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Auf Schleichwegen zum Frauenpriestertum

Screenshot 'katholisch.de' vom 4. 7. 2019Während das offiziell inofizielle Sprachrohr der deutschen Bischofskonferenz noch unverdrossen für die Priesterinnenweihe trommelt (s. Hervorhebung auf dem nebenstehenden Screenshot), hat Kardinal Kasper – er ist halt näher an der Stimmungslage im Palast von S. Marta – bereits einen Gang zurückgeschaltet. Zumindest für den Augenblick. Im Interview mit LifeSite-News verwies der Kardinal darauf, daß die Kirche – vermutlich meint er die entstehende deutsche Nationalkirche – frei darin sei, Frauen im Rahmen einer liturgisch hervorgehobenen nicht sakramentalen Zeremonie zu segnen und zu beauftragen, ohne damit in den Bereich der gegenwärtig nicht durchsetzbaren Erteilung des Weihesakramentes vorzustoßen.

Der „liturgische Rahmen“ ist dem Kardinal besonders wichtig – er denkt daran, diese „Segnung“ im Rahmen einer heiligen Messe im Kontext mit den allgemeinen Fürbitten vorzunehmen. Tatsächlich werden solche Entsendungsfeier für Lektor*innen und Kommunionhelfer*innen in einigen Diözesen bereits praktiziert und sind dem Vernehmen nach an einigen Orten formal weitestgehend dem Ritus des Weihesakramentes angeglichen, etwa durch Absingen der Allerheiligenlitanei angesichts der in Albe auf dem Boden ausgestreckten Kandidat*innen mit anschließender Verleihung einer besonderen Schärpe oder eines Umhängekreuzes.

Von der Sakramententheologie her gesehen erscheint ein derartiges Vorgehen durchaus möglich. Es würde die „Beauftragung“ als eine Art Sakramentalie konstituieren – so wie es sich bei den früher gesamtkirchlich üblichen „niederen Weihen“ (mit Ausnahme des Sonderfalls „Subdiakonat“), aber auch bei der oder Auflegung von Skapulieren oder der Segnungen von Rosenkränzen um Sakramentalien handelt. Die formale Annäherung an die Erteilung des Weihesakramentes muß freilich ernste Bedenken „pastoraler“ Art hervorrufen. Sie würde zumindest in den Augen theologisch weniger gebildeter Gottesdienstbesucher den Unterschied zwischen der Erteilung des Ordo-Sakraments und der Beauftragung zu Laiendiensten unzulässig verwischen – schon heute fällt es vielen schwer, den Unterschied zwischen einer Meßfeier und einer „Wort Gottes-Feier“ zu erfassen. Auf mittlere Sicht würde die „liturgische Beauftragung“ von Frauen den Drang zur Erteilung der „richtigen“ Weihen nur verstärken. Denn über eines sollte man sich keine Illusionen machen: Die um ihre „Gleichberechtigung“ kämpfenden Frauenrechtlerinnen der Zeitgeist-Kirche würden das Täuschungsmanöver durchschauen und sich keinesfalls mit der als Surrogat empfundenen Beauftragung abspeisen lassen. Für sie ist „Nein“ keine Antwort - nie niemals nicht.

Niemand dürfte das besser wissen als der ebenso listenreiche wie skrupellose Walter Kasper.

Alarmstufe Rot

Bild: Catolicismo.comIn einer heute in deutscher und englischer Sprache veröffentlichten Erklärung wirft Walter Kardinal Brandmüller dem Instrumentum Laboris zur „Amazonas-Synode“ vor, in zentralen Fragen des katholischen Glaubens häretische Positionen zu vertreten und in anderen Apostasie, d.h. den bewußten Abfall vom Christlichen Glauben überhaupt, zu propagieren. Außerdem übt der Kardinal scharfe Kritik an dem Umstand, daß auf einer Bischofsversammlung, die der veröffentlichten Zielsetzung nach gerade einmal 4 Millionen Menschen betreffe, fast ausschließlich weltkirchliche und weltpolitische Fragen behandelt werden - und das von einem Gremium, das dazu weder nach seiner Qualifikation noch nach seiner Rechtsstellung in irgendeiner Weise befugt ist.

Den Vorwurf des Glaubensabfalls begründet der Kardinal mit dem schon mehrfach kritisierten Versuch der Verfasser des Papiers, die Lebenswelt der Amazonier zu einem locus theologicus, zu einer besonderen Quelle der göttlichen Offenbarung, hochzustilisieren. "Das Ergebnis ist Naturreligion in christlicher Maskerade".

