Falscher Dialog gegen wahren Glauben
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- 31. August 2019
Fr. John Hunwicke hat am 18. August auf seinem Blog einen Beitrag veröffentlicht , der auch nach unserer Sommerpause – und noch lange darüber hinaus – von großem Interesse ist. Unter dem Titel Typologie ist die Antwort befaßt er sich mit dem populären Trend, den (im übrigen weitgehend politisch/strategisch motivierten) „Dialog mit den Juden“ auf Kosten der Wahrheit voranzubringen. Auf Kosten der unumstößlichen Wahrheit, daß nur in Christus Erlösung ist und es buchstäblich keinen Weg zum Heil gibt, der um Christus herum (oder gar gegen ihn) geht.
Das Thema ist auch liturgisch von allergrößter Bedeutung. Die Reformen von Missale und Brevier im 20. Jahrhundert haben zwar vorgegeben, Gewicht und Anteil der Schriften des Alten Testaments zu vergrößern. Dabei haben sie jedoch in Texten und bei deren Übersetzungen immer stärker auf hebräische, d.h. nachchristlich oder sogar antichristliche jüdische – Lesarten und Traditionen zurückgriffen, während sie die authentische Tradition der Kirche zurückdrängten. Damit verliert das Neue Testament quasi seine Fundierung im Glauben des auserwählten Volkes der Zeit, bevor es sich in seiner Mehrheit von einem seinen Erwartungen nicht entsprechenden Messias abwandte. Viele Texte des Alten Testaments werden damit schwerverständlich oder verlieren jeden Bezug zu unserem Glauben – besonders betrifft das die Psalmen, die zumindest in der Theorie immer noch das Kernstück des Stundengebets, des offiziellen Amtsgebetes der Kirche, bilden.
Nur im Vorgriff auf ein demnächst hier anzusprechendes Thema sei vermerkt, daß die „Neue Einheitsübersetzung“ des Jahres 2016 diesen üblen Trend in ihrer Übersetzung der Psalmen noch einmal erheblich verstärkt hat. Die Psalmen, die nach den für die deutsche Kirche verbindlichen Büchern in Brevier oder in der Messe auftauchen, sind an vielen Stellen definitiv nicht die Psalmen, die Jesus und seine Jünger gebetet haben und die den Glauben der Kirche über die Jahrtausende mitgeformt haben. Doch nun zum Artikel von Fr. Hunwicke.
Typologie ist die Antwort
Der „Geist des Konzils“ ist auch daran beteiligt, daß heute viele Leute irrtümlich glauben, ‚das Konzil‘ hätte den Juden gesagt, sie müßten sich nicht (zu Christus) ‚bekehren‘.
Das ist ganz ähnlich wie bei der Liturgie: die Konzilsväter glaubten, daß sie mit Sacrosanctum Concilium den Auftrag zu einer gemäßigten Reform geben würden, die dem Latein im wesentlichen seinen Platz erhalten würde... und so weiter. Aber nach weniger als einem Jahrzehnt waren die Veränderungen weit über den tatsächlichen Text der Konzilsväter hinausgegangen. Und allmählich brachte man die Leute zu der Annahme, das Konzil habe befohlen, die Liturgie gänzlich in der Umgangssprache zu feiern und die Altäre nachgerade universell umzudrehen … und all das andere.
Nostra Ætate hatte ein ganz ähnliches Schicksal. Die Konzilsväter glaubten, sie würden eine umfassende Verurteilung antijüdischer Vorurteile und Verfolgungen aussprechen. Sie glaubten, damit das wenige in ihren Kräften stehende zu tun, um zur Versöhnung nach der Shoah beizutragen. Der Abscheu gegenüber dem, was weniger als zwei Jahrzehnte zuvor geschehen war, bewog sie zu starken Worten gegen den unsäglichen Schrecken, der das Gesicht Europas entstellt hatte, und auch gegen die Defekte einer christlichen Kultur, die dazu beigetragen haben mochten. Aber sie hatten nicht die Absicht, eine Irrlehre von „Zwei Bünden“ zu entwickeln, sie dachten noch nicht einmal in dieser Richtung. Und doch erzählte man nach wenigen Jahrzehnten den Gläubigen, das Konzil habe die Lehre, daß die Kirche als neues Bundesvolk an die Stelle Israels getreten ist, verworfen.
