Die Spaltung ist real
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- 01. Februar 2020
Die Abstimmungsniederlage von 5 Bischöfen (Köln, Passau, Eichstätt, Regensburg und Görlitz) am Freitag muß noch nicht für eine Spaltung stehen – so etwas kommt vor, wenn man sich auf „demokratische“ Verfahren einläßt. Und was sind schon 5 gegen mehr als 200! Bedenklicher wird es dann, wenn man den Gegenstand betrachtet, über den da abgestimmt worden ist: Die Fünf hatten nämlich nicht mehr verlangt, als „daß eine Vorlage nicht gültig werden kann, wenn ein Widerspruch zwischen der Textvorlage und der Lehre der Kirche vorliegt‘. (Quelle) Die überwältigende Mehrheit der Synodalwegler hat also den Willen zu Protokoll gegeben, bei ihren Beschlüssen keine Rücksicht auf die geltende Lehre der Kirche zu nehmen – ein starkes Statement. Und ein starkes Indiz dafür, daß es sich bei der ganzen Veranstaltung um eine Räubersynode handelt, die für Gläubige, die katholisch bleiben wollen, keinerlei Verbindlichkeit beanspruchen kann.
Manifest wurde die Spaltung – keine irgendwann drohende, sondern die bereits eingetretene – dann am Samstagvormittag. Zitat aus dem Bericht auf katholisch.de: „Mit einer von Laien gestalteten Wortgottesfeier im Frankfurter Dom hat am frühen Samstagmorgen der letzte Tag der ersten Synodalversammlung der katholischen Kirche Deutschlands begonnen. Frauen trugen das Evangelium vor und hielten die Ansprache. In den Kirchenbänken saßen viele der rund 230 Delegierten des Synodalen Weges, darunter auch die meisten deutschen Bischöfe. Eine Minderheit von ihnen hatte parallel an einer Eucharistiefeier in einer anderen Frankfurter Kirche teilgenommen.“
Die Unfähigkeit, gemeinsam Gottesdienst zu feiern, markiert die vollendete Spaltung. Hier würde auch kein Aufruf zu Versöhnlichkeit und Kompromiss helfen. Entweder ist die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt“ (Sacrosanctum concilium Abs. 10) des Lebens der Kirche – oder sie ist Beiwerk, das zur Seite geschoben werden kann, wenn wichtigere Dinge (z.B. virtue signaling in Sachen Frauen-am-Altar) das verlangen.
Die Mehrheit der Synodenvertreter hat gezeigt, was ihnen wichtig ist: Weltgefällig geht vor gottgefällig; Leben für den Beifall der Welt vor dem Leben aus dem Glauben. Dem kann ein Katholik nicht folgen.
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Wir hoffen, möglichst bald ein Bild von der denkwürdigen "Wortgottesfeier" im Frankfurter Dom Frankfurt nachreichen zu können. Danke für das erste - vielleicht gibt es ja noch mehr.
Theologischer Ponyhof
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- 25. Januar 2020
Eine Woche vor Beginn der ersten Zusammenkunft des Synodalen Weges müssen die bedauernswerten Leser von katholisch.de ein wahres Bombardement von Reformforderungen unterschiedlicher Kaliber über sich ergehen lassen. Daß Funktionäre wie der (nominell katholische) Zentralkomitee-Vorsitzende Sternberg oder der (nominell evangelische) Ministerpräsident Söder lautstark verlangen, der Papst müsse nun aber endlich in Sachen Frauenweihe und Priesterehe den Zeichen der Zeit folgen – geschenkt. Irritierender erscheinen die „theologischen“ Begründungen solcher Forderungen, die aus den Reihen theologischen Fakultäten vorgetragen werden – allen Ernstes und ganz ohne rot zu werden.