Als häretisch betrachtet der Kardinal das Vorhaben, "neue Dienstämter für Frauen zu schaffen", die irgendwie die Unmöglichkeit der Erteilung des Weihesakramentes an Frauen umgehen, ihnen jedoch volle kirchliche Jurisdiktionsbefugnis zuweisen. Das enthülle einen rein soziologischen Begriff von „Kirche“, der den sakramental-hierarchischen Charakter der Stiftung Christi leugne.

Ebenso als häretisch betrachtet Brandmüller die im Instrumentum angedeutete Möglichkeit, aufgrund des von den Amazonasvölkern in die Kirche einzubringenden neuen Offenbarungswissens „neue Bilder, Symbole, Traditionen, Riten und andere Sakramente (!!)“ zu schaffen. Aus dieser und anderen Eststellungen zieht der Kardinal das Fazit:

Das Instrumentum laboris mutet der Bischofssynode und schließlich dem Papst einen schwerwiegenden Bruch mit dem „Depositum fidei“ zu, was in der Konsequenz Selbstzerstörung der Kirche bzw. deren Verwandlung vom „Corpus Christi mysticum“ in eine säkulare NGO mit öko-sozio-psychologischem Auftrag bedeutet.

Nach diesen Beobachtungen stellen sich natürlich Fragen: ist vor allem in Bezug auf die sakramental-hierarchische Struktur der Kirche ein entschiedener Bruch mit der für die Kirche konstitutiven Apostolischen Tradition beabsichtigt, oder gehen die Autoren eher von einem Begriff von Dogmenentwicklung aus, der die genannten Brüche theologisch rechtfertigen soll?

Dies scheint in der Tat der Fall zu sein. Wir erleben eine Neuauflage des klassischen Modernismus des beginnenden 20. Jahrhunderts. Von einem dezidiert evolutionistischen Ansatz aus vertrat man damals die Auffassung, dass im Zuge der beständigen Höherentwicklung des Menschen sich auch Schritte zu einer jeweils höheren Bewusstseins- bzw. Kulturstufe ergeben, wobei es sich herausstellen kann, dass heute wahr ist, was gestern noch falsch war. Dieser evolutiven Dynamik unterliege natürlich auch die Religion bzw. das religiöse Bewusstsein mit seinen Ausformungen in Lehre und Kult – natürlich auch der Moral.

Damit wäre allerdings ein Begriff von Dogmenentwicklung vorausgesetzt, der dem genuin katholischen Verständnis schroff entgegengesetzt ist. (...)

Es ist mit Nachdruck festzuhalten, dass das „Instrumentum laboris“ in entscheidenden Punkten der verbindlichen Lehre der Kirche widerspricht, und darum als häretisch zu qualifizieren ist. Sofern sogar die Tatsache der Göttlichen Offenbarung in Frage gestellt bzw. missverstanden wird, ist darüber hinaus von Apostasie zu sprechen.“

Es ist davon auszugehen, daß die Verfasser des Instrumentum, zumal sie nicht ohne Absprache mit dem Papst gehandelt haben dürften, nach bewährtem Muster versuchen werden, auch diese Kritik schweigend auszusitzen. Die von LifeSite aufgelegt Petitionsliste, mit der Katholiken ihre Unterstützung für den Kardinal zu Protokoll geben können, kann dem nur wenig entgegensetzen - gerade wegen des sakramental-hierarchischen Charakters der Kirche sind Mechanismen der säkularen Demokratier hier nur begrenzt einsetzbar. Worauf es nun ankommt, ist, daß Träger sakramentaler Vollmachten und Lehrgewalt, insbesondere Bischöfe, die bisherige Strategie des "Wegduckens und Überwinterns" überprüfen und zu neuen und wirkungsvollen Formen der Verteidigung des Glaubensgutes finden. 

Sie erfinden eine neue Religion

Bild: Generiert mit wordle create, von Jonathan FeinbergDas ist weitaus schlimmer als befürchtet. Das nun veröffentlichte Instrumentum Laboris (Arbeitsgrundlage) für die Amazonas-Synode zeichnet die Umrisse einer Organisation und einer Spiritualität, die sich nicht nur von der katholischen Lehre und Tradition, sondern sogar von wichtigen Elementen des Christentums überhaupt „befreit“ hat. Sollte das Abschlußdokument auch nur annähernd der nun veröffentlichten Vorlage entsprechen, brauchen wir uns über Fragen wie die der Aufhebung der Zölibatsverpflichtung oder Kommunion für „wiederverheiratete Geschiedene“ keine Gedanken mehr zu machen - alles Pillepalle. Und keiner soll sich damit beruhigen, daß es bei der projektierten Synode doch nur um vielleicht 300 000 „Indigenen“ (so nennt man korrekt das, was früher „Eingeborene“; waren)des Regenwaldes gehe, darunter eine unbekannte Zahl Christen: Die Verfasser nehmen sämtliche im Einflußbereich des Amazonas lebenden Menschen in den Blick, die in der Großstadt ebenso wie die in isolierten Siedlungen, und lassen im übrigen nach Tenor und Wortlaut keinen Zweifel daran, daß sie es auf die ganze Kirche abgesehen haben. Da wollen sie Nägel mit Köpfen machen. Endlich, endlich, zweitausend Jahre nach dem ersten Versuch, wird das, was Christus und die Apostel bei der Gründung der Kirche falsch gemacht haben, von Franziskus dem Großen unter der Assistenz des Heiligen Geistes richtiggestellt.