Theologen und Theologie ohne Gott
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- 29. August 2019
Wir erinnern uns: als der Palast von Sa. Marta und viele Bischöfe – die deutschen waren dabei besonders lautstark – die homosexuellen und pädophilen Mißbräuche in der Kirche auf das Phänomen eines nicht näher beschriebenen „Klerikalismus“ zurückführen wollten, widersprach unüberhörbar Benedikt XVI. In seiner international, vor allem aber in Deutschland stark beachteten Stellungnahme erklärte der ehemalige Papst, daß die längst auch in die Kirche eingedrungene Gottlosigkeit der Gesellschaft in der 2. Hälfte des 20. Jh. die Hauptursache dafür sei, daß sexueller Mißbrauch ein solches nie vorher beobachtetes Ausmaß erreichen könnte. Als besondere Ursachen benannte Benedikt die in der 68er-Bewegung vorangetriebene und schließlich als gesellschaftliches Leitbild etablierte „sexuelle Revolution“, durch die auch in der Priesterschaft verfehlte Vorstellungen von „sexueller Freiheit und Selbstbestimmung“ Eingang gefunden hätten. Ausdrücklich erwähnte er auch die Tatsache, daß in verschiedenen Priesterseminaren quasi unter den Augen der Bischöfe „homosexuelle Clubs“ entstanden waren, die dort eine verderbliche Atmosphäre erzeugten.
Dieser mehrfache Tabubruch – negative Benennung der „sexuellen Revolution“ und der „68-er Bewegung“, ausdrückliche Erwähnung des homosexuellen Elements – löste bei denen, die ihr „Klerikalismus“-Framing gefährdet sahen, wütende Reaktionen aus. Besonders bei den nicht ohne Zutun der Bischöfe als Lebenszeitbeamte wohlversorgten Hochschullehrern, die sich seit Jahren als „Dekonstruktivisten“ der kirchlichen Lehre auf allen Gebieten betätigen. Der Freiburger Fundamental“theologe“ Striet nannte die Analyse Benedikts in einem Beitrag für katholisch.de geradeheraus „absurd“ und wiederholte noch einmal den ganzen Katalog der Vorwürfe gegen die authentische katholische Sexualmoral und kam zu dem – in seinen Augen für diese offenbar vernichtenden – Verdikt: „Ich bin mir relativ sicher, dass in den Human- und Sexualwissenschaften schon lange keine Texte mehr gelesen werden, die aus Rom kommen. Solche Aussagen würden auch schlicht als grotesk zurückgewiesen werden.“ Wir lesen das freilich als Selbstanzeige: Der Herr pfeift auf die Lehre der Kirche – und ist stolz darauf.
Die Historikerin Birgit Aschmann, die zwar nicht an einer theologischen Fakultät beschäftigt ist, aber seit Jahren dem sog. „Zentralkomitee“ der deutschen Katholiken angehört, veröffentlichte im Juli in den „Stimmen der Zeit“ des Herder-Verlages einen Artikel „Das wahre katholische Leiden an 1968“. (Der Text ist beim Verlag gegen Gebühr abrufbar) Darin versuchte sie, die Kritik Benedikts an „68“ mit einem in ihren Augen wohl geradezu idyllischen Gegenbild des damaligen Umbruchs zu widerlegen. „Mehrheitlich“, so meint sie, „wollten die Bundesbürger weder Revolution noch Gewalt. Stattdessen plädierten sie für die Auflösung von Autoritätsmodellen, setzten sich für demokratische Alltagsstrukturen ein und zeigten eine höhere Sensibilität für Geschlechtergerechtigkeit.“ Und dann kommt sie zu einer aparten Wendung: „Womöglich lag das eigentliche, langfristige Problem der Kirche (...) in einer lehramtlich extrem weltfremden, restriktiven Haltung, die nachgerade zwangsläufig Inkohärenzen und Widersprüche provozierte.“
Als prägnantesten Ausdruck dieser „weltfremden restriktiven Haltung“ benennt sie die Enzyklika „Humanae vitae“ und ihre Folgen. Die mit der Enzyklika bekräftigte Realitätsverweigerung habe – so vermutet die Autorin - den emotionalen Haushalt von Laien und dann auch von Priestern total ins Ungleichgewicht gebracht, „Die Frustration zum einen und die Sprachunfähigkeit zum anderen könnten die Hemmschwellen von Priestern gesenkt haben, sexuelle Kontakte zu anderen Männern, Frauen ‒ und auch Kindern zu suchen.“
Darauf muß man erst mal kommen.
