Bereichsnavigation Meldungen:

Das Lamm ist der Löwe

Das Lamm Gottes, dargestellt als Bannerträger und oft genug in schlimm verkitschter Form, ist eines der bekanntesten Symbole für den auferstandenen Christus. Viel weniger bekannt ist das Christus-Bild des Löwen, von dem Adam von St. Viktor in seinem Osterhymnus Sexta passus feria singt:

Christ, in Sterbens einzger Not,
Bringt vom zweifach nahen Tod
Uns Erlösung;
Tut das Tor des Lebens auf,
Löst der Klagen wehen Lauf
In Genesung.

Seht, der Löwe, heldenhaft,
Strahlt im Zeichen seiner Kraft,
Heil erstanden:
Seiner Waffen edle Macht
Stürzt den Herrn der Niedertracht
Tief in Schanden.

Das ist - neben einigen längst abgeschafften Tropen und vergessenen Passagen aus mittelalterlichen Osterspielen - eine der ganz wenigen Erwähnungen dieses Symbols im Kulturraum der Westkirche. Ernstzunehmende bildliche Darstellung waren - zumindest über Google - überhaupt nicht aufzufinden.

Dabei stammen beide Bilder, das Lamm wie der Löwe, aus dem gleichen Text, nämlich aus der Offenbarung des hl. Johannes. Wenn das Buch mit den sieben Siegeln herangetragen wird, das keiner öffnen kann, heißt es zunächst, daß nur der siegreiche Löwe aus dem Stamm Juda im Stande ist, seine Geheimnisse zu eröffnen - und während er herantritt, wird er im Auge des Sehers zum Lamm, das geschlachtet ist, und es ertönt ein neues Lied:

Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.

Das Lamm ist der Löwe, Christus vincit. In diesem Sinne: Frohe Ostern.

Die Zeremonie der Fußwaschung - Osterliturgie 8

Mandatum durch Patriarch Kirill in der Moskauer Erlöserkathedrale 2014

Auch in diesem Jahr bleibt die Römische Erlöserkathedrale, die Lateranbasilika, Haup- und Mutter der Kirchen der Stadt und des Erdkreises, am Gründonnerstag ohne den Besuch des römischen Bischofs und ohne das Mandatum - die seit Jahrhunderten traditionelle Waschung der Füße römischer Kleriker zur Erinnerung an die Einsetzung des Priesteramtes durch Christus im Coenaculum von Jerusalem. Wie eine unter diesem Aspekt durchgeführte Zeremonie auch in der Gegenwart aussehen kann, ist an dem oben eingestellten Video vom Mandatum in der russischen Orthodoxie zu sehen.

In Rom gibt es stattdessen einen Gottesdienst im Männergefängnis von Rebibbia. Zu der dort angesetzten Fußwaschung werden aus Quotengründen auch einige Insassinnen aus einem Frauengefängnis herbeigebracht. Die Zeremonie selbst findet - dem Charakter des Ortes entsprechend - unter strengem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es werden allerdings wie in den Vorjahren ausgewählte Bildberichterstatter anwesend sein. Einige Filmausschnitte aus dem Jahr 2013 - in diesem Jahr fand die Zeremonie ebenfalls in einem Gefängnis, 2014 dann in einer Behinderteneinrichtung statt - zeigen, auf welche Bilder es dabei ankommt. Die offiziellen Photos von 2014 gibt es hier.

Nicht die Bilder aus Rom an sich sind der Skandal, verfehlt ist die Holzhammer-Pädagogik, mit der seit 2013 am Beispiel des Mandatum die „Ablösung“ eines Paradigmas durch ein anderes vorgeführt und damit die Gegensätzlichkeit und Ausschließlichkeit der zeremoniellen Präsentation beider Aspekte des Hirtenamtes suggeriert wird. Wo das in einem Umfeld geschieht, in dem der Ursprung und Rückbezug aller Caritas auf die Verherrlichung Gottes vergessen und zurückgewiesen wird, können die Folgen nur verheerend sein. Und dem ansonsten so gerne beschworenen alles überwölbenden Ziel der Ökumene kann die Konstruktion solcher Gegensätzlichkeit auch nicht dienen.

Zweifelhafte Jubelfeier

Zu einem ergänzenden Update vom 6. März

Am kommenden Samstag wird in Rom mit einem für das aktuelle Pontifikat ungewöhnlichen Aufwand des 50 Jahrestages der - wie es in der offiziellen Ankündigung heißt - "ersten auf Italienisch gefeierten Messe" - die Papst Paul VI. am 7. März 1965 in der römischen Pfarrei Ognissanti gefeiert habe. Papst Franziskus wird in der gleichen Kirche eine Jubiläumsmesse feiern, und die liturgischen Institutionen des Vatikans und der Diözese Rom veranstalten einen Pastoralliturgischen Kongress in einem nahegelegenen Revuetheater unter dem Motto: „Heute feiern wir die damals eingeführte neue Form der Liturgie in allen Pfarreien und Kirchen der Welt, so daß das Volk ihnen folgen kann. Die Messe vor 50 Jahren war ein großes Ereignis. Wir erinnern daran als den Beginn eines blühenden geistigen Leben und eine neue Kraftanstrengung zur Teilnahme an dem großen Dialog zwischen Gott und Mensch.“

