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Amoris Laetitia und das Kirchenrecht

Der amerikanische Kirchenrechtler Edward Peters weist darauf hin, daß der Absatz 915 des kanonischen Rechts nach wie vor in Kraft ist. Dieser besagt:

Zur heiligen Kommunion dürfen nicht zugelassen werden Exkommunizierte und Interdizierte nach Verhängung oder Feststellung der Strafe sowie andere, die hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren.

Das ist eindeutig und von exakt der Klarheit, die bisher ein Kennzeichen der römischen Kirche bildete.

Es liegt zwar in der Hand des regierenden Papstes, diesen Absatz zu ändern oder ganz zu streichen. Eine solche Änderung kann jedoch nicht  dadurch erfolgen, daß sie an anderer Stelle impliziert oder stillschweigend vorausgesetzt wird. Es ist dazu ein ausdrücklicher Hinweis auf die Änderung erforderlich.

Peters macht weiterhin darauf aufmerksam, daß ein Dokument durch seine Bezeichnung als Pastoralbrief nicht automatisch zu einer die Kirche bindenden Erklärung des Lehramtes wird. Eine aus zweiter Hand berichtete Willensbekundung - auch wenn diese in den AAS erscheint - reicht dafür nicht aus. Hierzu müssen weitere formale Bedingungen erfüllt werden, die nach Ansicht von Peters bisher ausstehen.

Solange diese Erfordernisse offen bleiben, ist die Veröffentlichung in den AAS – ganz abgesehen von ihrer inhaltlichen Zulässigkeit – kein Bestandteil der kirchlichen Gesetzgebung. Sie dahingehend auszulegen, wie das hier auf katholisch.de versucht wird, ist vielmehr Ausdruck der in diesem Pontifikat herrschenden Geringschätzung und Mißachtung des Rechts der römischen Kirche. 

Buchvorstellung: The Dictator Pope

Screenshot des Titelbildes bei AmazonHeute, am 4. Dezember, erschien die englische Version des aufsehenerregenden Buches „Il Papa dittatore“. Der unbekannte Verfasser bedient sich des Pseudonyms Marcantonio Colonna – das war ein hochrangiger Angehöriger des italienischen Adelsgeschlechtes der Colonna, der – von Papst Pius IV. aus Rom verbannt – in den Dienst des spanischen Königs trat und als Admiral eine wichtige Rolle in der Seeschlacht von Lepanto spielte. Er brachte es bis zum Vizekönig von Sizilien und gilt als einer der intimsten und auch selbst skrupellosesten Kenner der Machtpraktiken des 16. Jahrhunderts.

Das nun erschienene Buch seines geistigen Nachfahren zeichnet in 6 Kapiteln ein Bild von der aktuellen Verfasstheit des Vatikans, das – sofern es denn auch nur zur Hälfte zutrifft – selbst dem einen Schrecken einjagen muß, der bisher schon keine hohe Meinung vom Rom unter dem Regiment des Jorge Mario Bergoglio von Buenos Aires hatte.

Das Bucht enthält 6 Kapitel mit den Überschriften:

  1. Die St. Gallen-Mafia
  2. Der Kardinal aus Argentinien
  3. Die Reformen – welche Reformen?
  4. Auf krummen Wegen
  5. Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!
  6. Der Kreml von Santa Marta

Hier soll zunächst der Inhalt der drei ersten Kapitel kurz vorgestellt werden. Diese Kapitel – die anderen haben wir nur überflogen, aber sie erwecken den gleichen Eindruck – verzichten völlig auf Polemik und stützen sich weitestgehend auf bereits bekannte Quellen – oft aus dem Umfeld des Papstes selbst oder dem seiner Unterstützer. Neu ist nur die umfassende Zusammenstellung des Materials und das sich daraus ergebende Gesamtbild.

Das erste Kapitel zeichnet detailliert nach, was über die St. Gallen-Mafia (von Kardinal Daneels selbst geprägter Ausdruck) bekannt ist. Es ergibt sich das Bild einer bestens vernetzten Gruppe, die seit Beginn der 90er Jahre eng zusammenarbeitete, um die konservativen Impulse, die vom Pontifikat JPII ausgingen, zu neutralisieren und die Weichen in Richtung auf einen modernistischen Neubeginn „im Geist des Konzils“ zu stellen. Als theologische Köpfe der Gruppe benennt er die Kardinäle Martini und Kasper. In der Position eines Chefstrategen sieht er den Brüsseler Kardinal Daneels. Insbesondere die beiden letztgenannte identifiziert der Autor als Personen, die von einer bis zur Kapitulation gehenden Kompromissbereitschaft gegenüber den Forderungen der „Sexuellen Befreiung“ gekennzeichnet sind.