Der ehemalige Papst hat nun in einer der Herder Korrespondenz zugeleiteten und soeben veröffentlichten Stellungnahme auf diese Art von „wissenschaftlicher“ Kritik an seiner Intervention geantwortet. Den Beitrag Aschmanns nennt er „ungenügend und typisch für das allgemeine Defizit in der Rezeption meines Textes“ und stellt fest, „dass auf den vier Seiten des Artikels von Frau Aschmann das Wort Gott nicht vorkommt, das ich zum Zentralpunkt der Frage gemacht habe“.
Nun ist Frau Aschmann freilich keine Theologin, sondern „nur“ Mitglied im Zentralkomitee – und in dem spielt der Glaube an Gott schon seit längerem keine wahrnehmbare Rolle. Doch das ist in Benedikts Augen typisch für viele Sprecher des offiziellen Katholizismus in Deutschland – auch die an theologischen Fakultäten: „Soweit ich sehen kann, erscheint in den meisten Reaktionen auf meinen Beitrag Gott überhaupt nicht, und damit wird genau das nicht besprochen, was ich als Kernpunkt der Frage herausstellen wollte. (... Das) zeigt für mich die Ernsthaftigkeit einer Situation auf, in der das Wort Gott in der Theologie sogar vielfach am Rand zu stehen scheint.“
Das ist ein strenges Verdikt – es läuft letzten Endes darauf hinaus, daß der Mann, der über zwei Jahrzehnte als Präfekt der Glaubenskongregation amtierte und dann bis zu seiner – uns nach wie vor unverständlichen – Abdankung selbst 8 Jahre lang den Stuhl Petri innehatte, die deutsche Universitätstheologie in großen Teilen der Gottlosigkeit beschuldigt.
Diese Beschuldigung hat bereits weitere wütende Gegenreaktionen hervorgerufen, auf die noch einzugehen sein wird.
„Nicht nur Häresie“
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- 13. Juli 2019
Im Interview mit Riccardo Cascioli von NBQ hat Gerhard Kardinal Müller den stärksten denkbaren Vorwurf gegen das Vorbereitungspapier zur Amazonassynode und seine Verfasser ausgesprochen: Einige Aussagen seien „nicht nur“ Häresie, weil sie den Abfall vom Christentum überhaupt implizierten. „Der Häretiker kennt die katholische Glaubenslehre und widerspricht ihr. Hier aber macht man nur eine große Verwirrung, und das Zentrum von allem ist nicht Jesus Christus, sondern sind sie selbst und ihre menschlichen Ideen zur Rettung der Welt.“
Dementsprechend scharf geht der Kardinal vor allem mit den Passagen des Dokuments ins Gericht, die eine angeblich besondere oder gar vollkommenere Offenbarung in den Naturreligionen des Amazonas beschwören:
Die „Kosmovision“ ist eine pan-naturalistische oder – im modernen, europäischen Kontext – eine materialistische Konzeption, die jener des Marxismus ähnelt: Am Ende können wir tun, was wir wollen. Gott ist nicht die Natur, wie es Baruch de Spinoza (1632–1677) formulierte. Wir aber glauben an Gott, den Schöpfer des Universums.“
Zum modischen Mythos vom Leben in Harmonie mit der Natur und der Achtung vor „Mutter Erde“ merkt er an:
Seit der Ursünde gibt es keine Harmonie mehr mit der Natur. Oft ist sie der Feind des Menschen, in jedem Fall aber ist sie ambivalent. Denken wir an die vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft. Erdbeben, Brände, Überschwemmungen, Stürme sind alles Ausdrucksformen der Natur und Gefahren für den Menschen. Der Mensch seinerseits ist zum Feind seines Bruders geworden anstatt sein Freund zu sein (Ehebruch, Raub, Lüge, Mord, Krieg). (…) Unsere Mutter ist eine Person und nicht die Erde. Und unsere Mutter im Glauben ist Maria. Auch die Kirche ist als Mutter beschrieben, da sie Braut Jesu Christi ist. Diese Worte dürfen nicht inflationär gebraucht werden. Eine Sache ist es, Respekt für alle Elemente dieser Welt zu haben, ein ganz andere, sie zu idealisieren und zu vergöttern.“
