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Einheit „einfach so“?

Bild: Screenshot aus dem Video der Bruderschaft im angegebenen LinkAm 9. Mai haben wir unter der Überschrift Schisma ist auch nicht besser über aktuelle Entwicklungen um die Piusbruderschaft berichtet, die darauf hindeuteten, daß die von einigen Vatikan-Astrologen bereits für diesen Monat erwartete „volle Einheit“ noch einige Zeit auf sich warten lassen werde. Aus der FSSPX war ein Schreiben von zehn lokalen Oberen bekannt geworden, die sich weigern wollen, Eheschließungen im Personenstandsregister der zuständigen Diözese anzuzeigen, wie das von Rom zum Erfordernis für die Gültigkeit von Eheschließungen vor einem Priester der Bruderschaft gemacht worden ist. Und aus Rom selbst kamen Wortmeldungen dahingehend, daß die Verhandlungen zwar in einem guten Geist verliefen, von einem Termin jedoch keine Rede sein könne. Und der Papst selbst ließ anläßlich einer Pressekonferenz „Dem Himmel so nah“ im Flugzeug erkennen, mit diesem Stand der Dinge durchaus zufrieden zu sein: „Ich halte nichts davon, Dinge zu übereilen. Gehen, gehen, gehen – dann werden wir weitersehen.“.

Es sieht so aus, als könnten und müssten wir das wörtlich nehmen. Bischof Fellay hat Ende April in einem Interview, das erst jetzt veröffentlicht wurde, wissen lassen, daß der Vatikan ihm bereits Ende letzten Jahres brieflich mitgeteilt hat, die Bruderschaft könne auch ohne Genehmigung des Ortsbischofs Priesterweihen vornehmen. Man wird ihm schwerlich widersprechen können, wenn er darin eine weitere Anerkennung sieht, daß die Kirche diese Weihen nicht nur als gültig, sondern auch als ordnungsgemäß betrachtet und die Priester daher nicht mehr wie bisher als gleich mit Beginn ihres Amtes suspendiert gelten.

Damit ergibt sich jetzt nach der Legalisierung von Beichten und Eheschließungen durch bzw. vor Priestern der Gemeinschaft hinsichtlich der Verwaltung der Sakramente folgendes Bild: Taufen und Eucharistie waren nie umstritten, ebensowenig die Krankensalbung. Beichterlaubnis und Eheassistenz sind neuerdings ebenfalls geregelt, und nun also auch die Priesterweihe - einschließlich der dieser vorausgehenden niederen Weihen und der Weihe zum Diakon. Unerwähnt geblieben ist bislang die Firmung, deren Gültigkeit freilich auch nie in Frage gestellt worden ist und deren Einbeziehung in die diözesanen Strukturen analog dem Verfahren bei Eheschließungen gestaltet werden könnte: Durch schlichte Meldung des Vollzugs an die Personenstandsregister.

Das allerdings könnte - ebenso wie bei den Eheschließungen zu Schwierigkeiten führen, die auch den Widerspruch der zehn lokalen Oberen erklären dürften: Eintragungen ins Personenstandsregister der Diözese sind logischerweise nur für Personen möglich, die in diesen Registern geführt werden. Wer etwa durch Kirchenaustritt oder weil er nie eingetragen war in diesem Register nicht vorkommt, wird zum Problemfall, und das für beide Seiten. Für Länder mit staatlicher Eintreibung einer Kirchensteuer ergibt sich in diesem Zusammenhang noch eine zusätzliche Komplikation. 

Noch weitaus größere Probleme

Ein Vorgeschmack des Himmels

Bild: Von der Website des KlostersDie Karmeliterinnen des Hl. Jesuskindes von Prag in Traverse City, Michigan, suchen einen seelsorgerlichen Betreuer, der die hl. Liturgie würdig und ehrfurchtsvoll feiert - normalerweise nach dem Novus Ordo auf Latein und „ad Dominum“, an Montagen aber auch in der überlieferten Form. An sich wäre diese Mitteilung auf New Liturgical Movement nur von lokalem Interesse und bliebe außerhalb unseres Gesichtsfeldes - wären wir nicht durch diese Meldung auf die Website des Klosters gestoßen, die einen bemerkenswerten Einblick in die Rezeptionsgeschichte der Liturgiereform erlaubt.

