Am Rande - Woche 22

Das höhere Recht

(28. 5.)

Bild: Screensgot von Youtube

Daß die deutschen Bischöfe (und nicht nur sie) mit ihrer unterwürfigen Folgsamkeit bei Kirchenschließungen und Sakramenten-Lockdown vielfach gegen Pflicht und Auftrag der Kirche verstoßen haben, steht außer Zweifel. Ebenso freilich auch, daß es nicht angegangen wäre, sich unter Pochen auf die Autonomie der Kirche in gottesdienstlichen Angelegenheiten begründbaren staatlichen Regelungen leichtfertig zu widersetzen. Hier müssen alle Beteiligten genau hinsehen: Was kann und muß im Sinne der Eindämmung einer Epidemie hingenommen werden – was kann sich die Kirche gar nicht und unter gar keinen Umständen abhandeln lassen, auch wenn ihre Seelsorger dafür mit öffentlicher Kritik und Bestrafung rechnen müssen. Was erfordert also das Heil der Seelen, höchster Wert und Daseinszweck der Kirche Christi?

Klaus Obenauer hat sich der Mühe unterzogen, das schwierige Feld näher auszuleuchten. Sein heute auf kath.net veröffentlichter Artikel ist lang und nicht ganz leicht zu lesen, und er widersteht erfolgreich der Versuchung, Patentrezepte zu entwickeln.Gerade deshalb sollte ihn jeder zur Kenntnis nehmen, den die Frage nach dem rechten Verhältnis zwischen staatlicher Autorität und kirchlichem Auftrag umtreibt.

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Auf dem synkretistischen Holzweg

(27. 5.)

Bild: Aus dem britischen Satiremagazin https://www.dailysquib.co.uk/

Moderne Theologen verwenden viel Sitzfleisch darauf, sich vom „rächenden und strafenden Gott“ des Alten Bundes abzugrenzen, ohne zu merken, wie sehr das im Widerspruch zu ihrem zu anderer Gelegenheit beschworenen polit-theologischen Philosemitismus steht. Gegenüber dem Islam lassen sie sich dagegen streng von „abrahamitischen“ Phantastereien leiten und übersehen großzügig, welche irrationalen, blutigen und menschenfeindlichen Züge dem Gott des Propheten zu Eigen sind – von den täglichen und stündlichen Martyrien, denen Christen im Reich dieses Propheten unterworfen sind, ganz abgesehen.

Und so haben auch in diesem Jahr wieder deutsche Bischöfe zum Ende des (Tag-)Fastenmonats Glückwünsche abgeliefert, in denen sie aus Naivität oder Opportunismus behaupten: „Gemeinsam bezeugen wir so in unserer je eigenen Weise die heilbringende Gegenwart Gottes in der Welt.“ Michael van Laack hat auf Philosophia Perennis ein paar treffende Worte dazu gesagt – und wo er Recht hat, hat er Recht.

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Koch: Auf lange Sicht keine Koexistenz der Riten

(25. 5.)

Die Herder Korrespndenz hat sich in Ausgabe 6/2020 mit den aktuellen römischen Aktivitäten um die überlieferte Liturgie und die dadurch ausgelösten Reaktionen beschäftig. Interessantester Teil des Beitrags ist ein am Schluß präsentiertes Zitat aus einem Gespräch mit dem in der Sache freilich unzuständigen „Ökumene-Kardinal“ Kurt Koch:

„Auf lange Sicht kann es nicht bei der Koexistenz der beiden Formen bleiben... Die Eucharistiefeier ist die zentrale Feier der Einheit der Kirche. Diese Bedeutung kann sie nicht haben, wenn es Streit und Auseinandersetzungen um sie gibt. ... Es wäre zu wünschen, dass es in Zukunft zu einer Versöhnung der beiden Formen kommt, so dass wir irgendwann statt zwei verschiedener nur noch eine Form als Synthese haben.

Ach ja - was machten wir bloß ohne unseren guten alten Hegel und dessen dialektischen Dreischritt. Welche Erfolgsaussichten das hier wieder mal propagierte Modell hat oder nicht, werden wir in den nächsten Tagen ausführlicher betrachten.