An anderer Stelle spricht er sich – nachvollziehbar, wie wir meinen – für einen recht verstandenen Anthropozentrismus als Gegenentwurf zur pantheistischen Naturverherrlichung aus:
Es ist eine absurde Idee, behaupten zu wollen, daß Gott nicht anthropozentrisch sei. Der Mensch ist der Mittelpunkt der Schöpfung, und Jesus ist Mensch geworden. Er ist nicht eine Pflanze geworden. Das ist eine Häresie gegen die Menschenwürde. Die Kirche muß vielmehr den Anthropozentrismus betonen. Das Leben des Menschen ist unendlich würdiger als das Leben egal welchen Tieres. Heute gibt es bereits einen Umsturz dieses Prinzips: Wenn ein Löwe in Afrika getötet wird, ist das ein weltweites Drama, wenn aber hier die Kinder im Mutterleib getötet werden, ist das in Ordnung. Auch Stalin behauptete, daß diese Zentralität der Menschenwürde zu beseitigen sei; so konnte er viele Menschen rufen, um einen Kanal zu graben und sie zum Wohl der künftigen Generationen sterben zu lassen.“
Weitere Abschnitte des langen Gesprächs beschäftigen sich mit dem Thema der „Inkulturation“, dem Verhältnis von sozialem und geistigem „Fortschritt“ und den offen eingestandenen Absichten der Synodenbefürworter, die Kirche „grundlegend verändern“ zu wollen. Alles in hohem Maße lesenswert – eine vollständige deutsche Übersetzung bietet katholisches.info.
Besonders ärgern dürfte es die Propheten der neuen Amazonasoffenbarung, daß Kardinal Müller ihnen an mehreren Stellen nachweist, die Dokumente des 2. vatikanischen Konzils nicht oder falsch verstanden zu haben – und daß er quasi zum Ausweis der Kontinuität in einem besonders wichtigen Kontext auch das Konzil von Trient zitiert:
Die „Substanz der Sakramente“ ist wichtiger als die sekundären Riten und kann nicht durch die kirchliche Autorität geändert werden (Konzil von Trient, 21. Sess., 1562, DH 1728).
Der Kardinal beschließt seine Ausführungen mit den starken Worten:
Man spricht voll Respekt von der Weisheit der Ahnen, verachtet aber die lange Tradition der Kirche. Die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. werden wie etwas Überholtes behandelt. Man will sich der Welt anpassen: unauflösliche Ehe, Zölibat, Priesterinnen, die apostolische Autorität, sie werden behandelt, als handle es sich um ein politisches Problem. Alles muß in der Überzeugung geändert werden, daß es dadurch zu einem neuen Frühling der Kirche, zu einem neuen Pfingsten kommt. Auch das ist eine bizarre Idee, da die Ausgießung des Heiligen Geistes ein einmaliges, eschatologisches Ereignis ist, das für immer gilt. Als würde das Beispiel der Protestanten nicht genügen, um diese Illusion zu widerlegen. Sie sehen nicht, daß sie die Kirche zerstören. Sie sind wie Blinde, die in die Grube fallen. Die Kirche hat sich gemäß den Grundsätzen der katholischen Theologie und nicht der Soziologie oder des Naturalismus und Positivismus zu entfalten, (vgl. Dei Verbum, 8-10). „Die heilige Theologie ruht auf dem geschriebenen Wort Gottes, zusammen mit der Heiligen Überlieferung, wie auf einem bleibenden Fundament“ (Dei Verbum, 24).
Es ist unbegreiflich, daß sich bis jetzt nicht mehr Bischöfe, Nachfolger der Apostel als Verkünder und Wahrer der Lehre Christi, in so eindeutiger Weise den weitgehend übereinstimmenden Feststellungen der Kardinäle Müller und Brandmüller oder von Laien wie William Kilpatrick angeschlossen haben. Rundum nur Wölfe statt der Hirten? Schweigen und „Aussitzen“ führt hier stracks in die Apostasie.
