Aber wo ist Petrus?
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- 02. Oktober 2023
Mit einer wichtigen Aktualisierung vom 3. 10.
Der National Catholic Register berichtet heute, daß sich erneut fünf Kardinäle mit einer Liste von „Dubia“, d.h. Zweifelsfragen zum Inhalt der kirchlichen Lehre, an den Papst gewandt haben. Dubia sind Frage, die so formuliert sind, daß sie mit einem grundsätzlichen Ja oder Nein zu beantworten sind. Eine Erklärung ist möglich, aber nicht zwingend erforderlich Bereits 2016 hatten sich die vier Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Burke, Carlo Caffara und Joachim Meisner mit Dubia zu Amoris Laetitia an die Papst gewandt, allerdings nie eine Antwort erhalten. Inzwischen sind Caffara und Meisner verstorben. Neben den beiden „Überlebenden“ der ersten Dubia Brandmüller und Burke haben jetzt auch der Mexikaner Juan Íñiguez, Kardinal Zen aus Hongkong und der Guineer Robert Sarah unterzeichnet. Zum Inhalt der Fragen wurde verlautbart, daß sie um Klärung aktueller Probleme hinsichtlich der Entwicklungsprinzipien der Kirchenlehre, zur Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen, zur Autorität der Anstehenden Synodensynode, zur Frauenweihe und zur Sakramentalen Lossprechung im Bußsakrament bitten.
Außerdem ist bekannt geworden, daß die Gruppe ihre Zweifel schon am 10. Juli zum ersten Mal an den Papst gerichtet hatte. Der habe bereits einen Tag später geantwortet – aber nicht in der traditionellen Ja-Nein-Form, sondern mit ausführlicheren Erklärungen. „Diese Antworten“ – so die Kardinäle auf eine Anfrage des NCR – „haben unsere Zweifel jedoch nicht beruhigt, sondern eher noch verstärkt“. Sie haben ihre Fragen daher entsprechend umformuliert und am 21. August ein zweites Mal an den Papst gerichtet. Darauf haben sie jedoch bis jetzt keine Antwort erhalten. Eine Anfrage des NCR an die Vatikanischen Stellen zum Gang der Dinge blieb bis gestern unbeantwortet.
Die Gruppe der Kardinäle hat den Text der Dubia der ersten Fassung und die daraufhin prompt eingegangene Antwort bisher nicht veröffentlicht. Sie hat den Vorgang insgesamt jedoch unter Datum des heutigen Tages öffentlich gemacht und dazu eine Erklärung abgegeben. Danach ist der Grund für ihren Schritt, daß zu den genannten Punkten in letzter Zeit mehrere hochgestellte Prälaten Positionen vertreten hätten, die im Widerspruch zur ständigen Lehre und Disziplin der Kirche stünden. Daraus sei unter den Gläubigen große Verwirrung entstanden, so daß sie sich nun entsprechend den Möglichkeiten des Kirchenrechtes (canon 212 § 3) mit ihren Bedenken an den Papst gewandt hätten. Inzwischen hat Edward Pentin auch den vollständigen Text der zweiten Version der Dubia erhalten und veröffentlicht. Sie treffen präzise die Punkte, auf die es ankommt.
Nun können wir also gespannt sein, ob dieser Papst den längst zum Markenzeichen seines Pontifikats gewordenen Widerwillen gegen klare Aussagen ablegen kann und die Fragen der Kardinäle nach Inhalt und Form so beantwortet, wie es seinem Amt und Auftrag entspricht.
— Unsere Überschrift versteht sich als Anfrage an die hyperpapalistische amerikanische Website „Where Peter Is“, die auf jede Ortsbestimmung verzichtet und sich bedingungslos dorthin stellt, wo sie den Papst gerade vermutet. Auch wenn er gestern ganz wo anders stand und morgen seinen Platz wieder anderswo einzunehmen gedenkt.
Im Vatikan war man bereits über den ersten Brief der fünf Kardinäle an Franziskus verstimmt. Die zweite Version, in der die Kardinäle auf einer klaren Anwort auf ihre Fragen beharrten, hat nun den allerhöchsten Unwillen weiter gesteiger. Zunächst hat Rom seinerserseits die von den Empfängern als schwammig und ungenügend gewertete Antwort des Papstes veröffentlicht - wir bieten sie hier in der derzeit im Netz kursierenden Version zum Download an. Zum zweiten verlautet aus dem immer mehr die Züge einer belagerten Festung annehmenden Palast von St. Martha, die Absender könnten keinesfalls mit einer nochmaligen Reaktion des Papstes rechnen; über weitere Maßnahmen gegen die Majestätsbeleidiger werde nachgedacht. Tatsächlich hatte seine gegenwärtig glücklos regierende Heiligkeit bereits in dem Schreiben vom 11. 8. einleitend klargestellt, daß es nur seiner übergroßen Huld und Gnädigkeit zu verdanken sei, daß er den Brief seiner Kardinäle überhaupt beantwortet hatte.