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Von Oberhirten und Gefängniswärtern

Bild: Aus dem zitierten Artikel auf WDTPRS

Mit einer Ergänzung vom 16. 2.

In den USA stehen derzeit einige Bischöfe, die es an Eifer bei der Umsetzung von Traditionis Custodes fehlen lassen, mächtig unter Druck aus dem Vatikan: Sie sollen ihm nicht mit Paragraphen kommen, schreibt Liturgie-Obmann Roche, sondern einfach den Willen des allerheiligsten Vaters in Santa Marta droben erfüllen und erstens die veraltete und nicht mehr zulässige Messfeier aus den Pfarrkirchen fernhalten und zweitens dokumentieren, was sie unternehmen, um die störrischen Anhänger der Vergangenheit zum überlegenen Reichtum der glorreich erneuerten Liturgie zu bekehren. Fast hätten wir geschrieben: zu proselytisieren – aber erstens gibt es dieses Wort im Deutschen so nicht, und zweitens hat seine Allerheiligstkeit sich auch mehrfach gegen Proselytismus ausgesprochen – wenn damit die Hinführung zur Lehre der Kirche gemeint ist, und sei es auch „nur“ argumentativ.

Einige US-Bischöfe – ihre deutschen Mitbrüder sind gerade anderweitig beschäftigt – haben den Hinweis ihres Obmanns gerne aufgegriffen und gehen voll Pflichteifer daran, ihr Soll überzuerfüllen: Sie verbieten dann auch die Zelebration nach dem Missale Pauls VI. „ad orientem“ oder sogar den Gebrauch der lateinischen Sprache nach welchem Missale auch immer. Jeder, der an einem „ihrer“ Gottesdienste teilnimmt, vor allem aber die Proselytanden aus der Vergangenheit, soll gleich sehen, welcher Geist in modernen Kirchen dort herrscht und daß sie gefälligst die Lehre und Ekklesiologie der vergangenen tausend Jahre schnellstens abzulegen haben.

In dieser Situation hat es verständlicherweise beträchtliche Unruhe und auch Unwillen ausgelöst, daß Bischof Robert Barron von Winona-Rochester  – sicher kein Traditionalist, aber bisher bekannt als erprobter Verteidiger der Rechtgläubigkeit und Betreiber erfolgreicher Medienapostolate – den Teilnehmern der alten Messe in Winona den Gebrauch der von ihnen bisher genutzten Pfarrkirche untersagte und sie auf die Kapelle der Cotter High School verwies.

Hier geht es weiter Umso größer war dann Erstaunen der Gemeindemitglieder, daß diese „Kapelle“ (denn das ist sie kirchenrechtlich als unselbständiger Bauteil in einem größeren Gebäudekomplex) nicht nur beträchtliches Fassungsvermögen hat – unsere Schätzung anhand von Photos des Innenraumes ergibt 250 oder mehr Sitzplätze – sondern nach ihrer ganzen Ausstattung im Stil der „anderen Moderne“ aus den 20/30er Jahren eine katholische Kirche ist, wie man sie sich katholischer kaum vorstellen kann.

Statt des umgenutzten Volksaltares, an dem die überlieferte Liturgie in der Pfarrkirche bislang gefeiert werden mußte, steht der Gemeinde in „Maria von den Engeln“ nun ein „richtiger“ Altar mit einem großen antikisierenden Baldachin vor goldenem Hintergrund zur Verfügung. Eine überaus würdige Umgebung für die Feier der Liturgie der Jahrtausende – und zweifellos geeignet, auch solche Gläubige zu „proselytisieren“, die nur aus Neugier oder per Zufall in ein dort zelebriertes feierliches Hochamt geraten. Das kann und wird die traditionstreue Gemeinde sicher darüber hinwegtrösten, daß nun Familien mit veränderten Anfahrtwegen ihre sonntägliche Routine umstellen müssen und auch sonst einige gewohnte Bequemlichkeiten entfallen. Vielleicht muß sogar eine neue Kaffeemaschine für die beliebten Muffins oder Bagel beim der Messe folgenden „sozializing“ angeschafft werden!

Es kommt aber noch schöner: Die traditionstreue Gemeinde des Bistums hat die Kirche nämlich nicht zur alleinigen Verfügung, sondern sie muß sie sich (neben der Schule, wie wir vermuten), noch mit einem anderen „Untermieter“ teilen: Bereits vor Traditionis Custodes hatte Bischof Barron auch der örtlichen Gemeinde der Piusbruderschaft die Nutzung der Kapelle erlaubt. Das mag nun einige Schwierigkeiten bei der Koordination von Zeitplänen bereiten, birgt aber in der weiteren Perspektive durchaus erfreuliche Möglichkeiten. Und sollte der vom Bistum für die „alte Messe“ abgestellte Priester auch nur auf die Idee kommen, seine traditionstreue Gemeinde zur Neuen Ordnung zu konvertieren, werden wir den Ausgang dieses Vorhabens mit Interesse erwarten.

Ergänzung

Fr. Zuhlsorf, dem wir die meisten der oben mitgeteilten Informationen verdanken, hat inzwischen mitgeteilt, daß von einer regelmäßigen Nutzung der Kapelle durch die Piusbruderschaft nicht die Rede sein kann. Bischof Barron hat das Gotteshaus der Bruderschaft einmal für eine besonders feierlich zu begehende Eheschließung zur Verfügung gestellt. Er würde das vielleicht in einem ähnlichen Fall wieder tun - aber regelmäßig ist das nicht.

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