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„Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ ...

... meinten wir zu lesen - wo in Wirklichkeit freilich „nur“ die Worte „ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ standen. Und doch, die assoziative Verbindung vom aktuellen Promi-Appell zur Bildung einer Deutschen Einheitskirche zu den unseligen Zeiten eines Reichsbischofs von der Partei Gnaden ist nicht ganz unmotiviert: Der damalige autoritäre Versuch, eine Pseudo-Kirche als Unterorganisation der Volksgemeinschaft zu schaffen, ist dem Wesen nach gar nicht so weit entfernt von dem aktuellen grotesken Missverständnis staatstragender Firguren aus Politik und sportlichem sowie kulturellem Showgewerbe, die faktisch dazu aufrufen, im Putsch gegen die Kirchenführungen eine Einheitskirche nach Art der Verbändedemokratie zu ertrotzen. Das ist kein Höhepunkt, sondern ein weiterer Schritt in Richtung auf den absoluten Tiefpunkt der ökumenischen Bewegung hin.

In einem Beitrag „Zur Lage der Ökumene“, der vor bald 20 Jahren in Perspectives actuelles sur l'oecuménisme, Louvain 1995, erschienen ist, hat der damalige Kardinal Joseph Ratzinger das Nötige zur Unterscheidung von wahrem und falschem Ökumenismus gesagt:

Beim Nachdenken über die Lage der Ökumene und die Lage der Christenheit überhaupt kommt mir in letzter Zeit immer häufiger Solowjews Geschichte vom Antichrist in den Sinn. Im Augenblick der letzten Entscheidung zeigt es sich dort, daß in allen drei Gemeinschaften, bei Petrus, Paulus wie bei Johannes, Parteigänger des Antichrist leben, die ihm in die Hände spielen und sich ihm unterwerfen; aber ebenso zeigt es sich, daß bei allen dreien wahre Christen gibt, die dem Herrn die Treue halten bis in die Stunde seines Kommens hinein. Im Angesicht Christi erkennen sich die Getrennten um Petrus, Paulus, Johannes als Brüder; es erkennen sich die getrennten wahren Christen als immer schon einig, wie umgekehrt die Schar des Antichrist ihrer Lüge überführt wird. Im Licht des Erlösers zeigt sich, wer die einen wie die anderen waren und sind. (...)

Es muß uns schon jetzt und immer auch die Sorge umtreiben, daß wir nicht mit großen christlichen Worten und Drapierungen zu Dienern des Antichrist werden, der sein Reich in dieser Welt einrichten und das künftige Reich Christi überflüssig machen will. (...) Ökumene ist eigentlich nichts anderes, als schon jetzt im eschatologischen Licht leben, im Licht des wiederkehrenden Christus. Sie bedeutet daher auch, daß wir die Vorläufigkeit unseres Tuns erkennen, das wir nicht selbst zum Abschluss bringen können; daß wir nicht selber machen wollen, was nur der wiederkehrende Christus bewirken kann.“

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