„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Erbschleicher und gute Hirten
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- 25. November 2023
Die schlechte Nachricht – die von der Erbschleicherei – zuerst: Im Bistum St. Louis wird im Zuge von Pfarr-Zusammenlegungen die etwas außerhalb der Stadt liegende Kirche St. Barnabas „umgewidmet“. Einen ordentlichen Pfarrer hatte St. Barnabas bereits seit drei Jahren nicht mehr – Stichwort Priestermangel. Seitdem hatte – im Auftrag des Bischofs ein älterer Priester den Sonntagsgottesdienst gefeiert – im überlieferten Ritus. Das führte schon in kurzer Zeit zu einem enormen Anstieg der Teilnehmerzahlen - und nebenbei bemerkt auch der Spendeneinnahmen. Als nun der bisher tätige Priester – wohl aus Altersgründen – diese Zelebration aufgeben mußte, sah sich die Gemeinde nach einem „Ersatz“ um, den sie dann auch glücklich in einem der Mönche des örtlichen Benediktinerklosters fand. Auch er wurde dann mit Genehmigung des Bischofs in St. Barnabas tätig, und unter seiner Leitung nahm die Zahl der Gottesdienstteilnehmer weiter zu – auf druchschnittlich knapp dreihundert am Sonntag. Inzwischen wurden zwei weitere Sonntagsmessen und eine alltägliche Werktagsmesse eingeführt.
Das war entweder dem Bischof selbst oder seinen römischen Oberaufsehern schwer erträglich, und deshalb soll St. Barrabas jetzt als St. Juan Diego zu einer rein spanisch-sprachigen Gemeinde erklärt werden – obwohl der Anteil der Hispanics in der Diözese gerade einmal 4% beträgt und es bereits vier weitere spanisch-sprachige Messorte gibt. Eine weitere Nutzung der Kirche für die überlieferte Liturgie wurde unter Berufung auf Traditionis Custodes untersagt, die Kirche selbst wurde der Fürsorge der benachbarten Auferstehungspfarrei unterstellt.
Und damit können wir zum Thema Erbschleicherei übergehen:
Einspruch, Herr Professor!
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- 23. November 2023
Roberto de Mattei hat unter Datum vom 22. 11. bei Corrispondenza Romana einen Artikel veröffentlicht, der sich mit den vielerlei Widersprüchen gegen die von Willkür geprägten Personalentscheidungen von Papst Franziskus gegen Bischöfe wie Strickland von Tyler oder ganz aktuell gegen Bischof Rey von Frejus-Toulon beschäftigt. Prof. Mattei fährt dabei gegen diejenige, die zum Widerstand gegen solche Entscheidungen aufrufen, das denkbar schwerste Geschütz auf:
Diese schlechten Berater zeigen, dass sie den Glaubensartikel des Ersten Vatikanischen Konzils ignorieren, wonach „ das Primat des römischen Papstes, des einzigen legitimen Nachfolgers des Heiligen Petrus, in der vollen Macht besteht, die gesamte Kirche zu leiten, zu leiten und zu regieren.“ , das heißt in der obersten Gerichtsbarkeit, ordentlich, unmittelbar, allgemein und unabhängig von jeder Autorität, auch der Zivilgewalt (...) sowohl in Fragen des Glaubens und der Moral als auch in denen der kirchlichen Disziplin und des Regimes“.
Wären diese Berater also Glaubensleugner die sich durch ihren Verstoß gegen das Dogma des 1. Vatikanums selbst aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen hätten? Das scheint uns zu kurz gegriffen. Die oben zitierte dogmatische Aussage „unabhängig von jeder Autorität“ enthält selbstverständlich die Einschränkung, daß der Papst bei seinen Entscheidungen an die Autorität Christi und die apostolische Überlieferung gebunden ist. Diese Einschränkung mußte 1870 nicht explizit ausgesagt werden, weil es damals für die Mehrheit der Konzilsväter und der Gläubigen schlichtweg undenkbar war, daß ein Papst die ihm von Christus verliehene Autorität gegen die Lehre Christi und damit Christi einsetzen könnte. Bei Fragen der Disziplin und der Regierungsklugheit wird sich ein solcher Widerspruch auch nur schwer nachweisen lassen – das von de Mattei angeführte Beispiel Mindszenty ist durchaus überzeugend.
