War Johannes-Paul II. irrelevant?
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- 19. April 2018
Nein, neu ist das wirklich nicht, wenn der Bund der deutschen „katholischen“ Jugend bzw. dessen „Bundesfrauenkonferenz“ jetzt wieder einmal die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern gefordert hat. Die Greise und Greisinnen von „Wir sind Kirche“ tun das seit Jahrzehnten. Bemerkenswert ist der Text dennoch: Er verzichtet auf jeden Versuch, diese Forderung gegenüber einer immerhin seit 2000 Jahren gültigen anderslautenden Theologie zu begründen. Tatsächlich ist dieser Erklärung Theologie oder jede Form des transzendenten Denkens vollständig fremd. Sie konstatiert: „Unsere Kirche kann jedoch nicht glaubwürdig die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in der Gesellschaft fordern, wenn sie innerhalb ihrer eigenen Strukturen Frauen die gleichen Rechte wie Männern verweigert“ und erklärt so die Weiheämter zu einer Art staatsbürgerlichem Recht, dessen Inanspruchnahme sich aus einem gesellschaftlichen Begriff von Gerechtigkeit begründe. So denn auch der Slogan: „Gerechter Kirche sein – Nur mit gleichberechtigten Mädchen und Frauen hat unsere Kirche eine Zukunft.“
Ein wie auch immer gearteter Bezug auf Ordinatio Sacerdotalis von Papst Johannes Paul II. Ist unter diesen Umständen natürlich nicht erforderlich – statt dessen kritisiert die Erklärung die katholische Kirche in Kroatien, weil diese sich gegen die parlamentarische Ratifikation der Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt ausgesprochen habe. Der Europarat als höchste Instanz nicht nur der Gesetzgebung, sondern auch als Legitimator eines Geschlechtsbegriffes, der ganz wesentlich auf kulturmarxistischen Ideologemen beruht und deren politische Durchsetzung zum Ziel hat. So eine Analyse der Konvention auf kath.net.
Der BDKJ und seine Bundesfrauenkonferenz haben, so muß man schließen, ihre Verwandlung in eine rein säkulare Organisation ohne Bindung an die christliche Lehre oder das Naturrecht erfolgreich abgeschlossen. Nicht schön, aber in der Sache selbst hat das nur geringe Bedeutung - so schnell, wie hier erhofft, wird keine Synode den verlangten Kurswechsel umsetzen.
Und das ist eigentlich zu bedauern. Der offene Übergang der römischen Kirche zu einer neokatholischen Organisation, die sich so wie etwa die britischen Anglikaner zur Aufgabe ihrer apostolischen Lehren und Traditionen bekennt – und den damit verbundenen Preis zu zahlen bereit ist – könnte viele Unklarheiten beseitigen. Heute ist es dem glaubenstreuen Katholiken, den es in eine „moderne Gemeindemesse“ eines modernistischen Pfarrers verschlagen hat, oft kaum möglich, zu erkennen, ob der Vorsteher mit seinen Aktionen „tun will, was die Kirche tut“ – ob also tatsächlich die Messe gefeiert und das Sakrament bewirkt wird. Stünde eine Frau am Altar, wüsste man gleich, wo man dran ist: Alles nur Theater. Oder daß das Lehramt Papst Johannes Paul II. irrelevant war, so wie das aller Päpste vor ihm – und der nach ihm selbstverständlich auch.
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Kathrin Jefferts-Schori, katholisch getauft, noch als Kind mit der Familie den Episkopalen beigetreten, war von 2006 bis 2015 als erste Frau „Presiding Bishop“ der US-Episkopalkirche. Ihre despotischer Regierungsstil führte zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, deren Kosten sich im Verlauf der Jahre auf über 22 Mio $ summierten. Zahlreichen Abweichungen vom Glaubensbekenntnis der Anglikaner provozierten ständigen Streit auf allen Ebenen und endeten schließlich damit, daß mehrere Diözesen aus dem Verbund der Episkopalkirche ausschieden und sich zu einer Anglican Church of North America zusammenschlossen. Die Mitgliederzahl der Episcopal Church of US ist in den Jahren 2000-2016 von 2,3 Millionen auf 1,7 Millionen gefallen.
Ein unglaubwürdiger Kardinal
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- 14. April 2018
Ende März hat der Wiener Kardinal Schönborn per Interview wissen lassen, daß er keine prinzipiellen Einwände gegen die Priester- und Bischofsweihe für Frauen hat, daß das aber wohl ein künftiges Konzil beschließen müsse. Dann - so scheint der Mann anzunehmen, der sein Mäntelchen immer rechtzeitig nach dem Wind zu drehen versteht - dann wird die katholische Kirche einen ähnlich glänzenden Aufstieg erleben wie die Evangelischen oder die Anglikaner - ähm...