Was geht denn im Kopf einer Kirchenrechtlerin wie Sabine Demel (Regensburg, geb. 1962) vor, wenn sie die Forderung nach grundstürzenden „Reformen“ „ganz ohne Gesetzesänderungen“ damit begründet, die Kirche als „geschwisterliche Gemeinschaft“ verlange „strukturelle Gleichheit im Zugang zu den Diensten und Ämtern, ohne Einschränkungen wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder des Lebensstandes“. Im Kirchenrecht steht jedenfalls anderes – da wäre ohne Änderung gar nichts zu machen. Und wäre z.B. wirklich rechtlich zu ändern, daß etwa der „Lebensstand“ (wir denken z.B. an eine gleichgeschlechte Verpartnerung) keine Rolle für den „Ämterzugang“ spielen sollte, ohne die gesamte apostolische Lehre von Sünde, Gnadenstand und den Sakramenten zu verwerfen? Natürlich gibt es Leute, die das wollen – aber wie kann eine Kirchenrechtlerin so tun, als ob man das „ganz einfach so“ machen könnte? Und ist die Formel von der „geschwisterlichen Gemeinschaft“ als Beschreibung des Wesens der Kirche ausreichend, am Ende sogar zwingend, um die verlangten Änderungen zu begründen? Steht das so wirklich im Evangelium? Oder gehört nicht auch anderes zum Wesen der Kirche, zumindest der katholischen, das solchen Forderungen entgegen stehen könnte? Ist gerade Wunschkonzert?
Und dann lesen wir da einen Aufsatz des Dortmunder Theologieprofessors Thomas Ruster (geb. 1955), der naßforsch dazu auffordert, das Priesteramt völlig neu zu denken. In Anlehnung an die Beschreibung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen als „prophetisch, königlich und priesterlich“ will er es in drei Ämter aufteilen – die dann demokratisch vergeben und für alle zugänglich sein sollen.
Bruchlinien vor dem Schisma
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- 22. Januar 2020
Mit einem Lesehinweis vom 23.
Am 30. Januar findet in Frankfurt die erste Zusammenkunft des „Synodalen Weges“ statt – und jeder Tag, den dieses Datum näherrückt, macht deutlicher, wie real die von diesem Unternehmen ausgehende Gefahr einer Kirchenspaltung ist. Und das gilt umso mehr, als die überaus einseitige Zusammensetzung der Versammlung den Anschein erweckt, alle wären sich einig. Für die auf Tickets des „Zentralkomitees“ oder des BD„K“J angereisten Mitglieder mag das sogar zutreffen. Das Problem sind die (wenigen) Bischöfe, die sich dem Druck zur Kapitulation vor dem Zeitgeist widersetzen. Natürlich kann man diese Gruppe mit Leichtigkeit überstimmen – Beobachter rechnen mit Ergebnissen im Format 200:10 –gerade wie ehedem in der Volkskammer.
Rechtlich gibt es keine Möglichkeit, die glaubenstreuen Bischöfe zur Umsetzung der von ihnen abgelehnten Beschlüsse zu veranlassen. Kirchenrechtlich sind der „Synodale Weg“, seine Veranstaltungen und Beschlüsse ein „nullum“, das Bindungskraft alleine durch Gruppenzwang und Mediendruck entfalten kann. Und wenn nicht alles täuscht, halten zumindest einige der dissidenten Bischöfe die Gegenstände, um die es da gehen soll, für so gravierend, daß sie sich diesem Druck nicht beugen wollen und werden.
Die allgemeine Aufmerksamkeit hat sich in dieser Sache letzthin hauptsächlich auf die vom ZFK und seiner „Priesterinnen-sofort-Truppe“ erhobenen Forderungen auf „Gleichstellung“ und „Demokratisierung“ gerichtet. Diese sind freilich wegen ihrer (Schein-)Radikalität wenig aussichtsreich. Selbst da, wo Franziskus ihnen nicht abgeneigt sein sollte, will er sie doch nicht jetzt und vor allem nicht so: als „Beschlüsse“ einer irregulären Regionalsynode. Sein Weg führt über die Fußnote oder das unverbindliche, aber auch undementierte Plaudern mit dem Altstalinisten Scalfaro. Wesentlich problematischer für den Zusammenhalt des deutschen Episkopats erscheinen da „Reformvorschläge“, wie sie aus dem Kreis der Professoren für Theologie oder der Bischöfe selbst erhoben worden sind.
Eine kleine Kollektion aus den letzten Tagen, vorgetragen auf (na, wo schon?) katholisch.de:
Die Kirchernrechtlerin Sabine Demel (Regensburg) verlangt eine (rechtlich absolut undiskutable) Selbstverpflichtung der Bischöfe, sich künftig an mit Mehrheit von Laien gefasste Gremienbeschlüsse zu halten. Fabrian Brand, würzburger Promotionsstudent in Dogmatik, sinniert am 2. Vatikanum und seinen sämtlichen Vorgängern vorbei über die Taufe als „eine Weihe zum Priestertum“. Der Systematische Theologe Thomas Ruster fordert gar eine Aufteilung des Priesteramtes in drei zeitlich begrenzte Ämter, deren Inhaber von der Gemeinde gewählt werden und die selbstverständlich allen Geschlechtern offenstehen.