Das Ende der 40er Jahre gegründete Kloster streng kontemplativer Schwestern hat offenbar die aus Rom befohlenen Reformen mehr durchlitten als erlebt. In Treue zur Kirche haben sie alle verordneten Reformen nachvollzogen und versucht, dabei dennoch eine Liturgie zu erhalten, die ihnen einen „Vorgeschmack des Himmels“ vermitteln kann. Stets haben sie sich geweigert, das Allerheiligste von seinem zentralen Platz auf dem Altar verdrängen zu lassen - auch nicht vom gehorsam eingerichteten „Volksaltar“. Seit einigen Jahren sind sie nun dabei, für Offizium und Messfeier die lateinische Sprache wieder einzuführen - ein pensionierter Lateinlehrer vermittelt ihnen die nötigen Sprachkenntnisse. Regelmäßig haben sie auch eine Messe im überlieferten Ritus - da an ihren Gottesdienste auch vielen Gläubige von außerhalb teilnehmen, ist an einen vollständigen Übergang anscheinend nicht gedacht. Aber eine Sondergenehmigung aus Rom hat ihnen einen ihrer größten Wünsche erfüllt: Abweichend von der in den USA von den Bischöfen verfügten generellen Regelung dürfen sie die Kommunion kniend empfangen.

Ein Umbau durch den bekannten Kirchenbauer Duncan Stroik hat ihrer Kapelle nun wieder ein unverkennbar katholisches Aussehen verliehen und erlaubt die Zelebration in beiden Richtungen. Auch die Kommunionbank ist zurückgekehrt. Und nun suchen sie also - der bisherige „Chapelain“ hat sich in ein Sabbatjahr verabschiedet - einen Priester, der mit ihnen die Liturgie „im Sinne der Reformen von Papst Benedikt“ feiert. Beten wir, daß die Suche bald Erfolg hat.

Schisma ist auch nicht besser

Bild: http://www.provence-info.de/sehenswuerdigkeiten/papstpalast-avignon/Zwei Meldungen aus Frankreich zum Stand des Verhältnisses zur Piusbruderschaft geben Anlass zum Nachdenken: Nach dem Bischof von Carcassonne hat nun auch der für seine Offenheit gegenüber der überlieferten Liturgie bekannte Bischof von Frejus-Toulon, Dominique Rey, für sein Bistum eine Regelung für Eheschließungen bei der Bruderschaft getroffen, die dem kürzlich von der Glaubenskongregation gewiesenen Weg entspricht: Eheschließungen vor einem Priester der Bruderschaft sind in allen Kirchen und Kapellen der Diözese möglich – anschließend geht eine Mitteilung an das Personenstandsregister des Bistums, und alles hat seine Ordnung. Geht doch.

Gleichzeitig wird aus Paris ein Schreiben von 10 lokalen Oberen der Bruderschaft bekannt, in dem sie nicht nur schwere Bedenken gegen eine mögliche Einigung anmelden, sondern ihre grundsätzliche Ablehnung signalisieren. Sie kündigen zunächst an, ihrerseits von der seitens der Glaubenskongregation eröffneten Möglichkeit, Ehen bei der zuständigen Diözesanbehörde registrieren zu lassen, keinen Gebrauch machen zu wollen. Darüberhinaus melden sie grundsätzlichen Widerspruch zu jeder Übereinkunft mit Rom an, solange die „modernistische Okkupation im Herzen der Kirche“ andauere.

Beide Positionen dieses Schreibens sind schwer nachvollziehbar. Die Personenstandsregister der Diözesen haben mit einem in vielen Fällen tatsächlich modernistischen Kurs der Oberhirten wenig zu tun. Ihre gewissenhafte Führung bietet im Gegenteil eine von mehreren Voraussetzungen dafür, die in diesem Bereich seit langem und im aktuellen Pontifikat verstärkt zu Tage tretenden Mißstände einzudämmen. Mit der Weigerung, Eheschließungen innerhalb der kirchlichen Institutionen registrieren zu lassen, bekräftigen die Unterzeichner des Schreibens einen weit fortgeschrittenen Willen zur Sezession und setzen sich dem Verdacht aus, die ihren Gemeinden verbundenen Gläubigen durch administrative Mittel völlig aus der institutionellen Kirche herauslösen und umso fester an sich fesseln zu wollen.

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Es kann so einfach sein...

Bild: Riposte catholiqueAm 5. April meldeten wir, daß die Glaubenskongregation und die ihr zugehörige Kommission Ecclesia Dei mit Zustimmung des Papstes ein Dokument veröffentlicht haben, das für die bisher kirchenrechtlich nicht anerkannten Eheschließungen unter Assistenz von Priestern der Piusbruderschaft einen Weg zu einem rechtlich korrekten Vorgehen öffnet. Dabei äußerten wir die Hoffnung, daß diese aus kirchenrechtlichen Gründen nicht als Anweisung, sondern als Erlaubnis formulierte Vorgehensweise von möglichst vielen Ortsbischöfen genutzt werde.