Der amerikanische Kirchenrechtler Edward Peters hat dazu am 11. April eine fachliche Stellungnahme veröffentlicht, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Hier unsere Übersetzung nebst einer Anmerkung:
Für gesellschaftliche Organismen, deren Ordnung sich auflöst, ist es typisch, daß gelegentlich hochrangige Mitglieder mit Aussagen auftreten, die, wenn man sie wörtlich versteht, grundlegenden Werten dieser Gesellschaft diametral widersprechen – und das, ohne den geringsten Widerspruch derer hervorzurufen, die Verantwortung für diese Gesellschaft tragen.
Die kürzlich geäußerten Bemerkungen des Wiener Kardinals Christoph Schönborn, die offensichtlich für die Priesterweihe von Frauen eintreten, widersprechen meiner Meinung nach mindestens drei wesentlichen kirchlichen Grundsätzen, ohne daß sie bisher, soweit ich das sehe, seitens der Kirchenführung in irgend einer Weise richtiggestellt worden wären. Ein erschreckendes Beispiel für die Erosion der Gesetzlichkeit in der Kirche.
Im einzelnen:
Offenbar ist Schönborn der Ansicht, „die Frage der Weihe von Frauen ist eine Frage, die zweifellos nur von einem Konzil entschieden werden kann. Das kann der Papst nicht allein machen, das ist eine zu große Frage, als dass sie vom Schreibtisch eines Papstes aus geklärt werden könnte.“ Diese Aussage enthält mindestens drei schwerwiegende Irrtümer ekklesiologischer Natur, und alle drei sind höchst irritierend – wenn man das, was Kardinäle in Interviews von sich geben, ernst nehmen kann.
Neue Liturgie für die neue Kirche
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- 10. April 2018
Summorum Pontificum hat in diesem Jahr während der Karwoche darauf verzichtet, auf die teilweise überaus zweifelhaften Formen einzugehen, mit denen die reformierte Liturgie diese Tage umgibt. Die überlieferte Lehre und Liturgie bietet genug andere und für das geistige Leben vermutlich förderlichere Themen. Dennoch nehmen wir dankbar zur Kenntnis, daß Uwe Lay auf seinem Blog „Nachtgedanken“ den grundlegend umgestalteten „römischen Gründonnerstag“ noch einmal zum Thema gemacht hat. Die Praxis des aktuellen Pontifikats bedeutet nicht „nur“ einen tiefen Bruch in den liturgischen Formen und ein Abrücken vom bisherigen Rechtsverständnis der Kirche. Sie signalisiert auch ein fundamental anderes Verständnis von Bedeutung und Funktion des Bischofs von Rom und letztlich auch von „Kirche“ insgesamt. Deshalb also sehr zur Lektüre empfohlen Uwe Lays Artikel „Füße waschen und Abendessen statt Gründonnerstagsmesse?“
Und wo gerade von „grundlegende Änderung des Kirchenverständnisses“ die Rede ist, soll auch auf einen heute auf (neo)„katholisch.de“ erschienen Text des emerierten Kirchenrechtlers Heribert Hallermann hingewiesen werden. Hallermann sieht die Lösung des Konflikts der Bischöfe um die Kommunionspendung an nicht-katholische Ehepartner im Zuge der allgemeinen Entgrenzungsideologie darin, vom bisherigen als zu exklusiv empfundenen Kirchenverständnis ganz abzurücken: Irgendwie sind doch alle katholisch.
Ersetzung - nicht Absetzung
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- 09. April 2018
Die Erklärung des Kongresses „Katholische Kirche, wohin gehst Du“ bringt wie zu erwarten keine Sensation, aber doch eine Überraschung: Das von den Unterzeichnern „im Einklang mit der authentischen Lehre der Kirche“ abgelegte Zeugnis enthält nämlich nicht weniger als die Antwort auf die von den vier Kardinälen vor anderthalb Jahren eingereichten „Dubia“, auf die der Papst bis heute eine „im Einklang mit der authentischen Lehre der Kirche“ stehende Antwort verweigert.
Nicht unter Berufung auf Ränge und Ämter, die der despotisch agierende Papst ihnen ja jederzeit nehmen könnte, sondern als „getaufte und gefirmte Glieder des Volkes Gottes“, geben die Kongressteilnehmer auf die von Bergoglio offensichtlich bewußt geschürten Zweifel die einzigen Antworten, die gläubige Katholiken geben können. Nachzulesen in sechs nüchtern und klar formulierten Sätzen, die selbstverständlich keinerlei „Verdammungsurteil“ gegenüber den „zivil wiederverheirateten Geschiedenen“ enthalten, sondern lediglich feststellen, was unumgänglich ist: Daß diejenigen, die nicht bereit sind, dem eindeutigen Gebot Gottes gemäß zu leben, darum nicht zur eucharistischen Kommunion zugelassen werden können. Alles Weitere bleibt der göttlichen Gnade anheimgestellt.