Und jetzt Bischof Rey
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- 22. November 2023
Am gestrigen Dienstag (21. 11.) hat der Vatikan mitgeteilt, daß Papst Franziskus Bischof Dominique Rey von der Diözese Fréjus-Toulon einen Bischofskoadjutor „zur Seite gestellt hat“, wie es auf Vatikanesisch so schön heißt. Der neue Mann heißt François Touvet, war seit 2015 Bischof von Châlons und wird die Nachfolge von Bischof Rey in Fréjus-Toulon antreten, wenn dieser in vier Jahren zurücktritt – falls er nicht vorher zurückgetreten wird.
Bischof Rey hat sich die allerhöchste Ungnade zugezogen, da er in seinem Bistum etwas praktiziert hat, was in der neuen Kirche Franziskus’scher Prägung überhaupt keinen Platz hat: Ein sich ergänzendes Neben- und Miteinander von überlieferter und reformierter Liturgie quasi unter einem Dach. Bischof Rey hat Absolventen seines gut besuchten Seminars in beiden Formen des Ritus – um den Wortgebrauch von Papst Benedikt weiter zu verwenden – ausbilden lassen und je nach persönlichen Wünschen und Einsatzmöglichkeiten auch in beiden Formen geweiht. Nach allem, was zu erfahren ist, hat dieser Versuch einer „friedlichen Koexistenz“ in dem zwischen Nizza und Marseille an der Mittelmeerküste gelegenen Bistum auch ganz gut geklappt. Was ja auch kein Wunder sein sollte, wenn man der bis vor kurzem offiziellen Version folgen will, daß es zwischen beiden Formen des Ritus keinen Bruch und keine lehrmäßigen Unterschiede gäbe. Jedenfalls hat diese praktizierte Koexistenz große Anziehungskraft auf Männer mit Priesterberufung ausgeübt, die sich von der andernorts üblichen Alternative: „Voll modern oder gar nicht“ nicht angesprochen sahen. Das Seminar war immer gut besetzt, die Zahl der Priesterweihen wie in vorkonziliaren Zeiten.
Neue Zahlen von Petrus!
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- 21. November 2023
Die Petrusbruderschaft hat ihre Statistiken aktualisiert und dabei auch bereits die Zahlen für das noch laufende Jahr einbezogen. Daraus ergibt sich ein durchaus erfreuliches Bild - der Franziskus-Effekt funktioniert, wenn auch vielleicht nicht ganz im Sinne seiner Erfinder.
Die Grafik zur Mitgliederentwicklung haben wir oben wiedergegeben: Sie verzeichnet insgesamt 569 Mitglieder, darunter 342 Priester und 179 Seminaristen. Die Zahl der Seminareintritte hat sich in den vergangenen drei Jahren auf hohem Niveau stabilisiert. In diesem Jahr waren es 45. Zu Priestern geweiht wurden in den vergangenen Jahren jährlich 15 Männer. Insgesamt betreut die Petrusbruderschaft derzeit in 146 Diözesen 249 Messorte. Weitere Zahlen und Verweise auf der angegebenen Website der Priesterbruderschaft.
Einheit - Wahrheit - Gerechtigkeit
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- 20. November 2023
Wenige Tag nach der zum Wochenende vorgestellten Ausgabe der UVK lag die aktuelle Ausgabe von „Dominus Vobiscum“ im Briefkasten – das ist das zweimal im Jahr erscheinende Magazin der Laienvereinigung für den klassischen römischen Ritus in der katholischen Kirche „Pro Missa Tridentina“. Im Zentrum dieser Ausgabe stehen zwei Themen: Die alljährliche Hauptversammlung des Vereins „Pro Missa Tridentina“ und der mittlerweile auch schon fast wieder vorübergegangene „Totenmonat“ November.
