung der Ankunft des Herrn hin eingerichtet worden ist.
Wiewohl der Herr überall ist mit der unsichtbaren Gegenwart seiner Majestät, wird aber zu Recht gesagt, daß er ankommt, da er durch die Annahme dessen, was sichtbar ist an uns, sich den Augen des Fleisches als Sichtbarer gezeigt hat. Dies ist damals geschehen, als das Wort, durch das alles geworden ist, – er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt hat ihn nicht erkannt –, Fleisch geworden ist, so daß er sichtbar unter uns gewohnt hat. Und das wird auf gleiche Weise in der Zukunft geschehen, wenn der, der jetzt zur Rechten Gottes sitzt und weit entfernt ist von uns, wiewohl er bei uns ist bis zur Vollendung der Welt, sich wiederum in leiblicher Gegenwart zeigen wird am Ende der Welt, wobei er nicht eine andere Gestalt annehmen, sondern uns die darbieten wird, die er ein für alle mal angenommen hat, wie er auch selbst gesagt hat: Wir werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.
Advent, Katechon und Antichrist
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- 02. Dezember 2023
Die frohe Erwartung des Festes, an dem wir die vor zweitausend Jahren stattgefundene Ankunft des Erlösers unter den Menschen feiern, bildet ja nur einen Teil der Festgedanken dieser vier Wochen vor Weihnachten, die stets in der Gefahr stehen, in eine sentimentales „wir warten auf das Christkind“ abzugleiten. Den anderen Teil – daran lassen die Schriftlesungen des letzten Sonntags im Kirchenjahr (Matth. 24) und des ersten Adventssonntages (Lukas 21) selbst keinen Zweifel – bildet die bange Erwartung des Tages der Wiederkunft Christi als Weltenrichter. Die Jünger Christi rechneten mit diesem Tag zunächst noch für die Zeit ihres irdischen Lebens. Schon früh haben sie jedoch erkannt, daß die mit der Geburt in Bethlehem begonnenen „letzten Tage“ ein ganzes Zeitalter uns unbekannter Dauer umfassen. Von der Wiederkunft christi wissen wir nur, daß sie sich nicht wie einst in Bethlehem unbeachtet in einem bescheidenen Stall vollziehen wird, sondern „wie der Blitz, der aufleuchtet im Sonnenaufgang und die Welt erhellt bis zum Untergang“ (Matthäus 24, 27) die ganze Schöpfung in ihren Bann ziehen wird, die Lebenden ebenso wie die Toten.
Von daher war die Adventszeit seit den frühen Tagen der Kirche nicht nur frohe Erwartung, sondern auch Zeit des Schuldbekenntnisses und der Buße zur Vorbereitung auf das „letzte Gericht“.
Nachdenken über den nächsten Papst
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- 30. November 2023
„Der Papst ist gesund bis zum Tag, da er stirbt“ so sagt es ein römisches Sprichwort aus dem Mittelalter, das aber ausweislich der ärztlichen Bulletins über den gegenwärtig an einer Lungenentzündig leidenden Papst wohl auch heute noch gilt. Jedenfalls nehmen in der katholischen Presse – und in den USA noch stärker als hierzulande – die Spekulationen über das nächste Konklave und dessen voraussichtliches Ergebnis kein Ende. Die gerüchteten Pläne für eine revolutionöre neue Wahlordnung geben dem weiter Auftrieb – es wird spannend.
Wenn das Team Bergoglio schon zu so unerhörten Änderungen der Wahlordnung greifen müßte, um sich das Papstamt quasi als Erbbesitz für die Zukunft zu sichern, kann es ja wohl nicht allzu zuversichtlich sein, daß seine Tätigkeit dem Willen und Auftrag des heiligen Geistes entspricht. Der Geist der Wahrheit bedarf solcher Manipulationen nicht – doch von welchen Geistern sich die Sekte der Bergoglianer leiten läßt, soll ein anders Mal untersucht werdenden sein. Akuter erscheint die Frage, was das denn für die Kirche und für jeden einzelnen Gläubigen, Priester und Bischof bedeutet, wenn diese Manipulationen zur Wahl des vom Team ausersehenen Stellvertreters Bergoglios führen sollten und wenn dieser dann die Erwartung seiner Wähler erfüllt.