Mit dieser Antwort auf die Dubi ersetzen die Kongressteilnehmer die ausgebliebene Antwort des pflichtvergessenen Inhabers des päpstlichen Lehramtes. Sie können sich dabei neben den von ihnen angeführten Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils und des großen Lehrers John Henry Newman auch auf die logische Selbstverständlichkeit stützen, daß es nicht möglich ist, die Lehre zu ändern, ohne sie zu ändern. Auch nicht durch Tricksereien wie die nachträgliche Beförderung eines Briefes zur faktischen Unterstützung einer von anderen formulierten Auslegung eigener Aussagen in die Acta Apostilicae Sedis.
Die Urheber dieser klärenden Worte stellen sich damit nicht über den Papst, aber sie machen auf überaus praktische Weise deutlich, daß der Papst nicht über der Lehre steht. Auch unklare päpstliche Worte, anderen in den Mund gelegte Abweichungen von dem, was die Kirche immer gelehrt hat, können keine Entschuldigung dafür bieten, sich von dieser Lehre abzuwenden. Jeder Papst bleibt ihr Diener.
Die Erklärung gibt darüber hinaus einen wichtigen Anstoß, sich näher mit der Bedeutung des oft in gegensätzlicher Weise angerufenen „sensus fidelium“ zu befassen. Modernistische Theologen spielen gerne mit diesem Ausdruck, um demokratistische Elemente in Glaubens- und Sittenlehre einzufügen: Demnach wäre der rechte Glaube das, was die Leute nun mal so eben glauben. Gestern dies, heute das. Damit wird bewußt übersehen, daß ein solches Verständnis letzten Endes den „sensus infedelium“, das Sentiment der Glaubenslosen oder Glaubensschwachen, zum Maßstab macht. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Der „sensus fidelium“ ist der Glaubenssinn derer, die sich vorstellen können, für ihren Glauben das Martyrium zu erleiden. Nicht derer, die vor Betreten des Tempelbergs das Kreuz ablegen, das Jesus unweit dieses Ortes auf sich genommen hat.
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Der Vortrag, den Kardinal Brandmüller auf der römischen Konferenz zum Thema „Sensus fidei fidelium“ gehalten hat, ist inzwischen hier nachzulesen.
Kirche ohne Gott und Gedöns
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- 15. März 2018
Daß unser heutiger Beitrag dem Thema des gestrigen folgt, es sogar noch zuspitzt, ist keine redaktionelle Planung – aber auch kein Zufall: Unkatholische und antikatholische Ausführungen angeblich katholischer Repräsentanten sind im öffentlichen Raum weitaus häufiger anzutreffen als solche, die dem entsprechen, was 2000 Jahre lang als katholisch galt.
Aus Anlaß des 5-jährigen Thronjubiläums des Papstes hat der Deutschlandfunk ein Interview mit dem Münchener Pfarrer Rainer-Maria Schießler geführt Der schätzt Papst Franziskus sehr, vor allem dessen
unprätentiöse, einfache Art, dass Kirche hier sich nicht selbst produzieren muss, sondern sich erst dann als Kirche wiederfindet, wenn sie beim Menschen landet, dann, dass sie ihm die Würde zurückgibt, einer seiner wichtigsten Sätze bei Fragen der Veränderungen in der Kirche, prüft euer Gewissen, ihr entscheidet. So ein Gedöns, wie es bei uns in diesem Land gemacht wird mit der Kommunion und der konfessionsverschiedenen Ehe und er bei dem Besuch in der evangelischen Kirche im November 2015, wo diese evangelische Deutsche mit dem katholischen Römer verheiratet ist, wo er sagt, prüft ihr beide, sie und der Mann, prüfen Sie Ihr Gewissen und Sie entscheiden. Damit hat er uns eine Selbstständigkeit, eine Aufrichtigkeit zurückgegeben, die fern von jeder Spielerei ist.
Wir machen als „Gedöns“ um die Kommunion – ist doch nur a Stückerl Brot. Und die Kirche findet sich dann wieder, wenn sie beim Menschen landet, sich aufrichtet und selbständig wird. Der Stifter, der ihr die Sakramente anvertraut hat, um den Menschen zu dem Heil zu verhelfen, das nicht von dieser Welt ist – alles Gedöns und Sprüche.
Und drum schätzt Schießler Franziskus auch sehr,
wenn er auf dem Rückflug von Rio de Janeiro sagt, warum soll ich einen Gay verurteilen, der Gott sucht, dass wir nicht mehr hergehen und so blöde Sprüche aus dem Vatikan hören wie "Homosexuelle kommen nicht in den Himmel". Das ist logischerweise völliger Blödsinn, aber es ist vor allem abschätzig, es ist vor allem menschenverurteilend. Er hat einen neuen Stil hereingebracht, wie man mit den Menschen umgeht, und das, glaube ich, ist das Allerwichtigste, bevor wir zu konkreten Schritten gehen. Wir dürfen einen Papst nicht daran messen, wann er den Zölibat aufgehoben hat oder das Priestertum der Frau eingeführt hat.
Dem Interviewer ist das nicht vorwärtsdrängend genug, und er fragt nach, ob man diese drängenden Aufgaben denn aufgeben müsse. Der Interviewte bleibt cool: