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Priesterweihe bei der FSSP Mexiko

Bild: Screenshot aus dem verlinkten VideoEbenfalls am Festtag des Allerheiligsten Herzens Jesu, aber nach deutscher Zeit bereits in den ersten Stunden des heutgen Samstags, fand im mexikanischen Guadalajara zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten wieder eine Priesterweihe im überlieferten Ritus statt. In der zum Andenken an die Martyrer Mexikos errichteten Kathedrale der Stadt erteilte S. E. Raimond Kardinal Burke dem Diakon Joel Pinto Rodríguez die Priesterweihe. Auf Youtube ist ein Video abrufbar, das derzeit allerdings nur die erste Stunde der Zeremonie zeigt. 

Worte des Vorsitzenden Braz de Aviz

Bild: Aus dem zitierten Artikel auf LifesiteNewsDer Vorsitzende der Ordenskongregation Kardinal João Braz de Aviz hat eine (virtuelle) Konferenz von Ordensoberen am 17. Mai genutzt, seine Vorstellungen von einem zeitgemäßen Ordensleben und Priestertum darzulegen. Emily Mangiaracina von LifesiteNews hat darüber am 10. Juni ausführlich berichtet. Hier die wichtigsten Inhalte in einer Zusammenfassung:

Ausgangspunkt der Ausführungen des Kardinals ist die von Franziskus nun schon mehrfach geäußerte Befürchtung, daß in einigen Seminaren traditionelle Ansichten zur Stellung und Funktion des Priesters zu starkes Gewicht erhielten – das mache die zuküntigen Priester „starr“ und führe zu „Klerikalismus“. Gegenüber jeder Tendenz zur Orientierung an der Tradition machte De Aviz geltend:

„Die Nachfolge Christi bedeutet auch, eine Vorstellung des Glaubens hinsichtlich Petrus und seiner Nachfolger zu entwickeln. Wie könnte man heute ein geweihtes Leben führen ohne intensiv auf die von Papst Franziskus gegebenen Leitlinien zu hören. Nur so ist es möglich, dem Gründer zu folgen.“ Dabei müssen wir „unsere Gefolgschaft Jesu durch die unerläßlichen Kriterien von Synodalität und Brüderlichkeit“ auf den heutigen Stand bringen.

Als weiteres Feld der Erneuerung in der geistigen Bildung der Gemeinschaften benannte de Aviz das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. „Unsere Vorstellungen vom geweihten Leben und unsere Strukturen in Organisation und Leitung haben in der Vergangenheit zu einer Mentalität geführt, die die Unterschiede zwischen Männern und Frauen überbetonte, so daß die Einsicht in ihre gleiche Würde und Komplementarität verloren ging.“ „Geweihten Frauen hat man nur einen Platz an den Rändern des kirchlichen Lebens und der Seelsorge zugestanden. Das begann sich mit dem II. Vatikanischen Konzil zu ändern“ - doch „der Reifeprozess im gegenseitigen Verhältnis von Männern und Frauen muss noch weiter wachsen.“ Nur damit hier keine Mißverständnisse aufkommen: Der Kardinal spricht nicht etwa über die Ehe oder das 6. Gebot und auch nicht über die verschiedenen Charismen von Männer- und Frauengemeinschaften – sondern über mehr Beteiligung von Frauen an den Leitungsfunktionen der Kirche und vermutlich der religiösen Gemeinschaften.

Konkret zur Priesterausbildung gebraucht er dann eine Formulierung, die wohl nur als Absage an die bislang gültigen und zumindest auch in den Gemeinschaften der Tradition hochgehaltenen Grundsätze zu verstehen ist: „Es gibt keinen Platz mehr für eine starre Ausbildung, die zu einem abgeschlossenen Ergebnis führt.“ In diesem Zusammenhang erinnert die Autorin von LifesiteNews daran, daß Braz de Aviz 2015 bei einer Zusammenkunft von über 1000 Studienleitern in Rom (hier mehr dazu). in starken Worten auf einer unbedingten Orientierung am II. Vatikanischen Konzil bestanden habe: „Entfernt euch nicht von den bedeutenden Leitlinien des Konzils. Wer sich vom Konzil entfernt und einen anderen Weg gehen will, begeht Selbstmord – früher oder später werden sie zugrunde gehen. Sie werden außerhalb der Kirche stehen. Das Fundament unserer Arbeit muß das Evangelium und das Konzil sein.“ Und zwar seiner Ansicht nach wohl tatsächlich nur das des vergangenen Jahrhunderts, denn „wir müssen erkennen, daß die Bedürfnisse der Menschen, die heute über ein geweihtes Leben nachdenken, nicht die gleichen sind“ wie die aus der Gründungszeit ihrer Gemeinschaften, „weil sich die Bedingungen geändert haben.“