Drei Hauptbeiträge der Ausgabe sind uns besonders aufgefallen. Zum einen der Artikel von Prof. Dr. Ralph Weimann über „Einheit im Glauben und die Einheit der Kirche“. Weimann zeichnet nach, wie sehr die bestehende und sich ständig vertiefende Glaubenskrise und Glaubensspaltung die Wurzel der auch organisatorisch und institutionell fortschreitenden Kirchenspaltung ist. Das „unerklärte Schisma“ ist keine Erfindung von „Unglückspropheten“, sondern die letzten Endes unausweichliche Folge einer innerkirchlichen Entwicklung, die sich von der Wahrheit abwendet und Zeitgeistphantasien an deren Stelle setzt. Eine in der Tradition begründete und auch in der Gegenwart nachvollziehbare Darstellung des Wahrheitsbegriffes, die von Thomas von Aquin ausgeht und bis St., John Henry Newman und Bendikt XVI. Ausgreift, ist steht denn auch ein Schwerpunkt des Beitrags. Zweiter Schwerpunkt ist der Nachweis, daß es da, wo „Wahrheiten“ an die Stelle der Wahrheit treten, keine Einheit geben kann.
„Geburtsfehler und Fehlentwicklungen“ des II. Vatikanums
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- 17. November 2023
Mit der soeben erschienen 3. Ausgabe der Una Vcoce Korrespondenz 2023 liegt jetzt auch der in UVK - 3 Nr. 1 begonnene Beitrag von Heinz-Lothar Barth abgeschlossen vor. In insgesamt über 130 Seiten zeichnet der Autor ein durchaus niederschmetterndes Bild der „Geburtsfehler und Fehlentwicklungen“ dieser großen Kirchenversammlung, die über 50 Jahre lang als der Gründungsakt einer neuen, der Gegenwart und ihren Menschen mehr als in der Vergangenheit zugewandten Kirche angesehen wurde. Bis der aus einem fernen Land über uns gekommene Jorge Bergoglio als Franziskus die Welt wissen ließ, daß sei alles ja noch gar nichts, und jetzt werde er endlich und endgültig dem seinerzeit vom Wanderrabbi gegründeten Fischerverein SEINEN Stempel aufdrücken, unwiderruflich und unumkehrbar.
Tatsächlich wäre ein Phänomen wie Franziskus kaum denkbar, wenn nicht das 21. ökumenische Konzil und die darauf zurückgehenden Fehlentwicklungen das traditionelle Gefüge der Kirche so tief zerrüttet hätten, daß jetzt Franziskus daran gehen kann, diese Tradition – und damit den apostolischen Charakter der Kirche – restlos abzuräumen. Auch wenn Franziskus sich durch die Dokumente und Erklärungen des II. Vatikanums bestenfalls in rhetorischen Höflichkeitsfloskeln gebunden sieht: Die beiden gehören untrennbar zusammen.
Diesen Zusammenhang immer wieder anzusprechen und vor dem Hintergrund unhintergehbarer Tatsachen einsichtig zu machen, ist einer der großen Vorteile dieser kritischen Darstellung Barths, der heute vieles noch klarer sehen und sagen kann, als andere Konzilsskeptiker und -kritiker vor ihm. Barth weist im Übrigen darauf hin, daß diese zusammenhängende Entwicklung nicht erst mit dem II. Vatikanum einsetzte, sondern ihrerseits Vorläufer in den modernistischen Umtrieben seit Ende des 19. Jahrhunderts hatte – denen freilich von den Päpsten der ersten Hälfte des 20. Jh. entschiedener, wenn auch letztlich nicht erfolgreicher Widerstand geleistet wurde.