„Christopher Street Day“
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- 07. Juli 2019
Am heutigen Sonntag werden in Köln Hunderttausende, vielleicht sogar eine Million von Teilnehmern zur großen „Pride-Parade“ am Christopher Street Day erwartet. Mit wohlwollender Unterstützung staatlicher Stellen, unter dem Jubel einer sich als Avantgarde des gesellschaftlichen Fortschritts verstehenden Medienwelt und mit opulenter Förderung durch die Wirtschaft feiern sie den Lebensstil der LGBTQIAXXXX-Community – die kämpferische Absage an jedes göttliche und natürliche Gesetz und allen menschlichen Anstand. Es ist ein großer Feiertag der Säkularreligion des Westens. Doch der Weg, den sie dort feiern, wird viele, die mitlaufen, in Krankheit, Elend und Verzweiflung in diesem und ewiges Verderben im nächsten Leben führen.
Zwei Fehlstellen sind aus unserer Sicht anzumerken: Weder auf der Website des Kölner Erzbistums (vor dessen Kathedrale die Parade ihren Abschluß findet) noch bei den vorgeblich der Pastoral in der Welt gewidmeten Seiten des Kölner Domradio oder von Kirche+Leben aus Münster findet sich in den vorderen Bereichen auch nur der kleinste Hinweis auf ein Wort der Kirche zu diesem Treiben. Und auch das im benachbarten Bonn situierte Portal der deutschen Bischöfe (Episkopoi, Aufseher) stellt sich tot – was ihm freilich nicht schwerfallen dürfte.
Die zweite Fehlstelle betrifft die Teilnehmerzahl, die unserer Vermutung nach stets viel zu niedrig angegeben ist. Denn weder Ordnungsbehörden noch Veranstalter haben die Dämonen und bösen Geister im Blick, die mit im Zug sind, ihn lenken und anstacheln. Gut, einige der menschlichen Teilnehmer sind nach Kräften bemüht, die Teilnehmer aus der unsichtbaren Welt in Aufmachung und Handlungen glaubhaft zu verkörpern (die Direktübertragung im Internet hat schon vorsorgend angekündigt, daß sie manche Szenen ausblenden werden) – aber was ist schon eine Replik gegenüber dem Original.
Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe!
Gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels
sei unser Schutz.
»Gott gebiete ihm!«, so bitten wir flehentlich.
Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen,
stoße den Satan und die anderen bösen Geister,
die in der Welt umhergehen, um die Seelen zu verderben,
durch die Kraft Gottes in die Hölle. Amen.
„Psycho-Sozio-Öko-Dummschwatz“
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- 05. Juli 2019
William Kilpatrick zum Arbeitspapier der Amazonas-Synode
Bei den amerikanischen Katholiken gärt es. Im Mainstream ist vor allem der unentschiedene Umgang mit Mißbrauchs-Tätern und -Vertuschern ein Ärgernis. Bei den Konservativen kommen zusätzlich noch Fassungslosigkeit und Enttäuschung über die anscheinend systematisch betriebene Aufweichung der Lehre dazu. Eine Bewegung zum Boykott des Peters-Pfennigs breitet sich aus und könnte dazu führen, daß die USA ihre Stellung als führender (noch vor Deutschland) Finanzier des Vatikans aufgeben. Auf das jüngste Arbeitspapier“ zur Amazonas-Synode reagieren beide Gruppen mit Unverständnis. OnePeterFive ein satirisches Arbeitspapier (deutsch beim Beiboot Petri)zu einer Synode für die eingeborenen Völker Britanias“ veröffentlicht, die das Ziel hat, das urweltliche Wissen der Elfen, Gnome und Feen der Region in die Kirche einzuführen. Der katholische Engländer John Zmirak publiziert als Mitarbeiter eines der führenden konservativen amerikanischen Magazine eine bitterböse Abrechnung mit dem Arbeitspapier. Dabei stellt er die tatsächlichen Lebensweisen und -umstände eingeborener Völker Amazoniens ins Zentrum, die – wie er schreibt – nach wie vor blutige Stammesfehden, gewohnheitsmäßigen Kindermord und Elemente von rituellem Kannibalismus kennt. Und er zitiert einen dialogversessenen „Missionar“, dessen Organisation stolz darauf ist, in über 50 Jahren keinen einzigen Amazonier getauft zu haben – haben die doch ihren eigenen Weg zu Gott.