Das Jubiläum ist doppelt zweifelhaft: Einmal, weil es äußerst umstritten ist, ob der inzwischen eingetretene vollständige Übergang zur Volkssprache in der Liturgie die seinerzeit erhofften und heute wie auch in der Kongressankündigung immer wieder in den höchsten Töne besungenen Früchte gebracht hat. Zum zweiten aber, und auf diesen Aspekt wollen wir uns für heute beschränken, weil es mehr als zweifelhaft ist, daß Papst Paul VI. am genannten Termin tatsächlich die „erste Messe in italienischer Sprache“ gefeiert hätte.

Erst am 27. Januar 1965 - also sechs Wochen zuvor - war der erneuerte Messordo veröffentlicht worden, in dem entsprechend der 'Ersten Instruktion zur ordnungsgemäßen Durchführung der Liturgiekonstitution' Inter Oecumenici vom September 64 die Erlaubnis erteilt wurde, wesentliche Teile der hl. Messe, jedoch mit strikter Ausnahme des Kanons, in der Volkssprache zu lesen. Die Erlaubnis, den Kanon laut und in der Volkssprache vorzutragen, kam erst mit der zweiten Instruction Tres Abhinc Annos vom 4. Mai 1967. Papst Paul trat in diesen Jahren stets energisch gegen die überaus häufigen liturgischen Experimente auf, die den jeweils geltenden Vorschriften keinerlei Respekt erwiesen. Es ist daher eher unwahrscheinlich, daß er selbst sich in so spektakulärer Weise über unmittelbar zuvor erlassene Anordnungen hinweggesetzt hätte - unmöglich ist es nicht.

Im übrigen zeigt das von news.va zum Artikel veröffentlichte Photo - oben ein Ausschnitt - durchaus schon Züge heutiger liturgischer Praxis: Papst Paul zelebriert offenbar an einem vor den Stufen zum Hauptaltar provisorisch aufgeschlagenen Volksaltar. Auf dem Altartisch konkurrieren (mindestens) drei Mikrophone mit einem kleinen Kruzifix um die Plätze, und einer der in choro teilnehmenden Kleriker bannt den denkwürdigen Augenblick auf den Film seiner Kamera.

Update:

Das ist interessant: Die Kirche Ognissanti ist, wie es der Zufall will, die Titelkirche von Kardinal Walter Kasper. Radio Vatikan, genauer gesagt, die Deutsche Redaktion des vielstimmigen Senders, hat deshalb ein Interview mit dem Kardinal-Reformator geführt. Der Würdenträger aus dem Lande Luthers nutzt die Gelegenheit, nicht nur seine Begeisterung über die Liturgiereform zu Protokoll zu geben, sondern auch seine Hoffnung auszudrücken, Papst Franziskus stehe für „eine neue Phase der Konzilsrezeption“. Schließlich sei das Konzil nur - so sagte es seinerzeit Karl Rahner - der 'Anfang eines Anfangs', es sei noch viel zu tun.

Festhalten an dem, was immer galt

S. E. Raimond Cardinal Burke hat Rorate Cæli ein umfangreiches Interview gegeben. Besonders ausführlich ging der Kardinal auf Fragen der Redaktion zur Umsetzung von Summorum Pontificum ein. Er betonte das darin begründete Recht der Priester, die Liturgie in der überlieferten Form zu zelebrieren, und das Recht der Gläubigen, solche Feiern und die Spendung der Sakrtamente in dieser Form zu verlangen. Die Bischöfe forderte er indirekt auf, dem besser zu entsprechen und Priestern, die das in ihrem bisherigen Umfeld nicht können oder dürfen - in diesem Zusammenhang war ausdrücklich von den Franziskanern der Immakulate die Rede - Aufnahme zu gewähren. Der Malteserorden habe das Recht, Priester zu inkardinieren, und als dessen Prälat prüfe er die Möglichkeit, von dieser Möglichkeit verstärkt Gebrauch zu machen.

Einige Aussagen des Kardinals zu weiteren wichtigen Gegenständen haben wir im folgenden hier übersetzt. Für die Fragen der Redaktion und den Kontext empfehlen wir die Lektüre des Originals.

Mit Papst Benedikt hatten wir einen meisterhaften Lehrer, der in der Lage war, ausführliche Ketechesen zu den verschiedensten Gegenständen zu geben.Wenn jetzt Leute durch die Art, in der Papst Franziskus lehrt, verwirrt sind, sage ich ihnen, worauf es ankommt ist, sich an den Katechismus zu halten und an das, was die Kirche stets gelehrt hat, und das dann auch in der Pfarrei und zuerst in den Familien weiterzugeben.