Das Instrumentum Laboris zitiert dementsprechend fast ausschließlich Schriften und Vorträge von Franziskus - die gesamte vorherige Theologie der Kirche einschließlich ihrer weit über 100 Jahre zurückreichenden Soziallehre kommt praktisch nicht vor. Das Papier erhebt umstandslos auch die abwegigsten Vorstellungen des südamerikanischen Jesuiten in den Rang von gesicherten Glaubenswahrheiten und errichtet davon ausgehend ein völlig neuartiges Gedankengebäude von erschütternder Primitivität: Vom Volk lernen ist der erste und größte Grundsatz, und je weiter ein „Volk“ (hat Franziskus uns Europäer nicht gerade eindringlich vor dem Hantieren mit diesem Begriff gewarnt?) vom 21. Jahrhundert entfernt ist, desto näher ist es an der Schöpfung, so wie sie sein soll, desto höher ist in den Augen Bergoglios und seines Chores sein prophetischer Rang.

Auf diesem Wege rutschen umstandslos jede Menge pantheistische, schamanistische und sonstwie heidnische Vorstellungen in die im Instrumentum skizzierte skizzierte Spiritualität der Zukunft - wobei man sich darüber im klaren sein muß, daß dem Spirituellen selbst im wesentlichen nur eine Hilfsfunktion als Motivationshilfe und Handlungsorientierung zukommt: Das alles andere überragendes Ziel ist es, die Erde so umzugestalten, daß Menschen und Natur „in Frieden mit sich und der Umwelt“ leben können - ein Paradies auf Erden. Warum das bisher so schwer fällt und ob es vielleicht etwas gibt, was über die irdische Existenz hinausführt, bleibt weitgehend außen vor. Roberto de Mattei hat in einer ersten Analyse ein vernichtendes Urteil über diesen Mischmasch von Befreiungstheologie, Edler-Wilder-Romantik, Grünsprech und Hyperrelativismus gefällt - das Beiboot Petri bringt eine deutsche Übersetzung.

Den Text des Instrumentum haben wir in einer unoffiziellen englischen Übersetzung aus dem Netz gefischt und bieten ihn hier als PDF (6Mb) zum Herunterladen an. Vom Instrumentum selbst zu unterscheiden ist ein weniger nach dem Inhalt, aber nach Umfang und Gliederung deutlich anders aussehendes Vorbereitendes Dokument, das auf der Webseite des Generalsekretariats der Bischofssynode vorgehalten wird und das stärker kommentierende Anteile enthält. Neben dieser offenbar nicht ganz aktuellen offiziellen Seite der Synode haben wir auch noch die Seite panamazonsynodwatch.info gefunden, die sich offenbar die kritische Begleitung der Synode zur Aufgabe gestellt hat. 

Kahlschlag am Amazonas

Bild: Pedro Wellington/amazonas-portal.deDas Instrumentum Laboris für die Amazonas-Synode ist nun heraus und hat beträchtliche Aufregung ausgelöst – scheint es doch viele der progressistischen Forderungen zu erfüllen, von denen seit längerem die Rede ist. Wir werden seine inhaltlichen Schwerpunkte der Reihe nach abklopfen und beginnen mit dem Reizthema Nr. 1: Dem Zölibat. Zwar ist im Dokument nur vom Amazonasbecken und seiner (angeblich) ganz besonderen Notlage die Rede sowie davon, es gehe um Ausnahmeregeln für seltene Sonderfälle – aber wir wissen ja, wie solche „Ausnahmeregeln“ funktionieren: Nach spätestens einem Jahrzehnt ist das, was früher geboten war, eine seltene Ausnahme, und nach einem weiteren ist das ehedem einzig Gültige praktisch so gut wie abgeschafft oder gar verboten. Insoweit ist die Aufregung also verständlich – wirklich von der Sache her begründet ist sie weniger - zumindest was die Theologie und Ecclesiologie betrifft.