Bei soviel zeitgeistiger Wirrniss wollen einige Bischöfe den Fakultäten, deren Reihen sie ja auch selbst entstammen, nicht zurückstehen.
Erfurts Neymeyer wiederholt zum xten Male die theologisch irrelevanteTrivialität, der Zölibat sei kein „unabänderliches Kirchengesetz“. Der Trierer Ackermann bringt sein (bzw. seiner akademischen Stichwortgeber) ganz privates Kirchenverständnis gegen Rom und das geltende Recht in Stellung, und Bundesbischof Marx erneuert seine Hoffnungen auf ein gemeinsames Abendmahl – sicherlich wohl wissend, daß selbst Ökumenekardinal Kurt Koch gestützt auf die unveränderliche Lehre der Kirche das eine ums andere Mal bekräftigt, Eucharistie und „Abendmahl“ seinen eben nicht gleichzusetzen.
Die Angehörigen der „Alles-Verhandlungssache-Fraktion“ scheinen davon auszugehen, sich durch ihre im Vorfeld erhobenen Forderungen eine gute Ausgangsposition im „Ringen um Kompromisse“ auf einer als Kirchenparlament mißverstandenen Synode sichern zu können. Bei vielen Bischöfen werden sie damit durchkommen – bei einigen nicht. Die Bruchlinien, entlang derer es zur Spaltung des deutschen Episkopats kommen könnte, sind klar markiert.
Hinweis
Der Vorsitzende des Zentralkomitees sieht sich heute auf katholisch.de veranlaßt, zu bestreiten, was doch offen vor aller Augen liegt:
Nur weil eine kleine Gruppe von Bischöfen und Webseiten laut und immer schärfer gegen den einstimmig von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen Prozess wettern, bilden sie nicht die Realität ab", so Sternberg. Das Gegenteil sei der Fall.“
Ach ja. Und wer sind die, die da „scharf wettern“? Natürlich „rechtskonservative Kreise“. Und dafür, wie man mit denen am besten umgeht hat man bei Zentralkomitees so seine Vorstellungen
Gibt es ein „Geheimes Lehramt“?
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- 18. Januar 2020
Die heute endende Woche war geprägt vom Lärm um das Buch von Benedikt XVI. und Kardinal Sarah, das nicht von Benedikt sein darf - und der Aufruhr ist noch lange nicht zu Ende. Viele Fragen sind offen, und eine irritiert uns ganz besonders: Wieso glüht eigentlich die Luft von Anschuldigungen gegen die beiden Autoren, sie hätten einen Angriff auf Papst Franziskus unternommen, wo sie doch in ihren Texten keine andere Position vertreten als die, zu der sich auch Franziskus mehrfach öffentlich und in starken Worten bekannt hat?
Hier für alle, die die früheren Einlassungen des Papstes zum Thema nicht in Erinnerung haben oder es müde sind, sich auf seine vielfach widersprüchlichen Aussagen zu berufen: Noch als Kardinal hat Bergoglio in einem Gespräch mit Rabbi Abraham Sorka betont, daß er den Zölibat vorbehaltlos unterstütze - „mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen, denn in 10 Jahrhunderten hat es mehr positive als negative Erfahrungen gegeben. Tradition hat ihr Gewicht und ihren Wert“. Im vergangenen Januar erinnerte Franziskus gegenüber Journalisten an einen Satzvon Paul VI., der gesagt hatte: „Ich würde lieber mein Leben opfern als das Gesetz über den Zölibat zu ändern“. In eigenen Worten fügte er dann hinzu: „Ich persönlich denke, daß der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist. Ich stimme einem ‚optionalen‘ Zölibat nicht zu, nein.“ Er hielt die Möglichkeit eng begrenzter Ausnahmen für abgelegene Gebiete „wie etwa die pazifischen Inseln“ offen, um dann einzuschränken: Dazu kann ich mich nicht entschließen. Ich bin gegen eine Freigabe der Eheschließung vor dem Diakonat. Das ist nun mal meine Meinung. Ich möchte das nicht machen, das ist klar. Bin ich damit „engherzig“? Mag sein. Aber ich möchte nicht mit dieser Entscheidung vor Gott treten.“ (Zitiert bei Vatican News)
Das ist vielleicht nicht die denkbar stärkste Begründung des Zölbats – sie bleibt in der Sphäre von Praxis und Tradition und es fehlt vollständig die theologische Ebene – aber sie markiert doch eine unmißverständliche Position. Wie können dann Ausführungen wie die von Benedikt und Sarah, die diese Position unterstützen und theologisch untermauern, so lautstark als unerträglicher Angriff auf Franziskus skandalisiert (hier eine aussagekräftige Zusammenstellung) werden?
