„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Einladung / Ausladung zur Grauzone
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- 16. Oktober 2023
Bischof de Mallerais von der Piusbruderschaft hat in der katholischen Pfarrkirche "Allerseelen" in Sanford, Fl., Diözese Orlando) einer Reihe junger Erwachsener der Pius-Gemeinden der Umgebung das Sakrament der Firmung gespendet - mit ausdrücklicher Genehmigung des Ortsbischofs und Roms, wie die Meldung auf Twitter hervorhebt. Man wundert sich und fragt: Wie passt das zusammen? Auf der einen Seite ist es Diözesanpriestern und Patres der „altrituellen“ Gemeinschaften strikt verboten, in Pfarrkirchen im überlieferten Ritus zu zelebrieren, auf der anderen Seite erhält ein Bischof der von vielen als „schismatisch“ attackierten Piusbruderschaft nicht nur die Erlaubnis zur Zelebration, sondern auch zur Spendung eines regulär nur Bischöfen vorbehaltenen Sakraments.
Bei genauerer Betrachtung passt das durchaus zusammen. Franziskus hat mehrfach deutlich gemacht, daß in SEINER Kirche für die überlieferte Liturgie kein Platz sein kann - nach Ablauf einer Schonfrist von vielleicht 2 oder drei Jahren dürfen sich deren Treugebliebene bestenfalls in Konvents- oder Friedhofskapellen versammeln. Andererseits läßt er sich an ökumenischer Gastfreundschaft von niemandem übertreffen - und keiner fragt, ob die Anglikaner bei ihrer Meßsimulation im Lateran oder die Orthodoxen bei ihrer zwar gültigen, aber doch oft betont „antipapistisch“ eingefärbten Liturgie am gleichen Ort nun „in Gemeinschaft mit unserem Papst“ beten oder nicht. Große Geister mit einer EIGENEN Kirche kann das nicht berühren.
SEINEN Machtbereich will der Papst sauber halten. Alles hört auf SEIN Kommando - oder es wird abgedrängt in eine mehr oder weniger dunkle Grauzone, in der „irgendwie“ Platz für Viele ist - solange sie nur gegenüber seinen, des römischen Thronverwesers Anhängern als „irgendwie anders“ enntlich bleiben. Glaubenstreue, oder um es mit einem anderen Wort zu sagen, „orthodoxe“ Katholiken sollten keine Angst davor haben, in diese Grauzone abgedrängt zu werden, wo sie sich mit der SSPX in guter Gesellschaft befinden. Besser als die Gesellschaft von grauen Herren wie Braz de Aviz oder Fernández ist das allemal - und wenn man dann sogar gelegentlich eine dem Bistum unterstehende Pfarrkirche nutzen kann, umso besser.
Synodalisch? Nicht mit uns!
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- 14. Oktober 2023
Warum Summorum Pontificum seit ihrem Beginn nichts mehr zur Synodensynode schreibt? Nun ja – was wir von der römischen Veranstaltung halten und erwarten, haben wir hier schon einmal dargelegt, und dem wäre nur dann etwas hinzuzufügen, wenn bei den 37 Stuhlkreisen ernsthaft über liturgische Fragen gesprochen würde. Aber wahrscheinlich auch dann nicht: Ganz egal, was auf der Nicht-Bischofs-Synode gesagt wird und was wir nur streng gefiltert erfahren sollen – nichts kann beschlossen, nichts kann entschieden werden. Alles liegt bei Franziskus und den von ihm eingesetzten „Relatoren“, und bleibt somit im wabernden Nebel des „So aber auch anders“, in den sich das gegenwärtige Pontifikat eingehüllt hat. Falls es eines Tages einmal ein Dokument geben sollte, das mit dem Anspruch auftritt, den „Geist der Synode“ (das ist der jüngere Bruder des Konzilsgeistes) auszudrücken, werden wir es sicher zur Kenntnis nehmen.
Wer die Veranstaltung aufmerksam und quasi „in real time“ begleiten will – soweit die Umstände das zulassen – findet an den üblichen Plätzen des Internets jede Menge Lesestoff. Zuvor sollte er einen dieser Tage im National Catholic Register erschienen Artikel zur Kenntnis nehmen, der die Veranstaltung etwas näher unter kommunikationstheoretischen Aspekten betrachtet. Belanntlich hat der Papst den Synodalen die Parole mitgegeben: „Nicht diskutieren – einfach zuhören“. Was das für den Ablauf der Veranstaltung und deren mögliche Resultate bedeutet, hat einer der renomiertesten Mitarbeiter des Register wohlwollend-kritisch unter die Lupe genommen.