Das hoch renommierte und weit verbreitete Crisis Magazine, das sich als „A Voice for the Faithful Catholic Laity“ versteht, hat am 3. Juli eine ironiedurchtränkte Auseinandersetzung des Hochschullehrers und Publizisten William Kirkpatrick mit dem Arbeitspapier veröffentlicht, die das geistesgeschichtliche und ideologische Umfeld des Phantoms vom „Edlen Wilden“ hervorhebt und stellenweise dessen Wirken in Film und Trivialliteratur nachzeichnet. Offenbar das passende Umfeld für das Elaborat vatikanischer Theologie im bergoglianischen Pontifikat – dennoch haben wir gerade in diesen Passagen Kürzungen vorgenommen.
Nach einer Einführung, die den Rousseauschen Gedanken des „Edlen Wilden“ und seine bisherige Wirkungsgeschichte skizziert, kommt der Autor zur eigentlichen Auseinandersetzung mit dem Arbeitspapier, die wir im folgenden wiedergeben:
Die Ironie bei dieser neuesten Reise ins Primitive liegt darin, daß einige ihrer Hauptakteure die Führer der katholischen Kirche sind. Das Arbeitsdokument macht einige zutreffende Beobachtungen hinsichtlich der biologischen und klimatologischen Bedeutung des Amazonas Beckens und über die Ausbeutung der Amazonischen Völker. Doch bei der Beschreibung dieser Völker klingt die Stimme des Amazonas erstaunlicherweise gerade so wie die Stimme Rousseaus. Oder genauer: Wie die Stimme Rousseaus im Chor mit der Stimme von Pierrre Teilhard de Chardin, und das auf eine kosmische Ebene gehoben. Etwa so:
- Ein wesentlicher Aspekt der Wurzel der Sünde des Menschen besteht in der Abwendung von der Natur (99)
- In den Familien wirkt eine kosmische Dimension (sosmovivencia) von Erfahrung (75)
- Es ist notwendig, zu erfassen, was der Geist des Herrn diese Völker im Lauf der Jahrhunderte gelehrt hat: Den Glauben an den Vater-Mutter Schöpfergott, Gemeinschaft und Harmonie mit der Erde, Solidarität mit den Kameraden... die lebende Gemeinschaf mit der Natur und „Mutter Erde“. (121)
In seinem Lob auf den Regenwald, die weisen Ältesten und die amazonische Weltsicht (Cosmovision) liest sich das Dokument wie eine Kreuzung (des Romans) Green Mansions (‚Das Vogelmädchen‘ von William Henry Hudson, 1909), The Divine Milieu (,Der Mensch im Kosmos‘ von Teilhard de Chardin, 1940) und Carlos Castanedas: ‚Die Lehren des Don Juan – Ein Yaqui-Weg des Wissens (von 1968). Das Werk weckt auch die Erinnerung an einige Motive des Romans „Die Meuterei auf der Bounty“ - und zwar insoweit, als die Autoren anscheinend eine Meuterei gegen die herkömmlichen Praktiken und Lehren der Kirche empfehlen, die der Entwicklung eines amazonischen Typs von Katholizismus entgegen stehen könnten. Wenn wir klug sind, so scheinen sie zu sagen, springen wir vom Schiff (Der Barke Petri) und schließen uns dem Leben mit den gastfreundlichen Eingeborenen auf der Tropeninsel (Amazonien) an.
Und so meint das Dokument, welches oft und viel von „Inkulturation“ spricht, damit, daß wir unsere eigene Kultur aufgeben und die der Amazonier übernehmen sollten. Warum? Weil sie uns viel lehren können über Spiritualitätt, Öko-Theologie, „Lebenswirklichkeit“ und Kommunikation mit den Bäumen, den Tieren und „den Geistern“. Wie beim Arbeitspapier der Jugendsynode vom vergangenen Herbst geht es auch hier immer wieder ums „Zuhören“. Das damalige Dokument betonte, daß die Kirche auf die Jugend hören müsse, weil die Jugend in Fühlung mit dem sei, was gegenwärtig geschehe. Das jetzige Dokument meint, die Kirche müsse auf die weisen Stammesältesten hören, weil sie in Fühlung mit der alten Weisheit der Ahnen seien. Gibt es da einen Widerspruch zwischen beiden Papieren? Nicht im geringsten – das anzunehmen wäre lineares Denken. Wie Walt Whitman, einer der früheren Vertreter des „kosmischen Bewußtsein“ meinte: „Widerspreche ich mir? Nun gut, dann widerspreche ich mir. Ich bin weit, ich umfasse vieles.“ Also keine Widerrede und auf die Ältesten hören!