Es ist sehr wichtig, der falschen Entgegensetzung zu widersprechen, die diejenigen vornehmen, die sagen 'Wir verändern nur die kirchliche Disziplin, aber nicht die Lehre'. Wenn man die kirchliche Disziplin hinsichtlich des Zugangs zur Kommunion von solchen ändert, die in ehebrecherischen Beziehungen leben, dann verändert man damit natürlich auch die Lehre der Kirche hinsichtlich des Ehebruchs. Wenn man zulässt, daß Menschen, die in solchen Verhältnissen leben, die  Sakramente empfangen, sagt man damit, daß Ehebruch unter bestimmten Umständen zulässig und sogar moralisch gut ist. Daß ist eine sehr schwerwiegende Materie, und Katholiken müssen darauf bestehen, daß die Disziplin der Kirche nicht in einer Weise verändert wird, die letztlich eine unserer fundamentalen Glaubenswahrheiten schwächen würde."

Aus der Außenperspektive muß ich sagen, daß P. Volpi sehr schnell einige sehr scharfe Maßnahmen ergriffen hat. Anscheinend hat er - so habe ich das auch gelesen - zugeben müssen, daß die Anschuldigungen, die er gegen P. Stefano Marinelli, dern Gründer der FFI, und dessen Familie erhoben hat, nicht wahr sind. Das ist sehr schwerwiegend. Viele Brüder verlassen den Orden, und mir scheint, man müsste einen Weg finden, mit dieser Angelegenheit so umzugehen, daß der Orden nicht insgesammt zusammenbricht. Schließlich waren sie sehr stark, hatten viele Berufungen und eine große Zahl von Apostolaten...

Wenn ein Priester seine religiöse Gemeinschaft verlassen will, und das ist ein guter Priester und es liegt nichts gegen ihn vor, so sollte ein guter Bischof ihn aufnehmen und ihm ermöglichen, Priester seiner Diözese zu werden. Das geht allerdings nicht von heute auf morgen. (...)

Denen, die sich mit ihren Sorgen und ihrer Verzweiflung an mich wenden, sage ich immer, daß man sich in solchen sehr schwierigen Situationen und wenn wie jetzt, die Verwirrung bis in die Leitung der Kirche zu reichen scheint, mehr als je zuvor in die ständige Lehre der Kirche vertiefen, diese an unsere Kinder weitergeben und das Verständnis dieser Lehre in den Familien und den Pfarreien vor Ort stärken muß.

Hier noch einmal der Link zum kompletten Text auf Rorate Cæli.

Zum Geburtstag von Papst Pius XII.

Am 2. März 1876 - sechs Jahre nach dem politischen Ende des Kirchenstaates - wurde Eugenio Pacelli geboren, der als Papst Pius XII. (1939 - 1958) einer der bedeutendsten Päpste der Neuzeit wurde. Er war der letzte, der es verstand, sein Amt ganz durchdrungen vom Geist der Tradition in einer Weise auszuüben und darzustellen, die dem Amt und ihm bei den Zeitgenossen und in der öffentlichen Meinung (fast) der ganzen Welt größten Respekt eintrug. Gleichzeitig empfand er - wie schon sein großer Vorgänger Pius X. - doch auch die Notwendigkeit, Elemente der Tradition den so grundlegend gewandelten Umständen der Gegenwart anzupassen. Auf dem Feld der Liturgie führte das bei beiden nicht immer zu glücklichen Ergebnissen, wie sich an den später sichtbar gewordenen Folgen der Reformen von Brevier und Osterliturgie erkennen läßt.

Die Verehrung der Gläubigen und den Respekt der Zeitgenossen erwarb sich Papst Pius XII. durch große Klarheit in der Lehre und durch die Integrität serines Handelns. Das erstreckt sich, anders als eine von interessierter Seite aufgebrachte und von anderen interessierten Seiten bis zum heutigen Tage am Leben gehaltene schwarze Legende behauptet, auch auf seine Haltung gegenüber dem in Deutschland und Italien herrschenden Faschismus und sein Eintreten für die verfolgten Juden. Er hat damit den römischen Oberrabbiner Israel Zolli so sehr beeindruckt und schließlich von der Wahrheit des Glaubens überzeugt, daß er sich 1945 taufen ließ - auf den Namen Eugenio.

Vielleicht liegt gerade darin eine Ursache dafür, daß Papst Pius XII. von jüdischen Organisationen und progressiv-säkularen Kräften in der Kirche gleicherweise verabscheut wird. Die Anerkennung durch die formale Heiligsprechung, die die Angehörigen der Konzilsgeneration „ihren“ Päpsten so freigiebig zuteil werden läßt, wird ihm noch lange versagt bleiben. Das hat allerdings den Dichter lateinischer Hymnen, Hansjürgen Bertram, nicht daran gehindert, für seinen Hymnus zum Geburtstag Eugenio Pacellis am 2. März auch eine Strophe vorzusehen, in der die Bitte um die zukünftige Heiligsprechung des großen Papstes durch den Dank am Fest des zukünftigen Heiligen ersetzt ist. Zur Lektüre auf dem Hymnarium wärmstens empfohlen.

Unterkategorien

Zusätzliche Informationen