In der Liturgie leben
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- 11. September 2017
In diese Woche fällt das Fest Kreuzerhöhung am 14. September und damit der 10. Jahrestag des Inkrafttretens von Summorum Pontificum. Für einen allgemeinen kirchenpolitischen Rück- und Ausblick verweisen wir zunächst auf unseren Artikel zum 10. Jahrestag dieser Website. Zum Ende dieser Woche ist eine kurze Zusammenstellung von Artikeln an anderer Stelle geplant, die sich mit dem Jahrestag des Motu Proprio befassen. Der Vatikan selbst hat seinen Kommentar zum Thema in Form des neuen Motu Proprio Magnum Principium abgegeben, zu dem wir das Nötigste bereits hier gesagt haben.
Unser Beitrag zum Jahrestag soll darin bestehen, wichtige Literatur zum Thema „Die hl. Messe in Geschichte und Gegenwart“ vorzustellen. Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Repräsentativität. Eher im Gegenteil: Wenn man sich die Literaturverzeichnisse aktueller liturgie„wissenschaftlicher“ Veröffentlichungen oder die im Netz veröffentlichten Leselisten zu entsprechenden Universitätsveranstaltungen anschaut, ergibt sich ein überaus merkwürdiger Eindruck: Die Liturgie und die wissenschaftliche Befassung damit scheint in Deutschland so recht erst in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen zu haben. Für die Zeit vorher gibt es nur einige wenige, nun ja, eben „Vorläufer“. Auch für die Gegenwart verfahren die Herren und die Dame des herrschenden Zitatenkartells ausgesprochen selektiv: Sie nehmen nur das zur Kenntnis, das in ihr ideologisch überaus verengtes Sichtfeld passt, und zumeist aus dem eigenen beschränkten Kreis stammt. Das gilt auch für zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen der letzten Jahre und Jahrzehnte in englischer Sprache: Was ungelegen kommt, scheint für die Deutsche Universitätstheologie einfach nicht zu existieren. Es wird nicht diskutiert, es wird nicht widerlegt, es wird außer in billigen Nebensätzen noch nicht einmal polemisiert: Es spielt einfach keine Rolle. Basta.
Der große Gewinn von zehn Jahren Summorum Pontificum besteht darin, daß wir uns erlauben können, auf diese Haltung nachgerade spiegelbildlich zu reagieren: Wir brauchen das Zeug nicht, nicht zur Erweiterung unseres Wissens, nicht für unser geistiges Leben und von Ausnahmen abgesehen noch nicht einmal zur Befriedigung niedriger polemischer Gelüste. Statt dessen können wir uns in Ruhe mit dem beschäftigen, was wirklich wichtig ist: Dem wahren Geist der wahren Liturgie. Für die bedauernswerten Menschen, die sich zu Prüfungsvorbereitungen mit dem Textausstoß des Zitierkartells befassen müssen, haben wir den guten Rat, es damit so zu halten wie Generationen von Studenten es schon mit vielerlei Prüfungsstoff gehalten haben: Am Tag nach Empfang des Diploms eine Viertelstunde hinsetzen und alles schnell vergessen. Wenn unsere Aufstellung ihnen vielleicht den einen oder anderen Hinweis geben kann, was an dessen Stelle treten kann und soll – umso besser.
Die Literaturvorstellungen dieser Jubiläumswoche bilden die erste Phase eines umfangreicheren Projekts, in dessen Verlauf wir Bücher präsentieren wollen, die uns in den vergangenen Jahren hilfreich und nützlich gewesen sind. Das soll uns auch dazu helfen, ein Stück weit aus der reaktiven Haltung herauszukommen, die allzu oft das Verhalten der Traditionalisten als „Minderheit in der Minderheit“ bestimmt. Die Klagen über die Fehlorientierungen in der modernen Theologie und Liturgie und die nicht enden wollenden Versuche der Modernisten, den Glauben auszuhöhlen, bleiben zwar berechtigt. Sie erfüllen auch eine gewisse Entlastungsfunktion, deren Wert in dieser Periode allgemeiner Verwahrlosung nicht zu unterschätzen ist. In der Sache selbst führen sie aber wenig weiter. Nur wenn wir immer tiefer in das Verständnis der überlieferten Liturgie eindringen, können wir sie am Leben erhalten – und sie uns. Ein nahezu unerschöpflicher Fundus an Literatur unterstützt uns dabei.
In dieser ersten Runde findet sich ausschließlich Literatur, die im weiteren Sinne unter den Begriff der Einführung gestellt werden kann: Diese Bücher wollen keine historischen, philologischen oder liturgischen Einzelfragen untersuchen, selbst wo sie diese im größeren Zusammenhang durchaus ansprechen, sondern zielen darauf ab, den Zugang zur Feier des Messopfers in Inhalt und Formen insgesamt zu erschließen.
Geplant sind:
1) Zur ersten Einführung, die es dem liturgischen Anfänger durch zahlreiche Abbildungen erleichtert, sich zurechtzufinden und zum Sinn und Inhalt in den Formen vorzustoßen:
Martin Ramm: Zum Altare Gottes will ich treten (2005) und Matthias Gaudron: Die Messe aller Zeiten (2006)
2) Als Kenntnis- und materialreichen Überblick, der tiefere Zusamenhänge erschließt und umfangreiche Hinweise zur intensiveren Beschäftigung mit Einzelthemen anbietet:
Michael Fiedrowicz: Die überlieferte Messe – Geschichte, Gestalt, Theologie (2011)
Zwei weitere hier vorzustellende Bücher behandeln Grundthemen der Liturgie aus einer Perspektive, in der die Unterscheidung zwischen überlieferter und moderner Form keine große Rolle spielt – sofern letztere dem Geist und dem Inhalt der traditionellen Lehre treu bleibt.
3) Den Minimalkonsenses, der Anhängern der überlieferten und der reformierten Liturgie gemeinsam sein muß, wenn die Einheit der Kirche nicht zerbrechen soll, beschreibt
Joseph Kardinal Ratzinger: Der Geist der Liturgie – Eine Einführung (1999)
4) Die Fundierung der Liturgie in der Heiligen Schrift, insbesondere dargestellt am Buch der Apokalypse des hl. Johannes, verdeutlicht in einer überaus zeitgemäßen Perspektive der aus der amerikanischen evangelikalen Tradition kommende Autor
Scott Hahn: Das Mahl des Lammes – Die Messe als Himmel auf Erden (1999)
5) Als Beispiel für den Geist der liturgischen Bewegung zu einer Zeit, als die Träger dieser Bewegung noch den Glauben vertiefen und nicht verändern wollten:
Pius Parsch, Messerklärung (1934)