Die nächstliegende Antwort auf diese Frage ist, daß genau diese theologische Untermauerung des Zölibats als Kernelement des Verständnisses vom Priestertum den Zorn der Reformtruppe hervorgerufen hat: Für die Änderung einer bloßen „Tradition“ oder „Rechtsregelung“ glauben sie bei Franziskus leichtes Spiel zu haben . Mit der jetzt in die Diskussion gebrachten klassischen theologischen Begründung wird das wesentlich schwieriger.
Es gibt aber auch noch eine zweite denkbare Antwort, auf die dieser Tage Fr. Raymond de Souza im National Catholic Reporter hingewiesen hat. Sie steht nicht im Widerspruch zur ersten, sondern bringt zusätzliche Aspekte ins Spiel, die überdies noch weitere Merkwürdigkeiten dieses Pontifikats erklären können. Danach unterstellen die engsten Mitarbeiter und viele journalistische Unterstützer des Papstes, daß es bei Franziskus neben dem offiziellen Lehramt auch ein davon vielfach abweichendes „geheimes Lehramt“ gebe, mit dem er – zurückhaltend ausgedrückt - „unorthodoxe“ Lehren verkündet und Ziele anstrebt, die über den Rahmen des bisher in der Kirche Denkbaren hinausgehen. De Souza schließt:
Die linke Presse leistet dem Papst wahrhaftig einen schlechten Dienst, wenn sie andeutet, daß er Tricks anwendet oder in manipulativer und täuschender Absicht in der Öffentlichkeit das Eine lehrt und privat auf das Andere hinarbeitet. Es wäre respektvoller, anzunehmen, daß der Heilige Vater nicht das sagt, was er für wahr hält.
Doch es gibt kein „geheimes Lehramt“. Benedict und Kardinal Sarah stehen in voller Übereinstimmung mit der katholischen Lehre, und Papst Franziskus ebenso.
Der verwüstete Weinberg
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- 16. Januar 2020
Die Verwaltung des päpstlichen Museums Castel Gandolfo hat einen kleinen Weinberg gerodet und planiert, der 2005 unter Papst Benedikt angelegt worden war. Die Weinstöcke dazu waren ein Geschenk des Bauernverbandes Coldiretti, der die damalige Verwaltung von Castel Gandolfo auch bei der Wahl des Standortes beraten hatte. Lesenswert der Bericht auf katholisch.de über den Vorgang, der nicht nur einen angeblichen erforderlichen „Straßenbau“ als Begründung anführt, sondern auch hervorhebt, Papst Franziskus habe die Tradition der Nutzung des Ortes als Sommerresidenz „abgeschafft“ und mit dem Wingert sei einer der „symbolischsten Orte des vorhergehenden Pontifikats“ „eingeebnet“ worden.
Was halt so einem katholisch.de-Schreiber durch den Kopf geht, wenn ihm „symbolisch“ zu Mute ist.
Wir dachten dabei eher an die Verse (9-16) über den verwüsteten Weinberg in Psalm 79 (80):
Du hobst in Ägypten einen Weinstock aus, du hast Völker vertrieben, ihn aber eingepflanzt.
Du schufst ihm weiten Raum, er hat Wurzeln geschlagen und das ganze Land erfüllt.
Sein Schatten bedeckte die Berge, seine Zweige die Zedern Gottes
Seine Ranken trieb er bis hin zum Meer, und seine Schößlinge bis zum Fluß Euphrat.
Warum rissest Du seine Mauern ein? Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus.
Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, und die Tiere des Feldes fressen ihn ab.
Gott der Heerscharen, wende Dich uns wieder zu, blick vom Himmel herab und sieh auf uns.
Sorge für diesen Weinstock und für den Garten, den Deine Rechte gepflanzt hat.
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Das Photo oben von Stefano dal Pozzolo (KNA) fanden wir in einem Bildbericht von domradio.de über den „Papstbauernhof“ bei Castel Gandolfo. „Der verwüstete Weinberg“ ist der Titel eines Buches von Dietrich von Hildebrand (1973) über die Folgen des zweiten Vatikanischen Konzils.