Autorin Mangiaracina sieht in diesen Ausführungen wohl nicht zu Unrecht einen Ausfluß der „Hermeneutik des Bruches“, die davon ausgeht, daß die Lehre der großen Heiligen und Kirchenlehrer der Tradition heute als überholt betrachtet werden muß. Was vergangen ist, ist vergangen – erst mit DEM KONZIL ist die Kirche nach langem Widerstreben in der Gegenwart angekommen. Nur DAS KONZIL – und das heißt natürlich die Deutung der Dokumente im Ungeist der nachkonziliaren Wirren – bildet die Grundlage für Lehre und Ausbildung, Pastoral und Liturgie. Wenn Kardinal Braz de Aviz und Mitstreiter nun darangehen, diese heute schon in vielen Ausbildungsstätten geteilte Ansicht verbindlich für alle zu machen, können sich die Seminare der Tradition auf unruhige Zeiten einrichten.

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Weiterführendes link: https://katholisches.info/2021/06/11/strenge-ist-heute-ein-bisschen-in-mode-aber-ausdruck-des-klerikalismus/

Was kommt da auf uns zu? - II

Bild: ArchivNach aktuellem Stand der Informationen und Gerüchte zu den bevorstehenden Einschränkungen für den Gebrauch der überlieferten Liturgie plant der Vatikan ein zweistufiges Vorgehen. In einem ersten Schritt, der eher in Wochen als in Monaten erwartet wird, sollen die Regeln für den Gebrauch der Liturgie im Diözesanklerus und unter der Verantwortung der Ortsbischöfe neu gefasst werden. In einem zweiten Schritt, mit dem nicht vor dem Herbst gerechnet wird, sollen die Priestergemeinschaften des alten Ritus mit Nachdruck und erforderlichenfalls auch durch Zwangsmaßnahmen dazu aufgefordert werden, ihre Pastoral, ihr Gemeinschaftsleben und ihre Priesterausbildung an den „Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils“ auszurichten.

Eine solche Zweiteilung erscheint der Sache nach logisch und auch unter kirchenpolitischen Gesichtspunkten vorteilhaft für die Kräfte, die den überlieferten Ritus und die überlieferte Lehre und Spiritualität zurückdrängen wollen. Die Dokumente von Summorum Pontificum – das sind das Motu Proprio selbst, dann der Begleitbrief an die Bischöfe und schließlich die erst mit 4 Jahren Verspätung 2011 erlassenen Ausführungsbestimmungen – befassen sich im Wesentlichen mit Regeln für den Klerus bzw. die Gläubigen in den Diözesen und nehmen nur in wenigen Sonderfällen (z.B. hinsichtlich der heiligen Weihen) Bezug auf Fragen der Praxis in den Gemeinschaften, die möglicherweise in deren Gründungsdokumenten noch nicht ausreichend geklärt worden waren.

Der Vorteil einer solchen Zweiteilung für den Kurialapparat bestünde vor allem darin, den zu erwartenden Widerspruch und Widerstand hinsichtlich der Betroffenheit und der Interessensituation aufzuspalten und zeitlich über einen längeren Zeitraum zu entzerren.

Was die erwarteten Regeln für den Diözesanklerus betrifft, so gibt es über das hinaus, was wir bereits hier und hier mitteilen konnten, keine substantiellen neuen Informationen. Die Bischöfe erhalten für ihre Priester sowie für die diözesanen Kirchen und Gemeinden praktisch die volle Oberhoheit hinsichtlich Ort, Zeit, Teilnehmerzahl und -kreis sowie die Zelebrationsweise der überlieferten Liturgie. Irgendwelche eigenständigen oder gar einklagbaren Rechte für Klerus und Gläubige sind anscheinend nicht vorgesehen. Ob es – außer der hl. Messe – überhaupt noch Sakramentenspendungen in der überlieferten Form geben kann, ist ungewiss und wäre – Stichwort Kirchenbücher – in jedem Fall vom Wohlwollen des Ortsordinarius abhängig.

Hinsichtlich des Umgangs mit den Priestergemeinschaften, deren besonderes Charisma die Pflege der überlieferten Liturgie ist, liegen erst wenige Informationen vor. In Umrissen zeichnen sie folgendes Bild:

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Was kommt da auf uns zu?

Bild: https://www.pallottiner.org/begegnung-von-charismen/Noch gibt es keine zuverlässigen Informationen über die von Franziskus angekündigten „Interpretationen“ zu Summorum pontificum, aber zahlreiche Vermutungen. Einige davon sind durchaus ernst zu nehmen.

