Januar

Zum Fest der Beschneidung des Herrn

Bild: Wikimedia

(1.1. 2021)

Am Tag des heutigen Festes, das durch die Liturgiereform fast ganz aus dem Gedächtnis der Gläubigen getilgt worden ist, verweisen wir zunächst auf zwei frühere Beiträge hier: Erlaubt ist, was gefällt, wo einige Hintergründe der besagten Tilgung diskutiert werden, und Zum Fest der Erscheinung des Herrn, wo der Zusammenhang der Feste im Kreis der Weihnachtszeit dargestellt wird. Ganz aktuell vom heutigen Tag verweisen wir auf einen überaus lesenswerten Beitrag von Clemens Victor Oldendorf auf Kathnews: Brückenschlag zum mosaischen Judentum, der zeigt, wie dieser Brückenschlag hier anscheinend absichtsvoll vermieden wird. Fr. Hunwicke hat bereits gestern einige Informationen zur Geschichte des Festes im Ritus von Sarum veröffentlicht und über zukünftige Möglichkeiten im Ritus des Ordinariats nachgedacht.

Ein Zwischenruf des Wiener Theologen Tück macht uns darauf aufmerksam, daß seit ein, zwei Jahren in Novus-Ordo-Kreisen die Wiedereinführung des Festes der Beschneidung des Herrn gefordert wird. Freilich nicht mit einer theologischen Begründung, sondern politisch: um dem angeblich auch und gerade in christlichen Kreisen wiederauflebenden Antisemitismus entgegenzuwirken und ein Zeichen der Solidarität mit den Juden zu setzen. So ähnlich haben wir uns das mit dem Verständnis von Feiertagen bei Neukatholens ja immer schon vorgestellt - nur nicht ganz so platt. 

*

Lehrer und Prophet

Bild: Monday Vatican

(5. 1. 2021)

Der Rang Papst Benedikts als Lehrer des Glaubens ist in der katholischen Kirche der ganzen Welt anerkannt - sieht man einmal von den Blindgängern an deutschen Fakultäten ab. Immer deutlicher wird jedoch erkennbar, daß Joseph Ratzinger auch mit geradezu prophetischem Scharfblick wahrgenommen hat, welche Herausforderungen auf die Kirche und Gesellschaft des 3. Jahrtausends zukommen. Seine Warnung  vor der Destruktivität des Islam in der Regensburger Rede, sein Aufruf zur „Entweltlichung“ der Kirche in Freiburg und seine vielfach wiederholte Mahnung, sich nicht der Dikatatur des Relativismus zu unterwerfen, gewinnen mit jedem Monat an Aktualität.

Autor Joseph Pronechen vom National Catholic Register hat jetzt in einem lesenswerten Beitrag diese prophetische Seite des Wirkens von von Benedikt hervorgehoben, und das Beiboot Petri hat den Artikel übersetzt.  Aus des Papstes Predigt zu Pfingsten 2012 zitiert Pronechen einen Absatz über den Turmbau von Babel, der mit bestürzender Präzision auf die heutige Situation vorausweist:

Dieser biblische Bericht enthält eine "ewige Wahrheit",- die wir in der Geschichte und in unserer Welt sehen. "Der Fortschritt von Wissenschaft und Technologie hat es uns ermöglicht, die Kräfte der Natur zu beherrschen, die Elemente zu manipulieren und Lebewesen zu reproduzieren - fast bis zur Schaffung eines Menschen. In dieser Lage zu Gott zu beten, scheint obsolet oder sinnlos zu sein, weil wir alles, was wir auch wollen, selber konstruieren und erreichen können... dennoch erkennen wir nicht, daß wir die Erfahrung Babels wiederholen. Es ist wahr, wir haben immer mehr Möglichkeiten der Kommunikation, Informationen zu erhalten, Nachrichten zu verbreiten, aber können wir sagen, daß unsere Fähigkeit einander zu verstehen, zugenommen hat? Oder verstehen wir einander vielleicht- paradoxerweise- immer weniger? Verbreitet sich nicht das Gefühl gegenseitigen Mißtrauens, Verdachtes und von Angst unter den Menschen immer weiter - bis dahin, daß ein Mensch für den anderen eine Gefahr darstellt?"

Sehr zur vollständigen Lektüre empfohlen.

*

Die Oligarchen von High-Technology

(13. 1. 2021, mit Aktualisierungen)

... und die sitzen nicht in Moskau, sondern im Silicon Valley – haben in den ersten Tagen dieses Jahres das Internet so, wie wir es bisher kannten, abgeschaltet. Dazu haben sie eine umfassende Zensur aller Stimmen angeordnet und durchgesetzt, die nicht ihren politischen Ansichten entsprechen. Was ihnen nicht passt, soll nicht nur künftig nicht mehr zu lesen sein – auch die Vergangenheit wird in den Archiven für den öffentlichen Zugriff gesperrt. Wer sich für Details zu Maßnahmen und Begründungen der selbsternannten „Masters of the Universe“ interessiert, wird in diesem Artikel von Roland Noè auf kath.net bestens informiert.