In einer anderen der großen katholischen Webpublikationen der USA hat der auch hier öfter zitierte Priester und Publizist Fr. Raymond de Souza eine aufmerksame Kommentierung der römischen Synodensynode angekündigt.
Tridentinische Mißverständnisse
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- 13. Oktober 2023
Die „Papst Franziskus hat immer Recht“-Leute von WherePeterIs haben eine Satire veröffentlicht, die im Gewand einer „Kurzen kritischen Untersuchung des Novus Ordo von 1570“ daherkommt, angeblich „verfaßt und Papst Pius V. Im Dezember jenes Jahres überreicht von einer Gruppe römischer Theologen“. Diese Gruppe beschwert sich bitter über die unerhörten Neuerungen, die der „neue Ritus“ mit sich gebracht habe, und versucht, Widersprüche einzelner Reformelemente untereinander wie auch gegenüber der Tradition nachzuweisen.
Die Idee, die Anhänger der liturgischen Tradition mit einer solchen Parodie auf die Ottaviani-Intervention des Jahres 1969 auf den Arm zu nehmen, mag auf den ersten Blick ganz lustig erscheinen – aber ach, sie scheitert kläglich am profunden Unwissen des Verfassers über die Geschichte der Liturgie im allgemeinen und der Reform des römischen Missales unter Pius V. im Jahr 1570 im besonderen. Das Missale von 1570 brachte keinen neuen Ritus, sondern hat lediglich den uralten Ritus des Westens, der insbesondere außerhalb von Rom hier und da ein wenig „aus der Form“ gekommen war, auf eine verbindliche Form zurückgeführt – ohne irgendetwas von dem zu verwerfen, was schon immer gut und richtig war.
Peter Kwasniewski konnte über den mißlungenen Scherz der Franziskus-Verehrer auch nicht ein bißchen lachen und hat ihn auf OnePeterFive einer eingehenden Autopsie unterzogen – wir haben die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Ein Kardinal, wie aus Bergoglios Buch
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- 11. Oktober 2023
Während der Vatikan den gewöhnlichen Synodenmitgliedern strenges Stillschweigen verordnet hat, nutzt er selbst natürlich alle Mittel einer zeitgemäßen Pressearbeit, um die obrigkeitlich wohlgefällige Sicht der Dinge zu verbreiten. Am Dienstag hatte der amerikanische Kardinal Tobin das Privileg, auf der täglichen Pressekonferenz aufzutreten. Tobin gehört zu den von Franziskus neu ernannten oder beförderten amerikanischen Prälaten, mit deren Hilfe der Papst die alles in allem glaubenstreue Mehrheit des US-Episkopats zur Minderheit machen will. Von daher fiel es ihm leicht, die Frage eines italienischen Journalisten nach seiner Haltung zu „LGBT+ People“ zu beantworten, die ja anscheinend nicht nur in den USA in hellen scharen in die Kirchen strömen und ein Ende der Diskriminierung verlangen, der sie auch und gerade in der Kirche ausgesetzt seien.
Vor ein paar Jahren, so Tobin in seiner Antwort (Alles folgende nach dem Bericht auf Catholic World Report), habe er in seiner Kathedrale eine Pilgergruppe von Leuten empfangen, die sich auf Grund ihrer sexuellen Orientierung marginalisiert sähen. Aufgrund anderer Verpflichtungen habe er nicht während des ganzen Gottesdienstes dabei sein können, aber er habe sie doch zumindest persönlich begrüßt. Dazu führt er aus:
Nach meiner Begrüßung hielt einer meiner Weihbischöfe, ein Kubanischer Amerikaner, eine wundervolle Ansprache, in der er unter anderem sagte: „Wir haben hier eine wunderschöne Kathedrale, vielleicht die schönste in ganz Nordamerika, aber dieser wunderschöne Ort ist noch viel schöner, wenn die Türen offen sind.“ Ja,“ so Tobin weiter, „die wahre Schönheit der Katholischen Kirche wird sichtbar, wenn die Türen weit offen sind, wenn sie (alle) willkommen heißt. Und ich hoffe darauf, daß die Synode uns dabei helfen wird, diese Offenheit noch stärker zu verdeutlichen.
