„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Erklärung von Bischof Meier
- Details
- 04. Mai 2022
Bischof Meier von Augsburg hat gegenüber CNA eine Erklärung zu seiner Absicht abgegeben, am 28. Mai für die Petrusbruderschaft Diakonenweihen zu spenden. Wir zitieren hier seine Aussagen so, wie sie im Artikel auf der Website von CNA wiedergegeben sind:
"Die traditionelle Liturgie gibt nach wie vor Katholiken in unserem Bistum und weltweit Halt in ihrer Glaubenspraxis", so der Bischof. Papst Franziskus habe im Motuproprio Traditionis Custodes den Diözesanbischof als "Leiter, Förderer und Wächter des gesamten liturgischen Lebens in der ihm anvertrauten Teilkirche" beschrieben und ihm entsprechend "die Regelung der liturgischen Feiern in der eigenen Diözese anvertraut".
"Dieser Verantwortung stelle ich mich auch in Bezug auf die Feiern der Liturgie vor der Reform von 1970", sagte Meier. "Umgekehrt erwarte ich von der Petrusbruderschaft, dass sie sich als Teil der Diözesangemeinschaft von Augsburg versteht."
Er sehe sich als "Diener der Einheit, die in der Vielfalt liegt", betonte der Augsburger Bischof. "Das Bistum Augsburg ist geprägt von zahlreichen Klöstern, Ordensgemeinschaften und geistlichen Gruppierungen mit ganz unterschiedlicher Spiritualität. Die Petrusbruderschaft als Gesellschaft apostolischen Lebens von Klerikern päpstlichen Rechts ist ein Teil davon."
"Der Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Petrus hat mich eingeladen, die Diakonenweihe zu spenden", erklärte Meier. "Der Einladung bin ich gerne gefolgt, zumal der Sitz des Priesterseminars in Wigratzbad liegt und damit auf dem Territorium der Diözese Augsburg."
Mehr zum Thema Konzelebration
- Details
- 03. Mai 2022
Die aktuelle Debatte über die Bereitschaft zur Konzelebration in der Chrisammesse als Voraussetzung für die Tätigkeit von Priestern des überlieferten Ritus in einer Diözese lenkt unsere Aufmerksamkeit auf einen Artikel des Liturgiewissenschaftlers Uwe Michael Lang, der vor 5 Jahren aus Anlaß des 10. Jahrestages von Summorum-Pontificum veröffentlicht wurde. Der Beitrag erschien damals in dem von Markus Graulich herausgegebenen Buch: Zehn Jahre Summorum – Pontificum: Versöhnung mit der Vergangenheit. Langs Text steht auch kostenlos als PDF zum Download im Internet zur Verfügung. Wir können die vollständige Lektüre nur sehr empfehlen und geben hier zur ersten Information einen Überblick über die wesentlichen Argumente samt einigen Anmerkungen zum aktuellen Kontext.
Nach einigen einführenden Überlegungen zum Problem von Bruch und Kontinuität in der Liturgiegeschichte versucht Lang zunächst einen Vergleich der Liturgiereform von 1969 mit früheren Reformen in karolingischer Zeit und nach Trient. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Schon allein aufgrund der völlig anderen Gesellschaftsverhältnisse und des niedrigen Standes der Kommunikationsmittel ist der Rückblick auf die karolingischen Reformen wenig ertragreich, und die nachtridentinische Reform hat sich entsprechend dem Auftrag dieses Konzils auf die Konsolidierung der damals bereits seit fast einem Jahrtausend bestehenden Tradition beschränkt. Einen kritischen Blick wirft Lang dabei auf den Umstand, daß die Form des Missales von Trient (nicht sein Inhalt oder der „Geist“ der Reform insgesamt) es begünstigte, die missa privata als die Grundform der römischen Liturgie erscheinen zu lassen. Dennoch bleibt das Fazit: „An einen „Umbau“ oder „Neubau“ des Messbuches, wovon Joseph Ratzinger und Joseph Gelineau in grundverschiedener Bewertung sprechen, war nicht gedacht.“
Ziel des Motu Proprio von Benedikt XVI war es daher, die durch den 1969 erfolgten „Neubau“ des Messbuches aufgetretenen Probleme zu bewältigen, ohne freilich den Neubau grundlegend in Frage zu stellen. In diesem Zusamenhang äußert Lang auch die Ansicht, eine Zielsetzung von SP sei es gewesen, die „erneuerte Liturgie“ wieder stärker in Geist und Form der Tradition zu verankern – auf die Möglichkeit und Erfolgsaussichten eines solchen Vorhabens wollen wir hier nicht weiter eingehen. Statt dessen folgen wir Lang bei seinem nun einsetzenden historischen Überblick zur Konzelebration im lateinischen Ritus, die durch die Liturgiekonstitution des II. Vatikanums nach vielhundertjähriger Pause wieder in den aktuellen Gebrauch eingeführt worden ist.
Kompromiss Konzelebration?