Diese Gruppe war kein monolithischer Block, zusammengehalten wurde sie durch ein gemeinsames Streben nach „Dezentralisierung“, „Kollegialität“ und „Patorale Orientierung“. Nach der Wahl Benedikts sah sie sich in der Hoffnung auf Installation eines eigenen Kandidaten enttäuscht und verfiel zunächst in eine Art Schockstarre. Umso dankbarer ergriff sie die Gelegenheit von Benedikts überraschendem Rücktritt und nahm ihre (nach den Regularien des päpstlichen Stuhls) unzulässige Fraktionsarbeit zur Vorbereitung des Konklaves wieder auf – und setzte sich mit ihrem 2005 noch gescheiterten Kandidaten Bergogli durch.

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Neues Webprojekt von Shaw Tribe

Screenshot vom 3. 11.Er hat es wieder getan: Vor 13 Jahren hatte Shawn Tribe die Website „New Liturgical Movement“ gegründet, die er lange Jahre als Chefredakteur leitete. Vor 5 Jahren hat sich der Kanadies zum Aufbau einer beruflichen Kariere in der Wirtschaft aus der Redaktionsleitung zurückgezogen und seine Publikationstätigkeit zu liturgischen Themen stark reduziert. Anscheinend ist er beruflich recht erfolgreich gewesen, jedenfalls übernimmt nun wieder eine aktivere Rolle in der Webpublizistik zur überlieferten Liturgie. Am 1. November ist sein neues Liturgical Arts Journal online gegangen.

Tribe ist Berater für den EDV-Einsatz in Großunternehmen, von daher ist er wirtschaftlich von der Kirche unabhängig und muß nicht befürchten, wegen unbotmäßiger Äußerungen sanktioniert zu werden, wie das gerade in diesen Tagen in so aufsehenerregender Weise P. Thomas Weinandy widerfahren ist. Als - im weitesten Sinne - Unternehmensberater verfügt Shawn über eine im Bereich der katholischen Tradition äußerst seltene Ressource: Er kann nicht nur systematisch und strategisch denken und planen, er verfügt auch über die Fähigkeit zur Teamarbeit, kann Mitstreiter für seine Projekte begeistern und - das schwierigste von allem - sich aus einem von ihm aufgebauten Projekt zurückziehen, ohne daß das Boot gefährlich ins Schlingern gerät oder ganz untergeht.

Und jetzt kehrt er nicht auf das alte Schiff zurück, und sondern läßt ein neues in See stechen: Vielleicht wird daraus ja einmal eine ganze Flotte. Die ersten Beiträge des neuen „Journal“ sind alle noch von ihm selbst geschrieben, zweifellos wird es ihm bald gelingen weitere kompetente Mitautoren zu gewinnen und Themenspektrum und Blickwinkel auszuweiten. Jedenfalls ist die Website in acht Kategorien gegliedert: Paramente, Kirchenmusik, Liturgische Bücher, Liturgische Sprache, Malerei, Metallverarbeitung, Holzverarbeitung und Plastik. Die meisten davon sind noch leer, aber das dürfte sich schon bald ändern.

Chaos vom Feinsten

Bild: von der im Text genannten WebsiteNach einem katholischen Wochenende am Institut St. Philipp Neri schlägt das Chaos in dem, was einstmals die katholische Welt war, wieder voll zu. Man weiß kaum, wo man anfangen soll – der Wahnsinn, der uns aus den nur höchst unvollständig erfassten Pressemeldungen einer knappen Woche entgegenblickt,  entzieht sich jeder Ordnung. Beginnen wir des Kontrastes zur den Bildern von der Weihe in Berlin wegen mit dem rechts gezeigten Fundstück: Don Derio Olivero (geb. 1961), bisher Generalvikar in Fossano und seit vorgestern Bischof von Pinerolo, nimmt in Jeans und Pullover Abschied von seinem bisherigen Wirkungskreis. Daß er eine Woche zuvor vom Turiner Erzbischof Nosiglia zum Bischof geweiht wurde, ist ihm nicht genug: Nun läßt er sich von den Gläubigen die Hände auflegen – Volxkirche vom feinsten.

Und die Website der Famiglia Christiana, die dem Bischof nahesteht und auf der es neben dem hier gezeigten noch viele andere sehenswerte Bilder gibt, jubelt: Das ist ein Bischof nach dem Herzen des Papstes. Was man gerne glauben will.

Der Papst selbst gab sich zum „World Food Day“ die Ehre eines Besuchs bei der Welternährungsorganisation FAO der UNO in Rom. Als Geschenk brachte er neben einer Rede, die jeden grünen Parteitag geschmückt hätte, eine Statue aus Marmor in der nicht immer ganz stilsicheren Tradition der italienischen Kirchenkunst des 19. Jahrhunderts mit. Sie zeigt einen klagenden Engel neben der Leiche des syrischen Kindes, das bei der Flucht seiner Eltern 2015 vor der türkischen Küste ertrunken war und dessen Bild zur Ikone der Propaganda der Willkommenskultur gemacht worden ist. Die neue Kirche hat nicht nur ihre neuen Festtage, sondern auch schon neue Heilige samt Statuen. Kitsch vom Feinsten.