Die vielleicht interessanteste Überlegung: Da von „Interpretation“ die Rede ist, könnte der Text des Motu-Proprio selbst unangetastet bleiben – die geplanten Änderungen würden durch eine Neufassung der Ausführungsbestimmungen von Universae Ecclesiae von 2011 realisiert. Tiefergehende Eingriffe wären damit zunächst nicht nötig – allerdings müßte man gewisse Inkongruenzen zwischen dem Motu-Proprio – das als solches Gesetzeskraft hat – und den Ausführungsbestimmungen in Kauf nehmen. Genau damit muß man angesichts der in Rom zunehmend demonstrierten Geringschätzung des formalen Rechtes und seiner Normen rechnen.

Aktueller Vorgehensweise würde es entsprechen, die Veränderungen nicht als allgemein verbindliche Vorschriften zu fassen, sondern – unter dem Vorwand der Dezentralisierung und der Stärkung der bischöflichen Autorität – als „erweiterte Möglichkeiten“, oder „Optionen“, deren Umsetzung ganz oder teilweise in das Belieben der Ortsbischöfe gestellt wäre. Als sicher wird erwartet, daß die Ortsordinarien volle Autorität dahingehend erhalten, ob und wann und in welcher Form der Diözesanklerus im überlieferten Ritus zelebrieren kann. Aber auch Priester der altrituellen Gemeinschaften könnten für die Zelebration in Kirchen des Bistums diözesanen Vorschriften unterworfen werden. In diesem Zusammenhang könnte es dahin kommen, daß das bisher gültige Verbot von „Mischformen“ relativiert wird, so daß ggf. mit Lesungen nach dem neuen Lektionar und Kalender, Ministrantinnen, außerordentlichen Kommunionspendern und weiteren Errungenschaften des NO zu rechnen wäre. Auch die Spendung der Sakramente – insbesondere betroffen wären Taufen, Eheschließungen und Firmung – sollen dem Vernehmen nach noch stärker als bisher reguliert werden. Schon jetzt haben die Ordinariate über die Eintragung in den Kirchenbüchern hier erhebliche Einflußmöglichkeiten - bis dahin, z.B. die Firmung nach der alten Liturgie in ihrem Machtbereich unmöglich zu machen.

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Neues Leben im Kloster Taggia

Bild: Von der zitierten Website der GemeinschaftEine Schönheit ist es nicht, das alte Kapuzinerkloster im norditalienischen Taggia, gerade einmal 20 km von der französischen Grenze und von Nizza entfernt. Dafür hat es eine andere Besonderheit zu bieten: Die Kapuziner (oder vermutlich eher ihr lokaler Freundeskreis), die das Kloster vor knapp 10 Jahren aus Mitgliedermangel aufgeben mußten, haben das ziemlich marode Gebäude (Bilder hier) den Benediktinern der Immacolata geschenkt – einer vor vier Jahren in der Diözese kanonisch errichteten Gemeinschaft alter benediktinischer Tradition und der überlieferten Liturgie. Gründer der Gemeinschaft waren zwei Mönche aus Le Barroux, die sich einvernehmlich von der ebenfalls altrituellen Kommunität dieses Klosters getrennt hatten, um ein Leben noch näher an der ursprünglichen Regel und dem Charisma des hl. Benedikt zu führen.

Vor zwei Jahren konnte die Gemeinschaft eine erste Neuaufnahme verzeichnen; in diesem Winter sind gleich drei Postulanten neu eingetreten, die während der nächsten 12 Monate Gelegenheit haben, ihre Berufung und ihre Bereitschaft sowie Fähigkeit zum Leben in der Gemeinschaft zu erproben. Das sehr einfache Leben der Brüder, ihr seelsorgerisches Angebot und ihre auch nach außen hin sichtbare harte Arbeit an Sicherung und Ausbau von Kloster und Kirche wirken offenbar anziehend.

Wie alle Gemeinschaften diözesanen Rechts sind die Benediktiner der Immacolata praktisch vollständig auf das Wohlwollen ihres Bischofs angewiesen. Ein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl kann ihnen jederzeit die Existenzgrundlage entziehen. Außerdem wurde im vergangenen November in einem bemerkenswerten Akt der Zentralisierung das Kirchenrecht dahingehend geändert, daß neue Gemeinschaften auch auf diözesaner Ebene nur noch mit römischer Zustimmung errichtet werden können. Anscheinend arbeiten die gegenwärtigen Machthaber verstärkt darauf hin, auch hier die Kontrolle zu übernehmen. Von daher können wir nur hoffen und beten, daß den Benediktinern der Immacolata von dieser Seite keine Steine in den Weg geworfen werden – und daß die Liegenschaften ihres Klosters durch entsprechende rechtliche Gestaltung der Besitzverhältnisse der Begehrlichkeit der Immobilienverwerter von der Ordenskongregation entzogen bleiben.

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