Noé verbindet die Information mit einem Aufruf, auf die (wenigen und noch schwachen) Kommunikationsplattformen auszuweichen, die von der Zensur von Google und Twitter, Apple und Amazon und wie sie alle heißen, nicht betroffen sind. Das können wir voll unterstützen und geben es gerne weiter. Wir machen jedoch darauf aufmerksam, daß die Einführung der Zensur in den USA zwar nicht durch staatliche Stellen erfolgt ist, aber mit deren und der sie okkupierenden Parteien Billigung und Ermutigung. Noch betrifft die Zensur, Blockade und Informationsunterdrückung „nur“ die marktbeherrschenden Unternehmen der High-Tech-Feudalherren. Noch betrifft sie „nur“ die USA und technologisch abhängige Länder. Die politischen Absichten, diese Zensur auf das gesamte Netz auszuweiten, sind jedoch unübersehbar. Die technischen Mittel dazu liegen bereit – chinesische Firmen, die diese bereits in ihrem Land installiert haben, werden gerne bei der Einrichtung behilflich sein.

Entgegen einem zählebigen Mythos: Das Internet ist zensierbar – und die Möchtegern-Zensoren haben Blut geleckt. Die totalitäre Cancel-Culture regiert die Stunde. Noch sind Kleinst-Plattformen wie die unsrige nicht betroffen. Es reicht aber ein jederzeit von Antifa-SA-SS mit Duldung der Regierung auslösbarer „Shitstorm“ um unseren (oder jeden anderen) Zugangsprovider zur Sperrung unliebsamer Zugänge zu veranlassen – das geht mit einem Mausklick, der Rechtsweg ist praktisch ausgeschlossen. Wir müssen das Netz nutzen, solange es geht. Aber wir müssen uns auch darauf einstellen, daß Opposition jeder Spielart völlig von der Nutzung der digitalen Kommunikation und Information ausgeschlossen wird. (11.1.)

Aktuelle Links:

Eine gute Ergänzung zu unserem kurzen Kommentar vom 11.1. bietet diese am 12. erschienene Analyse der amerikanischen Entwicklung im CrisisMagazine: The Deplatforming of Ameriaca. Den ganzen Umfang, den die Machtergreifung der High-Tech-Konzerne inzwischen erreicht hat, beschreibt Stefan Frank heute auf der „Achse des Guten“ unter der Überschrift: Der Internet-Putsch

*

Das nächste Konklave...

(15. 1. 2021)

… mit dessen Kommen noch sicherer zu rechnen ist als heutzutage mit einem „Amen“ in der Kirche, veranlaßt Walter Kardinal Brandmüller zu einigen Überlegungen über eine Reform des Wahlmodus – nachzulesen auf kath.net. Sein Ausgangspunkt ist theologisch die Feststellung, daß das Papsttum zentrale Instanz der Kirche ist, die eine Ellipse mit zwei Brennpunkten bildet: Rom und Weltkirche. Dieses Verhältnis erscheint ihm derzeit gestört, nicht zuletzt wegen der vielen Kardinalsernennungen der letzten Jahre „von der Peripherie“. So wurden Papstwähler kreiert, die sich weder untereinander kennen, noch viel Erfahrung mit der Weltkirche noch deren römischen Zentrum haben – mit vielen bedenklichen Konsequenzen.

Dem Befund ist zuzustimmen, aber ob der vom Kardinal skizzierte Ausweg wirklich zur Besserung beitragen kann, steht dahin. Sehr knapp zusammengefasst läuft sein Vorschlag darauf hinaus, die Zahl der Papstwähler zu verringern auf Würden- und Amtsträger mit langjährigem römischem Tätigkeitsschwerpunkt, die Zahl der Wählbaren jedoch explizit über den Kreis des Kardinalskollegiums hinaus auf den Weltepiskopat auszuweiten bzw. auf die Bischöfe, die durch zeitweise Tätigkeit an der Kurie oder anderen weltkirchlichen Einrichtungen Erfahrungen über ihr örtliches Bischofsamt hinaus erworben haben.

Funktional gesehen hätte das einiges für sich. In ekklesiologischer Perspektive meldet sich spontan das Bedenken, daß hiermit (bereits jetzt schon zur Genüge vorhandene) Elemente eines Laufbahnprinzips verstärkt werden und andererseits das traditionelle Bischofsbild, das den Bischof als in nachgerade eheähnlicher Gemeinschaft mit seiner Diözese verbundenen Oberhirten sieht, weiter geschwächt würde: Je umtriebiger und internationaler, desto papster?