Das doppelte Wenn ist wichtig, tatsächlich ist es sogar ein dreifaches: Wenn die Änderungen kommen, wenn sie im Konklave zum gewünschten „Erfolg“ führen und wenn der Gewählte dann sein Amt tatsächlich nicht gemäß dem Auftrag Christi, sondern im Geiste Bergoglios führen sollte. Wie diese Amtsführung dann aussehen würde, ist nach dem knappen Hundert an Motu Proprios, die der Argentinier hinterlassen haben wird, und insbesondere nach seinem Auftrag an die Theologen und die Glaubenskongregation, an der überlieferten Lehre keinen Stein auf dem anderen zu lasse, durchaus prognostizierbar. Wie also damit umgehen?
Die große amerikanische Krise
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- 28. November 2023
„Er ist mein Feind. Ich nehme ihm die Wohnung weg und streiche ihm die Bezüge“ soll Franziskus vor den Kurienhäuptern getobt haben, nachdem Kardinal Burke (75) altersentsprechend sein letztes vatikanisches Amt niederlegen mußte – um darin durch den 81-jährigen Jesuiten und Papstfreund Ghirlanda abgelöst zu werden. (Mehr zum Fall beim Beiboot Petri) Nach der Entlassung von Bischof Strickland als Ordinarius von Tyler ist das innerhalb eines Monats der zweite spektakuläre Fall, mit dem der angebliche Papst der Barmherzigkeit und der Öffnung der Kirche „für alle“ zu erkennen gibt, wie sehr er die amerikanischen Katholiken verabscheut und – falls sie sich ihm nicht bedingungslos unterwerfen – aus SEINER Kirche herauszudrängen versucht.
Gut, weder Kardinal Burke noch Bischof Strickland repräsentieren den Mainstream der US-Kirche, der teilweise durchaus aufgeschlossen gegenüber modernistischen Vorstellungen ist. Aber eben nur teilweise. Die Hauptströmung im US-Katholizismus ist nach wie vor darum bemüht, an den Grundsätzen der Lehre festzuhalten – die Bergoglio selbst offenbar nur noch als Hindernisse zur Verwirklichung seiner Vorstellung von Kirche betrachtet. Anders als der globalistische Ideologe Franziskus konzentriert sich die Mehrheit des US-Klerus pragmatisch auf ihren unmittelbaren Arbeitsbereich. Das läßt sie einerseits Konfrontationen mit Politikern scheuen, die etwa beim Thema Abtreibung kirchenfeindliche Positionen vertreten, fördert aber andererseits auch ihre Bereitschaft, die Anhänger der alten Liturgie gewähren zu lassen – wenn diese volle Kirchen haben, wo modernistische Kasperl-Theater-Liturgien die Gläubigen vertreiben.
Wie alt ist die „alte Messe“?
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- 27. November 2023
Zur Zeit von Papst Gregor (590 – 604) waren viele Teile der römischen Liturgie bereits so alt, daß niemand sich an ihre Einführung erinnern konnte oder überhaupt davon gesprochen hätte, sie seien „eingeführt“ worden. Von Gregors Vorgängern werden Damasus I. (366 – 384) und Gelasius I (492 – 496) als Päpste genannt, die auf die eine oder andere Weise ordnend in die Liturgie eingegriffen haben. Damasus z.B. dadurch, daß er den mehr oder weniger spontan ablaufenden Übergang von der griechischen zur lateinischen Liturgiesprache durch Anregung einer verbindlichen Übersetzung der Septuaginta regulierte – so entstand die später so genannte Vulgata. Um einem naheliegenden Mißverständnis vorzubeugen: Dieser Übergang bedeutete keinesfalls einen vom Streben nach „Verständlichkeit für alle“ getriebenen Versuch zur Einführung der „Umgangssprache“ in die Liturgie. Das Latein der frühesten bekannten liturgischen Gebete war nicht die gesprochene Sprache, sondern ein klassisches, stellenweise geradezu archaisierendes Latein, das von Anleihen bei der (immer auch religiös geprägten) Amtssprache des kaiserlichen Hofes und der Kunst der Rhetoren geprägt war.
Allgemein galt schon in diesen frühesten Zeiten die Überzeugung, die römische Liturgie gehe in ihren Grundzügen auf die Zeit der Apostel zurück. Unterschiede zwischen den Liturgien verschiedener Patriarchate wurden nicht als problematisch empfunden, führten diese Patriarchate sich doch auf verschiedene Apostel als Begründer ihrer je eigenen Tradition zurück. Viel stärker war das Bewußtsein von der all diesen Liturgien gemeinsamen Grundstruktur – ein starkes Indiz dafür, daß die Eucharistie ihre wesentliche Gestalt bereits im Kreis der Apostel empfangen hatte, bevor diese sich zur ihrer Missionsarbeit in alle drei damals bekannten Erdteile trennten.