- Details
- 30. April 2022
Die äußerst knapp abgefasste Mitteilung der Petrusbruderschaft, daß der Augsburger Bischof Meier am 28. Mai mehreren Subdiakonen der Gemeinschaft die Diakonenweihe erteilen wird, ist bislang soweit wir sehen weder in der breiteren kirchlichen Öffentlichkeit noch in den Kreisen der Tradition zur Kenntnis genommen worden. Das ist insoweit erstaunlich, als bisher noch kein amtierender deutscher Diözesanbischof bereit war, Kandidaten einer der altrituellen Gemeinschaften das Sakrament der Weihe zu spenden. Man muß die Wigrazbader Ankündigung deshalb nicht gleich zur Sensation erklären – ein Anlaß, über den aktuellen Stand der Dinge um die Gemeinschaften des überlieferten Ritus nach Traditionis Custodes nachzudenken, ist sie allemal.
Diese Gemeinschaften sehen sich nach dem Erlaß von Traditionis Custodesim vergangenen Sommer und dessen weitgehender Relativierung mit dem Dekret des Papstes vom 11. Februar in einem reichlich merkwürdigen Schwebezustand. Auf der einen Seite hat dieses Dekret klargestellt, daß die Petrusbruderschaft in ihren Häusern und Oratorien von den meisten Einschränkungen durch das Motu Proprio dispensiert ist. Dabei bleibt allerdings unklar, wie interner Gebrauch und öffentliches Wirken abzugrenzen sein sollen. Die der Petrusbruderschaft übertragene Pfarrei Santissima Trinita dei Pellegrini in Rom hat in diesem Jahr das österliche Triduum in der gewohnten Form und öffentlich gefeiert, obwohl ein Erlass des römischen Generalvikars dem zunächst entgegenzustehen schien. Sie scheint auch sonst ihre öffentliche Tätigkeit in der gewohnten Weise fortzusetzen. Ebenfalls unklar ist die Rechtslage für die anderen altrituellen Gemeinschaften, die im Dekret für die FSSP nicht erwähnt sind. Sie verfahren, soweit wir sehen, ohne besondere Erlaubnisse einzuholen so, als ob sie im Februar-Dekret mit gemeint wären – und es ist römischerseits auch kein Widerspruch bekannt geworden.
Auf der anderen Seite haben in den USA und in Europa mehrere Bischöfe – möglicherweise nach dahingehender Aufforderung aus Rom – mitgeteilt, daß sie der Petrusbruderschaft TC entsprechend untersagt haben, den überlieferten Ritus in Pfarrkirchen zu zelebrieren. Dabei bleibt freilich unklar, inwieweit in den betreffenden Diözesen die Bruderschaft überhaupt in Pfarrkirchen tätig war und ob ihr gegebenenfalls Ausweichmöglichkeiten geboten worden sind. Nach zahlreichen Pfarreizusammenlegungen gibt es zumindest in Deutschland in allen größeren Orten genug geeignete Kirchen, die keine Pfarrkirchen sind. Aus den USA sind Fälle bekannt, in denen genau diese Möglichkeit genutzt worden ist. Selbst in den Bistümern erklärter Feinde der überlieferten Liturgie wie des Kardinals Cupich von Chicago scheint es nach wie vor eine Art „Grundversorgung“ für die altrituellen Gläubigen zu geben. Die konkreten Regelungen vor Ort werden nicht nur in Chicago mit einiger Diskretion behandelt. Es breiten sich Grauzonen aus – und das muß nicht unbedingt das schlechteste sein.
Magnus Striet sat on a wall...
- Details
- 28. April 2022
Heute wie versprochen ein paar Takte zu dem von Magnus Striet, Professor für Fundamentaltheologie in Freiburg, dieser Tage ausgerufenen und als unumkehrbar hingestellten deutschen Schisma. Doch zunächst eine Vorbemerkung: die Reaktionen auf den Artikel – sie beschränken sich fast ausschließlich auf die kirchliche Medien – waren einigermaßen gedämpft. Vielleicht hat man den manifestartigen Charakter des Textes nicht erkannt, vielleicht ist man auch bereits so mit Parolen und Schlagworten im „Geist des synodalen Weges“ übersättigt und hat sie so fraglos als Wesenskern der deutschkatholischen Kirche akzeptiert, daß man kaum noch aufmerkt, wenn jemand zum x-ten Male anscheinend das Gleiche sagt.
Uns scheint, der Rundumschlag von Striet – selbst wenn er in der Sache kaum Neues bringt – geht in der Zusammenstellung der Themen und im Ausdruck der Verachtung für das, was die Kirche 2000 Jahre lang ausmachte, deutlich über das hinaus, was man mit einem „immer die alte Leier“ in die Rundablage verschieben könnte. Deshalb also haben wir, auch wenn es weh tut, ein paar – bei weitem nicht alle – Punkte näher angeschaut.
Das Ärgernis fängt schon bei der Überschrift an: „Striet: Nehme Brief zum Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst.“ So hat es dieser Tage schon Bätzing in seinen Anworten auf die diversen Mahnschreiben gehalten; das ist seit Kardinal Kaspers rassistisch eingefärbter Herabsetzung afrikanischer Katholiken von 2014 anscheinend Bestandteil des deutschkatholisch neu zu schreibenden Katechismus: Was nicht aus den Fakultäten der deutschen Staatstheologie kommt, ist „intellektuell nicht ernstzunehmen“.