Da die Anregung von Kardinal Brandmüller aber kaum Chancen hat, aufgenommen oder auch nur ernsthaft bedacht zu werden, muß das nicht unsere Sorge sein. Die Kirche ist, wie sie das immer war, in Gottes Hand, und der Herr wird entscheiden, wann und auf welche Weise er den zur Strafe und Ermahnung für die Abweichungen von seinen Wegen verhängten Elendstreck enden läßt.

*

Gemeinsam am Tisch des Herrn?

(20. 1. 2021) 

In einer „persönlichen Stellungnahme“ übt der Bonner Theologe Klaus Obenauer heute auf kath.net eine ebenso scharfe wie fundierte Kritik an der u.a. vom Vorsitzenden der DBK Bätzing unterstützten Erklärung „Gemeinsam am Tisch des Herrn“, die ganz im Zuge der Vereinigungsbestrebungen der deutschen Kirchenorganisationen wesentliche Elemente der katholischen Lehre vom Messopfer, von der Realpräsenz und vom Priestertum preisgibt. Obenauers Fazit:

Zentrale Wahrheiten des katholischen Eucharistieglaubens werden, wie im Falle von Wandlung und Realpräsenz, nivelliert bis enerviert, beziehungsweise sie werden, wie im Falle von Priestertum bzw. Weihesakrament und Messopfer, sogar wenigstens versteckt angegriffen, auf dass man die eine oder andere Passage u.U. als nur schwer verhohlene Bestreitung lesen kann. Das ist für einen katholischen Christen, der im überlieferten Glauben seiner Kirche verwurzelt ist, schlicht nicht hinnehmbar.

In der Perspektive sieht Obenauer die Gefahr, daß das Dokument, sollte sich sein quasi-offizieller Charakter verfestigen, die Intention künftiger Zelebranten in der Weise beeinflussen kann, daß der Vollzug der sakramentalen Handlung ungültig wird - nicht allein bei der Eucharistie, sondern auch bei der Priesterweihe. Damit würde die Organisation letztlich auch ihren sakramentalen Charakter verlieren.

Der Artikel ist Pflichtlektüre für jeden, der sich über den aktuellen Stand der Gefährdung des Glaubens aus dem Inneren von Episkopat und Apparat heraus informieren und die grundlegenden Gegenargumente gegen die dort nicht ungeschickt vorgetragenen Verirrungen kennenlernen will.

*

Los von Rom!

Bild: Nadine Malzkorn, aus dem zitierten Artikel auf katholisches.

(25 1. 2021)

Norbert Lammert, langjähriger Berufspolitiker und heute gut altersversorgter Präsident der Konrad-Adenauer-Stiftung, verkörpert in seiner Person die engen Verbindungen zwischen den staatsnahen Katholiken und den politischen Gallionsfiguren dieses Staates. Und er verkörpert wie wenige andere den „antirömischen Komplex“, der weite Teile des katholischen Deutschland seit der Emser Punktation von 1786 immer wieder heimsucht. Nun hat er sich ganz in diesem vorrevolutionären Sinne zum Synodalen Weg geäußert, und katholisches.de (von dort auch das Photo) zitiert ihn begeistert:

Überall da, wo es um einen Interessensausgleich geht, sind demokratische Entscheidungsprozesse allen anderen überlegen. (...) Es ist inzwischen ganz unübersehbar deutlich geworden, wie sehr die Frage der Autorität der Kirche in Zeiten dramatischer Veränderung auch von ihrer Fähigkeit und Bereitschaft abhängt, sich mitten in dieser Welt auf deren Herausforderungen und Fragen einzulassen und einzustellen." Auch die Akzeptanz der Kirche hänge maßgeblich von ihrer Bereitschaft und Fähigkeit ab, "Neues anzunehmen und zuzulassen, das bislang vielleicht noch nicht hinreichend zur Entfaltung kommen konnte".

Und zum „synodalen Weg“:

Die jüngsten Äußerungen und Interventionen aus Rom bekräftigen meine Hoffnungen nicht ... Wir müssen am Ende tun, was wir glauben, verantworten zu können. Und wenn die katholische Kirche in Deutschland sich nicht entschließt, sich aus der wohlwollenden Bevormundung von Seiten des Vatikan zu befreien, wird auch der Synodale Weg nicht das angestrebte Ziel erreichen.

Noch Fragen, irgendwer?