Es gibt bereits heute (und gab in sehr kleiner Zahl wohl immer) auch in der katholischen Kirche verheiratete Männer, die im Rahmen der Gesetze zu Priestern geweiht werden und ihr Amt tadellos versehen. Gegenwärtig ist der gesetzliche Rahmen allerdings recht eng gezogen: Nur verheiratete Männer, die vor ihrer Konversion ordinierte Geistliche einer Gemeinschaft aus der Reformation waren, können ein entsprechendes Gesuch einreichen. Das ist in der Tat eine klar umrissene Ausnahmeregelung – aber ihre Existenz beweist, daß die Kirchen Weihekandidaten vom Gebot der Ehelosigkeit dispensieren kann, wo sie das für sinnvoll und geboten hält. Die Dogmatik und der Kern der Lehre sind zunächst nicht berührt.

Mit dem „sinnvoll und geboten“ nähern wir uns allerdings der Sphäre der Kirchenpolitik, und da sehen die Dinge schon ganz anders aus.

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Eiserne Reserve des Glaubens

Bild: Aus dem genannten Artikel auf Rorate CæliDie Vollversammlung der US-amerikanischen Bischofskonferenz hat auf ihrer soeben beendeten Vollversammlung mit 194 gegen 8 Stimmen bei 3 Enthaltungen beschlossen, die von Papst Franziskus dekretierte Ächtung der Todesstrafe in die amerikanische Version des Kastechismus aufzunehmen. Ihre deutschen Amtsbrüder dürften demnächst folgen – wenn ihnen der Katechismus überhaupt wichtig genug ist, eine Änderung vorzunehmen.

Vor jeder Behandlung der hier angesprochenen Frage eines vorweg: Kein Katholik ist dazu verpflichtet, die Todesstrafe zu befürworten, weil die Kirche sie immer für zulässig und in bestimmten Fällen der Vergangenheit auch für geboten erklärt hat. Die Päpste der letzten Pontifikate sind dem „Wertewandel“ in den westlichen Gesellschaften insoweit entgegen gekommen, als sie die Todesstrafe als „ultima Ratio“ betrachteten, die nur in besonders begründbaren Ausnahmefällen verhängt und vollstreckt werden solle. Damit sind sie modernen Befindlichkeiten ein Stück weit entgegen gekommen, ohne sich in Widerspruch zu einer fast zweitausendjährigen Lehre der Kirche zu stellen – im Gegensatz zu Franziskus, dessen explizites Ziel die Änderung, ja sogar die völlige Umkehrung einer traditionellen Lehre der Kirche ist. Was bisher als begründet und Gottes Willen entsprechend galt, soll nun unzulässig sein.

Dieser beispiellose Akt der Willkür ist unter zwei Aspekten abzulehnen. Der eine betrifft die Form und den Modus des Vorgehens. Der Katechismus schafft keine Wahrheit, sondern er faßt zusammen, was die Kirche immer und überall als Wahrheit gewusst und gelehrt hat. Den Katechismus gegen die Tradition zu ändern und als Instrument einer angeblichen Reform oder Modernisierung einzusetzen, ist nicht nur ein Mißverständnis hinsichtlich des Wesens des Katechismus, sondern ein übler Mißbrauch der päpstlichen Machtstellung zur Durchsetzung persönlicher und gegen den Glauben gerichteter Ziele.

Denn das ist der zweite Aspekt: Die Lehre der Kirche zur Zulässigkeit der Todesstrafegründet gründet nicht allein in der Tradition, sondern in zahlreichen Zeugnissen der heiligen Schrift – bis hin zu Jesu Aussage vor Pilatus, mit der er zwar nicht die Rechtmäßigkeit des gegen ihn verhängten Todesurteils anerkennt, wohl aber das Recht des Staates, solche Urteile zu verhängen: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben verliehen worden wäre“. Inwieweit der „moderne Staat“, der keinen Gott über sich duldet und jedes „oben“ bekämpft, damit das Recht verwirken könnte, diese Macht auszuüben, wäre gesondert zu überlegen und hat mit der Frage der prinzipiellen Zulässigkeit der Todesstrafe nichts zu tun.

Zu diesen beiden Grundaspekten Inhalt der Änderung und Form ihrer Propagierung kommen eine Fülle kirchenpolitischer Nebenaspekte, von Peter Kwasniewski treffend zusammengefasst in einem Vortrag, der jetzt unter dem Titel „What Good is a Changing Catechism? Revisiting the Purpose and Limits of a Book“ auf Rorate Cæli veröffentlicht worden ist. Ein Katechismus, der gegen die Tradition und ohne jeden Rekurs auf Schrift und Tradition geändert werden kann – einziger „Beleg“ für die aktuelle Neuerung ist ein Hinweis auf eine Rede von Franziskus selbst – ist zu wenig zu gebrauchen. Er ist nicht Leitschnur in unruhigen Verhältnissen, sondern bestenfalls deren Spiegelbild. Ein Katechismus, der heute so und morgen anders sagt, ist keiner.

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