Anschließend antwortete der Kardinal auf die Frage eines amerikanischen Journalisten, was er den amerikanischen Katholiken zu sagen habe, die die überlieferte Liturgie schätzten und sich von der Kirche ausgeschlossen fühlten.
Drei mal heiliger Dionysius
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- 09. Oktober 2023
Der Blick in unser bewährtes „vorkonziliares“ Martyrologium von 1927 zeigt uns heute an erster Stelle den Eintrag dreier heiliger Märtyrer:
Himmlischer Geburtstag des heiligen Bischofs Dionysius Aeropagita, des Priesters Rusticus und des Diakons Eleutherius. Von diesen war Dionysius, der vom Apostel Paulus getauft worden war, zunächst zum Bischof von Athen geweiht worden. Später gelangte er nach Rom und wurde vom heiligen Papst Clemens zur Verkündung des Glaubens nach Gallien entsandt. Nachdem er dort angekommen war und die ihm übertragene Aufgabe mehrere Jahre lang treulich erfüllt hatte, ließ ihn der Präfekt Fescenninus zusammen mit seinen Gefährten auf Grausamste foltern und mit dem Schwert enthaupten.
Tatsächlich sind in der Gestalt des hl. Dionysius zumindest zwei historisch belegbare Personen verschmolzen. Die Apostelgeschichte (17, 34) berichtet, daß Paulus bei seinem Aufenthalt in Athen den hohen Richter Dionysius bekehrt und getauft habe, und wenn Eusebius von Caesarea ( 3./4. Jh.) in seiner Kichengeschichte berichtet, daß dieser Dionysius auch Bischof geworden sei, spricht zumindest nichts dagegen. Ein zweiter Dionysius war ebenfalls Bischof – aber nicht von Athen, sondern von Paris, und er lebte nicht im ersten, sondern im 3. Jahrhundert, wo er nach Auskunft Gregors von Tours (538 – 594) um das Jahr 250 herum Bischof von Paris war. Also 200 Jahre später. Dieser Dionysius wurde in Frankreich außerordentlich populär, da er – so will es die Legende – nach seiner Enthauptung mit dem Kopf in der Hand noch eine ziemliche Strecke weit ging, um anzuzeigen, wo er begraben werden wolle. Die Kirche St. Denis bei Paris mit seine Reliquien war dann auch jahrhundertelang die Grablege der französischen Könige. Sein vermutlicher Todestag und späterer Gendenktag war genau der 9. Oktober.
Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Dionysiussen wurde nicht dadurch erleichtert, daß etwa ab dem 8. Jahrhundert noch ein Dritter auftrat:
Wie viele sind wir?
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- 07. Oktober 2023
Rorate Cæli brachte unter Datum vom 4. Oktober die englische Übersetzung eines langen Interviews mit Christian Marquant, dem Gründer der französischen Web-Publikation Paix Liturgique. Die Überschrift bei Rorate Cæli sagt so umfassen wie möglich, worum es bei dem Interview geht: „Zur überlieferten Liturgie: Wieviele Gläubige sind das in Frankreich – und in der ganzen Welt? Viele heutige Katholiken sind „heimliche Traditionalisten“, die auf eine heilige Messe hoffen, die diesen Namen verdient."
Der lange Text besteht aus zwei Teilen. Eine „historische Einführung“ rekapituliert die französische Entwicklung seit dem Oktroi des Novus Ordo 1970 unter besonderer Berücksichtigung der Rolle, die Erzbischof Lefebvre bei den letztlich erfolgreichen Anstrengungen zur zumindest partiellen Erhaltung der Tradition gespielt hat. Diese Entwicklung ist gekennzeichnet durch eine ganz und gar unpastorale Brutalität der Kirchenführung, die es bewußt in Kauf nahm, daß ein großer Anteil von Gläubigen von der Feier der Liturgie entfremdet wurde, teils still und resigniert auf den Messbesuch verzichtete, teils den Glauben ganz verlor und aufgab und zum kleineren Teil der Zwangsreform bewußt widerstand und Gemeinden bildete oder aufsuchte, die in der einen oder anderen Organisationsform an der überlieferten Form der Liturgie festhielt.