*

Kesseltreiben gegen Kardinal Woelki

(26. 1. 2021) 

Seit der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki deutlich gemacht hat, daß er den „Synodalen Weg“ nicht bis zum Bruch mit Rom mitgehen will, hat er keine ruhige Minute mehr. Es hagelt Rücktrittsforderungen von verschiedenen Seiten und mit unterschiedlichen Begründungen - der Mann soll weg. Wortführer auf lokaler Ebene ist Joachim Frank vom Kölner Stadtanzeiger, der wohl glaubt, als seinem Amt untreu gewordener Priester hier eine besondere Kompetenz zu besitzen. Überregional beteiligen sich am Kesseltreiben Witzfiguren wie die Damen von Maria 2.0, aber auch eben die Bischofskollegen des Kölners, die hinter dem „Los-von-Rom-Kurs" des Synoden-Spektakels stehen.

Der italienische Journalist Nico Spuntoni hat sich die Mühe gemacht, den bisherigen Verlauf des Krieges gegen den Kardinal aufzuschreiben, das Beiboot Petri hat es übersetzt, und wir zitieren daraus einige Sätze:  

Am Vorabend der Veröffentlichung des geplanten scoops durch den Kölner Stadtanzeiger hat sich Woelki dirket an den Papst gewandt. den er- wie er selbst im Verlauf einer Video-Konferenz mit den Pfarrgemeinderäten erklärte- darum gebeten hat, "festzustellen.ob er eine Verletzung des kanonischen Rechts begangen habe"... Das verursachte jedoch ein ungewöhnliches Tauziehen zwischen den deutschen Diözesen: Der Bischof von Münster, Felix Genn, gab bekannt, daß er mit der Prüfung begonnen habe, um festzustellen, ob eine kanonische Untersuchung gegen Woelki eingeleitet werden sollte, und zu diesem Zweck Kontakt mit dem apostolischen Nuntius in Berlin, Monsignore Nikola Eterović aufgenommen habe. Genn scheint daher bereit zu sein, gegen seinen Bruder im Amt eine Untersuchung durchzuführen, wie dies von einem Kirchenrechtler seiner Diözese,Thomas Schüller, gefordert wurde, der bereits mehrfach Woelkis Rücktritt gefordert hat.

Der Kardinal bezog sich in der oben genannten Videokonferenz auf Schüller, um seine Ablehnung des Szenarios einer Untersuchung gegen ihn unter dem Vorsitz von Genn zum Ausdruck zu bringen: "Dieser Anwalt des Kanonischen Rechts weiß zum Beispiel offenbar nicht, daß der älteste Bischof in einer kirchlichen Provinz keinen Kardinal vor Gericht stelen kann, das kann nur der Papst ", sagte Woelki.

Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

*

Hl. Thomas, bitte für uns

Bild: Wikimedia Commons

(28. 1. 2021)

Heute gedenkt die Kirche des hl. Thomas v. Aquino - des größten und wirkmächtigsten Kirchenlehrers seit den Tagen der Väter. Sein an klassischen Vorbildern geschultes und streng der Rationalität und wisssenschaftlicher Aufrichtigkeit verpflichtetes Denken hat die Theologie jahrhundertelang geprägt - auch da, wo es zeitweise nicht voll verstanden oder hinter Spitzfindigkeiten verschleiert wurde. Der Versuch des 20. Jahrhunderts, die Klarheit seiner Gotteslehre mit Rahnerschem Geraune zu ersetzen, kann als gescheitert gelten - es hat sich wissenschaftlich als steril und pastoral als verderblich erwiesen.

Das Datum des heutigen Gedenkens folgt nicht wie bei den meisten Heiligen ihrem als "Geburtstag für den Himmel" wahrgenommen Todestag - das wäre bei Thomas der 7. März 1274 - sondern dem Jahrestag der glanzvollen Überführung der Gebeine des bereits 1323 Heiliggesprochenen in die Dominikanerkirche von Toulouse im Jahr 1369. Zu diesem Anlaß hat der gelehrte Dominikanermönch Aldobrandini Ferrariensis drei Hymnen für das Ordensbrevier geschrieben, die nach allen Regeln der klassischen Dichtkunst das Lob des großen Lehrers singen und dem den schuldigen Tribut zollen, durch den er die Lehre empfangen hat:

Während das himmlische Gestirn

den Augen das Licht sichtbar macht,
ist die dem Thomas verliehene Gestalt
mit Licht für Jahrhunderte erfüllt.

...

Lasst uns mit frohen Stimmen
den Ruhm des ewigen Königs lobsingen,
der uns durch die Bitten
des glückseligen Thomas Verzeihung gewähre.

Alle drei Hymnen sind im Hymnarium im lateinischen Originaltext und der deutschen Übersetzung von René Strasser nachzulesen. Vom Einstieg bei der Hymne zu den Laudes Superna mater inclita führen (in der Scholie) Links zu den beiden anderen..

*