Dieses grandiose Selbstverständnis steht allerdings in einem schreienden Gegensatz zur Wahrnehmung dieser Theologie auf internationaler Ebene: Was aus angeblich katholischen Fakultäten zwischen Bonn, Münster und München kommt – bei der protestantischen Bibelwissenschaft ist das aus nostalgischen Motiven noch etwas anders – wird seit längerem in den Ländern französischer oder englischer Sprache größteneils weder gelesen noch übersetzt; für derlei ideologiegetriebenes Glasperlenspiel ist ernsthaften Leuten ihre Zeit zu schade. Und der seit seinen Anfängen erkennbar aus dem Katholischen herausirrende Kurs des Synodalen Weges hat den Unwillen gegenüber den deutschen Sonderlichkeiten nur noch gesteigert. Da sollen sich die Lehrstuhlverweser mal nichts vormachen: Selbst in Mitteleuropa, erst recht aber auf anderen Kontinenten, sind es nur kleine Randgruppen, die den deutschen Weg als Vorbild sehen.
Doch nun zu Striets Ausrufung des Schismas. Im Wortlaut:
„Organische“ Entwicklung von Liturgie
- Details
- 26. April 2022
Ende letzten Jahres gab es auf New Liturgical Movement eine Diskussion über die Brauchbarkeit des Begriffs „organische Entwicklung“ für die Liturgie - Beispiele hier und hier. Ohne sich explizit auf diese stellenweise etwas irritierenden Beiträge zu beziehen, hat Fr. Hunwicke am 25. 4. in einem Beitrag auf Fr. Hunwicke's Mutual Enrichment über liturgische Entwicklungen und Fehlentwicklungen in der anglikanischen Church of England musterhaft ausgeführt, wie „organische“ Entwicklung aussehen kann - und wo und wann sie unorganisch, krampfhaft und letztlich verderblich wird. Wir haben den Beitrag übersetzt und bringen ihn hier in voller Länge.
Organisch?
1927 und 1928 hat das Parlament zwei mal Vorschläge für eine Revision des anglikanischen „Book of Common Prayer“ abgelehnt. Ein Grund dafür war eine seltsame Kampagne, in der zwei Gruppen gegen die Annahme kämpften, die selbst untereinander bis aufs Blut verfeindet waren. Die in der Wolle gefärbten Calvinisten hielten die revidierte Form für zu römisch. Die anglokatholiken, die zu einem großen Teil Rom-orientiert waren, kämpften dagegen, weil sie die Reform für einen Teil eines Planes der Bischöfe hielten, den tridentinischen Ritus abzuschaffen, der sich damals wie ein Steppenbrand in der Kirche von England ausbreitete.
(Warum hassen eigentlich schlechte oder fehlgeleitete Menschen den tridentinischen Ritus so sehr?)
Man muß wissen, daß das „alte“ Buch von 1662 (im wesentlichen war es das von 1552) von niemandem in der Kirche von England befolgt wurde. Das erschwerte es den Bischöfen, gegen die „Papalisten“ vorzugehen, denn wenn er einen Priester angriff, weil der die Seiten 11, 21 und 31 der Ausgabe von 1662 nicht befolgte, konnte der darauf zurückgeben: aber Sie mißachten Seiten 15, 25 und 35. Wenn der Entwurf von 1928 angenommen worden wäre, hätte das Establishment die Papalisten für jede Widersetzlichkeit gegenüber „dem Buch“ angreifen können, ohne selbst als Heuchler dazustehen.
Der Fehlschlag von 1928 hatte zur Folge, daß die Anglo-Römer weiterhin den tridentinischen Ritus verwandten, entweder in Englisch oder in Latein, bis die dummen, dummen Kerle so um 1970 herum Trient zugunsten des neuen römischen „Bugnini-Ritus“ aufgaben, den wir auf diesem Blog als Usus deterior bezeichnen wollen.
Weißer Sonntag in Berlin
- Details
- 25. April 2022
Am gestrigen Weißen Sonntag, dem 8. und letzten Tag der Osteroktav, konnten in der Berliner Kirche St. Afra des Institutes St. Philipp Neri sechs Kinder zum ersten Mal die hl. Kommunion empfangen. Soviele Kommunionkinder waren es noch nie - die vielerlei Wirrungen der vergangenen Jahre haben auch in Berlin dazu geführt, daß sich die Zahl der Teilnehmer an den Gottesdiensten in der überlieferten Liturgie und der dem Institut verbundenen Familien deutlich erhöht hat.
Der in der Hauptsache von Fr. Langenberger erteilte Kommunionunterricht hat den Kindern eine solide Grundlage für das Verständnis und die weitere Entwicklung ihres Glaubens vermittelt. Beten wir dafür, daß sie darauf auch in einer zunehmend feindseligen Umwelt mit dauerhaftem Erfolg aufbauen können.