Bischof Alain Planet von Carcassone geht jetzt daran, zu zeigen, wie einfach das zu machen ist. Nach einer Meldung von Riposte-catholique von Ende April hat er ein Dekret vorbereitet, daß es den Priestern der Bruderschaft erlaubt, in allen ihren Kapellen, die im Bereich seiner Diözese liegen, Trauungszeremonien durchzuführen. Entsprechende Übereinkunft mit den Ortspfarrern vorausgesetzt, können diese Trauungen auch in Pfarrkirchen stattfinden. Sie werden anschließend ganz regulär in die Personenstandsregister der Diözese eingetragen. Bleibt zu hoffen, daß das Dekret tatsächlich alsbald veröffentlicht und nicht durch „brüderliche Intervention“ aufgehalten wird.

Interview von P. Gerstle, FSSP

Bild: privat, auf katholisch.deIn einem Interview mit katholisch.de hat sich der deutsche Distriktsobere der Petrusbruderschaft, P. Bernhard Gerstle, am 24. April zur Stellung der Bruderschaft in der Kirche und zur möglicherweise innerhalb eines Jahres bevorstehenden Rückkehr der Piusbruderschaft in die volle Einheit mit Rom geäußert.

Befragt auf Unterschiede gegenüber der Piusbruderschaft verwies P. Gerstle mehrfach darauf, daß es in der FSSPX verschiedene Fraktionen gebe, von denen einige „das zweite Vatikanische Konzil weitgehend ablehnen … und manche sogar die Gültigkeit der neuen Liturgie bezweifeln“. Die Position der Bruderschaft beschrieb er demgegenüber so:

Die Petrusbruderschaft hingegen hat sich auf ein vorbehaltloses Studium der Konzilstexte eingelassen und ist zur Überzeugung gelangt, dass kein Bruch zu früheren Lehraussagen vorliegt. Allerdings sind manche Texte so formuliert, dass sie zu Missverständnissen Anlass geben. Hier sind aber inzwischen vonseiten Roms entsprechende Klärungen erfolgt, welche auch die Piusbruderschaft anerkennen sollte.

Auf die Frage, ob die Petrusbruderschaft sich als „Traditionalistisch“ betrachte, antwortete der Disktriktsobere:

Den Begriff höre ich überhaupt nicht gerne. Wir sind keine "Traditionalisten", sondern einfach katholisch. Und als Katholiken schätzen wir die Tradition. Aber nicht in einer Weise, dass wir uns vollständig gegen organische Anpassungen und Veränderungen sperren. (Unser Kernanliegen ist) die Feier der Liturgie in der außerordentlichen lateinischen Form. Das Bemühen um eine würdige Feier der heiligen Messe in Verbindung mit einer glaubenstreuen Verkündigung ist ein wichtiger Dienst im Sinne der Kirche. Die Sorge um das Heil der Seelen, wie dies auch immer wieder Papst Franziskus betont, muss unser wesentliches Kernanliegen sein. Wir müssen den Menschen wieder vermitteln, dass es letztlich um das ewige Leben geht, das sich hier auf Erden entscheidet. Gerade die Botschaft von Fatima, wo die heilige Gottesmutter vor hundert Jahren erschienen ist, sollte in diesem Sinne den Menschen in Erinnerung gerufen werden. Die Letzten Dinge sind in den vergangenen Jahrzehnten zugunsten eher zweitrangiger Themen leider sehr in den Hintergrund gerückt worden, sodass viele Christen nicht mehr wissen, um was es eigentlich in diesem Leben geht. Das hat zu einer Verharmlosung der Sünde und zum weitgehenden Verlust der Beichtpraxis geführt.

Eine weitergehende Einschätzung der kirchenpolitischen Entwicklung, die zu dieser hochgradigen Säkularisierung geführt hat, oder gar zu den sich daraus ergebenden Konsequenzen, versagt sich der insgesamt höchst diplomatisch formulierende Obere – vermutlich mit guten Gründen. Sie erscheint auch an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt erforderlich. Wir empfehlen die Lektüre des ganzen Textes, der zweifellos ein zutreffendes Stimmungsbild von der FSSP in Deutschland gibt.

Das Photo von P. Gerstle entnehmen wir dem zitierten Interview auf katholisch.de.

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