Auf der anderen Seite des Atlantik hat eine Satanistenorganisation einen als bekennenden Christlen geltenden Konditor, der Torten zu Geburtstagen, Trauungen und ähnlichen Feierlichkeiten gestaltet, einen aparten Auftrag erteilt: Zum Feiertag Lucifers, soll er eine Torte machen, die unter anderem ein umgedrehtes Kreuz und den Bockskopf des Verderbers zeigt (Quelle). Schon in der Bestellung führt die Grippe aus, es handele sich um einen religiösen Anlaß und somit um ein gesetzlich privilegiertes Anliegen – ein keineswegs diskreter Hinweis darauf, daß der Konditor bei Nicht-Annahme des Auftrags mit einer Antidiskriminierungsklage rechnen muß, die ihm nach aktueller Rechtslage seine bürgerliche Existenz und – soweit vorhanden – sein Vermögen kosten kann. Toleranz im liberalen Rechtsstaat vom Feinsten.

In unseren Breiten, in denen es irritierender Weise immer noch Menschen gibt, „die schon länger hier wohnen“, will man aber der allgemeinen Verwahrlosung nicht länger zusehen: Das Bistum Essen hat einen Fragebogen zur Qualitätssicherung der Gottesdienste entwickelt, der zur gefälligen Bedienung ins Internet gestellt werden soll.  Darin können die Veranstaltungsteilnehmer zum Beispiel bewerten, ob sie „die Gebete gut mitbeten“ konnten, der Inhalt des Gottesdienstes „zu meinem Leben und Glauben“ passte oder die Feier „mich getröstet / mir Mut gemacht“ hat. Auch zur Qualität der Predigt, der Sprache und der Musik können sich die Gläubigen äußern. „Passt das zu meinem Leben?“ Nicole Stockhoff, als Liturgiereferentin Leiterin der Projektgruppe des Bistums, die das Rückmeldeverfahren in monatelanger Arbeit entwickelte, hat offensichtlich erfasst, was das Wesen der sonntäglichen Zusammenkünfte im Gemeindezentrum ausmacht (Quelle). Früchte der Liturgiereform vom Feinsten.

Womit wir beim Thema „neuer Frühling“ wären: Nach fast 900 jährigem Bestand wird das Zisterzienserkloster Himmerod in der Eifel aufgelöst: "Die wirtschaftlich angespannte Situation, aber vor allem die geringe Zahl der Mönche, waren entscheidend für diesen schweren Schritt", erklärte Abt Johannes. Vor sechs Jahren hätten noch zehn, derzeit nur noch sechs Mönche dem Konvent angehört. Sie hätten nun die Möglichkeit, in ein anderes Kloster ihrer Wahl überzusiedeln. (Quelle) Neuevangelisierung vom Feinsten.

Laut Abtei gehen die Liegenschaften in den Besitz des Bistums Trier über. Wir hätten einen Vorschlag zur Nachnutzung: Wie wäre es mit einem Tagungszentrum für liturgische Arbeitskreise der Diözesen? Noch gibt es 26 deutsche Bistümer ohne Rückmeldeverfahren für die Gottesdienstqualität – hier besteht offensichtlich Handlungsbedarf. Wir hoffen auf ein Stellenschaffungsprogramm vom Feinsten

Recht als Werkzeug?

„Das Kirchenrecht muss sich permanent dem Kirchenbild anpassen, das sich durch das Zweite Vatikanische Konzil weiterentwickelt hat“. So Papst Franziskus in einem zum Wochenende bekanntgewordenen Brief zur Hundertjahrfeier des ersten Kodex des Kirchenrechts. Es sei „nötig, dass das Kirchenrecht immer der konziliaren Ekklesiologie entspricht“ Das macht freilich nur dann Sinn, wenn man annimmt, das Konzil oder auch jedes andere Konzil könne die Lehre von der Kirche so tiefgreifend veräbdern, daß die jeweils Neue Lehre mit der vorhergehenden rechtlich nicht mehr in Eins zu fassen sei.

Franziskus schreibt weiter von seiner Hoffnung, dass das Kirchenrecht zu einem „Werkzeug“ werde, um eine „langfristige Rezeption“ des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erleichtern. Wichtig seien ihm dabei die Punkte „Kollegialität, Synodalität, mehr Verantwortung für die Ortskirchen und Mitverantwortung aller Christgläubigen für die Mission der Kirche“. (Quelle)

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